Ahnenforschung: Ordnung halten

Im Moment beschäftigt mich die Familiengeschichte. Ich bin auf eine Menge zusammengetragene Akten aus den 1930gern gestoßen und habe zudem angefangen, die Familienbilder zu beschriften, damit man später noch weiß, wer darauf zu sehen ist. Hier wollte ich mal ein paar Stichpunkte zum Thema „Ordnung halten“ aufschreiben.

Personen sortieren

Ich habe anfangs komplett unterschätzt, wie viele Familien in so einem Stammbaum stecken. Ich gebe zu, ich hatte anfangs vage meinen Familiennamen und den Geburtsnamen meiner Mutter im Kopf. Dass es eine Generation davor noch zwei, drei andere Familiennamen gab, wusste ich auch. Aber wie das so ist, man unterschätzt als Nicht-Mathematiker exponentielles Wachstum. Da ich nicht von immer untereinander heiratenden Adeligen abstamme, verdoppelt sich die Anzahl der Familiennamen pro Generation. Bisher bin ich erst auf eine uneheliche Geburt gestoßen, wo der Vater unbekannt ist. Ansonsten hat man in meiner Generation einen Familiennamen, bei meinen Eltern zwei, bei meinen Großeltern vier, bei meinen Urgroßeltern acht usw. Dazu kommen noch Seitenzweige, zweite Ehen, Ehepartner von Onkeln und Tanten etc.

Wie sortiert man nun Dokumente und Fotos? Der naive Ansatz Ordner „Familie Ruthenberg“, „Familie Westphal“ etc. anzulegen hat schon mal nicht funktioniert. Das fängt schon damit an, wohin man Ehefrauen einsortiert. Kinderbilder in den einen Ordner und alles nach der Hochzeit in den anderen?!

Ich bin letztlich auch nur Laie, aber bei mir läuft das jetzt so:

  • Alle Personen werden unter ihrem Geburtsnamen geführt.
  • Alle Fotos kommen in den Ordner der ältesten Person auf dem Bild.
  • Jeder direkte Vorfahre bekommt eine Nummer nach dem Kekule-System.

Geburtsnamen vs. Ehenamen

Den Hinweis, Frauen (bzw. heutzutage alle Personen, mich selber eingeschlossen) immer unter ihrem Geburtsnamen zu führen, fand ich relativ schnell in einschlägigen Genealogie-Foren. Auf den ersten Blick mag das komisch erscheinen, denn viele Frauen heirateten früher mit 20 Jahren und lebten dann vielleicht 40 bis 60 Jahre unter ihrem Ehenamen. Aber auch früher schon kam es vor, dass eine Witwe erneut heiratete, und spätestens dann wird es schwer, sich für einen Hauptnamen zu entscheiden. Immer den Geburtsnamen zu benutzen, vereinfacht das und macht auch gleich die Zugehörigkeit zur Familie deutlich.

In Gramps, welches ich als Genealogie-Software benutze, kann man jeder Person mehrere Namen zuweisen und dann einen davon als Standardnamen markieren. Auf diese Weise kann man auch abweichende Angaben aus Kirchenbüchern erfassen. Jeder Name kann zudem ein Datum bekommen, so dass man auch in dieser Ansicht sieht, ab wann ein anderer Name benutzt wurde. Das ist zumindest heute gar nicht zwangsläufig der Tag der Hochzeit. Ich habe z.B. den Namen meiner Frau mit der Geburt unserer Tochter angenommen.

Ordnung halten bei den Fotos

An diesem Punkt bin ich noch nicht sehr weit gekommen. Ich sortiere vieles noch. In Gramps kann man Fotos an einer Person hochladen und dann an vielen anderen Personen ebenfalls einbinden, ggf. auch nur als Ausschnitt. So sehr ich Gramps schätze, so kommt doch zuerst einmal die Sortierung auf der Festplatte. Und da kann das Foto halt immer nur in einen Ordner kommen. Die Regel, es immer der ältesten auf dem Foto abgebildeten Person zuzuordnen, fiel mir dann irgendwann ein, da ich halt nun mal als Ordnungssystem einen Ordner pro Person vorgesehen habe.

