Ausflugstip: Regierungsbunker

Regierungsbunker-EingangNachdem wir am Sonntag einen sehr schönen Tag in Bad Neuenahr-Ahrweiler verbracht haben, gibt es heute mal einen Ausflugstip für alle, die in der Gegend sind: Ein Stückchen über Bad Neuenahr, mitten in den idyllischen Weinbergen, kann man den ehemaligen Regierungsbunker besichtigen. Die anderthalb Stunden Führung durch den Eisenbahntunnel-Bunker sind eine spannende Zeitreise und sehr lohnenswert!

Als wir in Leipzig gewohnt haben, haben wir irgendwie viel zu viel studiert/gearbeitet und viel zu wenig von der Stadt und der Umgebung gesehen. Später, als ich aus Leipzig weggezogen war, fand ich es Schade, dass ich Sachen wie das Stasis-Museum nie besucht habe. In Wales haben wir uns danach viel mehr Mühe gegeben und viele spannende Sachen erkundet. In Bonn hat das bisher noch nicht so gut geklappt, aber als ich von dem Regierungsbunker gehört habe, habe ich das für dieses Jahr einfach mal auf die TODO-Liste gesetzt. Ich finde ja Geschichte unheimlich spannend, und wenn man sie zudem noch direkt vor der eigenen Haustür findet, ist das um so besser.

Was ist der Regierungsbunker? In den späten Fünfzigern musste sich das NATO-Land Deutschland einen Ausweichsitz für die Regierung bauen, falls es zu einem Atomkrieg kommen sollte. Dafür wählte man sich einen nie benutzen Eisenbahntunnel an der Ahr aus und baute in dem engen Schacht eine kilometerlange Kleinstadt, die im Ernstfall mehreren tausend Personen Platz geboten hätte. Nachdem nun die Regierung nicht mehr in Bonn sitzt und ein Atomschlag nicht mehr so konkret wie damals zu erwarten steht, wurde der Bunker 1997 aufgegeben und später komplett zurückgebaut. Zum Glück hat man im Eingangsbereich einiges stehengelassen, anhand dessen man sich einen Eindruck verschaffen kann, wie es dort früher aussah. Man kann zwar nur wenige Prozent des früheren Bunkers besichtigen, aber die Anlage ist immer noch riesig und die anderthalb Stunden Führung gingen wie im Flug vorbei.

Der Bunker ist gleich in mehrerer Hinsicht eine Zeitreise: Zum einen taucht man ein in die Mentalität des Kalten Krieges, von Block-Denken, Atom-Angriffen und NATO-Übungen. Zum anderen wurde der Bunker in den Sechzigern errichtet und nie wirklich modernisiert. Der nüchtern-militärische Beton-Baustil trifft auf Stahl, Linoleum und den generellen Chic der Sechziger. Ich fand das einfach hochspannend. Die Atmosphäre da unten hat mich auch etwas an den Bergwerks-Besuch in Wales erinnert, auch wenn es da natürlich dunkler und klaustrophobischer war. Aber das Gefühl, einen kleinen Einblick in eine ganz andere Welt zu erhalten, war ähnlich.

Kleines Highlight der Führung: Wir kamen zu einer Telefonzelle, aber so richtig alt, gelb und ohne abgerundete Ecken. In dem Kasten hing deutlich sichtbar ein klobiges Telefon. Die beiden vielleicht neun-jährigen Kinder, welche die Führung klaglos und hoffentlich interessiert mitmachten, konnten auf Nachfrage nicht sagen, worum es sich bei dem Gebilde handelt. In solchen Momenten fühlt man sich dann doch wieder alt. 😉

Gerade weil die heutigen Kinder von dieser damaligen Welt in jeder Hinsicht so weit entfernt sind, finde ich es sehr wichtig, solche Zeugnisse stehen zu lassen. Über den Bunker auf Wikipedia zu lesen oder selber durch die Gänge zu gehen, ist einfach nicht das gleiche. Es ist deswegen toll, dass es damals gelungen ist, einen Teil des Bunkers vor dem Abriss zu bewahren und zum Museum umzufunktionieren. Dass so etwas nicht von Anfang an und ganz selbstverständlich vorgesehen war, ist angesichts der Kosten des Bauwerkes eigentlich auch schon wieder befremdlich. Es klang jedenfalls so, als wäre das eher eine Last-Minute-Aktion gewesen, einen Teil doch stehen zu lassen. Anstatt der anvisierten paar Besucher kommen jetzt aber doch viele tausende, irgendwann demnächst kann man wohl den 500.000 Besucher begrüßen.

Generelle Kinder-Tauglichkeit: Ich war froh, dass wir unsere Dreijährige nicht dabei hatten, das hätte sie sicher gruselig und/oder langweilig gefunden. Ich denke, Kinder sollten alt genug sein, zu verstehen, wozu der Bunker gut war, ehe man sie dorthin mitschleppt. Dann ist es aber kein Problem, und wenn man sich etwas für Geschichte interessiert, gibt es ja auch viel zu sehen. Die Führung geht kurz auch in den ersten Stock, unten war aber meiner Erinnerung nach alles ebenerdig und somit prinzipiell kinderwagen-tauglich. Wegen der Kühle (12 Grad) wäre zum Mitnehmen von Babys aber eher ein Tragetuch zu empfehlen.

Also, wenn ihr mal in der Gegend seid und euch für Geschichte interessiert, schaut doch mal vorbei. Öffnungszeiten stehen auf der Webseite, der Eintritt beträgt aktuell 8 Euro. In der weiteren Umgebung gibt es auch noch andere Bunker-Bauwerke zu besichtigen, aber sicher nicht in dieser Größe. Bad Neuenahr erreicht man im übrigen auch gut mit dem Zug und der Bunker liegt in einer prinzipiell erlaufbaren Distanz von der Innenstadt, wenn man ein paar Höhenmeter nicht schreckt. Zum Abrunden können wir empfehlen: Mittagessen im Neuenahrer Brauhaus und anschließend zum Aufwärmen nach dem kalten Stollen (Pullover mitnehmen!) ein Eis im malerischen Ahrweiler.

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