TV-Serie: Designated Survivor

Designated Survivor„Designated Survivor“ ist eine amerikanische TV-Serie aus dem Jahr 2016, mit aktuell 43 Episoden in zwei Staffeln.

Die Serie

Während der Rede zur Lage der Nation versammeln sich im US-Kongress nicht nur alle Kongressabgeordnete und Senatoren, sondern auch die Minister der Regierung, Richter des Supreme Courts und natürlich der US-Präsident selbst. Damit das Land auch im schlimmsten Fall eine Regierung hat, bleibt jedoch immer ein Minister an einem geheimen Ort. 2016 ist dies Thomas Kirkman, der parteilose Wohnungsbauminister. Sein Leben ändert sich an diesem Abend dramatisch. Noch morgens hatte ihn Präsident Richmond um seinen Rücktritt gebeten – nun sieht Kirkman mit Entsetzen, wie in der Ferne das Kapitol mitsamt allen Würdenträgern in einer Explosion vergeht. Daraufhin bringt ihn der Secret Service ohne Verzögerung ins Weiße Haus, wo Kirkman als neuer Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt wird…

Bewertung

Die Bewertung dieser Serie fällt mir wieder einmal äußerst schwer. Um es kurz zu machen: Ich habe selten eine Serie gesehen, die so stark und spannend begonnen hat und sich dann so katastrophal selbst zerlegt hat. Wie schon öfters geschrieben, ärgert mich das weit mehr, als wenn eine Serie (oder Film oder Buch) einfach von Anfang an schlecht und langweilig ist. Dann schaut man kurz rein, sagt „Nein Danke“ und geht seiner Wege. „Designated Survivor“ beginnt aber eben äußerst stark, und wohin die Reise geht merkt man erst später, wenn man schon eine Menge Zeit investiert hat. Ein bisschen erinnert das vielleicht an Prison Break, wobei die Probleme dieser Serie im Konzept angelegt waren, während „Designated Survivor“ zuerst mal alles richtig macht.

Eine Geschichte dieser Art steht und fällt natürlich zuerst einmal mit dem Schauspieler des Präsidenten. Als Kirkman sehen wir Kiefer Sutherland, und er spielt die Rolle wirklich gut. Wer ihn als gnadenlosen Action-Cop aus „24″ kennt, wird ihn hier als ruhigen und belesenen Architekten/Präsidenten kaum wiedererkennen, zumal mit der Brille. Es passt einfach. Nächstes Standbein der Serie sind dann die Geschichten. So toll die Prämisse der Serie ist, wie füllt man damit 21 Episoden? „Designated Survivor“ glänzt anfangs auch hier: Die Serie widmet sich in annähernd gleichen Teilen zwei Handlungssträngen. Während Tom Kirkman mitten im Chaos einen Job ausübt, von dem er wenig Ahnung hat und in dem ihn fast jeder scheitern sehen möchte, sucht das FBI in Form von Special Agent Hannah Wells nach den Urhebern des Terroranschlags. Diese Kombination hält die Serie frisch und sorgt immer wieder für spannende Wendungen. Wenn manche Episoden vielleicht etwas zu sehr in Details der US-Innenpolitik oder der Personalprobleme im Weißen Haus eintauchen, bringen die Ermittlungen von Agent Wells hier zum Ausgleich eine spannende Verschwörungsgeschichte mit ein.

Auf der Seite von Kirkman ist das natürlich keine One-Man-Show. Kirkman muss sich schnell Vertraute suchen, neue Minister ernennen, einen Vize-Präsidenten bestimmen etc. Hier bietet uns die Serie einen netten Cast, über Kirkmans Berater Italia Ricci als Emily Rhodes und Adan Canto als Aaron Shore, Kal Penn als Pressesprecher Seth Wright, Natascha McElhone als First Lady bis zu LaMonica Garrett als Secret Service Agent Mike Ritter. Man wird mit den Charakteren schnell warm und will sehen, wie es mit ihnen weitergeht. In diesem Teil der Handlung sehen wir auch viele Details über das Funktionieren des Weißen Hauses und der US-Regierung. Wie akkurat das ist, kann ich schwer beurteilen, aber spannend ist es allemal. Ebenfalls nicht beurteilen kann ich, ob man da nur gähnt, wenn man z.B. 7 Staffeln „West Wing“ geschaut hat.

In beiden Serien stellt der Präsident einen Gegenpol zum aktuellen US-Präsidenten dar, denke ich. Kirkman vermeidet als Parteiloser die typischen Machtspielchen der beiden großen US-Parteien, so gut er kann. Er entscheidet sich immer wieder dafür, das richtige zu tun, egal was die Medien dann daraus machen werden. Der Kontrast zu Donald Trump könnte nicht größer sein! Die Vermutung, dass die Autoren hier den Präsidenten beschreiben, den sie gerne im echten Weißen Haus hätten, liegt nahe. Dabei gleitet die Serie auch immer wieder in arg pathetische und patriotische Töne ab. Wer darauf allergisch reagiert, ist hier falsch. Mich hat es aber nicht zu sehr gestört. Denn gleichzeitig ist es auch spannend zu sehen, wie der ehemalige Wohnungsbauminister mit politischen Intrigen und außenpolitischen Krisen umgeht. Wie er oder sein Stab in manche Fallen hineintappen und andere geschickt zu vermeiden.

