Star Trek: Discovery 1.14: The War Without, The War Within

Review zur „Star Trek: Discovery“-Episode 1.14 „The War Without, The War Within“
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SPOILER: Die Review geht ins Detail und verrät auch das Ende der Episode. Es können auch Spoiler für spätere Episoden der ersten Staffel enthalten sein.

The War Without, The War WithinDie Episode beginnt mit ein paar emotionalen Szenen. Saru stellt die Imperatorin unter Arrest und erfährt von ihr nebenbei, dass Burnham ihn über die Anwesenheit von Kelpiens im Paralleluniversum belogen hat. Burnham erfährt derweil von Tylers verbessertem Zustand, weigert sich aber ihn zu sehen. Saru spricht mit Tyler und findet keine Anzeichen, dass Voq noch in ihm ist. Offenbar kann Tyler auf dessen Erinnerungen zugreifen, wird aber nicht mehr von Voq kontrolliert. Alle diese Szenen sind ruhig und unaufgeregt aufgenommen, was angenehm ist.

Dafür wird die Discovery in der nächsten Szene von einem Team der Föderation übernommen. Admiral Cornwell erscheint auf der Brücke und entspannt sich erst, nachdem Sarek mit einer Gedankenverschmelzung bestätigt hat, dass es sich um die echte Discovery handelt. Wir erfahren, dass die ISS Discovery vor neun Monaten von Klingonen zerstört wurde. Cornwell geht davon aus, dass der echte Lorca alleine im Spiegeluniversum nicht lange überlebt hat. Das verknüpft noch mal ein paar lose Fäden der Geschichte. Der Tarnvorrichtungs-Algorithmus wird an alle Schiffe verteilt, aber in den letzten 9 Monaten hat die Sternenflotte ein Drittel der Flotte verloren und über 20% des Föderationsgebietes sind von Klingonen besetzt. Nach wie vor frage ich mich, wieso die Geschichte der Serie in der Zeit spielt, die die Autoren ausgesucht haben. Der Krieg gegen die Klingonen ist so massiv, dass man davon doch irgendwann schon einmal gehört haben müsste. Mit den genannten Opferzahlen ist das genau genommen der schlimmste Krieg, den man gegen die Klingonen je geführt hat, aber in allen folgenden Trek-Serien wird davon nicht mehr gesprochen. Das ist doch so, als ob man den Zweiten Weltkrieg einfach nicht mehr erwähnen würde.

Admiral Cornwell befiehlt der Discovery, alles Wissen über das Paralleluniversum zu zerstören bzw. unter strengste Geheimhaltung zu stellen. Das mag vielleicht erklären, wieso Kirks Crew davon nichts wusste, als sie dort ankam. Es erklärt aber nicht, wieso man die Crew der USS Defiant nicht vor ihrem unschönen Tod gewarnt hat.

WTF: Nun zeigen die Autoren erneut, dass sie keine Ahnung haben, wie der Weltraum funktioniert. Starbase 1 ist also über 100 AUs von der Erde entfernt. Hm, bisher ging man eigentlich davon aus, dass das riesige Spacedock im Erdorbit Starbase 1 ist. Natürlich wissen wir nicht, ob es das 2256 schon gab. Die Sternenbasis ist mehr als 1 Lichtjahr von der Discovery entfernt, und nun schauen alle ganz betroffen. „The journey at warp will be perilous.“ Ja, das werden schwierige Minuten. Ok, ich habe es nachgeschlagen, und es gibt offenbar keinerlei Konsens, wie schnell welche Warpgeschwindigkeit sein soll. Aber wir haben in ENT das Schiff schon zweistellige Lichtjahrzahlen in wenigen Tagen zurücklegen sein. Seitdem wurde der Warp-Antrieb um einiges verbessert. Ein Lichtjahr sollte aus meiner Sicht nicht nennenswert lange dauern. Nun, jedenfalls kommt die Discovery irgendwann an und wir sehen eine Sternenbasis im Orbit eines hell erleuchteten Planeten. Hm, 90 AU entsprechen 0,0012 Lichtjahren. Pluto ist am weitesten Punkt seiner Bahn ca. 50 AU von der Sonne entfernt. Das nächste Sonnensystem ist Proxima Centauri mit 4,2 Lichtjahren Entfernung. Wo also soll diese Sternenbasis sein? Und wie kann ein so offensichtlicher und einfach nur dämlicher Fehler überhaupt im Script landen und von dort aus seinen Weg in die fertige Folge finden?

Cornwell spricht derweil mit Spiegel-Georgiou, Tyler hat eine Begegnung mit Stamets und Tilly macht in der Messe klar, dass sie Tyler nicht aufgibt.

Bei Sternenbasis 1 findet die Discovery heraus, dass die Sternenbasis von Klingonen erobert wurde. Das ist wieder nett umgesetzt, macht aber nicht zu viel Sinn. Wie sollen die Klingonen denn 80.000 Personen so schnell überwältigt und getötet haben, dass keine Hilferufe rausgingen? Die Discovery war zu diesem Zeitpunkt ja weniger als 1 Lichtjahr entfernt. Man hätte dann natürlich nicht so überraschend von dem Verlust betroffen sein können, aber man hätte es eigentlich mitbekommen müssen! Allermindestens hätte auf der Erde auffallen müssen, wenn der Kontakt zur wichtigsten Sternenbasis im Sektor abreißt. Das Sternenflotten-Kommando ist ja auf der Erde angesiedelt, genau wie der Präsident und das Parlament der Föderation. Die nächsten Sternenflotten-Schiffe anzufunken und zum Ort des Geschehens zu schicken, wäre da doch eine Maßnahme gewesen. Außerdem, ehrlich mal – ihr könnt doch hier nicht die gesamte Föderation in die Luft jagen. Das geht einfach zu weit.

