Star Trek: Discovery 1.15: Will You Take My Hand?

Review zur „Star Trek: Discovery“-Episode 1.15 „Will You Take My Hand?“
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SPOILER: Die Review geht ins Detail und verrät auch das Ende der Episode. Es können auch Spoiler für spätere Episoden der ersten Staffel enthalten sein.

Will You Take My Hand?Die letzte Episode der ersten Staffel beginnt mit Discoverys Anflug auf Qo‘noS. In der letzten Episode hat man sich ca. 1 Lichtjahr von der Erde entfernt Sorgen wegen klingonischer Schiffe gemacht. 12 Lichtjahre von Qo‘noS entfernt kann man aber scheinbar unbehelligt herumhängen. Georgiou als Captain kommt weder bei Saru noch bei Burnham gut an. Bei mir auch nicht. Ich glaube, das liegt immer noch an dem fragmentierten Bild der Discovery-Crew, das wir gezeigt bekommen haben. Wir haben einen Captain vorgestellt bekommen, der nun tot ist. Wir haben eine Sicherheitschefin vorgestellt bekommen, die nun tot ist. Wir haben einen neuen Sicherheitschef vorgestellt bekommen, der quasi aus der Sternenflotte geworfen wurde. Es gibt hochrangige Offiziere an Bord, die wir noch nicht mal zu Gesicht bekommen haben (der CMO z.B.), und bei anderen wissen wir kaum mehr als den Namen. Lieutenant Commander Airiam z.B. durfte kaum etwas sagen, ist aber erfahren genug, um immer wieder das Kommando über die Discovery zu übernehmen. Fürs Staffelfinale wäre es doch nun schön gewesen, wenn wir zwischenzeitlich die Crew kennengelernt hätten und diese das Problem unter Acting Captain Saru selber löst. Als Einheit, anstatt schon wieder eine Außenseiterin vorgesetzt zu kriegen, von der wir wissen, dass sie mit der nächsten Episode verschwunden sein wird.

Spiegel-Georgiou foltert L‘Rell auf der Suche nach Informationen über die Vulkansysteme auf Qo‘noS. Wie so oft: Dass die zierliche Georgiou die viel größere L‘Rell so verprügeln kann, ist nicht glaubwürdig. Als L‘Rell nicht redet, gehen sie zu Tyler.

Tilly als komödiantisches Element kommt bei mir ja nicht immer so gut an. Die Szene, als sie rafft, dass Georgiou in Wirklichkeit Spiegel-Georgiou ist, war aber wirklich köstlich. Sie salutiert andeutungsweise und Burnham meint dazu ganz trocken „Don’t do that!“ Da hat der Humor mal funktioniert. Jetzt sind allerdings auch schon 13 Minuten der Episode herum, und es ist noch nicht viel passiert.

Nebenbei bemerkt: Die Marotte, Saru nicht mit seinem Rang anzusprechen sondern als „Mr.“, nervt. Das war Spocks Ding und hat da auch schon nicht viel Sinn gemacht.Er hat sich seinen Rang als Commander ja wohl ehrlich verdient.

So, nun springt das Schiff ins Innere von Qo‘noS. Tja. Sehr groß ist die Discovery ja nicht, zugegeben. Die Höhle, in der sie herausgekommen sind, ist aber nicht mit dem vulkanischen System verbunden, aus dem heraus sie mit Drohnen den ganzen Planeten vermessen wollen. Als Vorbereitung für einen späteren Angriff, so der offizielle Plan. Um ihn in die Luft zu jagen, so Georgious Plan. So schwer ist es eigentlich nicht, darauf zu kommen. Hätte sich Burnham ausrechnen können, dass es auf so etwas hinausläuft. Georgiou, Burnham, Tilly und Tyler beamen auf die Oberfläche, um den Zugang zu dem Vulkanschacht zu finden. Der Bereich, in dem sie suchen, wurde den Orionern als Botschaftsgelände überlassen, und wie man erwarten kann, haben die daraus einen Marktplatz gemacht. Das ist nett ausgedacht und eigentlich auch mal Zeit, dass wir andere Seiten an Qo‘noS sehen als nur dunkle Hallen der großen Häuser. Auch die Klingonen müssen ja eine Wirtschaft haben, einen Raumhafen, Beziehungen zu anderen Völkern etc.

