TV-Serie: Episodes

Episodes DVD-Cover„Episodes“ ist eine britisch/amerikanische Sitcom über den Dreh einer britisch/amerikanischen TV-Serie. Meta-Comedy vom Feinsten!

Inhalt

Sean und Beverly Lincoln sind erfolgreiche, britische TV-Produzenten. Ihre Serie „Lyman’s Boys“ ist bei Kritikern und Publikum gleichermaßen beliebt und heimst einen Preis nach dem anderen ein. Da bekommen sie ein Angebot, das sie nicht ablehnen können: Der einflussreiche Produzent Merc Lapidus möchte eine amerikanische Version von „Lyman’s Boys“ auf seinem Network haben! Nachdem sie in Großbritannien alles erreicht haben, machen sich Sean und Beverly also auf den Weg nach LA. Dort macht sich jedoch schnell Ernüchterung breit, als sie mit den Realitäten und Mentalitäten des amerikanischen Fernsehens konfrontiert werden. Jeder ihrer Schritte macht die Situation schlimmer, und ehe sie es sich versehen wird aus der subtilen Serie über den Rektor eines Internats eine Serie über einen Hockey-Coach – gespielt von Matt LeBlanc, der Jahre nach „Friends“ dringend wieder eine Hit-Serie braucht. Als Autoren von „Pucks!“ steht für Sean und Beverly bald nicht nur ihre berufliche Integrität auf dem Spiel, sondern auch ihre Ehe…

Bewertung

„Episodes“ ist eine britisch-amerikanische Co-Produktion über ein amerikanisches Remake einer britischen Serie. Ziemlich Meta also, aber ich finde die Serie toll! Wie jede gute Comedy ruht sie auf zwei Säulen: Zum einen werden auf herrliche Weise die Absurditäten einer TV-Produktion vorgeführt, zum anderen aber werden einem die Charaktere tatsächlich näher gebracht. Man lacht nicht nur über Sean, Beverly und Matt, man lacht und fiebert auch mit ihnen, wenn ihr Leben ins Chaos gestürzt wird.

Ohne selbst vom Fach zu sein interessiere ich mich doch sehr für Film und Fernsehen und weiß schon ein bisschen was über die Interna einer TV-Produktion. Schon als Laie erkennt man da sehr viel wieder, TV-Profis haben aber vermutlich noch viel mehr zu lachen. „Episodes“ packt wirklich alles hinein, was man gemeinhin so an Problemen mit Hollywood verbindet: Der kauzige Network-Chef, der die Serie unbedingt haben will ohne sie auch nur gesehen zu haben, absurde Änderungen am Drehbuch über die Köpfe der Autoren hinweg, der selbstverliebte Ex-Star, die Schönheits-OP-süchtige Nebendarstellerin… Die Serie fängt dabei eher langsam an. Nach der ersten Folge dachte ich noch, der Wortvogel hätte mit seinem Lob etwas übertrieben (ich finde den Beitrag nicht wieder, aber irgendwo auf seinem Blog wurde diese Serie sehr gelobt). Aber das ist ganz gut so, denn es wird um so lustiger, wenn die Situation von Sean und Beverly dann von Folge zu Folge immer absurder wird. Wenn ihr reinschaut, gebt der Serie also unbedingt zwei, drei Folgen lang eine Chance; es lohnt sich!

