Spielemesse Bonn 2021

Die SPIEL 2021 hat dieses Jahr tatsächlich stattgefunden. Wir haben allerdings schon bereits im August unser eigenes, privates Konkurrenz-Event veranstaltet. Naja, wenn man es so nennen möchte bei nur fünf Teilnehmern. Es war wie immer nicht einfach, einen Termin zu finden, an dem auch ein paar Leute Zeit haben, und unser Wohnzimmer lässt sich auch nicht direkt mit einer Messehalle vergleichen (bzw das geht sogar sehr gut, in Sätzen wie „Unser Wohnzimmer ist wirklich VIEL kleiner als die typische Messehalle“).

Nichtsdestotrotz haben wir am 28.08. lecker zusammen gefrühstückt und einen ganzen Tag mit guten Freunden und Spielen verbracht. Irgendwann hat sich dann der erste Besuch verabschiedet und ich dachte noch „Wieso geht sie denn schon?“, aber es stellte sich heraus, dass wir schon acht Stunden oder so am spielen waren. 🙂

Die Spiele-Auswahl war dieses Mal nicht von großen Neuheiten geprägt, jedenfalls nicht für uns. Ich wollte einfach nicht jedem Gast noch das Mitbringen eines neuen Spieles aufbürden, und unser eigenes Regal ist ja auch schon mehr als gut gefüllt. Aber wir haben ein Spiel gespielt, das Diana zum Geburtstag bekommen hat, sowie ein weiteres, welches ich kurz zuvor als Schnäppchen erworben habe. Der Rest kam aus unserem Fundus.

Das Magische Lybrinth

Angefangen haben wir mit einer Runde Das magische Labyrinth von Dirk Baumann. Details: Verlag Drei Magier, ab 6 Jahren, 2 bis 4 Spieler, ca. 30 Minuten, erschienen 2009.

Dieses Spiel ist ein Familienspiel bzw. für etwas jüngere Kinder. Wir haben damit begonnen, weil die Tochter anfangs mitspielen wollte und wir noch auf einen weiteren Gast gewartet haben. Das Spiel geht so: Es gibt ein quadratisches Spielbrett, auf dem von unten ein Labyrinth aufgesteckt ist. Die Spieler beginnen in den vier Ecken und müssen mit einer Figur auf dem Spielbrett ihren Weg zu bestimmten Symbolen finden. Unter der Spielfigur hängt eine Metallkugel, welche am Magneten in der Figur klebt. Zieht man nun über eine von oben nicht sichtbare Labyrinthmauer hinweg, bleibt die Kugel hängen und fällt runter. Man muss dann zurück in seine Ecke und neu anfangen.

Das Konzept ist schön ausgedacht und witzig. Es kommt dabei natürlich auf Gedächtnisleistung an, denn man muss sich die Wege merken, die nicht blockiert sind. Gegen jemanden mit einem absoluten Super-Gedächtnis macht das vermutlich nicht viel Spaß, aber bei uns war es recht ausgeglichen und die Tochter lag, glaube ich, mit vorne. Man kann das Labyrinth auch umstecken, so dass man es nicht nach dreimal spielen auswendig kann. Es ist kein Spiel, das für sich abendfüllend ist, aber für eine schnelle Runde mit etwas jüngeren Kindern ist es gelungen.

Durchschnittliche Bewertung von 4 Spielern: 3.4/5

Dobble

Danach kam Dobble an die Reihe, und zwar in der Harry-Potter-Ausgabe. Details: Asmodee, ab 6 Jahren, 2 bis 8 Spieler, ca. 15 Minuten.

Die ursprüngliche Spielidee stammt wohl aus den Siebzigern, aber in der jetzigen Form erschien Dobble 2009. Von wann die Harry-Potter-Ausgabe ist, ließ sich nicht herausfinden. Das Konzept sieht jedenfalls so aus: Es gibt runde Spielkarten mit jeweils 8 Symbolen darauf. Die Symbole sind alle verschieden groß und verschieden angeordnet. Der Clou dabei: Beliebige zwei Karten haben immer genau EIN Symbol auf beiden Karten gleich. Also nicht mal zwei und mal keins, sondern immer exakt eine Übereinstimmung.

