Star Trek: Discovery 1.11: The Wolf Inside

Review zur „Star Trek: Discovery“-Episode 1.11 „The Wolf Inside“
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SPOILER: Die Review geht ins Detail und verrät auch das Ende der Episode. Es können auch Spoiler für spätere Episoden der ersten Staffel enthalten sein.

The Wolf InsideDie Episode beginnt mit einer düsteren Szene auf der Discovery, in der Stamets mit dem toten Doktor Culber in einem dunklen Korridor sitzt. Es folgen düstere Szenen auf der ISS Shenzou. Burnham tut sich zusehends schwer damit, ihr Spiegel-Ebenbild zu spielen. Sie muss als Captain einer Hinrichtung beiwohnen (Transport ins Weltall) und wird in ihrem Quartier von einem namenlosen Saru bedient und gewaschen. Nur in den wenigen Momenten, die sie mit Tyler allein ist, kann sie sie selbst sein. Auf die Daten über die Defiant kann sie nur verschlüsselt zugreifen, und es sind zu viele, um sie unauffällig von der Shenzou zu schmuggeln.

Auf der Discovery rätseln derweil Saru und Tilly, wer Doktor Culber umgebracht hat. Stamets ist wieder katatonisch, erscheint aber der naheliegende Verdächtige zu sein. Es bleibt offen, was Tilly damit zu tun hat. Das scheint mir ja eigentlich eher ein Sicherheitsproblem zu sein. Irgendwie unglaubwürdig ist eigentlich auch, dass die Crew überhaupt rätseln muss. Überwacht der Computer nicht alle Lebenszeichen an Bord, so dass man in Notfällen genau sagen kann, wer mit Doktor Culber in der Krankenstation war? Mindestens auf der Krankenstation würde ich so ein Feature erwarten, da man dort doch schon mal damit rechnen muss, dass medizinische Notfälle eintreten. Und selbst wenn nicht, Tyler wurde von Culber untersucht kurz bevor er ermordet wurde. Wie kann das keine Datenspuren hinterlassen im Computer?

Auf der ISS Shenzou bekommt Burnham den Auftrag, den klingonischen Anführer der Rebellion zu eliminieren, der auf dem Planeten Harlak aufgespürt wurde. Detmer will sofort Photonentorpedos starten, doch Burnham will den Rebellen eine Chance geben und führt selber ein Außenteam an. Moment, müsste man da nicht erst mal hinfliegen???

Burnham beamt mit Tyler auf den Planeten, vorgeblich um mehr über den Rest der Rebellion herauszufinden. In Wirklichkeit will sie wissen, wie die Rebellen es schaffen, selbst mit den Klingonen zusammenzuarbeiten. Die Rebellion gegen das Terranische Imperium ist in diesem Universum das Äquivalent der Föderation. Im Rebellencamp sehen wir den ersten Andorianer und den ersten Tellariten dieser Serie. Die Gegenüberstellung von Rebellen gegen Föderation ist nett ausgedacht. Aus der Classic-Serie wissen wir allerdings, dass das Imperium zehn Jahre später immer noch herrscht. Gut, die Rebellion wird am Ende der Episode auch unsanft beendet.

Burnham trifft auf Spiegel-Sarek (natürlich mit Bart), den die Rebellen als Propheten betrachten. Sarek verbürgt sich nach einer Gedankenverschmelzung für Burnham, und diese spricht mit dem Anführer „Fire Wolf“ darüber, wieso er mit den Menschen zusammenarbeitet. Etwas wirklich Substantielles lernt sie dabei aber nicht, finde ich. Tyler erkennt derweil im „Fire Wolf“ sich selbst wieder, denn dieser ist niemand anderes als Voq. Dass ausgerechnet Tyler jetzt als einziger sein Spiegel-Ebenbild direkt treffen darf, ist interessant. Ich kann mich gerade nicht erinnern, dass wir das im Spiegeluniversum schon einmal hatten, wo mit den Gegenstücken immer der Platz getauscht wurde oder sie schon tot waren. Tyler greift Voq an, und auf der Shenzou stellt Burnham ihn endlich zur Rede und erfährt die Wahrheit. Diese Szene ist beklemmend, aber sehr gut gemacht. Das merkwürdige Licht auf der Shenzou trägt dazu auch bei.

