Game: Enslaved – Odyssey To The West

Nach vielen Legospielen habe ich mich letztes Jahr mal an „Enslaved – Odyssey To The West“ gesetzt. Es ist ein SF-Spiel in einem Endzeit-Szenario, lose inspiriert von der alten chinesischen Erzählung „Die Reise nach Westen“.

Irgendwann in der Zukunft: Die Erde ist von einem furchtbaren Krieg verwüstet, die Städte sind zerstört und es gibt nicht mehr viele Menschen. Die im Krieg eingesetzten Kampfmaschinen existieren jedoch noch und töten weiter, wenn man ihnen begegnet. Das Spiel beginnt damit, dass der hünenhafte Monkey an Bord eines Sklavenschiffs erwacht. Bei seinem Fluchtversuch trifft er die junge Frau Trip. Gemeinsam bringen sie das Schiff über dem zerstörten New York zum Absturz. Als Monkey am Boden erwacht, muss er feststellen, dass Trip ihm ein Sklaven-Stirnband verpasst hat. Entfernt er sich zu weit von ihr oder befolgt ihre Befehle nicht, wird das Stirnband ihn töten. Trip wurde aus einem Dorf in der Nähe entführt und will dorthin zurückkehren. Monkey muss ihr dabei helfen, um seine Freiheit wiederzuerlangen…

Das Spiel

Das Spiel ist nicht sehr bekannt, glaube ich, und war auch nicht erfolgreich genug für eine Fortsetzung. Das wundert fast etwas, denn es waren durchaus bekannte Leute daran beteiligt. Die Geschichte stammt von Alex Garland, der u.a. „The Beach“ und „28 Days Later“ geschrieben hat. Man merkt durchaus, dass hier auch eine Geschichte erzählt werden soll, mit echten Charakteren, auch wenn sich alles natürlich in spielbare Level sortiert.

Insbesondere das Setting finde ich sehr gelungen. „Postapokalyptisch“ klingt so düster und dreckig, das ist es aber gar nicht. Unsere beiden Helden wandern anfangs durch das zerstörte New York, welches sich mittlerweile die Natur zurück erobert. Wenn nicht gerade Mechs auftauchen und auf einen schießen, sieht das alles friedlich, schön und sonnendurchflutet aus. Mit viel Liebe zum Detail haben die Designer hier ein New York erschaffen, welches man wiedererkennen kann, obwohl es komplett kaputt und überwuchert ist. Man findet Spuren von Evakuierungen, Spuren des Alltagslebens der ehemaligen Bewohner… Mit am schönsten umgesetzt ist der lange Weg über die zerstörte Brookly Bridge. In späteren Leveln verlassen wir New York und gehen auch mal an düstere, technische Orte, aber auch dort gibt es zwischendurch immer wieder sehr schöne, ruhige und sonnige Szenen.

Monkey und Trip

In der Geschichte kämpfen Monkey und Trip allein gegen die Maschinen. Entsprechend wichtig sind sie als Charaktere. Die beiden sind wirklich gut geschrieben und umgesetzt. Man weiß natürlich, dass ihre anfängliche Feindschaft und Gleichgültigkeit bald in Zuneigung umschlagen wird, aber es ist trotzdem schön dargestellt. Technisch ist das Spiel auf dem Stand von 2010. Was die Animation der Charaktere betrifft, darf man nicht zu viel erwarten in Bezug auf Lebendigkeit und Mimik. Das geht heutzutage sicher besser. Aber es ist auch nicht schlecht gemacht, zudem verleihen die Stimmen den beiden viel Lebendigkeit. Im Original wird Monkey dabei von Andy Serkis gesprochen (Herr der Ringe, Planet der Affen) und Trip von Lindsey Shaw. Richard Ridings (Silas aus „Highlander“) spricht den später auftauchenden Charakter Pigsy. In der deutschen Fassung des Spiels hat man davon natürlich nichts. :-/

Und Andy Serkis wäre daran nicht beteiligt, wenn nicht Motion Capturing im Spiel gewesen wäre. Monkey zeichnet sich dadurch aus, dass er affengleich von Baum zu Baum springen und klettern kann (daher sein Name), und viel dieser Bewegungen stammt dann wohl von Andy Serkis.

Spielmechanik

Wie funktioniert das Spiel nun? Man steuert Monkey aus der Third-Person-Perspektive. Mit ihm kann man klettern, springen und kämpfen. Trip ist jedoch nicht nur ein Plot-Device. Sie können ihre Flucht wirklich nur zusammen schaffen. Während Monkey der Typ fürs Grobe ist, kennt sich Trip mit Technik aus. Sie hackt sich in Maschinen und öffnet verschlossene Türen. Ihre kleine Drohne erledigt die Luftaufklärung. Oft laufen sie zusammen durch die Gegend, aber manchmal passt Monkey nicht durch eine Lücke oder muss sie irgendwo hochwerfen und sich dann einen anderen Weg suchen.

