Ich wollte schon lange mal ein paar Zeilen über mein neues Smartphone schreiben. Hauptsächlich für mich selber, wenn ich diesen Beitrag in vielen Jahren mal wieder rauskrame und über die Details der damaligen Geräte staune. Wobei, „neu“ ist es jetzt nach acht Monaten Dauereinsatz auch nicht mehr direkt.
Zur Erinnerung: Nach der Geburt meiner Tochter habe ich smartphone-mäßig mit einem Galaxy S1 angefangen, mit dem ich alles in allem eher unglücklich war. Im Januar 2015 habe ich dann auf ein Samsung Galaxy S4 mini aktualisiert (GT-I9195). Das hat sich relativ schnell einen festen Platz in meinem Alltag gesichert: zum Musik hören auf der Arbeit, als Wecker, um Sachen nachzuschlagen und zum spontanen geocachen. Die Hardware war 1A für ihre Zeit und würde sicher noch viele Jahre funktionieren. Das S4 mini passte in jede Hosentasche, und ich habe nach wie vor keine Ahnung, wie man ein Smartphone kaputt bekommt. Gehakt hat es eigentlich nur an der Software. Android 4 war im Vergleich zu Android 2 schon benutzbar, aber es gab dann doch immer wieder Dinge, die mich gestört haben am S4. Vorinstallierte Apps, die kein Mensch braucht, müllten zum Beispiel die Platte voll. Der Speicher war dann gegen Ende auch tatsächlich voll, und irgendwann kann man einfach nichts mehr löschen. Updates gab es von Seiten Samsungs einfach keine, Backups waren nicht wirklich vorgesehen und so weiter. Das Betriebssystem war einfach etwas frickelig und bevormundend.
2016 hatte ich mir in dem verlinkten Beitrag ja schon Gedanken gemacht, was ein neues Smartphone können müsste, um mich zu überzeugen. Ich fand die sieben Punkte jetzt auch nicht irgendwie zu viel erwartet oder total an den Haaren herbeigezogen. Wenn man für dieses Geld ein Gerät kauft, sollte es seine Arbeit verrichten und einen nicht ständig irgendwie einschränken. Nun ja, wie man sieht, hat es dann noch dreieinhalb Jahre gedauert, bis ich mich endlich für ein Gerät entscheiden konnte. Im Februar 2020 habe ich relativ kurz entschlossen ein LG G8s ThinQ (LM-G810EAW) gekauft. Und was soll ich sagen, ich bin damit einfach sehr zufrieden und weine Samsung keine Träne nach!
Hier ein paar Daten zum neuen Gerät für mein Future Self:
- 1440p FullVision AMOLED-Display, Bildschirm-Diagonale von 6,1 Zoll, Seitenverhältnis von 19,5:9
- Qualcomm Snapdragon 855-System-on-Chip mit 6 GB RAM
- Speicherplatz 128 GB, durch SD-Karte erweiterbar
- Metallgehäuse mit Glasunterlage
- Android 9, mittlerweile Update auf Android 10
Wie kam es nun, dass ich mich endlich mal entscheiden konnte? Ganz einfach, das liegt an diesem Legoset:
Das habe ich Helena zu Weihnachten geschenkt. Bei „Hidden Side“ kann man mit dem Smartphone Geister in der verspukten Schule sichtbar machen. Das ist natürlich ein selten benutztes Gimmick, und das tolle Set ist auch so sein Geld wert. Aber nun hatte ich es eben gekauft und wollte die Geister dann auch sehen! Irgendwo im Laden hing ein Link zur Liste der unterstützten Geräte, aber ich dachte mir damals, unser Tablet ist ein relativ neues High-End-Modell von Samsung, das wird das ja wohl können. Konnte es dann doch nicht. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass man für „Hidden Side“ die AR-Plattform von Android braucht, welche nur auf einer wirklich eingeschränkten Liste an Geräten unterstützt wird.