Burnham und der Fire Wolf

Die Voq-Geschichte fand ich trotzdem eher unsinnig, und mir war beim ersten Schauen damals lange Zeit nicht klar, ob wir nun wirklich glauben sollten, dass Voq sich selbst zum Menschen umoperiert hat, oder ob Tyler echt ist, aber großflächig gehirngewaschen wurde. Beim zweiten Schauen wird das aber eigentlich recht deutlich, dass hier tatsächlich die Umoperation gemeint ist. Ich weiß, dass Entsprechendes in der Classic-Serie schon gezeigt wurde, aber damals waren die Klingonen eben quasi menschenähnlich. Zwischenzeitlich hat man sie dagegen in mehreren Stufen wirklich fremdartig gemacht. Aus TNG wissen wir, dass sie viele Organe doppelt haben, 23 Rippen, ein achtkammeriges Herz… Wo fängt man da mit Operieren überhaupt an? Und wie kriegt man das auch auf dem zellulären und auf dem DNA-Level so hin, dass „Ash Tyler“ die nach seiner Rettung aus der „Gefangenschaft“ ja zweifellos ausführlich erfolgenden Untersuchungen übersteht? Doktor Culber erwähnte, dass die Narben an seinen Organen bei den damaligen Checks der Folter zugeschrieben wurden. Aber ein bisschen tiefgreifender als nur ein Röntgen-Bild haben die Ärzte der Discovery doch schon hingeschaut, oder? Richtig lustig wird es, wenn man sich den Zeitrahmen anschaut: Tyler wurde bereits in der nächsten Episode nach „The Butcher’s Knife Cares Not for the Lamb’s Cry“ im Gefängnis aufgefunden, und dort erweckten er und Harry Mudd nicht den Eindruck, dass sie sich erst gestern kennengelernt hätten. Laut Memory Alpha liegen nur drei Wochen zwischen den Episoden! Selbst wenn es drei Monate wären, kaufe ich den Autoren so eine Verwandlung nicht ab. Nicht um einen Doppelgänger zu produzieren, der medizinischen Tests standhält. Nicht um die Details eines passenden Kandidaten (tot, aber nicht nachweislich tot, keinerlei enge Familie oder Freunde, körperlich passend) von der Sternenflotte zu stehlen (wie?). Und sicher nicht, um aus dem Nichts heraus die Persönlichkeit dieses Menschen zu erschaffen und Voq zu implantieren, wie immer das gehen soll. … Ok, wir erfahren viel später, dass die Klingonen den echten Tyler gefangen genommen hatten und ihn für dieses Bastelprojekt quasi ausschlachten konnten. Da hatten sie dann wohl einfach Glück, dass auf Tyler keine Ehefrau oder ein Verwandter zu Hause gewartet hat, der das Spiel durchschauen könnte.

