Star Trek: Discovery – Staffel 2

Staffel 2Zum Start von Staffel 2 von „Star Trek: Discovery“ hatte ich mir ja die Mühe gemacht, alle Episoden von Staffel 1 noch mal zu schauen und detaillierte Reviews zu verfassen. Für einen kurzen Moment zu Beginn von Staffel 2 hatte ich das ebenfalls vorgehabt, aber diesen Gedanken dann schnell wieder aufgegeben. Selbst wenn ich dafür Zeit gehabt hätte: Die Serie nimmt alle Probleme aus Staffel 1 und macht sie noch mal schlimmer. Die Geschichte dieser Staffel ist schlimmer noch als in Staffel 1 komplett dahin behauptet, nichts ergibt irgendeinen Sinn. Wenn die Produzenten und Autoren dieser Serie sie schon selber nicht ernst nehmen, dann kann ich das leider auch nicht.

Außerdem gibt es ja die glorreichen Recaps von Bloggerin Super Anemic. Dem ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Nehmt euch die Zeit dafür, es lohnt sich! Zumal sie aus der weiblichen Perspektive auch noch mal viele Details hervorhebt, die mir einfach entgehen.

Ok, nachdem ich nun gerade am Stück ihre 14 Recaps durchgeschaut habe, will ich zumindest ein paar Gedanken zur Staffel aufschreiben…

Captain Pike als Hauptcharakter der Staffel ist eine nette Idee. Ich mochte ihn immer schon, und Anson Mount spielt ihn wirklich gut. Der Grund, wieso er das Kommando der Discovery übernimmt, ist natürlich irgendwie unverständlich. Eigentlich war man ja auf dem Weg nach Vulkan, um dort den neuen Captain an Bord zu nehmen. Das war also wohl nicht Pike. Wirklich verständlich ist nicht, wieso dieser ursprüngliche Plan aufgegeben wurde.

Die roten Anomalien machen keinerlei Sinn. Sind die nun alle gleichzeitig aufgetaucht oder nacheinander? Woher weiß man sonst, dass es 7 Stück sind? Wie kann man sie gleichzeitig sehen/anmessen, aber nicht wissen, wo sie sind?! Hier macht buchstäblich das Setup des Handlungsbogen für die ganze Staffel keinen Sinn! Ehrlich Leute?

Die Staffel dreht sich auch um Spock, aber es dauert verdammt lange, ehe man ihn mal zu sehen kriegt, von Flashbacks in seine Kindheit abgesehen. Das wirkte teilweise schon absurd, wie man irgendwelchen Shuttles nachfliegt, aber immer zu spät kommt oder Spock dann doch nicht an Bord vorfindet. Außerdem erkennt man hier auch wieder schön, wie egal den Autoren die Welt ist, in der ihre Geschichten spielen. „Shuttle“ ist hier scheinbar ein Codewort für „magisches Portal“. Leute tauchen an den unmöglichsten Orten einfach in einem Shuttle auf, und die Dinger scheinen immer schneller als jedes Raumschiff zu sein. Das wurde zusehends absurd im Laufe der Staffel!

Der rote Engel

Mit dem roten Engel kriegt die ganze Geschichte auch schon wieder religiöse Untertöne. Danke Leute, das ist das letzte, was eine neue Star-Trek-Serie braucht! Da hat man ja zum Glück später in der Staffel etwas die Kurve gekriegt. Dass man das ganze dann noch persönlich an Burnham und Spock knüpfen musste, fand ich auch eher unpassend, aber gut, mit der Auflösung macht das schon fast wieder Sinn.

Episode 2 „New Eden“ hat als Episode tatsächlich mal zur Abwechslung ganz gut funktioniert. Owosekun durfte mal etwas tun, was eine nette Abwechslung war, da wir über die meisten Crewmitglieder immer noch echt wenig wissen.

Die Klingonen haben nun wieder Haare (dämliche Begründung, aber was soll’s). Auf Ash Tyler hätte ich persönlich in dieser Staffel verzichten können. Dieser Charakter war von Anbeginn kaputt, den hätten sie nicht wieder ausbuddeln müssen. Genau wie Emperor Georgiou. Die taucht leider immer wieder auf und geht mir gewaltig auf die Nerven. Aber es gab ja sogar Gerüchte über ein Spin-Off. Und hatte man schon in Staffel 1 nicht kapiert, dass Section 31 eine Geheimorganisation ist, wird auch das hier immer schlimmer gemacht. Die haben jetzt sogar offiziell eigene Raumschiffe, und wirklich jeder scheint über ihre Existenz Bescheid zu wissen.