Es gibt verschiedene Arten zu spielen, aber das Standard-Spiel geht so, das jeder Spieler eine Karte bekommt. Dann wird die oberste Karte des Stapels in der Mitte aufgedeckt und der Spieler, der zuerst die Übereinstimmung mit seiner eigenen Karte nennen kann, bekommt die Karte. Diese Karte ist dann seine neue Referenzkarte, die er nun mit der neuen Karte in der Mitte vergleichen muss. Eine Runde ist auf diese Weise in wenigen Minuten gespielt. Dadurch, dass die Symbole wild durcheinander und in verschiedenen Größen angeordnet sind, ist das Finden der Übereinstimmung teilweise erstaunlich schwierig. Man muss also genau schauen und schneller als die Mitspieler sein.

Trotz der putzigen Harry-Potter-Figürchen ist das Spiel deswegen nichts für zu junge Kinder, denn es kann schon frustrierend sein, wenn man immer nur den Mitspielern beim Einsammeln der Karten zuschaut. Ansonsten ist auch dieses Spiel logischerweise nicht abendfüllend. Es ist ein kleines Spiel für zwischendurch, von dem man einfach flott ein paar Runden spielen kann, selbst wenn man nur 20 Minuten Zeit hat. Die Regeln sind so simpel, dass man im Prinzip nach der ersten Testrunde nie wieder etwas nachschlagen muss. Es hilft bei der konkreten Variante von Dobble natürlich, Harry Potter zu kennen, aber man kann auch mit dem Ausruf „der da“ einfach auf die Symbole zeigen.

Durchschnittliche Bewertung von 4 Spielern: 4.25/5

Munchkin

Als nächstes haben wir eine Runde Munchkin von Steve Jackson gespielt. Details: Pegasus, ab 12 Jahren, 3 bis 6 Spieler, ca. 60 Minuten, erschienen 2012.

Munchkin ist ein humorvolles Fantasy-Kartenspiel. Der Verlag gibt „ab 12 Jahren an“, aber unsere Tochter hat das auch mit 9 Jahren schon begeistert mitgespielt. Man muss allerdings lesen und minimal rechnen können, denn ohne die Kartentexte wird es nichts. Es gibt hierzu mittlerweile jede Menge Erweiterungen. Wir haben das Grundspiel mit der „Echsenmenschen und Zentauren“-Erweiterung gespielt.

Das Spiel läuft so ab: Man bekommt eine gewisse Anzahl Karten. Je nachdem was man auf der Hand hat, kann man sich daraus einen Charakter ablegen. Man ist dann z.B. ein Zwerg und ein Dieb, trägt ein Nudelsieb als Helm und hat die Kettensäge der blutigen Zerstückelung in der Hand. In jedem Spielzug deckt man eine Karte auf und muss dann z.B. gegen das Monster darunter kämpfen. Besiegt man ein Monster, steigt man eine Stufe auf und kann es dann auch mit stärkeren Monstern aufnehmen. Gewonnen hat, wer als erster Stufe 10 erreicht hat.

Der Verlag beschreibt das Spiel so: „Geh in den Dungeon. Töte alles was sich bewegt. Fall deinen Freunden in den Rücken und klau ihr Zeug. Greif dir den Schatz und dann RENN! Gib’s zu, du liebst es. Dieses Kartenspiel fängt die Erfahrungen eines Dungeons ein… ohne das nervige Rollenspiel.“ Das trifft den Humor der Karten schon ganz gut. Es gibt eigentlich immer etwas zu schmunzeln bei den liebevollen Bildern und Texten der Karten.

