Ich schaue schon recht viele Serien parallel, sowohl neue als auch alte. Trotzdem kommen immer wieder neue SF- und Fantasy-Serien auf den Markt, gefühlt aktuell so viele wie länger nicht mehr. In einige dieser Serien habe ich jetzt mal reingeschaut und mir jeweils die ersten ein oder zwei Folgen angeschaut. Ich weiß, ich plädiere sonst immer dafür, Serien mehr Zeit zu geben und sie nicht nach den ersten paar Episoden zu beurteilen. So manche tolle Serie wurde auf diese Weise eingestellt, bevor sie so wirklich ihren Kurs finden konnte („Firefly“ lässt grüßen). Auf der anderen Seite hat mein Tag auch nur 24 Stunden, und im Zeitalter von Netflix und co. kann man einfach nicht mehr alles schauen, was im Angebot ist. Man muss dann einfach auch mal absichtlich entscheiden, dass die eine oder andere Serie nicht interessant genug ist, um ihr eine Chance zu geben. Das folgende ist also nur mein erster Eindruck, deswegen gibt es auch keine ausführliche Review zu jeder Serie.
Continuum (2012)
„Continuum“ ist eine kanadische SF-Serie, die von 2012 bis 2015 lief. Die vier Staffeln hatten jeweils nur zwischen 6 und 13 Episoden, so dass es Continuum zusammen nur auf 42 Episoden bringt.
Die Prämisse: Im Jahr 2077 haben verschiedene riesige Konzerne die Nationalstaaten übernommen und faktisch abgeschafft. Konzerngesetze werden von der Konzernpolizei durchgesetzt, Demokratie gibt es nicht. Wer sich anpasst, hat in der High-Tech-Welt ein gutes Leben, doch es regt sich Widerstand: Die Gruppe „Liberate“ will die Konzerne mit Terroranschlägen zu Fall bringen. Nach verheerenden Anschlägen in Vancouver wird der Führungskreis von Liberate verhaftet und zum Tode verurteilt. Doch bei der Hinrichtung geht etwas schief: Die sieben Gefangenen entkommen in einem Zeitstrudel – und nehmen die Protektorin Kiera Cameron mit in die Vergangenheit. Kiera findet sich im Vancouver des Jahres 2012 wieder, wo die entkommenen Gefangenen prompt ihren Krieg gegen die Konzerne fortsetzen…
Ich gebe zu, dass ich an „Continuum“ nicht ganz neutral herangegangen bin. Die Prämisse ist einfach zu abgelutscht, als dass man da Großartiges erwarten kann. Schließlich ist das quasi eine Neuverfilmung von „Time Trax“ und „Tracker“ (beides keine Meilensteine der Fernsehgeschichte), mit einer ordentlichen Dosis „Sarah Connor Chronicles“ (sehr gut, aber auch aktuell und keiner Neuverfilmung bedürftig). Also jagt mal wieder jemand aus der Zukunft Verbrecher von morgen auf den Straßen von heute…
Rachel Nichols macht ihre Rolle sehr gut und kann diese Serie sicher tragen. Unterstützt wird sie vom Who-is-Who des kanadischen Fernsehens, z.B. Tony Amendola (Stargate), Erik Knudsen (Jericho) und William B. Davis (Akte X). Gedreht wird die Serie in Vancouver, was mal wieder für viele bekannte Ansichten sorgt. Ich bin ein bisschen nostalgisch geworden beim Anblick der vertrauten Nebengassen, die man schon aus „Highlander“ (ab 1992) kennt und in meinem Fall auch von unserem Kanada-Urlaub 2009. Erfreulicherweise muss Vancouver hier aber zur Abwechslung nicht als anonyme amerikanische Großstadt herhalten, sondern die Geschichte spielt auch in Vancouver (soviel also zum Thema Vancouver Never Plays Itself).