Aber wie man so schön sagt: Wenn das Leben dir eine wirklich eingeschränkte Liste an Smartphones gibt, mach das beste draus und such dir halt eins aus. 🙂 Ich habe die Liste runtergekürzt und folgendes rausgeworfen:
- alle Samsung-Geräte (da eine kurze Recherche gezeigt hat, dass alle meine Kritikpunkte am S4 mini auf aktuelle Geräte immer noch zutreffen)
- alle China-Geräte (ich weiß, Huawei ist einer der ganz großen Hersteller, aber ich gebe denen mein Geld nicht)
- alle Google-Geräte (also die Pixel-Handys – ich weiß, man kommt bei Android an Google nicht wirklich vorbei, aber so ganz hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben, das Smartphone mit möglichst wenig Google zu betreiben; und dass das mit einem Pixel-Handy nichts wird, war klar)
- alle Geräte, die älter als anderthalb Jahre sind (das Smartphone sollte mich idealerweise ja wieder einige Jahre begleiten, und da bringt es nichts, wenn es beim Kauf schon veraltet ist)
- alle Geräte, die in Deutschland nicht erhältlich sind
Damit war die Liste dann schon relativ übersichtlich, und ich konnte anfangen, die Kriterien in eine Tabelle einzutragen. Am Ende blieben 5 Geräte übrig, die in die engere Auswahl kamen: Das Asus Zenfone 6, das Nokia 8.1 von HMD Global, das LG G8S ThinQ, das moto g⁷ von Motorola (bzw. Lenovo) in verschiedenen Varianten und das motorola one vision. Letzteres war mein Favorit, es hatte auf dem Papier einfach alles, was ich haben wollte.
Im Media Markt habe ich mal angeschaut, wie die Smartphones sich so anfühlen, denn das kann man aus einer noch so umfangreichen Online-Review halt nicht herauslesen. Beim One Vision hat es sich leider herausgestellt, dass der extrem hohe Formfaktor mich doch gestört hat. Das Smartphone ist nämlich angenehm schmal (man kann es gut in einer Hand halten), aber dafür extrem hoch. Irgendwie erinnerte es mich eher an eine Fernbedienung, und da ich das Handy eigentlich immer in der Hosentasche herumtrage, wäre ich damit nicht glücklich geworden. Das LG G8 hat mich dagegen angesprochen.
Normalerweise hätte ich nun noch weitere Wochen oder Monate gegrübelt, auf neue Modelle gewartet, doch noch mal das Fairphone angeschaut etc. Zum Glück hatte Diana darauf keine Lust und hat einfach abends um 7 gesagt „Wir kaufen das jetzt“. Also sind wir Samstag Abend um 19:40 noch mal in den Media Markt reingeschneit und ich habe das Gerät tatsächlich mal beim sympathischen kleinen Händler um die Ecke gekauft, wo ich es auch angeschaut hatte, anstatt es bei Amazon zu bestellen. Es hat ja auch was Tolles, es direkt in den Händen zu halten und es am Montag schon fertig eingerichtet mit zur Arbeit nehmen zu können.
Das LG G8 ist mit 7,5×15,3 cm viel riesiger als mein altes S4 mini (das linke auf dem Bild ist das alte Galaxy S1, in der Mitte das S4 mini). Aber wer hätte es gedacht: Man gewöhnt sich extrem schnell daran, und es macht tatsächlich mehr Spaß, auf dem großen Bildschirm Texte zu lesen, Fotos anzuschauen etc. In einer Hand halten kann man es dennoch, und mittlerweile merke ich das auch nicht mehr unangenehm. Es ist relativ schwer und wirkt hochwertig mit seiner Glasrückseite. Irgendwie wäre es Quatsch, sich ein dünnes und hochwertiges Gerät zu kaufen und es dann in einen dicken, billigen Gummi-Bumper einzusperren, deswegen nutze ich das G8 im Moment so. Bisher hatte ich Glück und es ist mir nicht heruntergefallen, auch wenn das morgens beim Aufwachen manchmal schon gefährlich ist (das Gerät liegt dann auf einem hohen Stapel ungelesener Bücher). Unterwegs wohnt es in einer neuen Handytasche von Yomix, die wie immer ihren Zweck voll erfüllt.