Ein Element des Spieles ist die Erkundung und das Erfüllen von Missionszielen: Finde das abgestürzte Schiff, bringe Trip in ihr Heimatdorf… Dabei gibt es keine Side Quests und man braucht auch keine Karte. Man folgt der Story recht geradlinig, in der Hinsicht hat „Enslaved“ etwas cineastisches. Ich meine das aber auch gar nicht negativ, denn man spielt schon noch selber und schaut nicht nur ständig Filmszenen zu wie in manch anderen Spielen. Nur zu Beginn und zum Ende der Levels gibt es jeweils etwas längere Clips (überspringen auf der XBox mit „Back“ anstatt wie sonst üblich mit „Y“ oder „Start“!).

ein MechUnterwegs trifft man immer wieder auf Mechs, die man halbwegs intelligent ausschalten muss. Monkey kann sich von Trip aufrüsten lassen und lernt auch immer wieder neue Angriffs- und Ausweichtechniken. Man kommt aber schon ziemlich weit, wenn man das mehr oder weniger ignoriert und die Mechs einfach mit Draufhauen kaputt macht. Später im Spiel hat Monkey noch ein Hoverboard, mit dem er sich z.B. über Wasserflächen bewegen kann. Bei den Kämpfen muss man schon überlegen, mit welcher Technik und in welcher Reihenfolge man sich die Mechs vorknöpft, sonst stirbt man und darf den letzten Abschnitt des Levels wiederholen. Es ist aus meiner Sicht eine nette Mischung aus Strategie und Geballer. 🙂

Zwischendurch gibt Trip immer wieder Anweisungen, z.B. muss Monkey ihr Dinge besorgen, an die nur er rankommt, oder für sie eine Leiter runterlassen. Dazu muss man dann mit Monkey klettern und springen. Man sieht an aufleuchtenden Stellen an der Wand, wo man hin muss, und das ganze sieht schön animiert aus (sicher dank des Motion Capturings von Andy Serkis). Wenn man es eilig hat, gingen mir die Bewegungen aber oft nicht flüssig genug. Das heißt, man drückt in die richtige Richtung, aber Monkey springt nicht.

Es gibt auch immer wieder Aufgaben, die Trip und Monkey wirklich zusammen lösen müssen. So kann Trip etwa Gegner ablenken, während Monkey zur nächsten Deckung läuft. An einer Stelle müssen sie auch zusammen und abwechselnd ein kompliziertes Brückensystem bedienen. Dafür kann man dann auch mal Trip etwas steuern. Es gibt auch immer mal Knobelrätsel, wie etwa diese Brücken oder das Steuern eines festgefahrenen U-Boots an einem Schienensystem. Das ist zu später Stunde nicht immer so einfach, aber machbar.

Normalerweise kann man sich frei bewegen, vorausgesetzt man bleibt in Trips Nähe. Ab und an muss man jedoch auch auf Zeit vor einem Mech fliehen oder Trip aus den Metallklauen eines Mechs retten, und dann muss man sich ranhalten oder es eben noch mal probieren. Immerhin speichert das Spiel automatisch. Wie alle anderen Spielelemente hält sich auch das gut die Waage. Es ist nicht nur hektisches Fliehen, nicht dauernd Rätselraten, nicht immer nur Kämpfen, nicht immer nur Zuschauen bei Filmszenen zur Geschichte, sondern eine gute Mischung.

Während man durch diese Welt läuft, gibt es zwei Dinge zu sammeln: rätselhafte Masken und kleine Leuchtpunkte, so genannte Tech-Orbs. Die Masken sammelt man nur für den Erfolg, etwa zwei pro Level. Die Tech-Orbs sammelt man, um sich bei Trip damit Upgrades von Monkeys Fähigkeiten freizuschalten, ca 30 bis 60 pro Level. Man sollte sie also wo immer möglich auch mitnehmen und das Upgraden nicht vergessen. Wer den Erfolg für das Finden aller Tech-Orbs haben will, muss mehr Mühe investieren, denn oft sind sie wirklich versteckt abgelegt. Mir fehlt dieser Erfolg auch noch, denn zwei Level enden mit einer Verfolgungsjagd auf Zeit. Es gibt mehrere Wege und die gesammelten Orbs zählen nur, wenn man das Level erfolgreich beendet hat. Man kann also noch so gut alles eingesammelt haben, wenn man dann auf eine Mine tritt oder zu langsam ist, zählt es nicht. Das kann man eigentlich nur schaffen, wenn man beide Level jeweils wirklich oft durchspielt. Tipp: Wenn man das schon probiert, dann auf Schwierigkeit „Einfach“!

