Filmkritik: Hellboy II – The Golden Army

Plakat Hellboy IIReview zum Film „Hellboy II: The Golden Army“ (dt. „Hellboy II: Die goldene Armee“), USA, 2008

Regie: Guillermo del Toro, Schauspieler:
Ron Perlman (Hellboy), Selma Blair (Liz Sherman), Doug Jones (Abe Sapien), Luke Goss (Prinz Nuada), Anna Walton (Prinzessin Nuala), Jeffrey Tambor (Tom Manning)

Inhalt

„Believe it or not: He’s the good guy.“

Die goldene Armee ist der Legende zufolge eine unbesiegbare Armee, welche die Fabelwesen im Kampf gegen die Menschheit unterstützen sollte. Doch dann wurde ein Vertrag geschlossen zwischen Menschen und Elfen und die mechanische Armee fiel dem Vergessen anheim. Jahrhunderte später gehört die Erde den Menschen und die Fabelwesen leben als Ausgestoßene im Verborgenen.

Ebenfalls im Verborgenen leben Hellboy und seine Kollegen vom BPRD. Jedenfalls wenn Hellboy nicht gerade mit öffentlichen Auftritten auf YouTube landet. Als in einem Auktionshaus eine antike Krone gestohlen wird, kommt das Team Prinz Nuada auf die Spur, dem Sohn des Elfenkönigs. Nuada kann sich mit dem Schicksal seines Volkes nicht abfinden und ist entschlossen, die goldene Armee zu erwecken, um mit ihr die Welt zurückzuerobern…

Bewertung

Ich kannte keinen der Hellboy-Comics, als ich vor einigen Jahren den ersten Film sah. Aber Hellboy gefiel mir auf Anhieb! Mal abgesehen davon, dass Guillermo del Toro wirklich weiß wie man einen guten Film macht, war Hellboy eine gelungene Mischung aus Action und Humor. Der Film nahm sich selber nur gerade so ernst wie nötig, und Ron Perlman verkörperte den riesigen aber doch auch sensiblen Superhelden perfekt.

Nun kam also Teil zwei in die Kinos, und bei aller Vorfreude hatte ich auch meine Bedenken, ob man diese gelungene Mischung so ein zweites Mal hinbekommen würde. Und was soll ich sagen: „The Golden Army“ hat meine Erwartungen voll erfüllt! Genau wie der erste Film nimmt sich auch Hellboy II nicht bierernst und hat einiges an Witz eingebaut. Was der Film dagegen ernst nimmt sind die Charaktere, die sich glaubhaft weiterentwickeln.

Meine größte Sorge war ehrlich gesagt, was aus Hellboy und Liz werden würde. Am Ende des letzten Filmes haben sich die beiden ja ihre Liebe gestanden, und ich war so halbwegs überzeugt, dass man das nicht weiter verfolgen würde. Das ist etwas, was ich an Filmen gar nicht leiden kann: Wenn eine Fortsetzung ein zentrales Element des vorherigen Filmes nimmt und einfach ignoriert oder negiert, so á la „MIB 2″, welches das komplette Ende des ersten Filmes ad absurdum geführt hat. Aber schon in den ersten Minuten wird man hier positiv überrascht, denn Hellboy und Liz sind tatsächlich noch zusammen. Allerdings fliegen bei den beiden recht wörtlich die Fetzen. Wer hätte auch gedacht, dass Hellboy so endgültig beziehungsfähig ist?! 😉

Überrascht wird man vorher aber noch durch was anderes: Der Film beginnt mit einem Flashback nach 1955, wo Professor Bloom seinem Zögling, einem zwölfjährigen Hellboy die Geschichte von der goldenen Armee erzählt. Das war dann soweit auch der irgendwie größer angekündigte Auftritt von John Hurt, aber ich bin ganz froh, dass man den eigentlich verstorbenen Charakter nicht unter fadenscheinigen Vorwänden wieder in die Geschichte eingebaut hat („Blade II“ lässt grüßen). So bleibt es bei einem netten Cameo-Auftritt und die Exposé-Arbeit wäre damit auch schon abgehakt.

Die Geschichte des Krieges der Menschen gegen die Elfen ist im übrigen sehr nett animiert und vermeidet damit geschickt, wie ein billiger Abklatsch der „Herr der Ringe“-Eröffnung auszusehen (ein Vergleich, der sich durchaus aufdrängt). Auch sonst sind die Produktionswerte absolut top, Effekte, Kostüme, Masken. Da ist nichts zu meckern.