Tilly ist in dieser Episode wirklich gut. Ihre Freundschaft mit Burnham wurde ja anfangs etwas gezwungen eingeführt, funktioniert aber mittlerweile wirklich gut.

Wir sind in Episode 15, und jetzt erzählt Burnham zum ersten Mal Details über den Tod ihrer Eltern auf Doctari Alpha. Der Planet war also eine gemeinsamer wissenschaftlicher Außenposten von Menschen und Vulkaniern. Das bringt uns der Erklärung, wieso sie ausgerechnet von Sarek aufgenommen wurde, ein wenig näher. Aber es fehlt da noch ein großes Puzzlestück. So spät in der Serie immer noch am Background der Hauptfigur zu feilen, ist schon irgendwie merkwürdig. Die Serie lässt sich wirklich Zeit damit, so wie sie uns ja auch die restliche Crew des Schiffes nicht vorstellen mag. Am Ende der Staffel wissen wir allerdings im Prinzip über niemanden der Crew so wirklich viel. Nach immerhin 15 Episoden.

Fun Fact: Auf Qo‘noS sehen wir eine Trill, die sich ein cooles Tattoo stechen lässt. Chronologisch dürfte das die erste Trill sein, die wir zu sehen bekommen. Aus DS9 wissen wir aber, dass z.B. Dax im 22. und 23. Jahrhundert sich schon auf der Erde und Vulkan herumtrieb. Das passt also. Nette Idee: Das Tattoo verändert sich, wenn man es berührt.

Tilly findet nun endlich heraus, was Georgious tatsächlicher Plan ist, wird aber k.o. geschlagen. Das Außenteam zückt fröhlich Sternenflotten-Kommunikatoren und bespricht Details ihrer Mission in Hörweite der Orioner. Geheimhaltung auf James-Bond-Niveau?!

Jetzt wird’s lustig: Die Discovery schwebt ja immer noch in einer Höhle auf Qo‘noS, nimmt nun aber Kontakt mit dem Sternenflotten-Kommando auf! Echt jetzt? Wenn das überhaupt geht, sollte man doch meinen, dass die Klingonen so etwas recht deutlich anmessen können.

Burnham hat derweil erkannt, dass auch Qo‘noS das Zuhause für unzählige Wesen ist. Wenn sie es in die Luft jagen, ist die Sternenflotte auch nicht besser als die Klingonen. Andererseits: Was für eine Wahl haben sie? Im Gespräch mit Admiral Cornwell gibt Burnham zum ersten Mal zu, dass es damals, am Binärstern, falsch von ihr war, das Überleben des Schiffes über die Prinzipien der Sternenflotte zu stellen. Na danke, das hat aber gedauert. Im Umkehrschluss war es dann aber auch richtig von der Sternenflotte, sie für diese Aktion ins Gefängnis zu werfen. Mal davon abgesehen, dass es damals nicht nur zwei Entscheidungen gab und es sicher einen Weg gegeben hätte, die Situation ohne einen Krieg zu klären.

Burnham und Saru überzeugen Admiral Cornwell, dass es einen besseren Weg gibt. Georgiou hat die Bombe im Vulkansystem platziert. Der Detonator wird nun biologisch auf L‘Rell codiert. „Klingons respond to strength“, sagt Burnham. Das ist sicher so. Aber ist es Stärke, das eigene Volk mit einer Bombe zu erpressen? Mir persönlich kommt das so unehrenhaft vor, wie man nur sein kann. Es ist prinzipiell ja schön, dass „Discovery“ einen besseren Weg gefunden hat, den Krieg zu beenden als ihn durch Gewalt zu gewinnen. Aber so richtig Sinn macht das nicht, zumal die Klingonen die Föderation ja quasi so gut wie besiegt haben. Geben die nun wirklich die besetzten Welten auf, weil L‘Rell sonst ihre Heimatwelt unbewohnbar macht?! Würde ein echter Klingone nicht mutig sein und sich denken „Das macht sie nicht!“? Ich fand die Lösung aus TNGs „Yesterdays Enterprise“ schöner: Man kann durch Stärke den Respekt der Klingonen gewinnen, und dann kann man auf Augenhöhe verhandeln. Damals hatte sich die Enterprise-C im Kampf gegen die Romulaner für eine klingonische Kolonie geopfert, was zu Verhandlungen führte. Eine Lösung in der Art hätte ich bevorzugt.

