Was einen guten Geocache ausmacht (Teil 2)

Dieser Beitrag ist Teil einer kleinen Artikel-Reihe, die sich mit Kriterien zur Beurteilung der Qualität von Geocaches beschäftigt.

I. Die Suche

Quatchi auf der SucheNoch bevor man den Cache gefunden hat, kann man schon viel Spaß bei der Suche haben. Caches, deren genauen Standort man kennt, hingeht, loggt und das war’s, sind nur bedingt spannend. Caches an Autobahn-Raststätten und Filmdosen an Verkehrsschildern kommen da in den Sinn. Spannender ist es, wenn man zum Heben des Caches etwas Weg zurücklegen muss.

Bei „Traditionals“, wo man die Zielkoordinaten kennt, kann das etwa eine schöne Wanderroute sein. Spannender wird die Suche hier oft durch natürliche Barrieren wie Berghänge oder Flüsse. Jeder Cacher hat sicher schon einmal einen Cache an einem Fluss gesucht, bei dem man auf der Google-Karte nicht erkennen konnte, auf welcher Seite das Versteck liegt. Unweigerlich sucht man dann auf der falschen Seite, was in der Situation weniger witzig ist, wenn sich die einzige Brücke einige Kilometer flussaufwärts befindet. So passiert bei unserem ersten Cache in der walisischen Natur. In dem engen, bewaldeten Tal zeigte das GPS auf alles mögliche, nur nicht auf die Dose. Die fanden wir schließlich erst beim zweiten Besuch Wochen später auf der anderen Flusseite (bei strömendem Regen), was den ersten Ausflug an den Wasserfall aber nicht weniger schön machte.

Berghänge bieten ebenfalls viel Potential für unnötige Wege, weil das GPS-Signal da gerne reflektiert wird und nicht mehr so genau ist. Wenn man an der Wand steht und das Signal zeigt zwanzig Meter in die Wand hinein, was dann? Doch unten alles umgraben auf gut Glück? Oder mit Umwegen zur oberen Kante gehen, nur um dort vom GPS zwanzig Meter nach vorne dirigiert zu werden? Spaß dieser Art hatten wir bei unserer Tour in Llangattock.

In erster Linie fallen für mich aber Multi-Caches in diese Kategorie, bei denen man das Versteck ja über mehrere Etappen finden muss. Hier gilt es üblicherweise, von der ersten Station ausgehend mit Hinweisen aus der Umgebung die Koordinaten der jeweils nächsten Station erst auszurechnen. Der Owner kann das beliebig weit treiben, von einfachen Multis mit einer einzigen Zwischenstation bis zu Tagestouren mit einem Dutzend und mehr Stops.

Unser zweiter Cache etwa war vor vielen Jahren eine sehr schöne Runde rund um ein Maar in der Eifel. Vom Startpunkt aus ging es um einen Vulkansee herum mit Etappen (Zahlen von Schildern lesen, Löcher im Zaun zählen etc.) in einer großen Runde über offenes Land, zum Maar, einmal herum, durch einen Wald zurück, nur um dann das Cache-Versteck wenige Meter neben dem Parkplatz zu finden. Letzteres ist übrigens oft der Fall und zeichnet meiner Meinung nach auch gute Multis aus: Dass sie in einer Runde angelegt sind, so dass man am Ende nicht den schon bekannten Weg zurückgehen muss.

Ein weiterer Sonderfall für diese Kategorie sind Nachtcaches. Hier liegt der Spaßfaktor darin, mitten in der Nacht mit einer Taschenlampe durch den Wald zu stapfen und Reflektoren an Bäumen zu suchen. Bisher haben wir erst einen Nachtcache gemacht, hatten dabei aber viel Spaß.

