TV-Serie: Caprica

Caprica„Caprica“ ist eine Spin-Off-Serie zum sehr erfolgreichen Remake von „Battlestar Galactica“. Die BG-Serie beginnt ja damit, dass die von Menschen geschaffenen Cylonen die 12 Planeten der Menschen angreifen und auslöschen. „Caprica“ setzt nun 58 Jahre vorher an und zeigt uns die Vorgeschichte. Ich war anfangs ehrlich nicht sicher, wie man daraus eine spannende Geschichte stricken sollte. Diese Bedenken haben sich allerdings recht schnell zerstreut. Die Geschichte von „Caprica“ ist durchaus spannend. Leider hat die Serie nie so richtig eine rote Linie gefunden und teilweise auch die falschen Akzente gesetzt. Sie wurde 2010 nach nur einer Staffel mit 19 Episoden wieder eingestellt.

Die Geschichte

Die Menschheit hat 12 Planeten besiedelt, Caprica ist der wichtigste von ihnen. Hier lebt Zoe Graystone mit ihren Eltern, mit denen sie sich kaum versteht. Wie ihr Vater ist Zoe ein Profi, was die Erschaffung künstlicher Intelligenz betrifft. Als sie sich mit den „Soldiers of the One“, den radikalen Anhängern einer monotheistischen Religion, einlässt, führt dies jedoch zu einem dramatischen Ende: Zoes Freund sprengt sich für seinen Glauben in die Luft und reißt Zoe und viele andere mit in den Tod. Die Ehe von Daniel und Amanda Graystone droht am Verlust ihrer Tochter zu zerbrechen, zudem hat Graystones Firma wirtschaftliche Probleme. Da entdeckt Daniel, dass Zoy ein Abbild ihres Selbst in einer virtuellen Umgebung hinterlassen hat…

Auch die Familie Adama hat unter der Explosion gelitten: Die Frau und Tochter von Joseph Adama sind dabei gestorben, er muss plötzlich allein für seinen jungen Sohn Willie sorgen. Sein Bruder Samuel kümmert sich um die Familie, doch er arbeitet für den Guatrau, den taurischen Unterweltboss auf Caprica, und das bringt ganz eigene Probleme mit sich. Da trifft Adama auf Graystone und erfährt von der Möglichkeit, Verstorbene virtuell zu rekonstruieren. Doch auch die Terrorzelle STO hat großes Interesse an dieser Technik und dem Avatar von Zoe. Diese jedoch möchte einfach nur die virtuelle Welt verlassen, zur Not auch im Körper eines Kampfroboters…

Die Serie

Wie man an der Zusammenfassung schon sieht, geht in „Caprica“ eine ganze Menge vor sich. Wir sehen die Entwicklung der Cylonen, es geht aber auch um die Revolte auf Taurus und die damit zusammenhängende Geschichte der Familie Adama. Auf Caprica geht es um die taurische Unterwelt und deren Boss, den Guatrau. Für Zoe geht es um ihre ganz persönliche Geschichte, ihr Zurechtkommen als virtuelles Wesen und ihre Beziehung zu ihrer Familie. Dann hätten wir den großen Widerstreit der polytheistischen Staatsreligion mit den monotheistischen „Soldiers of the One“. Es geht um Terrorismus, gerade auch um religiöse Ziele zu erreichen. Es werden ethische Fragen nach der Menschlichkeit eines künstlichen Wesen, dem Leben nach dem Tod gestellt. Es geht um virtuelle Welten und ihre Auswirkungen auf die echte Welt. Es geht, kurz gesagt, um zu viel auf einmal und um nichts so richtig. Die Serie will eine sehr komplexe Welt zeigen, konzentriert sich dabei aber auf keine der einzelnen Geschichten so richtig und verbindet sie auch nicht zu einem großen Ganzen. Das wird vor allem gegen Ende deutlich, als plötzlich eine neue Handlungsebene auf Gemenon aufgemacht wird oder die virtuelle Welt New Cap City ins Spiel gebracht wird. Das wirkte etwas überhastet eingeführt auf mich.

