George R. R. Martin: A Storm of Swords

Cover A Storm of SwordsRezension zu „A Storm of Swords – Book Three of A Song of Ice and Fire“ von George R. R. Martin, 1178 Seiten, Bantam Books, 2011, Ersterscheinung: 2000

Deutsche Ausgabe: „Sturm der Schwerter“, 2001, Blanvalet Verlag; „Die Königin der Drachen“, 2002, Blanvalet Verlag

Inhalt

Krieg ist ausgebrochen in Westeros, der „Krieg der fünf Könige“. Auch nach dem Tod Renly Baratheons und der Niederlage seines Bruders Stannis vor den Toren von King’s Landing kommt das Land nicht zur Ruhe. Neue Allianzen werden geschmiedet, alte zerbrechen und ein Ende der Kämpfe um den Eisernen Thron ist nicht in Sicht. Während Starks und Tullys, Lannisters und Tyrells, Greyjoys und Martells um die Macht ringen, ist Daenerys mit ihren drei Drachen durch das Land der Sklavenhalter unterwegs und jenseits der Mauer nähert sich eine gewaltige Armee von Barbaren den sieben Königreichen…

Bewertung

Ich hatte vor einiger Zeit eine längere Review von Band 1 von George R.R. Martins epischer Fantasy-Saga „A Song of Ice and Fire“ geschrieben und dann irgendwie zu Band 2 nichts verfasst. „A Clash of Kings“ las sich genauso gut wie Band 1 und der Vergleich zur TV-Serie war wie schon bei Band 1 unterhaltsam, aber das Buch ragte auch nicht direkt heraus. „A Storm of Swords“ ist nun Band 3 der Reihe und es ragt tatsächlich heraus. Nicht umsonst vergebe ich hier nicht oft volle 5 Sterne bei meinen Reviews, aber dieses Mammutwerk hat es verdient.

In meiner Review zu Band 1 hatte ich noch geschrieben: „Man muss die anderen vier Bände nicht zwangsläufig ebenfalls lesen.“ Das hat sich als falsch herausgestellt: Muss man doch. Selbst wenn man aus der TV-Serie schon für vieles gespoilert ist, will man doch aus erster Hand wissen, wie es mit den Charakteren weitergeht. George R. R. Martin hat einen fantastischen Schreibstil, der es schwer macht, das Buch wegzulegen. Obwohl es ohne Anhang auf krasse 1128 Seiten kommt, und das in einer winzigen Schrift, wird das Buch nicht langweilig. Wie schon in den ersten beiden Bänden ist jedes Kapitel aus der Sicht eines Charakters geschrieben, und derer gibt es viele. Arya und ihre Schwester Sansa, Jon Snow und Samwell Tarly, Jaime Lannister und Brienne Tarth, Tyrion und Cersei Lannister, Joffrey und Margarey, Daenerys Tararyen, Bran Stark… Das Buch lebt davon, dass man wissen möchte, wie es für jeden einzelnen weitergeht.

Dass am Ende von Band 3 keine echte Auflösung der Handlungsfäden steht, ist klar, die Reihe ist auf noch mal so viele Bände ausgelegt. Ich finde aber, dass der Autor es gerade mit diesem Buch geschafft hat, eine echte Spannungskurve hinzubekommen, die in Band 1 und 2 manchmal doch gefehlt hat. Mein Eindruck ist allerdings stark vom Vergleich mit der TV-Serie gefärbt, von der ich vor der Lektüre schon vier Staffeln gesehen hatte. Dort fiel mir in Staffel 3 und 4 vermehrt auf, dass manche Ereignisse deplatziert wirkten und nicht so richtig ein Spannungsbogen entstand. Nach der Lektüre des Buches weiß man auch wieso: Die TV-Serie hat ab Staffel 3 Elemente verschiedener Bücher vermischt, Dinge vorgezogen, andere nach hinten geschoben und wie vorher auch vieles weggelassen. Dass man 1100 Seiten nicht in zehn Episoden pressen kann, ist klar. Trotzdem finde ich macht die Geschichte wie sie im Buch erzählt wird einfach viel mehr Sinn und ist viel besser strukturiert. Es lohnt sich also, das Buch zu lesen, am besten bevor man mit Staffel 3 der Serie anfängt.

Was Charaktere und Schauplätze betrifft, baut Martin hier größtenteils auf das auf, was wir aus den ersten beiden Büchern schon kennen. Es kommen aber viele Details über die Wildlings und Mance Rayder dazu, und wir lernen eine Menge über die Sklavenstädte im Osten. Zwei Unterschiede zur TV-Serie, die interessant sind: Es kommt im ganzen Buch kein Theon vor, ein großer Pluspunkt. Seine Storyline in Staffel 3 und 4 war echt nervig (was natürlich heißt, dass man sich darauf in einem späteren Buch noch freuen darf)! Und im Gegenzug sehr Schade: Oberyn Martell ist im Buch leider nicht wirklich der Hauptcharakter, der er in Staffel 4 war. Er kriegt kaum ein paar Dialogzeilen, obwohl seine Geschichte ja sehr spannend ist.

