Star Trek: Picard 1.02: Maps and Legends

Review zur „Star Trek: Picard“-Episode 1.02 „Maps and Legends“

SPOILER: Die Review geht ins Detail und verrät auch das Ende der Episode.

Kommentare zur Episode

F8Die Episode beginnt auf dem Mars, 2385. Plötzlich ist es möglich, Jahreszahlen einzublenden. Wieso nicht gleich so?

Die Szene zeigt uns den Angriff auf die Utopia-Planitia-Werften. Wir sehen eine Crew in einer Industrieanlage, die wenig charmant über ihre Androidenkollegen herziehen, bevor diese, scheinbar fremdgesteuert, das Verteidigungssystem von Mars gegen den Planeten einsetzen. Die Szene fühlt sich stark nach „Doctor Who“ an („Good morning, plastic people!“), aber das ist ja nicht direkt etwas schlechtes. Man fragt sich natürlich schon, wo die Androiden herkommen, nachdem man auf Sternenflotten-Schiffen 200 Jahre lang nicht einen einzigen Roboter gesehen hat. Gut, vielleicht gab es in den letzten 10 Jahren einen Durchbruch und sie haben sich schlagartig verbreitet. Aber eine Info dazu wäre an dieser Stelle schön.

Nichts desto trotz ist diese Eröffnungsszene bereits interessanter als die gesamte erste Episode. Wieso um Himmels Willen hat man damit nicht die erste Episode eröffnet? Das hätte Picards Interview gleich etwas Kontext gegeben, damit es sich weniger wie ein reiner Info-Dump anfühlt. „Show, don’t tell“ heißt es doch nicht umsonst.

Weiter geht es mit Laris und Zhaban. Die beiden unauffälligen Haus-Angestellten stellen sich als ehemalige Tal-Shiar-Agenten heraus. Interessant! Da ist noch eine Geschichte zu erzählen. Die beiden zaubern ohne jeden Beweis Geschichten über die Geheimorganisation Zhat Vash aus dem Hut, welche offenbar synthetische Lebensformen hasst. Hm, das geht mir zu einfach. Wenn das so unglaublich geheim ist, sollte es für Picard schwieriger sein, dahinter zu kommen. So ist das wirklich faules Storytelling.

„Cheeky fuckers“. Das ist also das Sprachniveau, auf dem „Star Trek“ mittlerweile angekommen ist. Hm. :-/

Die romulanische Scantechnologie wirkt auch sehr albern. Aus was soll das denn Bilder der Vergangenheit rekonstruieren?!

Als nächstes erfahren wir mehr über den Borg-Kubus. Das macht alles sogar Sinn soweit. Isa Briones spielt auch Soji sehr sympathisch. Mit Narek werde ich noch nicht so richtig warm.

Picard trifft sich mit einem alten Freund, dem Doktor der Stargazer. Das ist interessant, weil wir außer Jack Crusher nie einen Kollegen aus dieser sehr wichtigen Zeit für Picard gesehen haben. Die Diagnose, die Dr. Benayoun überbringt, bezieht sich dann wohl auf das Irumodische Syndrom, an welchem Picard in der Zukunft von „All Good Things“ litt.

Endlich sehen wir mal Sternenflotten-Offiziere. Die Uniformen sehen nicht komplett wie bei Voyager aus, aber sehr nah dran. Das kommt mir immer noch komisch vor. Der Admiral trägt irgendwas anderes. Sie ist übrigens nicht irgendein Admiral, sondern Chefin der Sternenflotte (CNC = Commander in Chief). Muss man auch erst mal wissen, um das Treffen einordnen zu können.

Wir erfahren etwas Background dazu, wieso die Sternenflotte damals den Romulanern die erst versprochene Hilfe verweigerte. Dieser ganze Part wird hoffentlich noch mit mehr Leben gefüllt, denn fürs erste kommt mir das alles komisch vor: Man hat mit den Romulanern Seite an Seite und mehr oder weniger problemlos gegen das Dominion gekämpft. Es wäre auch nicht übertrieben zu sagen, dass die Föderation diesen Krieg auch wegen der großzügig überlassenen Tarnvorrichtung der USS Defiant gewonnen hat. In der Shinzon-Krise standen Romulaner und die Föderation ebenfalls auf der gleichen Seite. Wieso sollte da nur wenige Jahre später die Stimmung unter den Mitgliedswelten der Föderation so schlecht sein, dass gleich 14 Völker mit dem Austritt drohen, wenn den Romulanern geholfen würde? Irgendwie kann man sicher eine Erklärung konstruieren. Aber man sollte sich schon die Mühe machen, das auch zu tun, denn so für sich passt es einfach nicht zum bekannten Star-Trek-Universum.

Soji und Narek

Und wieder zurück zum Borg-Kubus. Auch hier gibt es weitere Details. Offenbar arbeiten Forscher von vielen Welten auf dem romulanischen Kubus. Ist das die erste dunkelhäutige Trill, die wir sehen?! Der Chef des Checkpoints sieht interessant aus. Wer spielt den? … Marti Matulis. Kenne ich nicht, aber sieht zur Abwechslung mal interessant aus. An der Wand hängt ein Schild „This facility has gone … days without an assimiliation“. Wirklich? Das kommt mir etwas albern vor für so einen ernsten Ort. Wir erfahren auch, dass die Borg vom Kollektiv getrennt sind.