die zerstörte Brookly Bridge

Mankos

Zum einen fällt hier der deutsche Sound negativ auf. Die Lautstärke der einzelnen Tonstücke ist sehr schwankend. Zwischen zwei Szenen werden die Dialoge schon mal deutlich lauter, dann sind sie plötzlich so leise, dass man sie kaum verstehen kann. Stellt man den Ton dann lauter, fallen beim nächsten Maschinengewehr-Feuer die Nachbarn aus dem Bett, denn das ist konsistent laut. An einigen Stellen gab es auch Dialoge, wo fast gar nichts zu hören war, egal wie laut man den Ton stellt. Es ist jetzt nicht massiv furchtbar, aber nervt schon ab und an etwas.

Wie schon beim Overlord notiert, mag ich keine Spiele, die einen zwingen wollen, das Spiel mehrfach zu spielen. Auch hier gibt es drei Erfolge für die drei Schwierigkeitsstufen. Wichtig: Wenn man das Spiel auf einer höheren Stufe durchspielt, kriegt man die Erfolge für die niedrigeren Stufen gleich mit. Ich persönlich habe es nur einmal gespielt, auf „Normal“. Das ist hier und da etwas schwieriger, aber man spart sich den zweiten Durchlauf. Da einige Level eh schon kaum zu schaffen waren, habe ich mir den Durchlauf auf „Schwierig“ gespart. Neben diesem Erfolg gehören 10 Erfolge zu einer downloadbaren Erweiterung, die man also ohne eine weitere Investition nicht kriegen kann. Auch das ist wirklich nicht nett.

Gestört hat mich ansonsten, dass das Zielen mit Monkeys Stab so schwierig ist. Wenn man den Stab aktiviert, zeigt er in irgendeine Richtung. Dreht man sich dann, geht das so langsam vonstatten, dass der Gegner in der Regel zu nah zum Schießen ist, bevor man mit den Stab herumgeschwungen hat. Das nervt und sorgte mit dafür, dass ich den Stab nicht so oft eingesetzt habe.

Und damit zum letzten Manko: Einige der Endgegner sind nicht nur schwierig zu besiegen, sondern wenn man Pech hat auch gar nicht. Manchmal laufen sich die Mechs nämlich in einer Wand fest, und dann stecken sie da halt und kommen nicht mehr raus. Und man kann nichts machen, als das Level neuzustarten. Das ist mir immerhin zweimal passiert, bei dem großen Mech auf dem Dachgarten und bei dem „Rhino“. Aber gut, komplett bugfrei ist kein Spiel…

Neben der tollen Atmosphäre des Spiels ist auch die Geschichte nicht uninteressant. Hier muss ich aber sagen, dass ich zwischendurch nicht so ganz gerafft habe, was die Sache mit Pyramid soll. Vielleicht lag das an den beschriebenen Ton-Problemen, aber ich denke, das hätte man etwas besser präsentieren können. Auch das Ende kam ein wenig plötzlich und filmhaft daher. Hier wäre es schön gewesen, wenn man als Spieler zumindest pro-forma noch irgendwas hätte beitragen können.

Kindertauglichkeit

Meine Tochter war 8 bis 9 Jahre, während ich das Spiel gespielt habe. Sie hat bei einigen der frühen Level in New York zugeschaut. Die Charaktere Trip und Monkey mochte sie, aber das Spiel als solches fand sie nicht so spannend, glaube ich. Man läuft ja doch viel rum und löst Rätsel oder kloppt sich mit Maschinen. Da es Kämpfe nur gegen Maschinen gibt, finde ich die Alterseinstufung ab 16 auch ein bisschen hochgegriffen. Was Gewalt betrifft, ist das vertretbar, bzw. es ist eben eher „technische Gewalt“ mit viel Geballer und Explosionen, aber eben ohne andere Menschen. Trip hätte sich etwas mehr anziehen können, aber bis auf ihren Lara-Croft-Look passiert da auch nichts. Die Steuerung ist nicht ganz einfach, insofern ist das Spiel zum Selberspielen vielleicht eher so ab 14 Jahren geeignet.

Fazit

Ein tolles atmosphärisches Spiel mit einer guten Mischung aus Kämpfen, Erkunden und Sammeln. Das Setting ist toll umgesetzt und die Charaktere sind sympathisch. Manchmal frustriert das Spiel einen etwas, mit schweren Kämpfen, den Rätseln oder Bugs. Aber es lohnt sich, es zumindest einmal durchzuspielen. Es macht mehr Spaß, denke ich, wenn man es nicht mit zu großen Pausen zockt, so dass man die Steuerung im Gedächtnis behält.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)