Ich mag Munchkin durchaus gerne, habe aber die Vermutung, dass wir bisher immer nur eine Light-Variante gespielt haben. Denn wenn man mit der zehnjährigen Tochter spielt, fällt man ihr natürlich nicht brutal in den Rücken oder lässt sie gegen ein zu starkes Monster verlieren. Nicht wenn man vom Rest des Abends noch etwas haben will. Insofern spielen wir das also immer sehr kooperativ, und gewonnen hat am Ende, wer am meisten Glück beim Ziehen von Aufstiegskarten hat. Der ganze Mechanismus des Weglaufens, wenn man auf ein Monster trifft, für das man nicht stark genug ist, kommt bei uns quasi nie zum Einsatz. Das Spiel macht aber trotzdem Spaß. Die Regeln sind etwas umfangreicher und man muss auch immer mal etwas nachschlagen.

Durchschnittliche Bewertung von 4 Spielern: 4.4/5

Roll For Adventure

Nun kamen wir endlich zur Neuanschaffung Roll For Adventure von Matthew Dunston und Brett J. Gilbert. Details: Kosmos, ab 10 Jahren, 2 bis 4 Spieler, ca. 30 Minuten, erschienen 2018.

„Roll For Adventure“ ist ein kooperatives Fantasy-Würfelspiel. Man baut einen Spielplan aus vier Landschaften zusammen. In jeder Landschaft kann man bestimmte Würfelaufgaben lösen, um einen Kristall zu erlangen. Nach jedem Spielzug wird eine Monsterkarte aufgedeckt, welche einen mehr oder weniger beim Erlangen der Würfelaufgaben stört. Die Monster muss man wieder entfernen (ebenfalls durch Würfeln), ansonsten nehmen die Landschaften Schaden und der Meister der Schatten gewinnt. Die Spieler haben gemeinschaftlich gewonnen, wenn sie die nötige Anzahl Kristalle zusammen haben. Dabei muss man im Blick behalten, wo auf dem SPielplan die Würfel gebunden sind, damit jeder noch genügend Würfel zum Spielen hat.

Wenn man es nur überfliegt, erinnert das Spiel vielleicht an „Andor“, nur eben mit Würfeln. In der Tat spielt jeder Spieler als ein bestimmter Charakter mit bestimmten Fähigkeiten (der Rächer, die Schildmaid etc.). Ansonsten hat das Spiel aber keine Story, der Fantasy-Anstrich ist mehr Kulisse als wirklich Teil des Spieles. Letzten Endes ist „Roll For Adventure“ ein sehr grundlegendes kooperatives Spiel, und ich könnte mir gut vorstellen, dass man anhand dessen gut üben kann, wie kooperative Spiele funktionieren, wenn man mit dem Konzept nicht vertraut ist. Wenn man nämlich nicht wirklich zusammen arbeitet oder die falschen Prioritäten setzt, kann es durchaus auch passieren, dass man innerhalb von drei Runden schon verloren hat. Die Monster können teilweise erstaunlich schnell eskalieren, und dann kann man die Runde ggf. eben nicht mehr retten. Mit „Andor“ ging es uns oft ähnlich: Man weiß gar nicht, was man falsch gemacht hat, aber plötzlich merkt man, dass es keinen Weg mehr zu gewinnen gibt. Nur hat man bei „Andor“ dann eben eine ziemlich lange Aufbau- und Spielzeit hinter sich. Dieses Spiel ist dagegen schnell aufgebaut, die Regeln des Grundspieles sind überschaubar und man kann es innerhalb einer Minute zurücksetzen und sein Glück erneut probieren.

Natürlich müssen einem kooperative Spiele als solche liegen, um hier dran Spaß zu haben. Wenn man als Spielergruppe dreimal nacheinander verliert, dann haben eben alle verloren. Das ist bei klassischen Jeder-gegen-Jeden-Spielen natürlich anders, wo sich immer einer am Tisch freuen kann. Andererseits ist es durchaus machbar zu gewinnen. Falls das dann zu einfach ist, kann man die Schwierigkeit durch Auswahl anderer Ziele beliebig erhöhen.