Prinzipiell sind die einzelnen Elemente natürlich nötig und aus Sicht von „Battlestar Galactica“ auch folgerichtig. Wir wissen daher ja, dass die Cylonen von Menschen erschaffen wurden. Sie sind wahlweise Kampfmaschinen oder organische Wesen und können sich nach dem Tod beliebig in einem neuen Körper wiederbeleben. Diese Elemente genau wie die Frage nach der Menschlichkeit der Cylonen mussten also in „Caprica“ eine Rolle spielen. Diese Geschichte mit der der Familie Adama zu verknüpfen, macht auch Sinn. So stimmungsvoll ich die Guatrau-Handlung jedoch fand, hätte ich persönlich diese Geschichte vielleicht etwas nach hinten geschoben, denn sie verzerrt in der ersten und einzigen Staffel den Fokus der Handlung schon ganz ordentlich.

Drittes Standbein der Serie ist die Story um den Widerstreit der Religionen. Wie schon in BSG kann einem das ganze Religionsgeschwafel bald auf den Keks gehen. Ich vermisse da auch etwas eine deutlichere Haltung der Autoren zu den angesprochenen Fragen, die ja gerade heutzutage hochaktuell sind. So richtig kommt nicht rüber, ob die Autoren es nun ok finden, für religiöse Ziele Selbstmord-Attentate zu verüben.

Caprica-Gruppenbild

Alles in allem ist das sehr Schade, denn jede der vielen Facetten von „Caprica“ ist für sich spannend und gut umgesetzt. Die Atmosphäre der Guatrau-Geschichte ist toll ans New York der Dreißiger oder so angelegt, vielleicht inspiriert vom „Paten“. Auch die Geschichten um die taurische Rebellion passen da gut hinein und sind stimmungsvoll umgesetzt. Man vergisst hier teilweise aber, dass man eine SciFi-Serie schaut. Das gleiche kann man für die Terrorzelle STO sagen und die Geschichte rund um den Ermittler Agent Duram. Das wirkt größtenteils recht offensichtlich in Vancouver gedreht und macht eher den Eindruck einer normalen Krimiserie. Im Kontrast dazu präsentieren uns die Graystone-Geschichten eine doch futuristische Welt, die auch in vielen Alltags-Details hübsch ausgedacht ist. Unterm Strich hätte ich mir jedoch mehr SciFi-Feeling gewünscht. Wenn die Welt der Menschen schon aus 12 besiedelten Planeten besteht und Raumflug zwischen ihnen recht normal ist, hätte man irgendwie mehr Weltraum-Szenen in die Geschichte integrieren sollen, öfter mal ein Raumschiff zeigen sollen. Das hätte bei der Festlegung, was für eine Serie „Caprica“ ist, sicher schon geholfen.

An den Produktionswerten und den Schauspielern liegt der Misserfolg von „Caprica“ übrigens nicht. Da kann man nicht meckern. Gerade Eric Stoltz als Daniel Graystone liefert eine tolle Leistung ab, aber auch Esai Morales als Joseph Adama und Alessandra Torresani als Zoe spielen ihre Rollen sehr gut. Überschneidungen mit der Original-BSG-Serie gibt es beim Cast nicht, da „Caprica“ zu viele Jahrzehnte vor der Serie spielt. Die Musik ist wieder von Bear McCreary, das fügt sich also gut ein.

Gegen Ende der ersten Staffel wussten die Autoren wohl, dass die Serie nicht verlängert werden würde. Man hat das dann so gelöst, dass die letzte Episode mit einem längeren Ausblick auf die weiteren Geschehnisse endet. Das ist unter den Umständen das Beste was möglich war, lässt einen aber doch etwas unbefriedigt zurück. Großer Kritikpunkt meinerseits: Bzgl. des Charakters Willie hat man sich zu einem wirklich dämlichen Plot-Twist entschlossen, quasi auf den letzten zehn Minuten. Das empfand ich schon als Betrug am Zuschauer.

Fazit

„Caprica“ ist kein Muss für Serienfans. Die Serie lohnt sich eigentlich nur, wenn man „Battlestar Galactica“ gesehen hat. Dazu ist sie aber eine durchaus spannende Ergänzung, und die eine Staffel kann man sich schon Zeit nehmen, die Welt von BSG etwas weiter zu erforschen. Auch wenn die Serie die große Linie nicht gefunden hat, sind die vielen einzelnen Geschichten sehr spannend erzählt.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)