Und dann bleibt auch die Frage nach Voqs und L‘Rells Motivation. „Wir brauchten einen Spion an Bord eures Schiffs“, sagt Voq in dieser Folge. Doch als L‘Rell ihm diesen Plan in „The Butcher’s Knife Cares Not for the Lamb’s Cry“ vorschlug, hatte die Discovery ihren Spore Drive gerade zum ersten Mal gegen die Klingonen eingesetzt. Es ist noch nicht mal gesagt, dass L‘Rell etwas davon wusste, und zumindest hätten sie kaum die Signifikanz dieses Schiffes da schon erahnen können. Wie ich bei „Choose Your Pain“ schon schrieb, ist mir auch komplett unklar, wie Voq voraussetzen konnte, dass er an einer wertvollen Stelle der Sternenflotte landen würde und nicht in einer Rehabilitations-Einrichtung. Ebenso konnte L‘Rell wohl kaum wissen, dass sie einen Weg dorthin finden würde, wo „Ash Tyler“ landen würde, um seine ursprüngliche Persönlichkeit mit dem Kahless-Gebet zum Vorschein zu bringen. All das wird in der Serie spannend präsentiert, ergibt aber nur scheinbar Sinn. Leider ist es nun aber so, dass spätere Episoden unter dem Quatsch leiden, den frühere Episoden eingeführt haben. Ohne die Meuterer-Geschichte wäre Burnham als Charakter in Ordnung, und mit einem besseren Setup könnte ich auch mit der Voq-/Tyler-Story leben. In dieser Episode jedenfalls wird die Auflösung relativ glaubwürdig und spannend präsentiert.

Am Ende der Episode wird Tyler als Hinrichtung ins Weltall gebeamt. Burnham steckt ihm einen Datenträger mit den Informationen über die Defiant zu, da das der einzige Weg ist, die Informationen von der Shenzou zu schmuggeln. Die Discovery rettet Tyler, wo er verhaftet wird. Auch das macht nur scheinbar Sinn, denn um Tyler zu retten, musste man ihn in unter einer Minute erreichen, würde ich mal sagen. Fällt es der Shenzou (und dem getarnten Palastschiff) denn nicht auf, wenn die Discovery plötzlich im Harlak-System auftaucht? Die Reichweite des Transporters wurde bisher mit ca. 40.000 Kilometern angegeben, und wenn man etwas gut orten kann, sind das Warp-Signaturen. Sehr komisch.

Derweil hat Kadett Tilly versucht, Stamets mit den Sporen zu behandeln. Nach anfänglichen Erfolgen ist Stamets scheinbar verstorben. Doch am Ende regt er sich plötzlich wieder, und wir sehen ihn in einem Pilzwald auf sein Spiegel-Ebenbild treffen.

Die Episode endet damit, dass ein anderes Schiff auf die Rebellen feuert, was Burnham bisher noch vermieden hat, um ihnen Zeit für die Evakuierung zu geben. Wie sie die Verzögerung ihren Offizieren begründet hat, bleibt offen. Nun enttarnt sich jedenfalls das Palastschiff und der Imperator nimmt Kontakt auf. Surprise, Surprise, es ist Philippa Georgiou. Ich gebe zu, das hätte ich kommen sehen können, es hat mich beim ersten Schauen dann aber doch ordentlich überrascht. Aus Sicht der Geschichte mag das Sinn machen, denn Georgiou wurde mit viel Aufwand als Mutterfigur für Burnham eingeführt, welche sie auf tragische Weise verloren hat (bzw. durch eigene Dämlichkeit, je nach Sichtweise). Klar bekommt sie nun die Spiegel-Georgiou vorgesetzt, um sich endgültig von ihr emanzipieren zu können. Die nächsten Episoden werden zeigen, wie gut das funktioniert. Dieser Überraschungsauftritt war den Autoren wichtig genug, um den Stunt mit dem fehlenden Namen des Imperators in den Daten der Rebellen durchzuziehen. Michelle Yeoh wurde hier auch nicht wie sonst nach dem Vorspann als „Special Guest Star“ aufgeführt, und nicht zuletzt wird sie auch im Englischen als „emperor“ und nicht „empress“ bezeichnet, wie es Hoshi Sato noch getan hatte.

Unterm Strich eine anschaubare und spannende Episode, die gerade was den Charakter Tyler/Voq betrifft, sehr gut gemacht ist. Viele Details der Handlung ergeben mal wieder keinen Sinn, aber das ist man ja leider gewohnt. Das Spiegeluniversum ist hier als Schauplatz auch noch relativ frisch und unverbraucht.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)