Unserer Testrunde hat das Spiel jedenfalls Spaß gemacht, und wir haben es seitdem auch schon mehrfach erneut gespielt. Es ist perfekt, wenn man mal eine Stunde Zeit für ein Spiel hat, aber zu müde für was kompliziertes ist. Außerdem kann man das Spiel auch gut alleine spielen, indem man einfach zwei oder mehr Charaktere nacheinander spielt. Man muss ja eh zusamenarbeiten. Hier noch eine ausführlichere Review mit einem ähnlichen Fazit.

Durchschnittliche Bewertung von 3 Spielern: 4.2/5

Der Kartograph

Danach haben wir eine Runde Der Kartograph gespielt. Details: Pegasus Spiele, ab 10 Jahren, 1 bis 100 Spieler, ca. 30 bis 45 Minuten, erschienen 2019, Autor Jordy Adan

Dieses Spiel hatten wir 2020 bereits gespielt, weswegen ich jetzt nichts weiter zum Spielmechanismus schreibe. Damals war es unser Favorit des Tages, und in den Monaten seitdem haben wir es regelmäßig neu gespielt. Man kann es genauso gut zu zweit wie zu viert oder fünft spielen. Mir gefällt vor allem, den Block mit Buntstiften schön auszumalen. Den Zettel kann man dann zwar nicht wiederverwenden, aber es sieht am besten aus.

Durchschnittliche Bewertung von 4 Spielern: 4.4/5

Catan: Der Aufstieg der Inka

Zum Abschluss haben wir noch Dianas Geburtstagsgeschenk gespielt, das neueste Spiel aus der beliebten „Siedler von Catan“-Reihe: Catan: Der Aufstieg der Inka von Klaus und Benjamin Teuber. Details: Kosmos, ab 12 Jahren, 3 bis 4 Spieler, ca. 90 Minuten, erschienen 2018.

Das bewährte Catan-Spielprinzip kennt ja sicher jeder. Das Inka-Spiel ist keine Erweiterung des Grundspiels, sondern ein eigenständiges Spiel. Hier baut man nicht auf der Insel Catan, sondern im Reich der Inka, zwischen Bergen und dem Meer. Es gibt angepasste Rohstoffe (Holz, Erz, Stein, Kartoffeln und Wolle) sowie die neuen Handelswaren Federn, Coca und Fisch. Anfangs ist alles wie beim klassischen Catan: Man baut zwei Siedlungen und zwei Straßen, danach bestimmt das Würfelglück, an welche Rohstoffe man kommt. Der Clou sind die verschiedenen Phasen, die man mit seinem Stamm durchläuft: Hat man eine gewisse Entwicklungsstufe erreicht, verfallen die Städte und die Natur überwuchert sie. Man muss dann woanders neu starten, was ggf. gar nicht so einfach ist, da ja die anderen Spieler bereits an den ertragreichen Stellen stehen. Aber auch deren Städte verfallen und man kann sie dann ggf. überbauen.

Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass man nicht einfach nur an echt guten Plättchen baut und dann das Spiel fast automatisch gewinnt. Man muss sich zweimal neu orientieren und kann dabei jedes Mal entweder gut oder schlecht bauen. Ausgleichen kann man Nachteile bei den klassischen Rohstoffen durch die neuen Handelswaren, die man gegen andere Rohstoffe eintauschen kann. Ich persönlich hatte mir etwas mehr Spielspaß versprochen. Es ist vergleichen mit dem Basis-Catan schon ein schwierigeres Spiel, nicht direkt für jüngere Kinder geeignet. Den Nachteil, dass man es nicht zu zweit und nicht zu fünft spielen kann, teilt es sich leider mit den anderen Catan-Varianten. Man muss auch durchaus etwas Zeit einkalkulieren dafür.

In unserer Testrunde kam es nicht ganz so gut an, aber vielleicht waren wir an diesem Punkt auch nicht mehr ausgeruht genug dafür. Wenn man die Zeit dafür mitbringt und auch etwas konfrontativer spielt, macht es aber durchaus Spaß.

Durchschnittliche Bewertung von 4 Spielern: 3.5/5

Fazit

Es war wieder ein spannender Tag mit immerhin zwei neuen Spielen. Das werden wir auf jeden Fall wiederholen.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)