Review zur „Star Trek: Discovery“-Episode 1.08 „Si Vis Pacem, Para Bellum“
← Episode 1.07 | Übersicht Staffel 1 | Episode 1.09 →
SPOILER: Die Review geht ins Detail und verrät auch das Ende der Episode. Es können auch Spoiler für spätere Episoden der ersten Staffel enthalten sein.
Die achte Episode der Serie beginnt mit dem dramatischen Versuch, die USS Gagarin zu retten, welche von mehreren klingonischen Schiffen angegriffen wird. Alle haben von Kol eine Tarnvorrichtung bekommen, und die Discovery kann der Gagarin letztlich nicht helfen. Weil die Verluste der Flotte sich häufen, schickt die Sternenflotte die Discovery nach Pahvo. Die Pflanzen dort senden über eine riesige Kristallstruktur einen Ton ins All, und den will die Sternenflotte nutzen, um eine Art Sonar gegen die Tarnvorrichtung zu bauen. Nach der spannenden Eröffnungsszene bin ich hier schon wieder hängen geblieben. Woher weiß die Sternenflotte von diesem Planeten? Und wieso glaubt man, dass das, was der Planet da aussendet, gegen die Klingonen helfen könnte? Wir kriegen keinerlei Erklärungen dazu und sollen das wohl einfach so hinnehmen. Mich stört das.
Aus Technobabble-Gründen muss das Landeteam zu Fuß zu der Kristallstruktur wandern. Es ist nicht klar, wieso ein Shuttle nicht funktionieren soll. Oder meinetwegen eine andere Art von Bodenfahrzeug. Ebenfalls unklar ist, wieso bei der Wichtigkeit der Mission nur drei Leute gehen, Saru, Burnham und Tyler. Wieso schickt man nicht ein Team aus 15 Spezialisten? Hier haben die Autoren leider schon beim Setup der Episode mächtig gepatzt.
Das Außenteam trifft derweil auf eine Art Energiewesen, und Commander Saru versucht einen Kontakt zu ihm herzustellen. Da das Wesen intelligent zu sein scheint, muss das Außenteam mit ihm über den Kristallturm reden anstatt sich einfach selbst zu bedienen. So wenig Sinn das alles inhaltlich macht, ist es zumindest nett aufgenommen. Sarus Ungeduld, weil er den Ton des Planeten konstant hört. Burnhams und Tylers Gespräch über ihre Pläne für nach dem Krieg. Burnham hat keine Pläne, da sie ja nur temporär aus dem Gefängnis entlassen ist. Die Grundlagen ihrer Mitarbeit in der Discovery-Crew hatte man nach ein paar Folgen fast schon wieder vergessen, wenn man bedenkt, wie viele wichtige Missionen sie immer wieder bekommt.
„The Federation has no death penalty.“ Streng genommen passt das nicht zu dem, was wir aus Classic wissen, wo auf das Betreten von Talos IV die Todesstrafe stand. Das beißt sich allerdings so sehr mit allem, was wir über die Föderation wissen, dass ich nicht böse bin, wenn man mit solchen Sachen mal aufräumt.
L‘Rell bietet Kol an, seine Gefangene zu verhören – Admiral Cornwell. Cornwell gegenüber bietet sie an, sie zu befreien, wenn Cornwell sie dafür mitnimmt. Ihre Motivation wird zwar besprochen, aber so richtig ist mir das nicht klar, was ihr Plan ist. Auf dem Weg zum Shuttlehangar werden sie entdeckt, und L‘Rell tötet die ‚entkommene‘ Cornwell scheinbar, um Kol zufrieden zu stellen.
Auf dem Planeten beeinflusst das Energiewesen Saru. Als Kelpien, auf ihrem Planeten Beutetiere, hat er sein komplettes Leben mit Angst verbracht und erlebt nun zum ersten Mal, wie es sich anfühlt, keine Angst zu haben. Saru will auf Pahvo bleiben und greift dafür auch Burnham und Tyler an. Emotional ist das für Saru sehr schön ausgedacht. Das ist tatsächlich eine der wenigen Storylines dieser Staffel, die einem im Gedächtnis bleiben. Aber die Episode wird doch davon heruntergezogen, dass die ganze Zeit nicht klar ist, was da eigentlich passiert. Burnham schließt ein Gerät an den Kristallturm an, Saru zerstört es aber. Dann sind sie plötzlich wieder auf der Discovery und glauben, dass sie nun getarnte klingonische Schiffe entdecken können. Was lässt Burnham das glauben? Es ergibt, wie so oft, keinerlei Sinn.
Ebenso auf Seiten der Klingonen. General Kol residiert nun offenbar auf dem veralteten Sarkophag-Schiff anstatt auf seinem starken, modernen Flaggschiff. Er bekommt gesagt, dass der Planet Pahvo ein starkes Signal aussendet, eine Einladung. Ohne nachzufragen, was das bedeutet, was das für ein Planet sein soll, wo die nächste Föderationsflotte steht etc., befiehlt er einfach, dorthin zu fliegen. Komplett unglaubwürdig.
Die Episode endet damit, dass die Klingonen im Pahvo-System ankommen. Das Energiewesen, das quasi alles Leben auf Pahvo darstellt, will offenbar einen Frieden zwischen Föderation und Klingonen vermitteln. Gewissermaßen greift man hier den Organianern vor, die das zehn Jahre später tatsächlich tun werden und die ebenfalls anfangs völlig harmlos aussehen. Aus Sicht der Discovery steht das Schiff als einzige Verteidigung zwischen Pahvo und den Klingonen. Auch das erinnert sehr an Organia.
Auf den ersten Blick ist es schwer zu erklären, wie so eine Episode überhaupt gedreht werden konnte. Im Gegensatz zu den bisherigen Episoden handelt es sich hier ja nicht mal direkt um „plot holes“ oder Ungereimtheiten. Wir kriegen einfach überhaupt nicht schlüssig mitgeteilt, was die Crew erreichen will. Das geht über ein einfaches „plot hole“ noch hinaus. Ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass zum Produktionszeitpunkt hier sehr große Hektik herrschte. Nach Episode 9 wurde ja sogar die Ausstrahlung der Serie unterbrochen, weil man mit der Produktion nicht nachkam. Dass diese Episode eine Mission zu einem Planeten zeigen soll, wurde wohl auch vom Network verfügt. Möglich also, dass Autorin Kirsten Beyer sich völlig auf die emotionalen Aspekte der Geschichte konzentriert hat und darüber vergaß, dass die Episode irgendwie sinnvoll in die Handlung der Staffel integriert werden muss.
Tja, unterm Strich bleibt eine schön aufgenommene Episode mit ein paar starken Momenten für Commander Saru. Für kurze Zeit verströmt das Energiewesen und der klingende Wald (alles mit starkem Blaustich aufgenommen, was dem Wald außerhalb Torontos eine gewisse außerirdische Qualität verleiht) einen gewissen „Sense of Wonder“. Das nützt aber alles nichts, wenn die eigentliche Handlung nur halbherzig dahin behauptet wird und man sich die ganze Zeit fragt, was da eigentlich gerade passiert. So gesehen alles in allem also keine gute Episode bzw. eine ungewöhnliche Mischung aus wirklich guten und wirklich schlechten Elementen.
Anmerkungen
- Der lateinische Titel der Episode kann mit „Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor.“ übersetzt werden.