„Your rule extends through every system in your galaxy.“ sagt Burnham zu Georgiou. Was für ein lächerlicher Satz, wenn Burnham sehr gut weiß, dass man mit der damaligen Antriebstechnik gerade mal ein Viertel oder so der Galaxis erreichen kann. Also nein, das terranische Imperium hat nicht die Borg-Gebiete erobert oder das Dominion.

Das Gespräch zwischen den Admirälen und der Discovery-Crew kommt mir auch komisch vor. Der Rest der Sternenflotte verteidigt also die Erde? Wenn sie in der Nähe sind, wieso hat das dann mit Sternenbasis 1 nicht geklappt? Und was ist mit Vulkan und Andor und Tellar? Und sollten nicht die kriegerischen Andorianer mit Cornwells Plan am wenigsten Probleme haben? Wieso bietet der Andorianer nicht zehn Schiffe an, welche die Discovery bei diesem Plan unterstützen? Wir haben in ENT gesehen, dass die Reise nach Qo‘noS nicht nennenswert lange dauert. Außerdem: Ok, es war also im 23. Jahrhundert noch kein Sternenflotten-Offizier auf Qo‘noS. Das mag sein, aber wozu gibt es den Geheimdienst der Sternenflotte? Der hat es in all den Kriegsmonaten nicht geschafft, genauere Informationen über die Heimatwelt des Gegners auszuspähen? Das ist nicht sehr glaubwürdig. Vor allem wenn man bedenkt wie einfach es dann scheinbar ist, sich als Nicht-Klingone auf Qo‘noS zu bewegen.

Kriegsrat

Der Plan, die Discovery im Innern von Qo‘noS zu materialisieren, kommt mir ziemlich bekloppt vor. Das ändert doch auch nichts daran, dass das Auftauchen dort ortungstechnisch gut anmessbar sein sollte. In einem Gespräch zwischen Georgiou und Sarek sehen wir, dass der Plan für den Sieg über die Klingonen noch etwas mehr benötigt.

Die Discovery fliegt derweil zum Veda-System, um dort einen unbewohnten Mond mit den letzten verbliebenen Pilzsporen zu terraformen. Das ist mal wieder eine Geschichte, die da aus dem Hut gezaubert wird! Die Crew der Discovery hat also mal eben nebenbei ein Gerät erfunden und gebaut, mit dem man die Pilze in Sekunden wachsen lassen kann. Aber das geht nicht im kleinen im eigenen Pilzwald? Man muss gleich von „Terraforming“ reden? Und wieso dann erst irgendwohin fliegen? Wieso nimmt man nicht einen der Saturn-Monde oder so? Oder einen Mond in einem anderen, nahen Sternensystem, wo man sich gerade ein paar Minuten zuvor noch Sorgen gemacht hat wegen einer Strecke von nur 1 Lichtjahr und den vielen klingonischen Schiffen im Quadranten?! Das ist nun plötzlich egal und man fliegt wieder fröhlich durch die Gegend.

Michael spricht nun endlich mit Tyler. Der hofft auf ihre Vergebung, aber Michael ist noch lange nicht soweit. Während des ganzen Gesprächs verzieht Sonequa Martin-Green kaum eine Mine. Vermutlich spielt sie Michael so stoisch, weil diese auf Vulkan aufgewachsen ist. Aber mir als Zuschauer macht es das eben schwer, mich in sie als Charakter hineinzuversetzen. Man spürt mit diesem Charakter einfach keine große Verbindung. Gut geschrieben fand ich derweil, dass Michael das Gefühl von Tylers Fingern um ihren Hals nicht einfach abschütteln kann. Das hatten wir auch schon viel zu oft in Star Trek, dass jemand schlimme Dinge unter dem Einfluss von was auch immer tut, und danach alle sofort wieder zur Tagesordnung übergehen.

Am Ende der Episode steht ein letzter Twist: Der Föderationsrat hat die von Georgiou vorgeschlagene Mission zur Zerstörung von Qo‘noS genehmigt. Um das gegen den Widerstand der Crew durchzudrücken, präsentiert Admiral Cornwell als neue Kommandantin Captain Philippa Georgiou, angeblich vor kurzem aus der Gefangenschaft der Klingonen gerettet. Die Crew weiß natürlich, wen sie da wirklich vor sich haben.

Tja, also ich weiß nicht. Es macht ein wenig den Eindruck, als müsste man die durch die Spiegeluniversums-Episoden verlorene Zeit nun um so schneller wieder aufholen. Die Autoren übertreiben es jedenfalls ganz ordentlich, wenn hier quasi die halbe Sternenflotte vernichtet wird. Ein bisschen weniger wäre glaubwürdiger gewesen für einen Konflikt, von dem später nie wieder die Rede war. Den Stunt am Ende fand ich auch nicht sehr gelungen, aber ich mag den Charakter der Imperatorin auch einfach nicht.

Anmerkungen

  • Hier wurde zum ersten Mal erwähnt, dass die Discovery der Crossfield-Klasse angehört.
  • Bei den Offizieren, mit denen Cornwell an Bord der Discovery beamte, befand sich auch ein Tellarit. Das ist nach all den Jahren tatsächlich der erste tellaritische Sternenflotten-Offizier, den wir zu sehen bekommen, obwohl in DS9s „Apocalypse Rising“ immerhin einer erwähnt wurde. Alle anderen Tellariten bisher waren hauptsächlich Diplomaten oder Politiker.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)