TV-Serie: Jessica Jones

Jessica Jones„Jessica Jones“ ist eine amerikanische Serie von Melissa Rosenberg. Produziert wird sie von Netflix, die erste Staffel mit 13 Episoden wurde im November 2015 veröffentlicht. Mittlerweile wurde eine zweite Staffel bestellt.

Die Serie

Jessica Jones lebt in Hell’s Kitchen, einem Problemviertel von New York. Sie ist jung, hübsch – und eine Privatdetektivin mit Superkräften. Doch während andere sich als Superhelden mit Cape und Maske Außerirdischen in den Weg stellen, will Jessica Jones nur ihr Leben leben. Selbiges gerät mächtig aus den Fugen, als sie den Fall der jungen Hope annimmt: Jessica findet das vermisste Mädchen problemlos, und sie findet auch den Mann, der Hope in seinem Bann hält. Kilgrave ist ein Geist aus ihrer Vergangenheit. Vor einem Jahr hatte er sie entführt und mit seinen Suggestivkräften für seine Zwecke missbraucht. Jessicas einziger Instinkt ist es, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Kilgrave zu bringen. Doch sie ist kein Mensch, der sich gerne Illusionen macht, und so nimmt sie schweren Herzens den Kampf gegen Kilgrave auf…

Bewertung

„Jessica Jones“ ist die neuste Serie aus dem Marvel-Universum. Ich bin relativ sicher, dass niemand außer den absoluten Hardcore-Comic-Lesern von dem Charakter vorher schon gehört hat. Wenn man sich etwas bei Wikipedia beliest, erfährt man, dass Jessica Jones 2001 im Rahmen der Comicreihe „Alias“ eingeführt wurde, während Kilgrave als Zebediah Killgrave alias The Purple Man sein Debüt bereits 1964 in der Daredevil-Serie gab. Die Serie baut aus diesen und anderen Marvel-Elementen nun eine eigene Geschichte. Die Serie werde ich aber als Serie betrachten und nicht als Verfilmung, da ich keine der Comicvorlagen kenne.

Kilgrave

Ich gebe zu, dass mich „Jessica Jones“ anfangs gar nicht ansprach. Die Werbung konnte irgendwie nicht deutlich machen, worum es geht oder was der Reiz dieser Serie sein soll. Die Serie ist dann wegen eines Namens doch auf meiner Watchlist gelandet: David Tennant, der als zehnter Doktor in „Doctor Who“ immerhin mein Doktor ist. Generell bin ich kein Fan der Marvel-Verfilmungen bzw. -Superhelden. Sie pendeln ja meistens irgendwo zwischen nett und albern, aber speziell ernst nehmen kann man sie nicht. Da bin ich doch eher bei Batman und den X-Men zu Hause. Zum Glück hat „Jessica Jones“ jedoch kaum Berührungspunkte mit dem Rest des Marvel-Universums. Es gibt ein paar Anspielungen („the green guy and his crew“), aber es schleichen nicht durch jede zweite Folge SHIELD-Leute oder der Daredevil, der ja auch in Hell’s Kitchen residiert. Vielleicht erkenne ich entsprechende Cameo-Auftritte aber auch bloß nicht.

Für mich ist die erste Staffel von „Jessica Jones“ eine abgeschlossene und sehr intensiv erzählte Geschichte. Mir gefällt vor allem die Charakterisierung von Jessica Jones. Sie ist nicht im eigentlichen Sinne ein Superheld, sie stürzt sich nicht freudig in eine aussichtslose Schlacht. Kilgrave als Bedrohung ist spannender als sehr viele Antagonisten aus anderen Serien und Filmen. Seine Kraft, einfach jedem Menschen durch Worte seinen Willen aufzuzwingen, ist ziemlich gruselig und wird von ihm fleißig ausgenutzt. David Tennant spielt den Charakter dabei wirklich arschig. Oft genug begeht Kilgrave abscheuliche Dinge mit dem gleichen Lächeln, das auch der Doktor trug, was Tennants Auftritt noch mal extra creepy macht. Da Kilgrave in der Serie Brite ist, muss Tennant auch seinen normalen Dialekt nicht zu sehr verstecken (Er spricht aber auch nicht wirklich sein Glasgow-Schottisch, mehr dazu hier.).

