Terry Pratchett: Eric

Cover EricRezension zu „Eric“ von Terry Pratchett, 9. Scheibenwelt-Roman, Originaltitel: „Eric“, Ersterscheinung: 1990 (UK)

Deutsche Ausgaben: „Eric“, 1992, Wilhelm Heyne Verlag München, 154 Seiten; „Eric“, 2006, Piper Verlag

Inhalt

Rincewind, den glücklosen Zauberer, hat es in die Kerkerdimensionen verschlagen. Von dort wird er von Eric beschworen, der eigentlich auf einen etwas mächtigeren Dämonen gehofft hatte. Denn Eric ist der jüngste Dämonologe der Scheibenwelt (er ist vierzehn), und er möchte die üblichen drei Wünsche erfüllt haben: Herrschaft über die Königreiche der Welt, die schönste Frau aller Zeiten und ewiges Leben. Keiner ist überraschter als Rincewind als sich auf sein Fingerschnippen hin Erics Wünsche zu erfüllen beginnen, wenn auch nicht ganz so, wie Eric es sich vorgestellt hatte…

Hauptpersonen

  • Eric Thursley – der jüngste Dämonologe der Scheibenwelt
  • Rincewind – wird wie üblich gegen seinen Willen in Abenteuer verwickelt
  • Astfgl – der König der Unterwelt hat Probleme mit seinen Untergebenen
  • Lavaeolus – ein ephebischer Kriegsheld

In weiteren Rollen

  • Truhe
  • TOD
  • der Bibliothekar
  • der Quästor, der Oberste Tutor und andere Professoren der Unsichtbaren Universität
  • Ponce da Quirm

Schauplätze

Tods Haus, Ankh-Morpork, Dschungel von Klatsch, Tsort, Beginn des Universums, die Hölle

Bewertung

Eric ist kein normaler Scheibenwelt-Roman. Das Buch ist nur 150 Seiten dick, und viele davon werden von farbigen Illustrationen von Josh Kirby eingenommen. Die Geschichte ist also beträchtlich kürzer als die normalen Romane, und deshalb auch schwer mit diesen zu vergleichen. Ich denke, am ehesten trifft es das Prädikat „nett“.

Terry Pratchett hat hier, wie das Cover des Buches dezent andeutet, „Faust“ als Inspiration genommen, die Geschichte aber an die Scheibenwelt angepasst. Rincewind ist der Dämon, der Erics Wünsche erfüllen soll, ohne dass er so genau weiß, woher seine Kräfte eigentlich kommen. Und was die Erfüllung der Wünsche betrifft, klappt das natürlich nicht ganz so, wie Eric es sich vorstellt. Pratchett packt hier eine ganze Reihe netter Iden hinein, und das Buch führt dabei mal wieder quer über die Scheibenwelt und durch die Zeit. So treiben sich Rincewind und Eric, wie immer beharrlich verfolgt von der Truhe, u.a. im legendären Krieg Ephebe gegen Tsort herum, von dem man ja in „Pyramiden“ schon gehört hat. Und was die Schilderung der Hölle betrifft, hat sich Pratchett wohl von Dante inspirieren lassen. War mir bisher gar nicht klar, dass es neben den vielen Göttern auf der Scheibenwelt auch noch eine Unterwelt gibt.

Da es noch eines der früheren Scheibenwelt-Bücher ist und aufgrund der Kürze, machen nicht zu viele bekannte Charaktere einen Auftritt. Trotzdem sehen wir neben Rincewind und der Truhe den Bibliothekar und den Tod wieder sowie einige der Zauberer der Unsichtbaren Universität. Damit ist die Atmosphäre des Buches schon mal vertraut. Und auch einige der Schauplätze sind ja schon bekannt, während mit den Tezumanern im Dschungel von Klatsch die Scheibenwelt um ein Maya-Pendant bereichert wird. 😉

Die Illustrationen von Josh Kirby sind im übrigen schön anzuschauen und phantasievoll gestaltet, wie seine Cover ja auch schon. Da das Buch bei Heyne in einem größeren Format und auf weißem, glänzenden Papier erschienen ist, kommen sie auch sehr schön zur Geltung.

Fazit

Die Geschichte selbst haut einen nicht um und ist ja auch nicht lang. Die Illustrationen sind hübsch, aber für sich nicht direkt ein Grund, das Buch zu kaufen. Trotzdem ist „Eric“ eine nette kleine Episode aus Rincewinds bewegtem Leben, und das Buch enthält durchaus auch viele nette Ideen. Man sollte nur nicht zu viel erwarten oder es mit den längeren Scheibenwelt-Romanen vergleichen.

Zitate

Zu Rincewinds herausragenden Talenten gehörte die Fähigkeit, schnell wegzulaufen, und in den vergangenen Jahren hatte er sie zu einer regelrechten Wissenschaft weiterentwickelt. […] Ich fliehe, und deshalb bin ich. Besser gesagt: Ich fliehe, und daher werde ich, mit ein wenig Glück, auch weiterhin sein.
[S. 44]

Es war kein hübscher, interessanter und offener Dschungel, wie ihn in Leopardenfelle gekleidete Helden bevorzugten, sondern ein Dschungel, der es ernst meinte, dessen grüne, mit Myriaden Dornen ausgestattete Mauern viele Stockwerke weit nach oben ragten, ein Dschungel, in dem alle Repräsentanten der Flora die Borke hochgekrempelt hatten und sich der anstrengenden Aufgabe widmeten, über die Konkurrenten hinauszuwachsen.
[S. 45]

Die wenigen zurückgekehrten Forscher haben einige nützliche Ratschläge für Teilnehmer zukünftiger Expeditionen notiert. 1) Man gehe allen herabhängenden Kletterpflanzen aus dem Weg, die am Ende mit Knopfaugen und einer gespaltenen Zunge ausgestattet sind. 2) Man rühre keine orangefarben und schwarz gestreiften Kletterpflanzen an, die auf dem Pfad liegen und zucken; häufig befindet sich ein Tiger am anderen Ende. 3) Man bleibe zu Hause.
[S. 48]

Jetzt begriff Rincewind, warum die Langeweile einen so großen Reiz auf ihn ausübte. Mit ihr ging die Überzeugung einher, dass woanders aufregende und gefährliche Dinge geschahen, die einen zum Glück nicht betrafen. Wenn Langeweile angenehm sein sollte, musste man sie mit etwas vergleichen.
[S. 132]

Die Rechte an obigen Zitaten liegen bei Terry Pratchett und den Verlagen. Dies soll keine Copyright-Verletzung darstellen, sondern lediglich zum Lesen des Buches anregen. Alle Seitenangaben beziehen sich auf die Heyne-Ausgabe.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)