Sehr schön wird die Technik der Zukunft dargestellt. Das ist der eine Punkt, wo „Continuum“ recht frisch wirkt. Inhaltlich hat mich die erste Folge wie erwartet nicht vom Hocker gehauen. Zum einen ist die Geschichte einfach zu sehr vertraut, incl. den Fragen um die Änderung der Zukunft, die sich durch Kieras Treffen mit einem Bekannten aus ihrer eigenen Zeit ergeben. Zum anderen bin ich auch nicht sicher, wo die Geschichte hin möchte: Die Diktatur der Konzerne wird eher negativ dargestellt, Liberate als Terrororganisation aber genauso. Kiera arbeitet somit eigentlich für „die Bösen“, andererseits ist sie eindeutig die Sympathieträgerin der Serie. Da findet zumindest in der ersten Episode noch keinerlei Reflektion statt, und ich frage mich etwas, ob es uns als Zuschauer wirklich interessiert, ob nun Liberate ihre Ziele erreichen oder die Konzerne!? Die Serie kann eigentlich nur funktionieren, wenn es auf ein „weder noch“ hinausläuft, wenn Kiera also zwischen beiden Fronten gefangen ist.
Fazit: Kann man schauen, muss man aber nicht. Ich werde „Continuum“ wohl eher nicht weiterschauen.
Sense8 (2015)
„Sense8″ ist eine aktuelle Netflix-Eigenproduktion. Die erste Staffel mit 12 Episoden wurde 2015 online gestellt. Die Serie kommt insofern mit hohen Erwartungen daher, als sie von J. Michael Straczynski (Bablyon 5) und den Wachowski-Geschwistern (Die Matrix) entwickelt und produziert wird. Eine zweite Staffel ist bereits bestellt.
Die Prämisse: Acht Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt entwickeln eine psychische Verbundenheit. Sie hören die Gedanken der anderen, teilen ihre Wahrnehmungen und können ohne Hilfsmittel miteinander kommunizieren. Doch während sie sich mit ihrer Situation zu arrangieren versuchen, wird klar, dass sie nicht allein sind. Jemand ist ihnen auf der Spur…
„Sense8″ klang spannend, war es aber nicht. Die Prämisse ist relativ simpel und gibt einiges her an Potential für spannende Geschichten. Zumindest die erste Episode schöpft dieses Potential jedoch rein gar nicht aus. Gestört hat mich zum einen die nebulöse Back-Story um die geheimnisvolle sterbende Dame. Man bekommt eigentlich gar keine Infos, worum es da geht, und das hat bei mir nicht gerade Vertrauen aufgebaut, dass das wirklich auf ein definiertes Ziel zuläuft. Seit Serien wie „Akte X“ bin ich da immer skeptisch, wenn sich irgendwann rausstellt, dass die Autoren kein Ziel haben, zu dem sie mit der Geschichte hin wollen.
Was mich aber viel mehr gestört hat: Die holzhammer-artige Penetranz, mit der uns die Verbundenheit der Charaktere vorgestellt wird. Wir lernen ja reih um die acht Charaktere kennen, und nach einer Weile geht es dann los, dass sie die Gedanken der anderen hören können. Wir machen also eine Runde über alle acht Charaktere, denen in den unpassendsten Momenten die Gedanken der anderen im Kopf auftauchen. Danach hört das jedoch nicht auf, sondern es kommen immer wieder solche Szenen, immer ähnlich aufgebaut, und die Charaktere sind weiterhin sehr verwirrt, was das alles soll. Als Zuschauer möchte man derweil den Autoren zurufen „Ich habs verstanden! Sie können die Gedanken der anderen hören!“ Statt hier also die Geschichte weiter zu erzählen, tritt die Handlung auf der Stelle, und dann ist die erste Folge auch schon vorbei.
Schauspielerisch war die Pilotfolge nicht schlecht, und an den Produktionswerten kann man sowieso nicht meckern. Einer der Charaktere ist Deutscher, gespielt von Max Riemelt. Es gibt außerdem ein Wiedersehen mit Freema Agyeman (Doctor Who) und Naveen Andrews (Lost). Am besten hat mir aber die Storyline um Brian J. Smiths Polizisten-Charakter gefallen. Von Darryl Hannah war ich dagegen weniger begeistert, das kam sehr uninspiriert rüber. Wobei ja am Ende die Schauspieler auch nur spielen können, was die Autoren ihnen schreiben, und für mich scheitert „Sense8″ definitiv an diesem Ende.
Fazit: Ist mir zumindest zu langatmig und prätentiös.
Das war für diesen Beitrag eher ein Reinfall. Aber ich spoiler schon mal: Der nächste Beitrag ist schon in Arbeit und da sieht die Ausbeute viel besser aus! 🙂