On the road…

Mein AutoLetztens fiel mir auf, dass ich eine recht wichtige Sache hier noch gar nicht erwähnt habe: Ich bin seit dem Frühjahr unter die Autofahrer gegangen! Ich muss euch allerdings enttäuschen: Dass so viele Leute gefühlt monatlich nachgefragt haben, wann ich denn endlich meinen Führerschein machen würde, hatte nichts damit zu tun. 😉 Vielmehr ist meine Firma umgezogen (das wusste ich, bevor ich dort angefangen habe), und zwar auf die andere Rheinseite (da konnte man von ausgehen, da fast alle Kollegen „von drüben“ kommen) in ein Gewerbegebiet am Rande von Oberpleis. Das ist eine so abgelegene Lage, dass ich nicht mal über die theoretische Möglichkeit nachgedacht hatte, dass so etwas passieren könnte. Wenn man kein Auto fährt, denkt man halt nicht wie ein Autofahrer.

Es war also letztes Jahr dann klar, dass ich entweder einen neuen Job suchen oder den Führerschein machen muss. Letzteres hat einen guten Teil von 2013 und das Frühjahr 2014 gekostet und war sicher ein Faktor, wieso es hier monatelang so still war. Einen bezahlbaren Gebrauchtwagen zu finden war auch noch mal ordentlich stressig und wird nicht in die Top-100 meiner Lieblingsbeschäftigungen aufsteigen. Nötig war es allerdings, denn mit Bus und Bahn dauert die Fahrt zur Arbeit 70 Minuten – wenn alles gut läuft. Wenn nicht kann man noch mal 30 Minuten Rumstehen in Königswinter drauflegen, was mindestens so öde ist, wie es sich anhört. Ich finde es wirklich Schade, dass der öffentliche Nahverkehr im Raum Bonn so schlecht funktioniert und man quasi gezwungen ist, mit dem Auto zu pendeln. Aber es ist schlicht indiskutabel, zwei bis drei Stunden nur mit dem Arbeitsweg zu verbringen. Da würde meine Tochter mich ja gar nicht mehr zu Gesicht bekommen unter der Woche. Nur zum Vergleich: Ich fahre mit dem Auto 24 Kilometer pro Strecke, was man in 35 Minuten schafft. Durchschnittsgeschwindigkeit also etwa traurige 45 km/h, da ich durch mehrere Wohnviertel muss. Bus und Bahn fahren vermutlich etwas weiter (man muss über den Hauptbahnhof), das macht weniger als 30 km/h.

Fahrschule mit 33

Für alle, die das auch zu lange vor sich hergeschoben haben: Ja, man kommt sich komisch dabei vor, zwischen lauter Kindern in der Fahrschule zu sitzen. Aber das macht am Ende nichts, man sitzt da seine Termine ab, hört so gut es geht zu und muss die Kinder danach nicht wiedersehen. Kann man also mit leben. Für die theoretische Prüfung habe ich einen kleinen Lerncomputer bekommen (Theo), der wirklich gut funktioniert hat. Die Prüfung war auch viel leichter, als ich mir das vorgestellt hatte. Man kann da eigentlich nur durchfallen, wenn man sich gar nicht vorbereitet oder wenn Deutsch nicht die Muttersprache ist. Es kommt bei der Formulierung der Fragen schon auch auf Details wie Negationen an, die man nicht überlesen sollte. Ich habe die Prüfung jedenfalls kurz vor Weihnachten 2013 in wenigen Minuten fehlerfrei bestanden.

Dann kam der gruselige Teil: Tatsächlich fahren lernen. Ich habe mich anfangs furchtbar angestellt – bis ich auf Automatik umgestiegen bin. Das möchte ich allen, bei denen die Fahrstunden auch nicht so gut laufen, auch nahelegen! Die Leute schauen mich immer sehr verwundert an, wenn ich meinen Automatik-Führerschein erwähne. Ich schaue sie aber genauso verwundert an: Wieso würde man sich freiwillig für Interna des Getriebes interessieren? Ich schreibe doch auch nicht die Treiber für die Hardware meines Computers selber. Wenn mein Auto meint, schalten zu müssen, soll es das tun. Ich konzentriere mich derweil auf die Straße und die Geschwindigkeit. Arbeitsteilung, die super funktioniert.

