TV-Serie: Black Mirror

Black Mirror„Black Mirror“ ist eine britische Anthologieserie aus dem Jahr 2011. Mittlerweile gibt es 19 Episoden in 4 Staffeln sowie einen interaktiven Film.

Bewertung

Phantastische Anthologieserien kennt man einige, u.a. „The Twilight Zone“ und „Outer Limits“. „Black Mirror“ ist eine aktuelle, britische Version dieses Erzählmusters: Jede Episode hat neue Charaktere, ein neues Setting und erzählt eine eigenständige abgeschlossene Geschichte. Als jemand, der sich innerhalb weniger Monate 10 Staffeln „Friends“ und 7 Staffeln „The Mentalist“ reingezogen hat, sprach mich dieses Fehlen von Charakterentwicklung oder einer durchgehenden Geschichte eigentlich gar nicht an. Ich habe dann aber doch mal reingeschaut und bin recht begeistert.

„Black Mirror“ erzählt Geschichten aus unserer nahen Zukunft, Geschichten über den technischen Fortschritt und was er mit uns Menschen macht. Die allermeisten Episoden haben dabei eine eher düstere Atmosphäre. Man kann viele der Geschichten mit „Wollen wir das wirklich?“ zusammenfassen. Viele der technischen Gimmicks, die uns präsentiert werden, sind dabei gar nicht so weit hergeholt, und viele der Verhaltensweisen der menschlichen Gesellschaft, die wir zu sehen bekommen, kann man problemlos als absolut realistisch bezeichnen. Trotzdem übertreibt es die Serie nicht damit, Stellung zu beziehen. Ich persönlich lese aus vielen Geschichten einen kritischen Unterton heraus, aber die Serie gibt einem da auch Raum, seine eigene Meinung auszubilden, und regt zum Nachdenken an. Die Message wird nicht mit dem Holzhammer präsentiert.

Wo der Serie nun der rote Faden an Schauspielern und Charaktere fehlt, hilft es natürlich, das die Geschichten fast alle von einem Autoren geschrieben wurden, Charlie Brooker. Die Serie wurde von Brooker erdacht, und zusammen mit Annabelle Jones ist Brooker auch Show Runner. Einige Episoden hat er zusammen mit anderen Autoren geschrieben, und nur zwei Episoden sind nicht von ihm. Die Produktion wirkt modern und kompetent, und dass die Serie in UK spielt, setzt sie auch etwas vom US-Einerlei ab. Von „Outer Limits“ unterscheidet sie sich insofern, als die Serie recht konstant im UK der nahen Zukunft spielt und nicht plötzlich eine Episode auf einem Raumschiff spielt oder so. In der Regel kommen die Episoden mit ein oder zwei Schauspielern aus, der Rest ist nur Support. Unter den Schauspielern sind auch immer wieder bekannte Gesichter, z.B. Lenora Critchlow aus „Being Human“ oder Aldis Hodge aus „Leverage“.

Ich würde hier nun gerne etwas über meine Lieblings-Episoden schreiben. Allerdings ist in vielen Folgen der halbe Spaß ja, zu rätseln, was da eigentlich gerade passiert. Insofern kann ich hier echt nicht ins Detail gehen. Ganz toll waren aber:

„The Entire History of You“ erzählt von einer Gesellschaft, in der jeder über ein Implantat Zugriff auf seine Erinnerungen hat und diese z.B. auf einem Monitor abspielen kann. Die Episode stellt sehr schön dar, was diese Möglichkeit für Beziehungen zwischen Menschen bedeuten könnte.

The Entire History of You

„White Bear“ ist eine sehr krasse Episode über eine Frau, die ohne Erinnerungen aufwacht und feststellt, dass sich alle Menschen um sie herum merkwürdig verhalten. Mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen, ohne die Geschichte zu spoilern. Die Episode ist sehr düster, und ich würde sie gerne als sehr weit hergeholt abtun, aber so völlig unrealistisch ist das Szenario auch nicht, fürchte ich.

