Rezension zu „Trucker“, dem 1. Band der Nomen-Trilogie, Originaltitel: „Truckers“, Ersterscheinung: 1989 (UK)
Deutsche Ausgabe: „Trucker“, 1993, Wilhelm Heyne Verlag München, 207 Seiten
Inhalt
Die Geschichte beginnt auf dem freien Feld nahe einer Autobahn-Raststätte. Dort leben einige Nomen mehr recht als schlecht. Die kleinen Wesen, die annähernd menschenähnlich, aber nur etwa zehn Zentimeter groß sind, sind einfach zu wenige, um hier noch einen Winter zu überstehen. Deshalb steigen sie unter Führung des jungen Masklin auf einen Lastwagen und lassen sich von ihm fortbringen.
Heraus kommen sie in der Garage des Kaufhauses von Arnold Bros (gegr. 1905), wo sie eine riesige Population von Nomen entdecken (Masklin lernt bei dieser Gelegenheit das Wort „tausend“). Diese Nomen kennen das Draußen nicht und nur wenige glauben Masklin, dass er und seine kleine Gruppe von dort kommen. Denn wie sagte Arnold Bros (gegr. 1905): „Alles unter einem Dach!“ Alles. Also gibt es kein Draußen.
Während Masklin und Co. noch versuchen, sich im Kaufhaus zurechtzufinden, überschlagen sich die Ereignisse: Das Ding, welches seit Generationen im Besitz der Nomen ist, erwacht zu neuem Leben und teilt den Nomen folgendes mit: In genau 21 Tagen wird das Kaufhaus abgerissen werden!
Hauptpersonen
- Masklin – der Nom wird unfreiwillig zum Anführer
- Grimma – steht ihm zur Seite
- Oma Morkie – eine resolute alte Nomin
- Torrit – Hüter des Dings
- Gurder – ein Büromaterialer und Assistent des Abtes
In weiteren Rollen
- der Herzog von Kurzwaren
- sein Sohn Angalo
- der Abt der Büromaterialer
- der Graf von Eisenwaren
- Dorcas, der Erfinder
- das Monster Bombenpreise
Schauplätze
Feld nahe der Autobahn, Kaufhaus von Arnold Bros (gegr. 1905)
Bewertung
Dies ist der erste Band der Nomen-Trilogie. Die Bücher haben mit der Scheibenwelt nichts zu tun, sind aber nicht minder interessant. Den besonderen Reiz dieses Buches machen die verschiedenen Perspektiven aus: Zum einen die Kaufhaus-Nomen, die sich kaum ein Draußen vorstellen können. Wie erklärt man ihnen das Fehlen einer Decke, Erde, Sonne oder das Wetter? Wie geht man mit den beharrlichen, religiösen Ansichten über das Kaufhaus und Arnold Bros (gegr. 1905) um? Zum anderen haben wir die Sichtweise der Nomen auf die Menschen und das, was sie geschaffen haben. Wirklich köstlich! „Er hielt sie für mindestens so intelligent wie Ratten.“ 😉
Vieles kann einen zum Nachdenken anregen, und ich muss schon sagen, dass Terry Pratchett sich wirklich gut in die Perspektive der Nomen hineinversetzt hat. In vielerlei Hinsicht sind die Nomen nur eine Parabel auf uns Menschen, die wir auch oft den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen wollen und stur am Gelernten festhalten.
Andererseits steckt in diesem Buch auch noch eine andere Story, von der ich nur verraten will, dass sie mehr aus der SF denn aus der Fantasy zu stammen scheint.
Alles in allem ein unterhaltsames Buch. Nicht so spritzig wie die Scheibenwelt und sicherlich auch kein tiefgründiges Meisterwerk, aber als Lektüre für zwischendurch gut geeignet.
Zitate
- Da war die Lage.
- Und Arnold Bros (gegr. 1905) sah die Lage und erkannte ihr Potential.
- Denn sie befand sich an der Hauptstraße.
- Es gab sogar eine Bushaltestelle in der Nähe.
- Und Arnold Bros (gegr. 1905) sprach: Es werde ein Kaufhaus. Und es soll ein Kaufhaus sein, wie es die Welt bisher noch nicht gesehen hat.
- In der Länge soll es reichen von der Palmer Street bis zum Fischmarkt, in der Breite von der High Street bis zur Disraeli Road.
- Fünf Stockwerke soll es hoch sein und auch einen Keller haben. Und es fehle nicht an Aufzügen. Es werde ewiges Licht im Kesselraum des Kellers, und über den Etagen werde eine Buchführung, um alles zu bestellen.
- Denn so sprach Arnold Bros (gegr. 1905): Alles Unter Einem Dach. Und der Name soll lauten: das Kaufhaus von Arnold Bros (gegr. 1905).
- Und so geschah es.
- Und Arnold Bros (gegr. 1905) unterteilte das Kaufhaus in einzelne Abteilungen, in Eisenwaren, Miederwaren, Damenmode und andere ihrer Art, und er schuf Menschen, um sie mit allen Dingen zu füllen, und er sah, dass es gut war. Und Arnold Bros (gegr. 1905) sprach: Es werde rote und gelbe Lastwagen, und sie sollen überall verkünden, dass Arnold Bros (gegr. 1905) alles liefert, nach Vereinbarung.
- Es werde Wühlstände, Sommer- und Winterschlussverkauf, Sonderangebote und Günstige Gelegenheiten. Es werde Waren, die den jeweiligen Saisons angemessen sind.
- Und die Nomen sollen kommen ins Kaufhaus, auf dass es ihre Heimat sei für immer und ewig.
Aus dem Buch der Nomen, Keller, Verse I-XII
[Seite 8/9]
Es handelte sich […] um einen Regen, der einem senkrechten Meer mit Schlitzen darin gleicht.
[S. 11]
Menschen sind wie Ameisen. Sie scheinen intelligent zu sein, zugegeben, aber wenn man näher hinsieht, entdeckt man keine Anzeichen von Vernunft.
[S. 53, Torrit]
„Alle wissen, dass Frauen nicht lesen können“, sagte Gurder. „Das ist natürlich nicht ihre Schuld. Ihre Gehirne laufen zu heiß. Wegen der Anstrengung. Tja, damit muss man sich abfinden.“
[S. 84, Gurder]
Grimma tastete nach dem Puls des Greises.
„Hört er mich?“ fragte Gurder.
„Vielleicht“, erwiderte Grimma. „Möglicherweise. Aber rechne nicht mit einer Antwort – er ist tot.“
[S. 109]
Um unmögliche Aufgaben zu bewältigen, musste man sie in eine Anzahl von sehr schwierigen Aufgaben unterteilen, die aus einer Reihe von sehr anstrengenden Aufgaben bestanden, die sich wiederum aus recht komplizierten Aufgaben zusammensetzten und so weiter…
[S. 119]
Es spielt keine Rolle, ob ein Anführer recht oder unrecht hat – er muss sicher sein. Natürlich kann es nicht schaden, recht zu haben.
[S. 125]
Gib mir einen Hebel, der lang genug ist, außerdem einen festen Ansatzpunkt – dann könnte ich das Kaufhaus bewegen.
[S. 154, Dorcas]
Die Rechte an obigen Zitaten liegen bei Terry Pratchett und den Verlagen. Dies soll keine Copyright-Verletzung darstellen, sondern lediglich zum Lesen des Buches anregen.