Star Trek: Discovery 1.09: Into the Forest I Go

Review zur „Star Trek: Discovery“-Episode 1.09 „Into the Forest I Go“
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SPOILER: Die Review geht ins Detail und verrät auch das Ende der Episode. Es können auch Spoiler für spätere Episoden der ersten Staffel enthalten sein.

Into The Forest I GoDie Episode beginnt, wo die letzte aufgehört hat. Captain Lorca bekommt den Befehl, sich mit der Discovery zurückzuziehen. Er will aber nicht und hat vor, dem Befehl des Admirals nicht zu folgen. Wenn man das Ende der Staffel kennt, fragt man sich schon, was es Lorca bringt? Wieso riskiert er sein Kommando für die Pahvans? Auf die müsste er doch eigentlich herabschauen. Er hat hier nichts zu gewinnen, und wenn er die Discovery weggenommen bekommt, wird sein Weg nach Hause aber mal so richtig schwer. Sein Verhalten hier ist also nur schwer zu erklären.

Irgendwie schließt diese Episode auch nicht nahtlos an die letzte an. Dort tauchte das Sarkophagschiff im System auf, hier ist es nun plötzlich nur „auf dem Weg“ und weit genug weg, dass sich die Discovery erst mal, um den Anschein zu wahren, mit Warp 5 davon machen kann. Was man mit dem Kristallturm von Pahvo ursprünglich vor hatte (was ja bisher nicht wirklich erklärt wurde), scheint nun keine Rolle mehr zu spielen, und die Crew sucht nach einem neuen Plan, um die Tarnvorrichtung zu knacken. Man sollte ja eigentlich meinen, dass das eine Aufgabe für die besten Wissenschaftler der Föderation wäre. Da könnten die Vulkanier mal glänzen. Es wäre also sehr glaubwürdig, wenn die Discovery den Auftrag bekäme, eine von Experten ausgedachte Möglichkeit auszuprobieren. Stattdessen denkt sich die Crew mal eben schnell selber etwas aus. Das hätten sie ja auch schon in den Wochen vorher mal machen können.

Surprise, Surprise, der Plan sieht vor, dass jemand an Bord beamen und die Tarnvorrichtung manipulieren soll. Dann will die Discovery mit 133 Sprüngen das getarnte Schiff von allen Seiten aus vermessen. Im Gespräch mit Stamets, der ja bereits angeschlagen ist, wird sehr schön versteckt Captain Lorcas Motivation klar. Das Mycelial Network könnte Zugang zu parallelen Universen bieten. „Captain, I didn’t know you cared.“ sagt Stamets, und wir Zuschauer hätten da bereits die wahre Motivation von Lorca ahnen können.

Das Außenteam besteht aus Tyler und Burnham. Ok, dieses Mal mag ein kleines Team mehr Sinn machen als ein großes. Andererseits, wenn die „pattern enhancers“ ihre Lebenszeichen maskieren, dann hätte man ja auch noch drei, vier Mann mit entsprechender Feuerkraft mitnehmen können.

„Long range sensors have detected the power signature of a cloaked Klingon vessel.“ Ja, was denn nun? Man kann getarnte Schiffe nun doch über Lichtjahre hinweg orten? Dann hätten wir ja kein Problem. Die Discovery befindet sich an diesem Punkt schließlich nicht mehr im Pahvo-System, denn sie springt erst nach dieser wunderlichen Aussage des Ortungsoffiziers zurück.

Burnham und Tyler beamen in der halben Sekunde zwischen Abschalten der Tarnvorrichtung und Einschalten der Schilde auf das klingonische Schiff. Die Discovery lenkt diese dann ab, bis die beiden ihre Mission ausgeführt haben. Wisst ihr, was ablenkend gewesen wäre? Einen Photonentorpedo irgendwo in das Schiff zu beamen und zu detonieren. Dass die Klingonen einen Transport auf ihr Schiff nicht anmessen können, ist schwer vorstellbar. Auf der Enterprise-D hat so etwas zum Beispiel immer ganz gut geklappt.