Mehr noch als dieser Handlungsstrang hat mich aber in Staffel 1 die Suche nach den Hintergründen der Verschwörung gefesselt. Maggie Q spielt die kühle aber unnachgiebige Agentin Hannah Wells. Unterstützt wird sie von Malik Yoba als FBI-Vizedirektor Jason Atwood, welchen ich in dieser Rolle besonders mochte. Hier kommen später noch andere Nebencharaktere ins Spiel, aber die Storyline um Agent Wells ist viel weniger eine Ensemble-Show als die Geschichten aus dem Weißen Haus. Trotzdem passen beide Teile der Serie gut zusammen und haben ja auch immer wieder Berührungspunkte.

Cast

Spoiler
Soweit, so gut. Das Beschriebene füllt die erste Hälfte der ersten Staffel, welche man ohne Wenn und Aber schauen kann. Im Folgenden will ich kurz auf den Verfall der Serie eingehen, was nicht ganz ohne Spoiler gehen wird. Lest also ggf. erst im Fazit weiter, falls ihr die Serie noch schauen wollt.

Irgendwo in der Mitte der ersten Staffel folgt ein Twist, der so krass ist, dass man es nicht wirklich glauben kann. Das läutet leider den Niedergang der Serie ein. Auch wenn sie spannend bleibt, verhalten sich nun Charaktere immer wieder auf eine Weise, die ich schwer nachvollziehbar finde. Was die Serie etwa aus Jason Atwood gemacht hat, ist meiner Meinung nach wenig glaubwürdig. Trotz allem hat die erste Staffel einen brauchbaren Spannungsbogen. Dann beginnt die zweite Staffel, welche mit 22 Episoden sogar noch länger als die erste ist, damit den Urheber der Verschwörung in den ersten wenigen Episoden zu beseitigen. Dieser war schon wenig überwältigend in Staffel 1 eingeführt worden, und nun wird er entsorgt. Er hat aus irgendwelchen nicht erklärten Gründen noch etwas vorbereitet, was Kirkman in den nächsten 20 Episoden Probleme macht, aber er selbst ist erst mal weg. Damit fällt leider die Dualität der Geschichten zwischen politischen und kriminalistischen Storys weg, welche Staffel 1 so stark machten. Hannah Wells taucht weiterhin auf, erledigt nun aber jede Woche irgendeine Spezialaufgabe für den Präsidenten in einer seiner zahlreichen Krisen. Eine Weile lang war ich überzeugt, dass der große Drahtzieher im Hintergrund seinen Tod nur vorgetäuscht hätte, dass die vielen Einzelgeschichten am Ende der Staffel zu einer größeren Geschichte zusammengefasst würden. Aber es stellte sich dann leider heraus, dass das nicht der Fall sein würde und dass wir tatsächlich 22 Episoden politisches Taktieren angeschaut hatten, welches auf genau gar nichts hinausläuft.

Schlimmer noch: Die Qualität der Geschichten ließ auch spürbar nach. „Designated Survivor“ bediente sich vor allem in Staffel 2 immer wieder einer Schreibtechnik, die ich persönlich am ehesten mit J.J. Abrams assoziiere (auch wenn der mit diesem Projekt nichts zu tun hat): Eine Aneinanderreihung von Szenen, die für sich alle spannend sind und spannend von einer Szene zur nächsten überleiten, die aber als Ganzes betrachtet absolut keinen Sinn ergeben! Das heißt, in Szene 1 wird uns etwas erzählt, was dann zu Szene 2 überleitet. Dort gibt es dann einen Twist, wir erfahren in Szene 3, dass alles ganz anders war als wir dachten. Von 1 zu 2 und 2 zu 3 gibt es logische Überleitungen, aber Szene 1 und 3 zusammen ergeben keinerlei Sinn. Wenn Charakter X gar nicht der Bösewicht war, sondern Charakter Y, wird den vorhergehenden Szenen das Fundament entzogen. Wenn man ohne Nachzudenken schnell die nächste Episode anwirft, hat man vielleicht Glück und vergisst all die Logikprobleme schnell wieder, aber Spaß macht es so nicht. Dazu kommen dann für die Geschehnisse immens wichtige absolute Anfängerfehler des Secret Service, die ich einfach kaum glauben kann. Unterm Strich jedenfalls war ich von Staffel 2 mehr als enttäuscht.

Der Sender ABC hat aufgrund der sinkenden Quoten die Serie danach eingestellt, Netflix produziert aber gerade eine kürzere dritte Staffel.Da diese nur 10 Episoden haben soll, werde ich mich wohl breitschlagen lassen, sie zu schauen. Ich werde berichten, ob ich mich dann noch mehr ärgere oder wieder etwas mit der Serie versöhnt werde.

Designated Survivor – Official Trailer

Das Konzept des „designierten Überlebenden“ gibt es übrigens laut einem FAZ-Artikel tatsächlich, und zwar seit den Zeiten des Kalten Krieges. Im damaligen atomaren Wettrüsten war es ja auch nicht komplett unwahrscheinlich, dass die gesamte Regierung auf einen Schlag ausgelöscht werden könnte.

Fazit

Eine Serie mit tollen Schauspielern und einer starken Prämisse, die sehr stark beginnt und dann leider auch stark nachlässt. Wer sich an Logikfehlern und manchmal etwas viel Pathos nicht zu sehr stört, kann in die erste Staffel gerne reinschauen. Die zweite Staffel kann ich leider nicht empfehlen, das war einfach nur langweilig und sinnlos.

Veröffentlicht unter Serien

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)