Kanada 2016 Tag 12 bis 14: Telegraph Cove

Am 12. Tag unseres Kanada-Urlaubs 2016 sind wir morgens von Porteau Cove aus zum Fährhafen an der Horseshoe Bay aufgebrochen. Das war nur ein Katzensprung, und so stand unser Camper bald im Bauch des Schiffes und wir oben an Deck. Der Blick auf die Strait of Georgia war toll, obwohl das Wetter anfangs genauso verhangen und wolkig wie am Tag zuvor war.

Überfahrt von der Horseshoe Bay aus

Überfahrt von der Horseshoe Bay aus

Die Überfahrt zur Departure Bay in Nanaimo dauerte nicht lange, und dann waren wir also auf Vancouver Island angekommen. Für Helena war ja sowieso alles neu, aber auch für uns Große war Vancouver Island spannend. 2009 sind wir am Ende von Calgary nach Victoria geflogen und haben uns dort noch ein paar Tage ohne Auto entspannt. Entsprechend haben wir damals von der Insel nicht viel gesehen außer der Hauptstadt von BC. Dieses Mal haben wir es genau anders herum gemacht und uns alles außer dem Süden angeschaut. Ich hätte Helena gerne auch die vielen Kaninchen auf dem Campus der Universität Victoria gezeigt, aber hier hat wieder einmal die Zeit nicht gereicht.

Wir hatten überlegt, in der Nähe der Fähre einen Tag Station zu machen, haben uns am Ende aber fürs Durchfahren entschieden. Tag 12 ging dabei für die Fahrt so ziemlich drauf und war dabei auch nicht besonders spannend. Wir sind einfach dem Highway 19 nach Norden gefolgt, fast bis zum Ende. Von der Strecke her war das ähnlich wie der Highway 99 bis nach Hat Creek, denke ich, denn Vancouver Island ist gar nicht so klein (immerhin 450 km lang). Immerhin wurde das Wetter ab Mittags zusehends besser und wir hatten zum ersten Mal seit fast einer Woche kompromisslos Sonnenschein. Gegen Abend kamen wir im winzigen Örtchen Telegraph Cove an, kurz vor Port McNeill gelegen. Es handelt sich hier wirklich nur um eine Handvoll Häuser am Ende einer Schotterstraße, ein Restaurant, einen Bootsverleih. Nur sehr wenige Menschen leben hier den Winter über.

Telegraph Cove

Blick über den kleinen Hafen von Telegraph Cove.

Der Ort hat zwei Campingplätze, einen etwas im Wald versteckten und einen sehr offenen vorne an der Marina. Wir haben uns einfach entschieden, beide zu testen und fingen mit dem Campingplatz im Wald an. Hier gab es wieder alle Anschlüsse für den Camper. So richtig gefallen hat es uns dort aber nicht. Vielleicht lag es am etwas engen Stellplatz oder der fehlenden Aussicht. Immerhin gab es Duschen. Dort hatte ich den Schock des ganzen Urlaubs: In der Dusche wurde ich von einer riesigen Spinne überrascht. Während ich noch damit haderte, dass der Duschkopf nicht abnehmbar war, drehte ich mich leider um und sah die noch viel gigantischere Spinne in der anderen Ecke! Das Duschvergnügen war dann eher von kurzer Dauer. 🙂

Whale-Watching-Büro

Das Büro von Stubbs Whale Watching in Telegraph Cove.

So eintönig Tag 12 gewesen war, so absolut genial war Tag 13. Die Sonne schien und kaum ein Wölkchen war am Himmel zu sehen. Wir hatten uns an diesem Tag für eine Whale Watching Tour angemeldet, bei Stubbs Island Whale Watching. Wir hatten den 25. Mai, und diese Fahrt war erst die dritte in der Saison. Früher hierher zu kommen, hätte also nicht so viel Sinn gemacht. Vormittags haben wir uns noch den Hafen von Telegraph Cove angesehen. Alles hier ist aus Holz gebaut, und der Ort versprüht einen ganz eigenen Charme. Hier sind mir auch tolle Aufnahmen von Kolibris gelungen, die sich an ihrer Zuckertränke gerade bedienen. Einen davon seht ihr ja auch schon lange als eines der Headerbilder dieses Blogs.