„Nosedive“ zeigt uns eine Welt, die komplett auf einem Social-Media-Rating basiert. Wer ein gutes Rating hat, kommt weiter im Leben und macht Karriere. Bei jeder Begegnung können sich Menschen gegenseitig auf einer 5-Punkte-Skala bewerten. Die junge Lacie hat gegenwärtig einen Status von 4.2 und möchte sich über die Teilnahme an der Hochzeit ihrer Jugendfreundin auf eine 4.5 verbessern. Sie stellt sich dabei jedoch so ungeschickt an, dass ihr Rating bald nicht mehr zu retten ist… Das Gruseligste an dieser Episode ist vielleicht, dass das mittlerweile keine Science-Fiction mehr ist. In China gibt es wohl wirklich Ansätze, einen Social Score zur Basis für alles Mögliche im Leben zu machen, was die Menschen akzeptieren, weil sie dem Social Score mehr vertrauen als der Regierung.

„San Junipero“ erzählt von dem merkwürdigen Ort San Junipero, an dem sich die jungen Frauen Yorkie und Kelly treffen und verlieben. San Junipero aber scheint in verschiedenen Zeitebenen zu existieren, und es ist nicht so einfach, sich wiederzusehen… Dies ist eine ungewöhnliche „Black Mirror“-Episode, denn als vielleicht einzige Episode der ganzen Serie hat sie tatsächlich eine positive Sichtweise auf die dargestellte Technologie. Man rätselt auch hier lange, worum es eigentlich geht, aber am Ende steht einfach eine wunderschöne Geschichte.

„Hated in the Nation“ spielt in einer Welt, in der künstliche Bienen herumschwirren und die Aufgaben der ausgestorbenen echten Bienen übernehmen. Eines Tages töten diese Bienen einen Menschen, und es stellt sich heraus, dass man die tödlichen Bienenschwärme über einen Twitter-Hashtag steuern kann. Die Öffentlichkeit kann auf diese Weise jeden Tag einen Menschen eliminieren…

„USS Callister“ ist eine besonders merkwürdige aber auch spannende Episode. Sie beginnt auf der USS Callister, wo der heldenhafte Captain Robert Daly seine stümperhafte Crew unterdrückt. Doch bald erfahren wir, dass Robert Daly im echten Leben ein Software-Entwickler ist und zusammen mit seinem Geschäftspartner ein beliebtes VR-Spiel kreiert hat. Als großer Fan einer alten SF-Serie hat er auf einem privaten Server die Welt dieser Serie rekreiert und befüllt sie mit digitalen Kopien all der Menschen, die er im echten Leben nicht leiden kann…

Ein wichtiger Warnhinweis: Die erste Episode der Serie ragt leider etwas heraus, und zwar im Negativen. Sie behandelt ein unschönes Thema auf unkreative Weise und hat im Gegensatz zu allen anderen Episoden eigentlich nichts mit irgendeinem technischen Fortschrittsthema zu tun. Das könnte so wie gezeigt heute schon passieren, außer dass kein Politiker der Welt sich auf so etwas Schwachsinniges einlassen würde. Man verliert wirklich überhaupt nichts, wenn man einfach mit Episode 2 anfängt zu schauen. Netflix sieht das übrigens auch so, deswegen ist „Black Mirror“ die einzige mir bekannte Serie, bei der Netflix neue Staffeln nach oben sortiert, damit neue Zuschauer nicht mit dieser Episode anfangen. 🙂

Fazit

Eine tolle, wenn auch düstere Serie über den technischen Fortschritt. Die Serie regt zum Nachdenken an, und dank der abgeschlossenen Einzelgeschichten kann man hier auch mit beliebig großen Pausen immer mal wieder eine Episode einschieben, um sich vom Binge Watching anderer Serien zu erholen. Wer sich ein bisschen für Technik und zugleich charaktergetriebene SF-Geschichten interessiert, ist hier richtig.

Veröffentlicht unter Serien

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)