Ansonsten spinnt Martin einfach seine Geschichte weiter, genug Bausteine hat er dazu ja zur Hand. Die Geschichte der Kriege und Intrigen von Westeros ist deutlich von der echten Geschichte inspiriert. So in etwa kann man sich vermutlich das Leben in einem feudalen System des ausklingenden Mittelalters vorstellen, incl. der Religionskonflikte. Es ist interessant, wie wenig die echten Fantasy-Elemente in dieser Geschichte auffallen, vermutlich weil die Geschichte wie gesagt auf den Charakteren und deren Motivationen und Handlungen ruht. Mit Drachen, der riesigen Eismauer, Feuermagie, Schattenwesen, Zombies verschiedener Arten, Hellsehern und Körperwechslern enthalten die Bücher durchaus eine Menge Fantasy-Elemente, aber wenn man die Geschichte nach der Lektüre zusammenfassen müsste, wird man wohl eher an die Charaktere denken, an Verrat, Aufopferung, Verzweiflung, Heldenmut, pures Glück, Ehre und Fluch der großen Häuser mit ihren Wappensprüchen. Diese Geschichten bleiben einem eher in Erinnerung als die kleinen Fantasy-Gimmicks, so wichtig sie für die Geschichte auch sein mögen.

Zwei Anekdoten am Rande: Diana und ich haben dieses Buch parallel gelesen, was sich anfangs nicht gut machte. Kurz vor Weihnachten hat es ihr dann gereicht und sie hat sich das Buch einfach noch mal gekauft, damit wir uns beim Lesen nicht mehr abwechseln mussten. Yep, so spannend war es, dass keiner von uns zwei, drei Wochen warten wollte. 😉 Und: Ich habe über Weihnachten endlich mal den ersten Hobbit-Film gesehen, und war ehrlich entsetzt, was für ein krasser Unterschied zwischen den beiden Welten besteht. Wo George R. R. Martin komplexe Charaktere und Motivationen bietet, hat Tolkien nur Schwarz-Weiß-Malerei im Angebot. So ähnlich sich diese beiden irgendwie mittelalterlichen Welten auf den ersten Blick zu sein scheinen, so weit sind sie inhaltlich entfernt voneinander. Diesen Kontrast zu beobachten ist aber durchaus spannend.

Fazit

Ein gewaltiges Buch, und trotzdem spannend bis zur letzten Seite. Wer Band 1 und 2 schon gelesen hat, sollte auch bei „A Storm of Swords“ zugreifen. Es lohnt sich.

Links

3 Gedanken zu „George R. R. Martin: A Storm of Swords

  1. Die Bücher sind wirklich spannend, danke für den Tipp! 🙂 Ich nehme sie allerdings als eine fortlaufende Geschichte wahr, könnte also jetzt z. B. gar nicht mehr sagen, was noch zu Buch 1 und was schon zu Buch 2 gehörte. 🙂

    Allerdings lese ich die Bücher zwangsläufig in Deutsch und dass es in Deutsch insgesamt 10 Bücher sind, verwirrt beim Lesen deiner Rezensionen wirklich. Hab extra mit dem Lesen dieser Rezension gewartet, bis ich Buch 4 durch hatte und ich scheine euch da wohl immer noch nicht eingeholt zu haben. 🙂

    Was ich an diesen Büchern besonders spannend finde, ist, dass oft nicht von Anfang an klar ist, wer „die Guten“ und wer „die Bösen“ sind. Menschen, die man für eigentlich ganz nett gehalten hat, werden dann plötzlich zu Ekelpaketen – wie auch im wahren Leben. Am meisten leide ich mit Arya, Bran und Jon und Theon könnte ich.. . arrgh. 😀

    Und bevor das hier ein Roman wird, nur noch eine Frage (aus reiner Neugier): wenn ihr die Bücher sowieso parallel lest, warum liest dann nicht einer dem anderen vor? Ok, das dauert dann natürlich länger, nehm ich an, aber das hätte doch was. 😀

    Ich schnapp mir jetzt Band 5… bin gespannt wie’s weitergeht. 🙂

    Liebe Grüße, auch an Diana 🙂

  2. Ich habe mal an beiden bisherigen Rezensionen noch die deutschen Titel ergänzt. Sorry, hatte ich einfach vergessen, hilft hier aber wirklich weiter, zumal ich zu Band 2 nichts geschrieben hatte.

    Laut lesen müssen wir im Moment für unsere Kleine recht viel, mache ich aber eigentlich nicht so gerne. Ich denke, mit einem Wälzer dieser Art würde das auch nicht gehen, das würde ewig dauern, zumal auf Englisch.

  3. Oh, vielen Dank, das erklärt dann jetzt, warum mir einige Namen noch gar nichts sagten. 🙂 Mir hat das laut Vorlesen immer viel Spaß gemacht, allerdings auf Deutsch natürlich und da waren auch so einige Wälzer von mehr als 1000 Seiten dabei. Aber natürlich stimmt es, dass das länger dauert und in englisch.. wenn mans gar nicht kann, stellt man sich das schwierig vor. 😀

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)