Kolibri

Ein Kolibri stärkt sich an der Zuckertränke.

Um 13 Uhr ging es dann los aufs Meer. Unser Captain war ein ehemaliger Mounty, der mich stark an Captain Iglo erinnert hat. Ein echter Gentleman, der uns ganz wunderbar durch die mehr als dreistündige Ausfahrt begleitet hat. Telegraph Cove liegt an einem Punkt, wo die enge Johnstone Strait ins weitere Meer mündet. Unzählige Inseln liegen hier im Meer, und ich kann nun auch nicht mehr sagen, wohin genau wir gefahren sind. Das Boot war ein Motorboot, mit einem kleinen Bereich unter Deck und einem größeren Oberdeck. Alles zusammen waren wir vielleicht 25 Leute, denke ich.

Telegraph Cove

Ein Blick zurück auf Telegraph Cove beim Auslaufen aus dem Hafen.

Der Blick über das wunderbare blaue Meer wäre die Fahrt alleine schon wert gewesen. Im Hintergrund schauten aus dem endlosen Wald auch wieder schneebedeckte Berge heraus, von der Westküste der Insel. Erster Fotostop war eine kleine Insel, auf der ein Seeadler in einem Baum saß. Generell sah man Seeadler hier öfters, und von allen Tieren, die wir hier gesehen haben, fand ich sie mit am tollsten. Beeindruckt war ich hier auch von meiner neuen Kamera (Sony DSC HX400V): Vom schaukelnden Boot aus habe ich den Adler auf dem Baum herangezoomt, und die Bilder sind scharf geworden. An solchen Punkten lohnt sich dann einfach die „echte“ Kamera mit richtigem Zoom im Vergleich zum Smartphone oder der Kompaktkamera.

Seeadler

Ein Seeadler, oben auf einem Baum, von einem wackelnden Boot aus geknipst.

Weiter ging es zur nächsten Insel, wo eine Kolonie Seelöwen lebte. Ein bis zwei Dutzend der massigen Tiere sonnten sich hier auf den Felsen oder spielten im Wasser. Der Motor wurde abgestellt, um sie möglichst wenig zu stören, und wir hatten Zeit, sie zu bewundern. Generell ziehe ich so etwas jedem Zoobesuch vor, auch wenn dafür eine weite Reise nötig ist. Die Tiere waren einfach genial, wie sie da frei und glücklich herumlungerten auf ihrem Felsen. 🙂

Seelöwen

Seelöwen beim Faulenzen

Nach etwa einer Stunde sahen wir die erste Fontäne im Meer empor schießen. Wal in Sicht! Während wir 2009 südlich von Vancouver Island Orcas beobachten konnten, sahen wir dieses Mal tatsächlich Buckelwale! Als Star-Trek-Fan fand ich es noch mal extra schön, sie hier in freier Wildbahn treffen zu können, denn in den Plot von „Star Trek IV“ wurden die Buckelwale Mitte der Achtziger nicht umsonst als ausgestorben eingebaut, denke ich. Mittlerweile haben sich die Bestände wieder ein wenig erholt. Die Wale, die wir gesehen haben, leben tatsächlich in dieser Gegend des Meeres und ziehen nicht umher. Die Crew des Schiffes kann sie unter anderem am eindeutigen Muster auf der Schwanzflosse erkennen und hat ihnen Namen gegeben.

Generell muss man bei Whale Watching Touren aufpassen, dass das Schiff die Wale nicht bedrängt oder mit dröhnendem Motor jagt. Bei Stubbs Whale Watching lief das alles sehr rücksichtsvoll ab, und mehr war auch gar nicht nötig. Der Motor wurde abgestellt, wenn ein Wal gesichtet wurde. Manchmal kamen sie dann von selber näher und manchmal nicht. In den nächsten zwei Stunden haben wir aber immer wieder verschiedene Buckelwale gesehen, einmal sogar zwei zusammen. Einer schwamm wirklich so auf unser Boot zu, dass ich schon anfing zu überlegen, wie so eine Kollision ablaufen würde.