Aber zurück zur Geschichte: Die nächste positive Überraschung war für mich, dass Abe Sapien eine wesentlich größere Rolle spielt als im ersten Film. Dort hatte er zwar auch mehrere Auftritte, aber als Charakter blieb er doch relativ flach. Hier bekommt er dagegen wesentlich mehr zu tun und auch ein bisschen Charakterentwicklung verpasst. Auch sonst sind eigentlich alle aus dem ersten Film wieder mit dabei, mit Ausnahme von Agent Meyers, den der eifersüchtige Hellboy offenbar in die Antarktis hat versetzen lassen. Aber ich kann nicht sagen, dass ich ihn wirklich vermisst hätte. 😉 Update: Ich lese gerade bei IMDB, dass Rupert Evans zur Drehzeit in London auf der Bühne stand und deshalb keine Zeit für den Film hatte.

Eine Erweiterung des Teams gibt es noch: Den Ektoplasma-Agenten Johann Krauss. Gesprochen wird er von Seth MacFarlane, welcher Amerikaner ist, sich aber große Mühe mit dem deutschen Akzent gibt. Nicht direkt zu meiner Freude; das bleibt dem deutschen Publikum durch die Synchro wenigstens erspart (obwohl, wer weiß, vielleicht spricht er da ja Bayerisch… *g*).

Prinz Nuada

Neben den etablierten Charakteren lebt der Film vor allem von den beiden Elfen-Charakteren Nuada und Nuala. Es wäre sicher einfach gewesen, sich einen weiteren Superbösewicht á la Rasputin auszudenken. Statt dessen haben es Hellboy und seine Freunde hier mit einem Gegner zu tun, der nicht „böse“ ist, sondern einfach seine eigenen Ziele verfolgt, welche obendrein durchaus nachvollziehbar sind. Gerade Hellboy fragt sich mehr als einmal, warum er Nuada eigentlich bekämpft und ob er nicht eigentlich mehr in dessen Welt gehört als in die Welt der Menschen, wo er sehr schnell von einem Star zu einer Monstrosität werden kann. Das alles verleiht dem ganzen Film eine Portion Tragik und macht die Geschichte interessant, es macht aber natürlich auch ein befriedigendes Ende für den Film schwieriger.

Sowohl Nuala als auch Nuada sind sehr gut besetzt und die perfekte Maske tut ihr übriges. Generell fand ich die Elfen sehr schön gemacht, sie hatten etwas außerweltliches an sich. In diesem Zusammenhang soll auch die Kampfchoreographie nicht unerwähnt bleiben. Das war schon sehr sehenswert, was Prinz Nuada mit dem Schwert geboten hat.

Wie erwähnt waren Maske und Effekte aber auch sonst auf hohem Niveau. So wurde etwa mit Liebe zum Detail der Trollmarkt umgesetzt, wie eine Mischung aus Star Wars und Farscape. Und auch sehr nett waren die „Zahnfeen“ vom Anfang des Filmes. 😉

Eigentlich habe ich nur einen wirklichen Kritikpunkt: Das Finale des Filmes wirkte für meinen Geschmack etwas zu beiläufig, zu klein und zu leicht für unsere Helden. Als ob das del Toro auch aufgefallen wäre, wirft er vorher noch schnell ein paar Minuten eindrucksvoll gerenderte, aber für die Geschichte völlig sinnlose Kampfszenen dazwischen, um das ganze etwas zu strecken. Da wirkte das Filmtempo doch irgendwie falsch.

Aber es ist nicht so, dass ich mich beschweren will: Der Film hat viel Spaß gemacht, hatte tolle Charaktere und tollen Humor. Und nach dem Ende bin ich wirklich auf Film drei gespannt! Die guten Einspielergebnisse soweit machen einen dritten Teil hoffentlich möglich. Aber ich denke, da werden del Toro und das Studio sich schon einig, und sei es damit man die Hellboy-Trilogie noch mal als DVD-Box verkaufen kann. 😉

Fazit

Ein guter Film, der einfach Spaß macht. Die Charaktere des ersten Filmes werden glaubwürdig weiterentwickelt und obendrein gibt es eine interessante Geschichte und charismatische Gegenspieler. Das alles garniert mit Top-Produktionswerten und der richtigen Mischung aus Humor und Tragik.

Links

„Hellboy“ bei IMDB.com

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