Lesetip zum Brexit

Ich habe hier immer mal wieder erwähnt, dass ich gerne den Guardian lese und die Zeitung mittlerweile auch finanziell unterstütze. Ich fühle mich beim Guardian einfach gut informiert. Gerade im täglichen Vergleich zwischen Tagesschau und Guardian fällt oft auf, dass der Guardian bei internationalen Themen früher informiert und mehr in die Tiefe geht. Die Tagesschau-Artikel sind in der Regel kürzer und fassen mehr zusammen, was ja auch Sinn macht, da sie das Text-Äquivalent zu den kurzen Clips in der Tagesschau-Sendung sind. Tiefgreifende, monatelange Recherchen finden bei der ARD in anderen Formaten statt und werden dann in der Tagesschau nur in kurzen Zusammenfassungen betrachtet.

Was ich beim Guardian jedoch auch sehr schätze, sind die verschiedenen Kommentatoren. Nach einer Weile kennt man die Autoren ein wenig und kann einordnen, wer belanglose Texte abliefert und wer mit seinen Analysen den Nagel auf den Kopf trifft. Heute habe ich mal wieder so einen Text gelesen, der die ganze Brexit-Situation sehr schön analysiert: Brexit was meant to make Britain global. It has made us friendless von Rafael Behr. Nicht nur legt der Autor die politische Situation sehr schön und verständlich dar, es ist auch so wunderbar formuliert:

Hardline Eurosceptics were no more bothered by the issue of how an ex-member state might manage relations with Brussels than arsonists are interested in what to do with ashes.

Ganz ehrlich: Die ganze Problematik, dass man zwar aus der EU austreten kann, davon aber die EU nicht weggeht und man sich ja trotzdem irgendwie in der Welt bewegen muss, könnte ich meiner neunjährigen Tochter erklären und sie würde das verstehen. Ist ja auch echt nicht so kompliziert. Von außen sieht es so aus, als würden das die britischen Politiker einfach nicht verstehen. Nun soll man ja nicht Bosheit annehmen, wenn auch Dummheit als Erklärung taugt. Aber ich denke schon, dass hier großflächig Entscheidungen getroffen wurden mit z.B. finanziellen Interessen einiger weniger im Hinterkopf. Vielleicht ist es auch einfach eine unheilvolle Mischung aus Bosheit und Dummheit.

Was ich aber wirklich nicht verstehe: Wieso wählt man solche Politiker? Wieso wird eine Partei wie die Torys gewählt, obwohl sie vorher angekündigt hat, auf wie vielen Wegen sie das Alltagsleben der Briten verschlechtern möchte? Und dann verschlechtert sich das alltägliche Leben tatsächlich drastisch, und bei der nächsten Wahl wird diese Partei wiedergewählt – mit einem besseren Wahlergebnis!? Und genauso die Opposition: Das Brexit-Thema hat mehrere Wahlkämpfe dominiert und sie schaffen es nicht, sich klar als Alternative aufzustellen? Ich habe sehr gerne in Wales gelebt, bin aber froh, dass wir damals entschieden hatten, nach Deutschland zurückzukehren, bevor dieser ganze Zirkus so richtig anfing.

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