Tyler verabschiedet sich von Michael. Er geht mit L‘Rell, weil er weiß, dass er in der Sternenflotte keine Zukunft hat. Burnham gibt zu, dass sie in ihm keinen Voq mehr erkennt, und dann trennen sich ihre Wege nach einem letzten Kuss.

L‘Rell tritt nun vor den Hohen Rat der Klingonen und beansprucht die Führung. Das ist ungefähr so glaubwürdig wie ich es gedacht hatte. Sie wedelt mit einem Föderationspadd herum und als nächstes sehen wir die klingonischen Schiffe sich zurückziehen. Selbst wenn die 24 Häuser ihr diese Erpressung glauben würden, entehren sie sich damit nicht allesamt selbst? Hätte man ihnen nicht eher einen Weg zeigen müssen, wie sie diesen Krieg beenden und gleichzeitig siegreich heimkehren können? Das wäre natürlich schwieriger gewesen; so auf Anhieb fällt mir auch keine gute Lösung ein. Als Minimum für diese Lösung wäre es doch aber nötig gewesen, mit einer kleineren Bombe zu demonstrieren, was sie da in der Hand hält.

Sternenflotten-Zeremonie

Die Episode reitet zum zweiten Mal auf dem Ausspruch „isik for your thoughts“ herum. Aus dem Kontext kann man doch eindeutig schlussfolgern, dass es eine Währungseinheit ist. Die Währung stammt aus einer DS9-Folge und ist 2370 noch in Gebrauch. Das kann auch 2256 ja wohl kaum unbekannt sein, sonst würde man diesen Ausspruch ja nicht verwenden. Wieso Amandas vermutlich menschliche Mutter das zu ihr sagen sollte, bleibt mal wieder ein Rätsel.

Auf der Erde sehen wir eine coole Luftaufnahme des futuristischen Paris. Es wird uns nicht verraten, wie viel Zeit vergangen ist. Immerhin genug, dass Tilly die Akademie abgeschlossen hat und zum Ensign befördert wurde. Sarek teilt Burnham mit, dass der Präsident der Föderation sie persönlich begnadigt hat. Soweit, so schön, das liegt sicher in seiner Macht. Gleichzeitig hat die Sternenflotte Burnham jedoch auch wieder in den Dienst aufgenommen und ihr ihren alten Rang als Commander wiedergegeben. Das fällt mir schwerer zu glauben. Irre ich mich oder gibt es in einer militärischen Hierarchie kaum etwas schlimmeres als Meuterei? Mit Inkompetenz kann man sich arrangieren, eine einzelne Befehlsverweigerung kann man vielleicht wegdiskutieren. Aber seinen Captain betäuben und dann gegen dessen ausdrücklichen Befehl versuchen, einen Krieg vom Zaun zu brechen… Da hätte ich gedacht, dass die Sternenflotte eine rote Linie zieht und Burnham alles Gute für ihre zivile Zukunft wünscht. Welcher Captain würde so einen Ersten Offizier tolerieren?

Tja, welcher Captain? Die Discovery soll nach Vulkan fliegen und ihn dort an Bord nehmen, wir erfahren aber nicht seinen Namen. Das heißt nun aber, dass es nicht Commander Saru sein wird. Das ist tatsächlich schwer zu erklären. Immerhin hat sich Saru auf all den Abenteuern der letzten Monate wirklich bewährt, und ein Wissenschaftler als Captain eines Wissenschaftsschiffes würde gut passen. Stattdessen bekommen wir dann wohl in der nächsten Staffel einen neuen Captain vorgesetzt. Das finde ich einfach enttäuschend.

Alle höheren Offiziere der Discovery erhalten einen Orden. Tilly wird namentlich genannt, genauso Stamets und Saru und Culber, welcher die Medaille posthum erhält. Der Rest der Brückencrew wird einmal mehr nicht mit Namen genannt. Das wäre doch eine wirklich gute Gelegenheit gewesen, uns wenigstens ihre Namen in Erinnerung zu rufen, soweit sie überhaupt schon onscreen genannt wurden. Der mysteriöse CMO des Schiffes ist übrigens nicht zu sehen. Vielleicht steht er außerhalb des Bildrandes?