Tyler und Burnham platzieren die Sensoren, welche aus dem getarnten Schiff der Discovery die nötigen Daten senden sollen. Dabei entdecken sie die gefangene und doch nicht tote Admiral Cornwell, sowie L‘Rell. Tyler erinnert sich an Folter durch L‘Rell (denkt er zumindest) und bricht zusammen. Das hätte man vorhersehen und einen anderen Sicherheitsoffizier mitschicken können. Nun ja.

Der letzte Sensor muss auf die Brücke, wieso auch immer, und Burnham muss das nun alleine regeln. Was ein Glück, dass diese Brücke so unnötig verschnörkelt und über mehrere Ebenen aufgebaut ist, anders als die Brücken aller anderen klingonischen Schiffe, die wir bisher kennen. Die Discovery greift den Gegner an und bringt Kol dazu, sich zu tarnen. Dann beginnt sie die 133 nötigen Sprünge, um die Tarnvorrichtung zu vermessen. Auf Lieutenant Stamets hat das großen Einfluss, zumal er vorher schon Visionen aus anderen Zeitlinien hatte.

Burnham muss derweil Kol davon abhalten, einfach aus dem System zu verschwinden. Sie zeigt sich und fordert ihn heraus. Cornwell und Tyler müssen sich ebenfalls verteidigen. Tyler reißt sich gerade noch rechtzeitig zusammen. „For the love of God“, sagt Cornwell. Das mag ja ein halbwegs normaler Ausdruck im Englischen sein, kommt mir in einer Star-Trek-Episode aber völlig deplatziert vor. Aber gut, wir hatten auch schon „shit“ und „fuck“, da kann man auch noch Religion dazu rühren. Klassisches Star Trek eben. 🙁

Burnham kämpft mit einem Mek‘leth gegen Kol. Der Kampf ist gut choreographiert. Ich finde es immer albern, wenn Sternenflotten-Offiziere gegen größere und gepanzerte Klingonen einen Faustkampf mit drei Schlägen gewinnen. Burnham will hier gar nicht gewinnen und hätte auch keine Chance. Aber sie schindet genug Zeit für die Discovery heraus, um deren 133 Sprünge zu vollenden. Danach kann diese Kols Schiff sehen, das Außenteam samt Cornwell und L‘Rell zurückholen und Kols Schiff vernichten. Damit ist das ein gewisser Wendepunkt in der Story um den Krieg gegen die Klingonen.

Stamets und Lorca

Admiral Cornwell wird per Shuttle zur nächsten Sternenbasis geflogen, zur großen Freude von Lorca. Mir kommt das merkwürdig vor. Wieso würde man sie aus der gut ausgestatteten Krankenstation der Discovery in ein Shuttle verladen? Zumal eines, das erst zur Discovery fliegen musste („emergency medical transport“)? Natürlich erfordert der nächste Schritt der Rahmenhandlung, dass Cornwell nicht mehr an Bord ist. Das macht es aber auch nicht logischer, zumal Admiral Terral der Discovery sowieso die Rückkehr zu Sternenbasis 46 befiehlt. Ähnlich komisch ist Lorcas Aussage, dass der gewonnene Algorithmus gerade verbessert wird und dann in ein paar Stunden der Sternenflotte übermittelt wird. Natürlich schickt man die Rohdaten jetzt sofort zu den Spezialisten!

Dann hätten wir noch den Planeten Pahvo. „Pahvo’s safe now“, wird mehrmals gesagt. Was das mit dem Planeten alles sollte, bleibt offen. Hatten die Pahvans denn einen Plan, als sie das Signal ausgeschickt haben? Sollen wir glauben, dass sie dachten, das regelt sich dann von selber, wenn die Sternenflotte und die Klingonen im Orbit aufeinander treffen? Und schicken sie das Signal immer noch zu den Klingonen? Wir wissen es nicht, die Übertragung wird nicht mehr erwähnt. Die Ereignisse dieser Episode machen die letzte leider komplett überflüssig und zu einer ärgerlichen Füllepisode. Um an die Tarnvorrichtung heran zu kommen, hätte man auch irgendwo anders ein klingonisches Schiff finden können. Ebenfalls fallen gelassen wird Lorcas Befehlsverweigerung. Krieg hin, Krieg her, seit wann ignorieren Admiräle es einfach, wenn ein Captain einen solchermaßen expliziten Befehl einfach verweigert? Dann kann man die ganze Kommandokette doch gleich sein lassen.