Ein Buckelwal

Ein Buckelwal taucht gerade wieder unter.

Gegen 17 Uhr waren wir dann wieder auf dem Campingplatz und haben den Abend mit Lagerfeuer und Marshmallows ausklingen lassen.

Am Morgen von Tag 14 sind wir auf den vorderen Marina-Campingplatz umgezogen. Der Platz ist sehr offen und etwas schmucklos. Dafür ist man näher am Ort und hat etwas Ausblick. Was man in dieser abgelegenen Gegend nicht unterschätzen darf sind die wilden Tiere. Auf der Mini-Hafen-Promenade hängt ein zerbrochenes Paddel, mit der wohl mal jemand einen Puma abgewehrt hat, der hier mitten im Hafen einen Hund angefallen hatte. Und als Helena mal mit ihrer Kamera etwas weiter vom Camper wegwanderte, kam prompt ein Nachbar vorbei und forderte uns auf, sie nicht allein zu lassen, da Pumas durchaus auch mal hier herunter kommen. Nichtsdestotrotz haben wir in den Tagen dort an Land kein wilderes Tier als Waldvögel und Nacktschnecken gesehen. Als Großstadt-Mensch kann man sich freilaufende Raubtiere auch nur schwer vorstellen.

Wildtiere

Wilde Tiere in Telegraph Cove

Der eigentliche Plan heute war, hier endlich ein Kajak zu leihen und etwas auf dem Meer zu paddeln. Es gibt einen Verleih am Hafen, aber der hatte noch nicht offen! So langsam wurde das Fehlen von Booten enttäuschend – ab Juni ist das wohl besser. Also sind wir alternativ zu einer größeren Wanderung aufgebrochen, auf dem Blinkhorn Trail. Hinter unserem ersten Campingplatz ging es in den Wald und dann nach Osten an der Küste entlang. Der Weg ging immer wieder etwas auf und ab, einige Kilometer durch den tollen einsamen Wald bis zu einem Aussichtspunkt. War der Wanderweg nach Pemberton noch gut ausgebaut und ausgeschildert, musste man sich hier oft selber einen Weg suchen und nach den Markierungen an den Bäumen Ausschau halten. Abenteuer! Auf dieser Wanderung sind wir tatsächlich keinem einzigen anderen Menschen begegnet, glaube ich. Am Aussichtspunkt waren wir nach einer Stunde. Von dort hat man einen tollen Ausblick auf das tief unter einem gelegene Meer und die kreisenden Seeadler.

Blick vom Aussichtspunkt

Der atemberaubende Ausblick aufs Meer vom Aussichtspunkt aus.

Unterwegs fanden wir übrigens unseren 400. Geocache. Man freut sich ja immer, wenn die „runden“ Caches nicht einfach Mikros an Straßenschildern sind, sondern in so toller Umgebung gehoben werden können. Wir sind den Weg dann noch etwas weiter gegangen, um einen weiteren Cache zu loggen, aber nicht ganz bis zum Ende. Irgendwann wurde der Hunger dann doch zu groß, wir hatten natürlich mal wieder nicht genug Proviant dabei. Unterwegs gab es tolle Bäume zu bestaunen, bizarre Formationen, hohle Baumhöhlen und riesige Nadelbäume, die sich in den Himmel streckten. Alles mit Moos bewachsen natürlich und ein stetes hügeliges Auf und Ab. Ganz ohne war der Weg nicht, aber nach der Red-Rock-Tortur in Lillooet konnte uns das nicht kleinkriegen.

Baumriesen

Überall standen riesige Nadelbäume.

Gegen 17 Uhr waren wir wieder in Telegraph Cove und haben in einem kleinen Café etwas gegessen (Seahorse Café). Dann haben wir uns den westlichen Teil des Ortes noch angeschaut und hier ebenfalls einen Cache mitgenommen. Am nächsten Morgen mussten wir dann leider schon wieder Abschied nehmen von Telegraph Cove.

→ Zur Übersicht der Kanada-Reise 2016

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)