Neues Jahr, neues Glück was Kinobesuche betrifft. 2022 war ich wieder nur einmal im Kino, und diesen Artikel hier habe ich Mitte September gestartet. Aber immerhin: Es hat dann doch dreimal mit dem Kinobesuch geklappt!
Barbie
Gesehen: 19. August 2023, auf Englisch, Kino: Kinopolis Bad Godesberg, IMDB-Infos
Barbie lebt ihr perfektes Leben in ihrer perfekten Welt. Chillen am Strand, abhängen mit ihrem Verehrer Ken, Party im Barbie-Haus. Alles ist perfekt. Bis sich merkwürdige Zwischenfälle häufen: Barbies Fußsohlen berühren den Boden, sie stürzt aus der ersten Etage ihres Hauses und, vielleicht am schlimmsten, dunkle Gedanken über den Tod plagen sie. Schließlich erfährt Barbie, dass die Barriere zwischen der Barbie-Welt und der Menschen-Welt durchlässig geworden ist, und dass sie das nur in der Menschen-Welt gerade rücken kann. Unsere Welt ist jedoch so gar nicht, wie sie sich Barbie vorgestellt hat…
Tja, was soll ich sagen. Wenn ich 2023 nur einmal ins Kino gehe, wäre das nicht meine allererste Wahl gewesen, aber Gelegenheit schafft Kinobesuche. Weil meine Frau den Film also mit einer Freundin sehen wollte (dieser Fakt ist vermutlich noch merkwürdiger als die Tatsache, dass ich ihn schauen gegangen bin), hab ich mich halt angeschlossen – und habe es nicht bereut. Sich ein künstlicheres Spielzeug als die Barbie vorzustellen fällt schwer. Wie also verfilmt man das mit über 100 Millionen Dollar als Realfilm, ohne dass das Ergebnis lächerlich aussieht? Der alte Super-Mario-Film zeigt, wie es nicht geht. Greta Gerwig dagegen hat einen Film geschaffen, der so komplett over-the-top ist, dass man es einfach lieben muss! Gefühlt kommt sehr wenig CGI zum Einsatz oder es sieht zumindest so aus. Der unwirkliche Plastiklook der Plastikkulissen passt perfekt zur Barbie-Welt. Mein Highlight war Ryan Gosling als Ken. Für die Darstellung des grenzdebilen Kens sollte er Preise gewinnen!
Natürlich kann man das alles fragwürdig finden, und ich bin nicht sicher, dass ich dem Film seine behauptete feministische Botschaft abkaufe. Letztlich verdient eine Mega-Corporation daran einen Riesen-Haufen Geld. Dass der Film das augenzwinkernd thematisiert und auch die Mattel-Bosse komplett durch den Kakao zieht ändert daran ja nichts. Die Bewertung fällt mir aber auch schwer, weil gefühlte zwei Minuten vor Filmende der Saal dunkel wurde. Als dann draußen ein Feueralarm losging und sich im Saal nichts tat (kein Strom, kein Licht, keine Ansage von irgendwem), haben wir das Kino vorsorglich verlassen. Insofern bin ich nicht mal sicher, was die letztendliche Message von Barbie ist. Aber diesen Film schaut man sich auch nicht wegen der Message an, sondern weil es mit Sicherheit der verrückteste und unterhaltsamste Film des Jahres ist.
A Haunting in Venice
Gesehen: 02. Oktober 2023, auf Deutsch, Kino: Stern-Kino Bonn, IMDB-Infos
1947: Hercule Poirot lebt zurückgezogen in Venedig und will an keinen Fällen mehr arbeiten. Doch eines Tages taucht seine alte Freundin Ariadne Oliver auf und überredet ihn, an einer Seance des Mediums Joyce Reynolds teilzunehmen. Poirot glaubt an nichts Übernatürliches und kann der Versuchung nicht widerstehen, die Schwindlerin zu entlarven. Ausgerechnet am Halloween-Abend soll die Seance im Palazzo der Opernsängerin Rowena Drake stattfinden, welche Kontakt zum Geist ihrer toten Tochter aufnehmen will. Doch während draußen ein Unwetter tobt, tritt im Palazzo ein Gespinst aus alten Geheimnissen, Lügen und ganz realen Mordversuchen zu Tage…
Wir hatten die Tage davor Kenneth Branaghs erste beide Filme um den Detektiv Hercule Poirot gesehen, welche der Tochter sehr gefallen haben. Ich fand tatsächlich beide Filme etwas zu überbordernd inszeniert, David Suchets Version von „Mord im Orient-Express“ gefiel mir z.B. besser. Die düster und geheimnisvoll wirkenden Filmplakate haben uns dann aber doch ins Kino gelockt (die Tochter liebt so etwas), und ich fand den Film sehr kurzweilig. Von den dreien gefiel er mir am besten, auch weil hier der Fokus mehr auf der Geschichte lag und weniger auf hochkarätigen Hollywood-Schauspielern. Der Film basiert auf einem Poirot-Roman von Agatha Christie, aber einem eher unbekannten, der zudem wohl fürs Drehbuch noch stark angepasst wurde. Man wusste hier also nicht von Anfang an, wie die Auflösung aussieht. Kenneth Branagh spielt Poirot routiniert und glaubwürdig, und auch der Rest des Settings ist stimmig. Wir würden einen Teil 4 auf jeden Fall schauen gehen.
Napoleon
Gesehen: 26. November 2023, auf Deutsch, Kino: Kinopolis Bad Godesberg, IMDB-Infos
1789: In den Wirren der französischen Revolution macht sich der Marineoffizier Napoleon Bonaparte nützlich und erringt einen Sieg gegen englische Truppen, der ihm die Beachtung der Revolutionäre einbringt. Er wird befördert und heiratet die Witwe Josephine, die ihn fortan auf seinem Weg vom korsischen Soldaten zum ersten französischen Kaiser begleitet…
Ich mag Ridley Scotts Filme und fand Joaquin Phoenix‘ Darstellung Napoleons gelungen. Und doch hat mich der Film etwas ratlos zurückgelassen. Die Geschichte hangelt sich an der Beziehung von Napoleon und Josephine entlang, immer wieder wird aus deren Briefen zitiert (echten überlieferten Briefen, nehme ich an). Dazwischen wird zu diversen Highlights von Napoleons Leben geschaltet: Der Ägypten-Feldzug, die Schlacht von Austerlitz, die Kaiserkrönung, der Russland-Feldzug. Aber während man im ersten Drittel noch das Gefühl hat, dass der Film zu erklären versucht, wie aus dem unbedeutenden Offizier der mächtigste Mann Europas werden konnte, wird es danach schnell episodisch. Der Regisseur scheint seinen Hauptcharakter nicht wirklich zu mögen. Gegen Ende werden dann auch wirklich wichtige Dinge übersprungen. So taugt der Film leider nicht für den Geschichts-Unterrricht, und auch Napoleons Charakter tritt nicht wirklich zu Tage. Schade, denn optisch ist er durchaus sehenswert.
So, wir haben Juli 2024 und ich hatte einfach vergessen, den Entwurf auch mal zu veröffentlichen. Der Artikel für 2024 ist angefangen und schon mit zwei Filmen gefüllt. Das sieht gut aus!