Nach der ersten Automatik-Stunde, die ich mehr zum Ausprobieren gebucht hatte, hat der Fahrlehrer noch aus dem Auto die Prüfung für zwei Wochen später bestellt. Wir haben schnell die Pflichtstunden abgearbeitet, und am 22. März habe ich die praktische Prüfung ohne größere Probleme bestanden. Ich hatte allerdings auch das Glück, dass ich einen gut gelaunten Prüfer erwischt habe, der sich keine Mühe gegeben hat, mich irgendwie reinzureiten. Im Gedächtnis bleibt mir aus dieser Zeit vor allem das Gefühl aus meiner ersten Automatik-Stunde, das Autofahren tatsächlich auch Spaß machen kann. Also, probiert es im Zweifelsfall einfach mal aus. Für mein nicht so für Multitasking geeignetes Gehirn hat das das Fahren jedenfalls auf ein Niveau vereinfacht, auf dem die Sache beherrschbar wurde.

Automatik

Einen Automatik-Führerschein zu haben, heißt natürlich, dass man andere Autos nicht fahren darf. Aus Versicherungsgründen gibt es aber eh nicht sehr viele Autos, die ich fahren dürfte. Bei unserer Familienkutsche ist das manchmal unpraktisch, aber wir überlegen halt vor einer Fahrt, welches Auto wir nehmen. Ansonsten fahre ich ja nicht zum Spaß, sondern zur Arbeit und zurück. Ich würde auch freiwillig kein Schaltauto fahren wollen. Wenn mir mal danach sein sollte, kann ich später meine Fahrerlaubnis recht leicht upgraden: Ein paar Fahrstunden, damit ich es kann, und dann die praktische Prüfung noch mal. Bei der sollte dann die einzige Herausforderung darin bestehen, den Wagen nicht abzuwürgen, alles andere kann ich ja nun so halbwegs.

Wichtig: Wenn man einen Automatik-Führerschein macht, sollte man frühzeitig mit der Suche nach einem Auto anfangen. Gebrauchte Automatikwagen sind halt viel seltener, bis zu einem Punkt, wo es sich kaum lohnt, bei Händlern auch nur zu fragen. Zudem werden die Automatiken natürlich über die Jahre technisch besser, und es könnte durchaus sein, dass ein Automatik-Getriebe eher verschleißt (könnte ich mir vorstellen, aber ich bin kein Mechaniker). Man sollte also auch kein zu altes Auto erstehen. Das kostet unterm Strich viel mehr Zeit, etwas zu finden, als wenn man einfach einen x-beliebigen Golf kauft.

Fahrspaß

Mittlerweile fahre ich mit einem kleinen Seat Ibiza durch die Gegend. Mit dem Auto bin ich sehr zufrieden. Vor allem würde ich jederzeit wieder einen Zweitürer kaufen, da man durch die längeren Türen bei einem Schulterblick mehr als nur den Türrahmen sieht. In den letzten Monaten bin ich auch an die 5000 Kilometer gefahren, 4500 davon auf der immer gleichen Strecke. Für eine Weile war das ganz interessant, es gab ja noch viel zu lernen. Mein Arbeitsweg ist auch ein bisschen wie ein Parcours für Fahranfänger, ich habe wirklich alles dabei: 30er-Zone, Ampeln, bergauf und bergab, Ampel am Berg, Innenstadt, Schranken, Autobahn, diverse Spurwechsel, Zebrastreifen, Kreisverkehre. Nur Stopschilder fehlen komplett, weswegen sie mich auch überraschen, wenn ich sie doch mal irgendwo treffe.

Was den Fahrspaß betrifft: Autofahren könnte theoretisch Spaß machen, wenn die Straße nicht so voller Autos wäre und man nicht immer dann fahren würde, wenn man müde ist. In der Praxis ist es eine ungeheure Zeitverschwendung, die man auch noch teuer bezahlt. Im Bus konnte ich wenigstens lesen, das habe ich die letzten Monate quasi ganz aufgegeben. Viel schlimmer finde ich jedoch, was man so an Unfällen zu sehen kriegt. Genug Leute fahren wie die Bekloppten und genug andere Leute sind genauso müde wie ich, während sie fahren. In den wenigen Monaten habe ich jedenfalls schon diverse Unfälle gesehen und war auch schon mehr als einmal um Haaresbreite selber beteiligt. Von meinem Arbeitsplatz aus habe ich zudem einen guten Blick auf die monatliche Vollsperrung der A3 wegen eines tödlichen Unfalls. Und wenn ich 10 Cent für jeden Spurwechsel ohne Blinken hätte, wäre der nächste TÜV schon bezahlt. Den Vogel hat dabei die Dame abgeschossen, welche die Spur wechseln wollte ohne zu schauen UND ohne zu blinken. Dass ich das hier noch schreiben kann, liegt hauptsächlich daran, dass links neben mir kein Auto war.

Ihr seht schon, zum begeisterten Fahrer werde ich nicht mehr. Hat wohl auch keiner erwartet. In den letzten Jahren habe ich meine Erwartungen ans Leben auf ein Minimum runtergeschraubt, aber Helena groß werden zu sehen, gehört schon noch dazu.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)