Tyler gesteht Burnham, dass L‘Rell diejenige war, die ihn gefoltert hat und die Gefallen an ihm gefunden hatte. Für ihn beginnt nun die ganze „What did you do to me?“-Storyline. Nach ihrem zweiten ersten Kuss auf Pahvo kommen sich Tyler und Burnham nun erneut näher, und damit könnte die Episode zu Ende sein. So fühlt es sich jedenfalls an, es sind aber noch 9 Minuten übrig. Aber die Autoren haben noch etwas für uns vorbereitet. Stamets führt auf eigenen Wunsch hin einen letzten Sprung mit dem Spore Drive aus. Danach will er ihn nicht mehr benutzen und sich auf seine Heilung konzentrieren. „Let’s go home“, sagt Lorca und ändert etwas an den Koordinaten. Merkt Stamets das nicht? Offenbar nicht.

Das Schiff erscheint an einem Ort, den Saru nicht bestimmen kann. Statt der Sternenbasis finden sie klingonische Wrackteile vor. Die Episode endet ohne eine Auflösung, wo die Discovery nun ist. Das war insofern ungünstig, als dass diese Episode als letzte im Jahr 2017 ausgestrahlt wurde. Daran schlossen sich mehrere Wochen Pause an, was ich als sehr unglücklich empfand. Diese Pause sollte aber nicht ein Rückfall in alte Sendegewohnheiten aus den Achtzigern sein, sondern wurde nötig, weil man mit der Produktion der Episoden nicht nachkam. Wenn man einmal angefangen hat, die Serie wöchentlich zu senden, muss natürlich auch jede Woche eine Episode fertig sein. In zukünftigen Staffeln wird sich das also wohl nicht wiederholen. Dieses Ende musste dafür jedenfalls nun als Cliffhanger herhalten. Sinn macht es nicht, denn auch im Paralleluniversum sind die Sterne natürlich dort, wo sie sein sollten. Natürlich kann Saru die Position des Schiffes bestimmen. Die Unterschiede dieser beiden Universen sind dann doch etwas subtiler. Irgendwie denke ich, hätte es einen besseren Cliffhanger ergeben, wenn man als letztes noch von einem Schiff des terranischen Imperiums kontaktiert worden wäre.

Diese Episode verdeutlicht gewissermaßen auch ein anderes Problem, dass ich mit dem Handlungsbogen der Serie habe. Sie hat nämlich nicht wirklich einen. Die ursprüngliche Idee war ja, mit 10 Episoden eine in sich abgeschlossene Geschichte zu erzählen. Nachdem das dann auf 15 Episoden ausgedehnt wurde, ergibt sich über die ganze Staffel betrachtet leider ein komisches Bild. Wir haben den Auftakt, der als Setup dient und sich ansonsten nur mit Burnham beschäftigt. Dann haben wir den Krieg gegen die Klingonen, welcher nun aber mit dieser Episode gewissermaßen seinen Höhepunkt findet und dann erst mal längere Zeit zur Seite gelegt wird, denn jetzt kommt die neue Storyline um das Spiegeluniversum ins Spiel. Wenn man sich die ganze Staffel anschaut, dann ergibt das eben kein einheitliches Bild. Man könnte es als Burnhams Geschichte sehen oder als Lorcas, mit allem anderen nur als Dekoration. Aber auch das funktioniert nicht wirklich. Lorcas Geschichte beginnt erst in Episode 3 und endet schon in Episode 13, und Burnham macht aus meiner Sicht keine konstante Charakterentwicklung durch.

Diese Episode jedenfalls ist schon auch spannend anzuschauen, aber man hat etwas das Gefühl, dass hier weniger eine Geschichte erzählt wird und mehr die größere Handlung vorangetrieben wird.

Anmerkungen

  • Der Titel der Episode stammt aus einem Zitat von John Muir: „And into the forest I go, to lose my mind and find my soul.“
  • Diese Episode zeigt den ersten Kuss zwischen zwei Männern in „Star Trek“, immerhin 22 Jahre nach dem Kuss zwischen Jadzia Dax und Lenara Kahn in der DS9-Episode „Rejoined“.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)