Das hat natürlich den Nachteil, dass Bilder von größeren Familientreffen ggf. auf viele Ordner verteilt werden: Ein Bild der Oma mit ihren Enkeln kommt in den Ordner der Oma, die Bilder nur der Enkel kommen in deren jeweilige Ordner, und dann hat vielleicht noch die Tante mit den Kinder posiert… Wie gesagt, an diesem Punkt bin ich noch nicht endgültig sicher, wie man das am besten macht. Das A und O ist aber in jedem Fall die eindeutige Beschriftung, auch im Dateinamen. Auch hier verlasse ich mich nicht allein auf Metadaten in Gramps, sondern schreibe die Personen auf dem Bild so gut es geht in den Dateinamen. Der muss nicht unbedingt schön sein, nur eindeutig.

Ansonsten habe ich angefangen, alle eindeutig datierbaren Fotos vorne mit der Jahreszahl zu versehen. Idealerweise sind dann alle Bilder einer Person in deren Ordner chronologisch geordnet. In der Realität habe ich aber meistens für viele Bilder keine Angabe, wann sie aufgenommen wurden.

Bei Dokumenten oder Fotos, die Ehepaare betreffen, bin ich da übrigens leider kein Feminist und packe das immer konsequent in den Ordner des Ehemannes. Eindeutigkeit ist hier wichtig, da man weder auf der Festplatte noch im Ordner lange suchen möchte. In Gramps ist das dann ja wieder an allen betroffenen Personen referenziert.

Kekule-Nummern

Das System der Kekule-Nummern stammt weder von dem Virologen noch von dem Chemiker, sondern von dem Genealogen Stephan Kekule von Stradonitz. Ähnliche Nummerierungen wurden aber auch früher schon verwendet, es ist ja eigentlich auch sehr naheliegend. Die Nummern sind für die Nummerierung eines Stammbaumes im eigentlichen Sinne gedacht: Eine Person stellt das Ende des Baumes dar (Wurzel oder Quelle klingt falsch, weil das ja die jüngste Person ist), der- oder diejenige bekommt die Nummer 1. Der Rest leitet sich davon ab: Der Vater einer Person kriegt immer die doppelte Zahl, die Mutter entsprechend +1. Wenn ich in meinem Stammbaum also die Nummer 1 bin, ist mein Vater die 2 und meine Mutter die 3, mein Großvater väterlicherseits die 4 und dessen Frau die 5 usw.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Man kann jeder Person eine eindeutige Nummer zuweisen. Wieso das wichtig ist? Nun, das wird elementar, weil es früher offenbar üblich war, seinen Kindern einfach den eigenen Namen zu geben. Also so richtig, mit allen Vornamen. Ich habe also einen Carl Ludwig Theodor, dem als Namen für seinen Sohn nichts besseres einfiel als ihn auch Carl Ludwig Theodor zu nennen. Und solange man die Großeltern noch nicht ermittelt hat, kann man ja nicht mal sicher sein, dass die Generation davor das nicht auch so gehandhabt hat. In dem Fall wäre ja nicht mal eine Beschriftung mit „senior“ und „junior“ ausreichend.

Zudem hatte ich ja die Masse an Personen erwähnt die schon wenige Generationen zurückliegend zusammenkommt. Da kann man sich schnell verlaufen, und die Kekule-Nummern sind wie ein Sicherungsseil, das einen immer direkt wieder zur Quelle des Stammbaumes führt, wenn man mal verwirrt ist, wen man da vor sich hat. Immer halbieren, dann kommt man schnell wieder bei bekannten Personen heraus. Außerdem hat man die Generation anhand der Zahl immer im Blick: 1 = Generation 1, 2-3 = Generation 2, 4-7 = Generation 3, 8-15 = Generation 4 usw.

Natürlich ist dieses Nummerierungssystem sehr dem klassischen Familienbild verhaftet und stößt irgendwann an seine Grenzen. Wie geht man mit mehreren Ehen um, mit Geschwistern etc.? Ich hänge für Geschwister einfach Kleinbuchstaben an, wenn möglich in der Reihenfolge der Geburt. Wenn also meine Urgroßmutter mit der Nummer 0009 zwei Geschwister hatte, dann kriegen die die Nummer 0009a und 0009c (weil sie das mittlere Kind war). Und ja, wenn man später herausfindet, dass es dazwischen z.B. ein als Baby verstorbenes Kind gab, muss man das ggf. umbenennen. Ehepartner von Geschwistern, von denen man also nicht direkt abstammt, kriegen bei mir aktuell keine eigene Nummer. Die Daten und Fotos landen im Ordner des Ehepartners. Man kann sich auch hier Nummerierungsregeln ausdenken, aber ich wollte es an der Stelle nicht übertreiben.