Picard trifft sich mit Dr. Jurati. Wir erfahren mehr über Dahj. Sie ist also doch nicht als normaler Mensch aufgewachsen, sondern wurde als Erwachsene vor drei Jahren konstruiert. Ok, dann macht das mit Datas Gemäde doch etwas mehr Sinn als ich in der letzten Review geschrieben hatte. Erneut agiert Picard allerdings nicht wirklich, sondern die Fakten werden ihm einfach auf dem Silbertablett angereicht. In einer Ensembleserie wie TNG wäre das jetzt der Job von Data, Geordi oder einem anderen Teammitglied gewesen, das zu recherchieren und dann Picard zu präsentieren. In dieser Serie mit nur einer Hauptfigur finde ich könnte Picard sich mal etwas mehr selber anstrengen.

Auf dem Borg-Kubus entfernen die Forscher Implantate von einer Drohne, die sich bisher in Stasis befand. Das ist sehr creepy umgesetzt. Ist das nicht irgendwie auch sehr unethisch? Aus „Voyager“ wissen wir ja, dass vom Kollektiv getrennte Drohnen mit ein bisschen Aufwand wieder in ein normales Leben zurückfinden können. Wieso würde man sie also jahrelang in Stasis halten? Aber ok, das Schiff gehört den Romulanern, die an solchen Fragen vielleicht nicht interessiert sind. Woran sie interessiert sind, erfahren wir vorerst aber nicht.

Picard zieht seinen alten Kommunikator an und sucht sich ein Schiff. Im Gespräch mit seinen Freunden kommt zur Sprache, wieso er sich nicht an seine alte Crew wendet. Er will sie nicht in Gefahr bringen. Hm, ich bin nicht sicher, ob ich das den Autoren so wirklich abkaufe. War diese Crew nach 16 Jahren gemeinsamen Dienst nicht an einem Punkt, wo man sich blind vertraut und solche Versuche, sich gegenseitig zu schützen, einfach nicht mehr ziehen? Kommt mir komisch vor, dass Picard so etwas versuchen würde. So wie die Serie angelegt ist, ist es wohl nötig, weil es ja nicht „TNG 2.0″ sein soll, sondern eben „Star Trek: Picard“. Aber aus Sicht von Picard macht es trotzdem nicht viel Sinn.

Wir erfahren, dass der gerade vorgestellte vulkanische Commodore wohl doch eher eine undercover operierende Vulkanierin ist. Tamlyn Tomita gibt mit dieser Rolle ihr Star-Trek-Debut. Man kennt sie aus dem „Babylon 5″-Pilotfilm, einer Highlander-Episode und so ziemlich jeder Serie, die seitdem gedreht wurde, wenn ich mir ihre Filmographie so durchlese… Eine romulanische Verschwörung in der Sternenflotte. Ok, das könnte spannend werden. Was bitte ist übrigens „Oh“ für ein bekloppter Name für einen Vulkanier?

Jean-Luc Picard

Der nächste Drehort in den kalifornischen Bergen… Ist da irgendwo nicht Captain Kirk gestorben? Wir lernen kurz Picards neue Mitstreiterin Raffi kennen. Ich bin gespannt zu erfahren, wieso er einen Sternenflotten-Kommunikator braucht, um sie zu kontaktieren. Sie wirkt nicht so, als würde sie für die Sternenflotte arbeiten. Raffi scheint zudem ein armenischer Jungennamen zu sein, aber nach Michael Burnham ist ja eh alles egal.

Zum Schluss wieder eine Szene auf dem Borg-Kubus. Narek ist also wohl ebenfalls ein Agent des Tal Shiar und gehört zur gleichen Gruppe wie der Commodore und seine Schwester. Sie suchen also weitere Androiden und hoffen, das von Soji zu erfahren. Bei dieser Storyline bin ich mir nicht sicher, ob das auf etwas Sinnvolles hinausläuft, aber schauen wir mal.

Fazit

„Maps and Legends“ ist keine großartige Star-Trek-Episode, aber sie ist immerhin anschaubar und durchaus spannend. Man kann diese neuen Episoden wohl auch einfach nicht mit den Folgen aus den 80gern und 90gern vergleichen, denn diese Serie hat einen durchgehenden Handlungsstrang. Am Ende wird eine in 10 Teilen erzählte Geschichte stehen und nicht 10 einzelne, unverwechselbare Episoden.

Trotzdem frage ich mich, wieso man aus den ersten beiden Episoden nicht einen 90-minütigen Pilotfilm gemacht hat. Hätte man die Geschichte etwas umstrukturiert und die spannenden Teile etwas besser verteilt, hätte das ein ganz brauchbarer Auftakt werden können. So kann man zumindest hoffen, dass sich „Star Trek: Picard“ weiter steigert und das schlechte und faule Storytelling, von dem alle modernen „Star Trek“-Inkarnationen geprägt und geplagt sind, sich in Grenzen hält. Wir sehen es in wenigen Tagen.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)