II. Der Ort

Für mich persönlich ist es am wichtigsten, dass der Cache mich an einen tollen Ort führt. Das kann eine schöne Stelle in der Natur sein, genauso aber ein Ort in der Stadt mit einer Geschichte. Am schönsten sind natürlich Caches in der Natur, insbesondere wenn sie an Orten liegen, zu denen man so von sich aus nicht hingehen würde (ein Grund, wieso ich neben der Schwierigkeit mit Muggeln Caches an Touristen-Attraktionen nicht so sinnvoll finde). Geocaches haben uns in den letzten Jahren an einsame Küsten in Wales geführt, auf tolle Aussichtshügel in Snowdonia und auf ein vernebeltes Moor in Dartmoor. Klar kann man da auch so hingehen, aber oft sind solche Caches extrem hilfreich bei der Auswahl der Wanderrouten, weil sie unweigerlich zu den schönsten Orten in der Umgebung führen.

In Snowdonia etwa sind wir 2008 kurz vor unserer Abfahrt auf einen Hügel gestiegen, um noch einen letzten Cache zu heben. Der Aufstieg war schwierig, aber die Aussicht auf die umliegende Gegend war atemberaubend und die einsame und ruhige Hügelkuppe war genial als Versteck. Ich wäre aber sicher nie einfach so auf die Idee gekommen, durchs dichte Unterholz dort hinaufzusteigen. Das hätte sicher auch in keinem Reiseführer oder Wanderbuch gestanden – nur der Cache hat uns an diesen tollen Ort geführt.

Ebenfalls sehr schön ist es, zu wenig bekannten Orten mit einer Geschichte geführt zu werden. Das kann eine aufgegebene Bahnlinie sein, über deren Geschichte man sich nie Gedanken gemacht hat, eine verfallene Kirche, ein Grabmal aus der Bronzezeit etc. Wichtig ist, dass man das Gefühl hat, dass der Ausflug zu dieser Stelle sich gelohnt hat. Bestenfalls lernt man noch etwas dabei, wobei eine gute Cache-Beschreibung natürlich hilft.

Wrack in den Brecon Beacons

Ein Beispiel dafür aus eigener Erfahrung ist das Wrack eines kanadischen Militärflugzeugs, das seit 1943 in den Brecon Beacons liegt. Ohne den Cache wären wir an den Metallteilen und der kleinen Gedenkstätte vermutlich vorbeigelaufen. So brachte der Cache einem die Geschichte von fünf Kanadiern näher, die während des zweiten Weltkrieges in England stationiert waren und auf einem Übungsflug unter die Wolkendecke gingen, um ihre Position zu bestimmen. Dabei zerschellte das Flugzeug an einem Berghang. Das tragische Schicksal dieser Männer, die in einen Krieg auf einem anderen Kontinent zogen, um dort in der größtmöglichen Einöde bei einem Unfall zu sterben, bleibt mir im Gedächtnis und macht den Ausflug zu diesem Cache den Weg wert.

Ein anderes, profaneres Beispiel ist die Doctor-Who-Cachereihe in Wales, wo Drehorte sowohl der alten als auch der neuen Serie mit Caches markiert werden. Die Orte sind für sich nicht zwangsläufig spannend, aber man hat dann automatisch die Episode vor Augen und später viel Spaß dabei, den Ort im Fernsehen wiederzuerkennen. Einer meiner liebsten Caches ist dabei „New New Earth“, der einen zum Standort des Katzenkrankenhauses nahe New New York führt. Nicht nur ist Worm’s Head nahe Rossili sowieso einen Ausflug wert, weil es eine umwerfende Landschaft ist. Man hat zusätzlich den Bezug zu einer Episode von Doctor Who.

Zurück zu Teil 1, weiter zu Teil 3 und Teil 4..

Ein Gedanke zu „Was einen guten Geocache ausmacht (Teil 2)

  1. Manchmal kommen wir an besonders schöne und interessante Plätze, die sich nur wenige Kilometer von unserer Haustür befinden.
    Ich wusste z.B. jahrelang nichts von einem ehemaligen Steinbruch im nächsten Ort, oder einer Spatschlucht im Nachbardorf.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)