Ohnehin muss man sich auch überlegen, was man eigentlich dokumentieren möchte: Den reinen Stammbaum zurück in die Vergangenheit? Oder eher ein großes Netz an Verwandten, das dann auch wieder vorwärts in die Gegenwart reicht? Ich war anfangs nur auf die Verwandten aus, fand dann aber Seitenzweige der Familie, die auf Fotos und in Briefen immer wieder auftauchten. Offenbar gab es da rege Kontakte zu Großcousinen, was ja auch Sinn ergibt. Diese Leute finde ich spannend, und ich werde sie so gut es geht ebenfalls dokumentieren. Wie ich ihre Ordner benenne muss ich aber noch überlegen. Ich werde das aber nicht zwangsläufig weiter bis in die Gegenwart verfolgen, denke ich, denn auch das kann mit der Anzahl der involvierten Personen schnell ausarten.

Nebenbei bemerkt: Die Nummern dienen ja auch dem Sortieren auf der Festplatte, und dafür sollte man rechtzeitig vorne entsprechend viele Nullen anhängen, damit die Ordner „1, 11 und 110″ dann nicht so hintereinander sortiert werden. Die höchste Nummer in meinem Stammbaum ist bisher die 318, aber man kann sich leicht ausrechnen, dass es dann auch nur noch zwei weitere Generationen braucht, um auf eine vierstellige Nummer zu kommen. Deswegen habe ich relativ früh angefangen, vierstellige Nummern zu vergeben.

Fazit

Mit den hier geschilderten Regeln entstehen nummerierte Personenordner auf der Festplatte und ein Ordner voller Dokumente und Fotos, die ebenfalls nach Nummern sortiert in Personenabschnitte sortiert ist. Man findet sich schnell zurecht und kann immer relativ schnell sagen, wie viele „Urs“ an eine Person dran gehören. Und ich sortiere gerade Personen ein, die im 18. Jahrhundert geboren wurden, das sind dann schon einige Generationen…

2 Gedanken zu „Ahnenforschung: Ordnung halten

  1. Genealogie ist echt spannend. Allerdings würde ich nie genug Energie und Interesse aufbringen, so richtig nachzuforschen, wie du das machst. Ich ärgere mich extrem, dass ich damals von meiner Oma väterlicherseits nicht den Ahnenpass abgeschrieben habe. Nach ihrem Tod war er plötzlich spurlos verschwunden. Zum Glück konnten wir wenigstens noch das Fotoalbum retten, dass ich mittlerweile komplett digitalisiert habe. Das geht aber auch nicht so weit zurück, dass ich Ordnerprobleme habe. Es gibt einen Ordner für die Familie meines Vaters und einen für die meiner Mutter und einen für unsere eigene. Bildnamen sind mit Datumsangaben sortiert (19370815_ImGarten – so in der Art). Für jede Person gibt es einen Unterordner nur mit den Bildausschnitten, wo sie drauf sind. Aber das ist eigentlich schon zu viel des Guten und wurde nicht mehr weitergemacht. War ursprünglich auch nur gedacht für die Profilbilder bei MyHeritage, die Webseite, wo wir alle vorhandenen Daten eingepflegt haben (das erinnert mich gerade daran, dass ich die zwei letzten Todesfälle in der Familie noch nachtragen muss ). Die Seite finde ich auch deswegen gut, weil dort diverse Datensätze verschiedener Archivseiten nach und nach eingebunden werden und man ab und zu „Matches“ bekommt, die mit Daten aus dem eigenen Stammbaum übereinstimmen. Bestes Ergebnis mal für unsere Familie: Das Grab eines im Krieg verschollenen Onkels meiner Mutter wurde uns eines Tages angezeigt, da die Daten von Soldatengräbern in Frankreich mit der Seite verknüpft würden.

  2. Hallo.

    Ich mache auch Ahnenforschung, jedoch nur väterlicherseits, da mütterlicherseits ebendort schon vieles erforscht worden ist.

    Väterlicherseits gibt es bei mir Ahnenschwund bzw. Ahnen kommen mehrfach vor, hoch drei, da meine Großeltern (beide selig), wie auch deren Eltern jeweils untereinander und gegengleich miteinander verwandt gewesen sind.

    In einem kleinen Dorf und einiger Erst- und Zweitehen sei dank, sonst ginge sich das alles nicht aus.

    Leider gibt es auch da und dort – tote Punkte – d.h. Vater unbekannt.

    War es der Pfarrer oder der Briefträger ? 😉 Oder gar ein Adeliger ? 😉

    Mehr dazu gerne via E-Mail, wenn Interesse an Forschungsaustausch besteht.

    Liebe Grüße

    Andrea

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)