Das Ende zweier Serien

Das Ende einer länger laufenden Serie ist immer ein besonderer Moment, und diese Woche hatte ich das gleich zweimal, auf sehr verschiedene Art und Weise. Bei beiden Serien war ich gespannt, wie die Geschichte ausgehen würde. Diese Gespanntheit ist oft ja leider auch Anspannung, denn zu viele Serien haben die Story auf den letzten Metern gewaltig gegen die Wand gefahren. Lustigerweise fallen mir gar nicht so viele Beispiele ein so auf Anhieb, aber „Battlestar Galactica“ und „Star Trek: DS9″ sind zwei Beispiele, wo man schon viele Augen zudrücken musste. Das Ende von „Chuck“ war auch gewöhnungsbedürftig, soweit ich mich erinnere, und die Auflösung des großen Rätsels bei „The Mentalist“ blieb leider auch stark hinter den Möglichkeiten der Serie zurück. Richtig katastrophal war „Lost“, aber nicht so sehr wegen des Endes selber, sondern wegen des absoluten Unwillens der Autoren, der ewiglangen Geschichte wenigstens am Ende noch ein wenig Sinn einzuhauchen. Insofern ist das Ende einer Serie nicht einfach nur der Abschied von liebgewonnenen Charakteren, sondern immer auch eine Chance für die Autoren, die Erinnerungen an eine tolle Serie zu beschädigen.

The Americans Staffel 1

Zuerst habe ich die letzte Folge von „The Americans“ geschaut. Die Serie lief von 2013 bis 2018 in 6 Staffeln. Ich bin nicht sicher, wann ich sie zuerst gesehen habe, würde aber auf 2015 tippen. Netflix hatte anfangs nur eine Staffel drin, dann kam immer wieder eine Staffel dazu. Also auch wenn ich später eingestiegen bin und nicht nach jeder Episode eine Woche warten musste, doch ein Fernseh-Erlebnis wie zur guten alten Zeit, wo man einem Set an Charakteren über mehrere Jahre folgt.

Die Serie handelt von Familie Jennings: Oberflächlich eine ganz normale amerikanische Vorstadt-Familie, aber in Wirklichkeit zwei sowjetische Undercover-Agenten, die im Auftrag des KGB Informationen beschaffen, Kontakt zu Informanten halten und auch schon mal politische Morde begehen. An der Serie hat mich die Ambiguität der Charaktere fasziniert: Elizabeth und Philip werden eindeutig als kaltblütige Agenten dargestellt, andererseits aber auch als ganz normale Menschen. Durch den nahen Blick in ihren Alltag kann man gar nicht anders als mitzufiebern, wie es ihnen ergehen würde. Andererseits: Ich hatte die ganze Zeit über das Schicksal eines jungen Tellerwäschers aus Staffel 1 oder 2 im Hinterkopf, der einfach zur falschen Zeit am falschen Ort die Jennings sah und ohne zu zögern erschossen wurde. Das ist ja vielleicht das schwerste an dieser Art Geschichte: Was für ein Ende gönnt man seinen Charakteren? Wenn sie eigentlich „böse“ sind, dürfen sie dann ein Happy End haben?

The Americans Staffel 6

Das andere spannende an der Serie waren die beiden Kinder Paige und Henry, die nicht ahnen, welcher Tätigkeit ihre Eltern wirklich nachgehen. Es war sehr spannend zu sehen, ob und wie sie es doch eines Tages herausbekommen. Über sechs Staffeln konnte man hier auch beiden Schauspielern beim Erwachsenwerden zuschauen. Das schuf eine ganz spannende Verbundenheit mit der Serie, über mehrere Jahre hinweg immer wieder in diese Geschichte und das Familienleben der Jennings reinzuschauen, während im echten Leben meine eigene Tochter immer größer wurde.

Zum Finale kann ich aus Spoilergründen nicht zu viel sagen, außer dass ich bis quasi zur letzten Minute mit so ziemlich allem gerechnet habe. Teils war ich mir sicher, dass einer der Hauptcharaktere den anderen umbringen würde, dann wieder sah es so aus, als würde das ein komplettes Happy End werden. Letztlich gab es ein Ende, das komplett zum Ton und der Atmosphäre der Serie gepasst hat, spannend war und meiner Meinung nach sehr gut als Schlusspunkt dieser spannenden Reise dienen kann. Ich wäre mit den Charakteren vermutlich gnadenloser gewesen. Aber je länger ich jetzt mit einigen Tagen Abstand darüber nachdenke, desto besser passt das Ende auch zum Realismus der Serie.

MonkUnd damit zum zweiten Serienfinale dieser Woche. Ich habe zu Weihnachten die Serienbox „Monk“ geschenkt bekommen. Die Serie lief von 2002 bis 2009 in 8 Staffeln, und ich habe keine Ahnung, wieso ich bisher nie auch nur ein paar Minuten davon gesehen habe. Hat sich irgendwie nicht ergeben. Jede Staffel außer der ersten hat 16 Episoden, und wir haben selten eine Serie in dieser Geschwindigkeit konsumiert. Angefangen haben wir an Weihnachten, spätestens Anfang Januar hat sich unsere Tochter zum Ende von Staffel 1 dazugeschaltet und dann gab es kein Halten mehr. Wir haben „Star Trek: DS9″ pausiert und jeden Abend zwei Folgen „Monk“ geschaut, bis wir jetzt vor ein paar Tagen die Serie durch hatten. Die harte Arbeit hunderter Menschen aus acht Jahren, in drei Monaten konsumiert! 🙂

Unsere Verbundenheit mit „Monk“ war intensiv, aber natürlich anders als wenn einen eine Serie wie die „Americans“ über mehrere Jahre hinweg begleitet. Nichtsdestotrotz liegen einem die Charaktere einer gutgemachten Serie wie „Monk“ am Herzen, und ähnlich wie beim „Mentalist“ will man dann einfach wissen, wer den Mord an der Frau des Hauptcharakters begangen hat. Ohne zu viel verraten zu wollen: Man merkt, dass der Serienschöpfer von „Monk“ wohl schon sehr früh eine Idee hatte, wieso Trudy getötet wurde. Die Auflösung ist unerwartet, aber passt und ergibt Sinn. Das konnte man beim „Mentalist“ ja nicht behaupten, dessen Serienschöpfer sich angeblich erst in Staffel 5 konkrete Gedanken um die Auflösung des lange behandelten Rätsels um Red John gemacht hat. Hier hatten wir dagegen ein einfach gut gemachtes Finale, das uns wehmütig aber mit einem guten Gefühl zurückließ. Genaugenommen könnte „Monk“ durchaus mein Standard-Beispiel für ein richtig gut gemachtes Serienfinale werden.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)