Das G8 hat alles mögliche an Gadgets eingebaut, die mich ehrlich gesagt nicht interessieren. Die AirMotion-Gestensteuerung habe ich z.B. tatsächlich noch nicht einmal ausprobiert. Was soll ich sagen, ich habe nicht viel Geduld dafür, mir Anwendungsfälle für Features auszudenken, die ich gar nicht brauche. Es stört allerdings auch nicht, dass es eingebaut ist. Ebenso verhält es sich mit dem Fingerabdrucksensor: Der ist netterweise auf der Rückseite angebracht, wo ich ihn wunderbar ignorieren kann und auch nicht aus Versehen drauf komme. Ansonsten ist das LG G8 einfach ein rundum taugliches Gerät. Der Bildschirm ist super, die Kamera macht gute Bilder (nicht auf dem Niveau einer Profi-Kamera, aber das muss sie ja auch gar nicht) und der Sound ist gut, sowohl mit Lautsprecher als auch mit Kopfhörer. Die 128 GB Speicher werde ich so schnell nicht ausreizen und der Prozessor reagiert schnell und flüssig.
Wie sieht es nun mit der Wunschliste aus meinem Meckerbeitrag von 2017 aus? Schauen wir mal:
- Betriebssystem-Updates ohne durch irgendwelche brennenden Reifen springen zu müssen – Jawohl! 🙂
- einfacher Zugriff auf Root-Funktionen – Keine Chance! 🙁
- wechselbarer Akku (aus Prinzip) – Leute mit Prinzipien haben heutzutage leider keine schönen Smartphones. 🙁
- keine vorinstallierten Apps, die sich nicht deinstallieren lassen – Geht so, dazu gleich mehr.
- einfacher USB-Zugriff, ohne alle Daten durch die Cloud oder über iTunes schleifen zu müssen – Klappt mehr oder weniger so wie unter Android 4.
- einfache Backup-Möglichkeit über einen Cloud-Service meiner Wahl – Muss man sich selber zusammenfrickeln, wie immer bei Android.
- Möglichkeit Speicher per SD-Karte zu erweitern – Yep, klappt. 🙂
Wunschlos glücklich bin ich also nicht, aber was will man machen. Ein wenig zickig war ich tatsächlich mit den vorinstallierten Apps. Im Vergleich zu Samsung ist das aber sehr moderat. In der vollständigen App-Liste von Android finde ich im Moment den Amazon Assistant, Gmail, verschiedene LG-Apps und einen Haufen unnötiger Google-Apps. Die lassen sich nicht deinstallieren, aber immerhin deaktivieren. Dann sieht man sie in der Liste im Play Store nicht mehr und sie nerven nicht damit, dass sie sich dauernd aktualisieren wollen. Nach dem Einlegen der SIM-Card tauchte noch Facebook auf (über die SIM-Card?), aber das ließ sich immerhin deinstallieren.
Den Wechselakku musste ich aufgeben, das gibt es einfach kaum noch. Dafür hat das Gerät immerhin noch eine Klinkenbuchse, was heutzutage offenbar auch keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Aber ganz toll: Ich kriege regelmäßig alle paar Wochen oder Monate Sicherheits-Updates, und vor kurzem gab es sogar das Update auf Android 10! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich da als jahrelanger Samsung-Nutzer jedes Mal wieder staune, wenn ich die Updates abnicken kann. 🙂
Alles in allem ist das LG G8s einfach ein tolles Gerät, das mich hoffentlich viele Jahre lang begleiten wird. Während mich das S4 mini mit einem Bild aus „Game of Thrones“ begrüßt hat, bin ich beim G8 auf der Suche nach Hintergrund-Bildern bei einem wunderbaren Foto der Milchstraße über einem dunklen See hängen geblieben. Damit kann ich eine lange Zeit leben, denke ich.
Update dreieinhalb Jahre später: Das LG G8s ist noch immer mein treuer Alltags-Begleiter, und ich bin sehr zufrieden damit. Es ist ein Highend-Gerät, an dem es nichts zu meckern gibt und das einfach funktioniert! Es macht schöne Fotos, der Speicher ist erst zu 46% voll und alle Apps werden flüssig ausgeführt. Nur dass LG die Produktion von Smartphones wohl eingestellt hat, trübt meine Freude etwas. Das Handy sollte mir also besser nicht runterfallen.
Mittlerweile läuft es mit Android 12 (aktuell wäre im Moment 14) und das letzte Betriebssystem-Update ist vom November 2022. Mit Updates war es das vermutlich, fürchte ich. Trotzdem weit mehr als ich bei Samsung je bekommen habe.