Die Serie erzählt die Geschichte dabei relativ realistisch und nah an Jessica dran. Sie und ihr Umfeld erscheinen sehr verwundbar, denn Jessica ist nicht immun gegen Kilgraves Kräfte. Sie weiß nur zu gut, dass er sie jederzeit wieder unter seine Kontrolle bringen könnte. Irgendwie kommt mir die Art, wie die Geschichte erzählt wird, auch als Vergewaltigungs-Metapher vor. Man nimmt als Zuschauer jedenfalls sehr deutlich und unmittelbar Anteil daran, wie Jessica unter den Folgen ihrer letzten Begegnung mit Kilgrave leidet. Der Konflikt zwischen ihrer Hilflosigkeit und dem Willen, nicht aufzugeben, sorgt für eine sehr spannende Geschichte, genau wie Jessicas Absicht Kilgraves Opfern zu helfen und ihn nicht einfach nur umzubringen.

Die ersten beiden Folgen sind dabei extrem düster. Es gibt kaum Szenen bei Tageslicht, und wenn dann ohne Sonnenschein, zudem ist Hell’s Kitchen ein ziemlich heruntergekommener Handlungsort. Man wird auch nicht direkt mit Erklärungen überschüttet und muss einfach eine Weile schauen, ehe man in der Story angekommen ist. Es lohnt sich aber, dabei zu bleiben, bis man in kurzen Flashbacks mehr über Kilgraves und Jessicas Vorgeschichte erfährt. Nach zwei, drei Episoden lernt man auch einige interessante Nebencharaktere besser kennen, z.B. Jessicas Adoptivschwester Trish. Außerdem ist Carrie-Ann Moss als Chefin einer Anwaltskanzlei zu sehen, für die Jessica ab und an Aufträge erledigt. Später gibt es dann auch mal die ein oder andere Szene im Sonnenschein und Jessica geht proaktiv gegen Kilgrave vor anstatt nur zu reagieren, so dass die Serie weniger depressiv wirkt.

Jessica und Trish

Nach der Hälfte der zehn Episoden war ich ehrlich überrascht, wie spannend die Serie ist. Gleichzeitig frage ich mich, wieso das überhaupt als Superhelden-Serie vermarktet werden muss. Ich glaube, diese Geschichte hätte genauso gut funktioniert, wenn Jessica einfach ein normaler Mensch gewesen wäre. Ihre Kräfte halten sich sowieso in Grenzen, sie ist einfach „super-stark“. Auch die Story um den Barkeeper Luke erfordert eigentlich keine Superkräfte, sie sind nur ein unnötiges Gimmick. Wir bekommen für Jessicas Kräfte im übrigen auch keine Erklärung, nur die Aussage, dass sie sie durch einen Unfall bekommen habe. Man kann sich „Jessica Jones“ also durchaus auch anschauen, wenn man mit Superhelden im Cape sonst nichts am Hut hat. Es ist eher ein düsteres Fantasy-Crime-Drama.

Krysten Ritter hat mich übrigens anfangs etwas vor Probleme gestellt, da ich sie als Gia Goodman aus „Veronica Mars“ kenne. Dort hatte sie eine Nebenrolle als eher oberflächliches Highschool-Girlie, was so gar nicht zu der düsteren Rolle der Jessica passt. Sie macht ihren Job aber sehr gut, und man vergisst Gia bald. Von Auftreten und Stil (und ihren Kräften) her erinnert „Jessica Jones“ mich dagegen an Faith aus „Buffy“.

Update nachdem ich die erste Staffel nun zu Ende geschaut habe: Im Prinzip bleibe ich dabei, dass „Jessica Jones“ unheimlich spannend ist. Gegen Ende hat man dann aber doch gemerkt, dass 10 Episoden auch ausgereicht hätten. Da gab es ein paar Längen. Mit „Daredevil“ gab es einen kurzen Crossover-Auftritt, der aber nicht stört, wenn man „Daredevil“ nicht kennt. Ansonsten werden erkennbar weitere Geschichten in Jessicas Umfeld vorbereitet, offenbar bekommt Luke ja wohl auch eine eigene Serie. Aber wie gesagt, man kann alle diese Verbindungen zum Marvel-Universum auch einfach ignorieren.

Fazit

Marvel-Fans kommen an der Serie vermutlich sowieso nicht vorbei. Aber auch ohne Interesse an Superhelden ist „Jessica Jones“ empfehlenswert, wenn man relativ düstere Serien mag. Die erste Staffel jedenfalls kann man als abgeschlossene und spannende Fantasy-Crime-Geschichte schauen. Allein wegen David Tennant lohnt sich das.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)