Die Staffel geht weiter, Saru darf sich als Charakter weiterentwickeln. Aus all diesem Unsinn ragt er nach wie vor als ein sympathischer Charakter hervor, der tatsächlich funktioniert. Auch die neue Sicherheitschefin ist super. Die Story um Tillys Sporenfreundin fand ich dagegen eher nervig. Und dann beleben sie tatsächlich Dr. Culber wieder. Das macht so wenig Sinn, dass es fast schon ärgerlich ist, dass die Autoren sich überhaupt die Mühe gemacht haben, eine Technobabble-Erklärung dafür in die Episode zu schreiben. All die emotionalen Momente aus Staffel 1 rund um seinen Tod sind damit hinfällig. Das ist einfach nur unglaublich faul und ärgerlich. Klar wollten die Fans Dr. Culber nicht sterben sehen, aber dafür hatten sich die Autoren nun mal entschieden. Da hätten sie nun wenigstens zu stehen können.

Derweil jagt die Discovery weiter Spock hinterher und den roten Signalen bzw. der roten Engelserscheinung. Privatsphäre gibt es dabei nicht, Burnham durchschnüffelt einfach Spocks Quartier und besorgt sich dessen Krankenakte. Letztlich finden sie ihn endlich auf Vulkan. Diese Rolle war vielleicht das schwierigste Casting der ganzen Serie, und ich bin tatsächlich beeindruckt, wie gut Ethan Peck zu der Rolle passt. Den Bart kann man unpassend finden, aber er schafft erst mal Distanz zu Nimoys Spock und gibt Ethan Peck Gelegenheit, seinen Spock mit Leben zu füllen. Dass ihm das so gut gelingt, liegt meiner Meinung nach an seiner tollen, tiefen Stimme, die mich tatsächlich an Leonard Nimoy erinnert.

Die größere Geschichte mäandert derweil etwas vor sich hin. Spock wird auf Talos IV auf irgendwie unverständliche Weise von seinem Zustand geheilt. Wir kriegen eine Sonde aus der Zukunft, und es wird etabliert, dass in der Zukunft alles Leben in der Galaxis ausgelöscht wird. Wie schon zuvor: Eine Nummer kleiner geht es nicht, oder? Und plötzlich muss die Crew der Discovery also alles Leben der Galaxis retten, und zwar gegen die Föderation, Starfleet und Section 31. Weil… darum halt. Und dann gibt es plötzlich einen Section-31-Computer, der irgendwie dabei ist, selbstbewusst zu werden, und es wird behauptet, dass die Daten des komischen Riesenlebewesens aus einer der letzten Episoden diese AI unbesiegbar machen würden. Das ist also der zentrale Konflikt und Gegner dieser Staffel, und das wird alles einfach so behauptet. Da fällt einem nichts mehr dazu ein.

Irgendwann an diesem Punkt fiel es nicht nur mir auf, wie nervig Burnham ist. Sie heult buchstäblich in jeder Episode. Das ist auf Dauer einfach anstrengend und wenig interessant.

Die Geschichte um den Red Angel geht weiter. Es ist Michael! Nein, es ist Michaels Mutter! Die Föderation hat also diesen Anzug gebaut? Mit der Technologie 30 Jahre vor Classic? Ja klar! Und obwohl es nur eine Art Raumanzug ist, hat Michaels Mutter damit also eine ganze Kirche voller Menschen über hunderte Lichtjahre in den Beta Quadranten versetzt (in „New Eden“)? Wie immer macht das alles nicht viel Sinn und wird zusehends sinnloser. Die „sphere data“ werden rasend schnell zu einem reinen MacGuffin, einem eigentlich sinnlosen Objekt, an dem sich trotzdem irgendwie die ganze Handlung aufhängt. Da macht es dann auch fast nichts mehr, dass die Klingonen auf Boreth angeblich auf einem Riesen-Vorrat Zeitkristallen sitzen. Das klingt ungefähr so sinnvoll wie Abrams‘ „red matter“. 🙁

Discovery und Enterprise

Das alles steuert flott auf das Staffelfinale zu. Der einzig nette Aspekt der letzten Episoden ist, dass wir die neu designte Enterprise zu sehen kriegen. Die ist wirklich gut gelungen! Dann geht es wieder zurück zum unlogischen Irrsinn. Auf der Discovery baut man mal eben schnell einen neuen Zeitmaschinen-Anzug. Derweil tobt draußen eine Raumschlacht zwischen Control-Schiffen und hunderten Shuttles der Enterprise und Discovery. Klar, wieso nicht. Am Ende verschwindet die Discovery in die Zukunft und die Crew der Enterprise verbirgt das offenbar vor der Sternenflotte. Das soll uns dann glauben machen, dass damit alle Inkonsistenzen zum Rest des Star-Trek-Universums verschwunden sind.

Letztlich bin ich ein bisschen fassungslos, dass jemand so einer zusammengestückelten und sinnlosen Geschichte tatsächlich grünes Licht gibt und sie für viel Geld umsetzt. Das hätte alles so gut sein können, wenn die Autoren sich etwas mehr Mühe gegeben hätten. Meine Erwartungen für eine eventuelle Staffel 3 sind jedenfalls im Keller angekommen.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)