Wie erwähnt ist „Episodes“ aber nicht einfach nur lustig, sondern hat auch gute Schauspieler und Charaktere zu bieten. Zum einen spielen Stephen Mangan und Tamsin Greig super das britische Ehepaar im unbekannten Amerika. Mangan kenne ich als Dirk Gently, er spielt hier aber weniger überdreht und durchaus realistisch. Gerade zusammen sind die beiden auch super, da sie sich von einer früheren Serie kennen und entsprechend eingespielt sind. Man nimmt ihnen ihre Beziehung einfach ab. Das zweite Standbein der Serie ist Matt LeBlanc als Matt LeBlanc. Er spielt die Rolle des ehemals erfolgreichen Schauspielers auf dem absteigenden Ast, der aber immer noch von einem unglaublichen Ego getrieben wird, super! Man muss sich ab und an daran erinnern, dass es eine Rolle ist, die er spielt, hoffe ich jedenfalls, denn der Matt LeBlanc aus der Serie ist schon auch ein ganz schöner Arsch. Natürlich gibt es auch ohne Ende Anspielungen auf „Friends“, aber man muss diese Serie nicht geschaut haben, um „Episodes“ zu genießen. Toll finde ich aber, dass auch der Serien-Matt immer wieder liebenswerte Ecken verpasst bekommt. Er wird nicht als reine Karikatur dargestellt, sondern schon als vielschichtiger Charakter, der eben auch seine Kinder liebt und tief drinnen eigentlich das Richtige tun will.

In den Nebenrollen gibt es noch viele tolle Schauspieler, und hier wird auch eher Richtung Karikatur gegangen. John Pankow als Merc Lapidus ist schon ziemlich over-the-top, genau wie Daisy Haggard als Myra oder Joseph May als Andy. Am ehesten ein vollwertiger Charakter ist noch Kathleen Rose Perkins als Carol. Alle machen ihre Sache aber sehr gut und hauchen dieser verrückten TV-Welt Leben ein. Neben den Absurditäten des Alltags hinter der Kamera spielt natürlich auch der Zusammenprall der britischen mit der amerikanischen Welt immer wieder eine Rolle. Auch da gibt es viel zu lachen, gerade wenn man mal in Großbritannien gelebt hat und Kalifornien auch eher aus der britischen Perspektive sieht.

Szene aus Pucks!

Ausgedacht haben sich „Episodes“ David Crane und Jeffrey Klarik, zwei amerikanische Produzenten. Crane war übrigens auch an der Entstehung von „Friends“ beteiligt. Obwohl die Serie in LA spielt, wird sie übrigens in London gedreht! Die Serie lief zuerst 2011 mit 7 Episoden. 2012 folgte eine zweite und 2014 eine dritte Staffel. Die vierte ist bereits geordert. Die Folgen sind jeweils 30 Minuten lang. Staffel 1 dreht sich thematisch um die Produktion des Pilotfilms, in Staffel 2 wird dann die erste Staffel von „Pucks!“ gedreht. Die dritte Staffel muss ich noch schauen. Insgesamt ist die Serie britisch angehaucht: Es gibt immer nur um die 7 bis 9 Episoden pro Staffel, und lachen muss man selber, es werden keine Laugh-Tracks eingespielt.

Nebenbei bemerkt: Erst vor kurzem fiel mir auf, dass die 2013 gestartete ZDF-Serie „Lerchenberg“ einige Parallelen zu „Episodes“ aufweist. Auch dort bekommt eine Autorin für ihr neues Serienprojekt einen völlig unpassenden Schauspieler vor die Nase gesetzt, in diesem Fall Sascha Hehn. Es ist nicht direkt die deutsche Version von „Episodes“, aber „inspired by“ könnte man schon in den Abspann reinschreiben. … Andererseits, wie ich gerade lese, könnte man beide Serien wohl auch als abgekupfert von „30 Rock“ bezeichnen.

Fazit

Eine tolle Comedy-Serie, die gekonnt die Hollywood-TV-Produktionen auf die Schippe nimmt und gleichzeitig liebenswerte Charaktere von einem Chaos ins nächste stürzt. Empfehlenswert! Da es überschaubar viele Episoden pro Staffel sind, kann man die Serie auch recht schnell wegschauen.

Update Nov 2015: Ich habe gerade die dritte Staffel zu Ende geschaut und finde „Episodes“ nach wie vor sehr unterhaltsam. Die Serie geht einfach gekonnt die verschiedenen Stadien einer Serienproduktion durch und nimmt die ganze Fernsehwelt auf die Schippe, bleibt dabei aber ihren Charakteren treu.

Veröffentlicht unter Serien

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)