Gag am Rande: Hinter Sarek und den Admirälen hängt ein großes Föderationsemblem. Oben steht „UFP“, unten „FPU“. Soll das heißen, dass die Föderation zweisprachig ist, und zwar Englisch und Französisch (für „Fédération des Planètes Unies“)? Das mag als Gag ja nett sein, aber so sichtbar und zentral finde ich das eigentlich unpassend. Ein paar vulkanische, andorianische und tellaritische Buchstaben wären passender gewesen. Immerhin ist die Admiralität mal paritätisch aus allen vier Völkern besetzt. Cornwell ist übrigens nur Vizeadmiral, von ihrem Rang her. Sind alle richtigen Admiräle im Krieg draufgegangen? Und wer ist überhaupt aktuell der Chef der Sternenflotte? Es ist ja keine Demokratie. Oder haben die wichtigen Admiräle anderes zu tun als dieser Zeremonie beizuwohnen?

Am Ende der Episode ist die Discovery auf dem Weg nach Vulkan, als sie einen Notruf empfängt. Der Empfang ist schlecht, aber schließlich wird klar, dass der Notruf von der USS Enterprise kommt, von Captain Pike. Als letztes Bild der Staffel sehen wir die Enterprise NCC-1701 auf die Discovery zufliegen. Das Schiff wurde dabei als CGI-Modell vorsichtig modernisiert. Unter anderem haben die Warp-Gondeln nun auch ein blaues Leuchten, wie man es von der TNG-Enterprise kennt. Das sieht ganz gut aus, und man konnte auch schlecht das klassische Aussehen eines Constitution-Schiffes unverändert neben die moderne Discovery packen. Andererseits hat man auch nicht die in vielen Details unnötig veränderte Enterprise aus den Abrams-Filmen benutzt. Das finde ich tatsächlich gut umgesetzt so.

USS Enterprise

Tja, und damit ist die erste Staffel „Disocvery“ vorbei. Die Episode hat für meinen Geschmack viel zu schnell und viel zu einfach eine Lösung für den Krieg gegen die Klingonen gefunden, der ja immerhin über viele, viele Episoden aufgebaut wurde und den man zuletzt wirklich so richtig ganz groß aufgeblasen hat. Desaströse Verluste haben nicht gereicht, es musste gleich ein Drittel der Flotte und sämtliche Sternenbasen sein. Invasionsflotten in allen vier Heimatsystemen der Föderation. Die ganz große Nummer. Und dann löst sich das alles sehr schnell in Wohlgefallen auf durch eine simple und unehrenhafte Erpressung. Aus meiner Sicht haben es sich die Autoren da zu einfach gemacht.

Gleichzeitig ist es natürlich gut, dass man eine nicht-militärische Lösung gefunden hat und dass Burnham in ihrer Abschlussrede betont, wie wichtig die Prinzipien der Föderation sind. Wie wichtig es ist, nicht immer den einfachsten Weg zu gehen. Das ist als Botschaft heutzutage wichtig und kommt reichlich spät für den Charakter Burnham. Das Auftauchen der Enterprise verspricht für Staffel 2 eine stärkere Verknüpfung mit der Originalserie. Was diese Staffel betrifft, macht es leider wirklich keinerlei Sinn, dass die Serie in dieser Zeit angesiedelt ist. Das hätte im Jahr 2417 besser funktioniert. Alles in allem: Für sich genommen ist die Episode kurzweilig anzuschauen, als Staffelabschluss macht sie es sich aber arg leicht.

Anmerkungen

  • Clint Howard, der hier einen Orioner spielt, ist der bisher einzige Schauspieler, der sowohl in der Classic-Serie als auch in „Discovery“ mitgespielt hat. Er spielte 1966 als Kind Balok in „The Corbomite Maneuver“. Zwischen beiden Auftritten lagen 51 Jahre, was für Star Trek ebenfalls ein Rekord ist. Er war auch in je einer Episode von DS9 und von ENT zu sehen.
  • Molor wurde in vielen TNG-, DS9- und Voyager-Episoden erwähnt. Er war der wichtigste Gegner des mythischen Kahless. Kahless tötete ihn am Ende mit dem ersten Bath‘leth.
  • Darseks wurden schon in mehreren Episoden als klingonische Währung erwähnt.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)