Ich habe vor einiger Zeit über unseren Besuch des ehemaligen Regierungsbunkers in Bad Neuenahr geschrieben und in dem Beitrag unter anderem erwähnt, dass ich Geschichte „direkt vor der eigenen Haustür“ spannend finde. Bad Neuenahr ist von uns aus nicht weit weg, aber beim späteren Durchlesen des Artikels fiel mir wieder ein, dass wir tatsächlich quasi direkt vor der eigenen Haustür ein Stückchen deutsche Geschichte haben. Etwa 50 Meter zu Fuß von uns entfernt fand nämlich 1986 einer der RAF-Morde statt!
In der Buchholzstraße wurde hier am 10. Oktober 1986 der Diplomat Gerold von Braunmühl von Unbekannten erschossen. Man weiß bis heute nicht, wer die Täter waren, aber sie gehörten wohl zur RAF. Heute erinnert an dieser Stelle nur eine in den Boden eingelassene Stein-Platte daran, und auch diese kann man nur noch mit einer gewissen Mühe entziffern. Zwei kleine Bäume verhindern, dass der Ort einfach überparkt wird.
Wir kommen da relativ oft vorbei, denn der Ort liegt auf dem Weg zu einem Spielplatz. Wenn meine Tochter mal zur Schule gehen wird, wird sie dort vermutlich jeden Tag zweimal vorbeikommen. Mich macht die Gedenktafel immer beklommen, denn gerade als Vater ist es schwer vorstellbar, dass in unserem ruhigen Wohnviertel ein Familienvater auf offener Straße ermordet wurde. Die RAF ist für mich eben „ancient history“, etwas das man aus Filmen und von der Wikipedia kennt. Für den Geschichtsunterricht war sie dagegen nicht ancient genug, über den Zweiten Weltkrieg sind wir nie nennenswert hinausgekommen.
Es ist jedenfalls merkwürdig, auf dem Weg zum Spielplatz mit so einem Zeugnis der Zeitgeschichte konfrontiert zu werden. Man vergisst leicht, dass das kleine und oft verschlafene Bonn mal die Hauptstadt war, mit allem was dazu gehört.