„The Common Linnets“ ist der Name der musikalischen Zusammenarbeit der Niederländer Ilse DeLange und Willem Bijkerk, mit dem Künstlernamen Waylon. Gleichzeitig ist es auch der Titel ihres ersten Albums. Mir und vielen anderen wurde das Duo bekannt, als sie 2014 den zweiten Platz beim Eurovision Song Contest belegten.
Das ist mir so auch noch nicht passiert: Ich habe mir relativ kurz entschlossen das Album eines ESC-Teilnehmers gekauft. Den ESC schaue ich schon seit einigen Jahren gerne, aber mehr wegen des Spaß-Faktors als tatsächlich wegen der Musik. Mit Freunden, Chips und Alkohol kann das viel Spaß machen, sich über die diversen skurrilen oder einfach nur grottenschlechten Teilnehmer auszulassen. Einige Favoriten habe ich meistens, die dann üblicherweise auf Platz 25 landen oder in der Vorrunde ausscheiden. Ich wüsste aber nicht, dass ich beim ESC schon mal ein Lied gehört hätte, das nicht nur im Vergleich zu den Konkurrenten „ganz gut“ oder „nicht völlig unanhörbar“ gewesen wäre, sondern tatsächlich einfach wirklich gut. Und dass dieses Lied dann auch von ganz vielen anderen Menschen gemocht und tatsächlich auf einen der vorderen Plätze gewählt wird. Jedenfalls hatte ich ein paar Tage später eine Melodie im Kopf und scrollte etwas verwirrt durch die Alben auf meinem Handy, um herauszufinden, was da gerade auf Dauerschleife in meinem Kopf lief. Bis mir dann auffiel, dass das kein Teil meiner Musiksammlung ist, sondern eben „Calm After The Storm“.
Die Musik
Ilse DeLange und Waylon sind zwar Niederländer, haben aber Musik aufgenommen, die perfekt in die Ecke „Country“ / „Blue Grass“ passt. Ok, bei genauerem Hinhören klingt ihr Englisch vielleicht zu sauber, als dass sie wirklich aus den Südstaaten kommen könnten. Aber das ist auch der einzige Hinweis auf die niederländische Herkunft der Musiker, die Texte sind durchgehend Englisch. Was mir an der Musik der beiden am besten gefällt ist, wie sich die weibliche und männliche Stimme ergänzen. Auf ähnliche Weise hat mich „Raising Sand“ von Robert Plant und Alison Kraus begeistert und vor zwei Jahren „Of Monsters And Men“ (auch wenn deren Sound anders ist).
Stilistisch erinnert „The Common Linnets“ auch sehr an „Raising Sand“, auch wenn es etwas country-lastiger ist. DeLange und Waylon singen viele Lieder zusammen, einige wenige singt auch einer der beiden alleine. Das Zusammenspiel der beiden Stimmen gibt der Musik eine frische Dynamik. DeLange ist dabei nicht schlecht, aber nach mehrmaligem Hören finde ich Waylons Stimme am spannendsten. Er erinnert mich vom Gesang her ein wenig an David Gray.
Inhaltlich reißt das Album leider nicht wirklich Bäume aus. Ich habe es mehrere Tage lang rauf- und runtergehört, ehe die physische CD ankam (Auto-Rip ist schon ein tolles Feature), und habe mich dann erst hingesetzt und in Ruhe mal die Texte gelesen. Das hat mich komischerweise eher enttäuscht. Für meinen Geschmack sind die Texte oft etwas beliebig und zusammenhanglos. Der Musik an sich tut das aber keinen Abbruch.
Etwas mehr über die Kooperation der beiden Musiker kann man z.B. in dieser Biographie erfahren. „Common Linnet“ ist übrigens der englische Name für den Vogel Bluthänfling (Carduelis cannabina), der auf auch auf dem sehr schönen, simpel gehaltenen Cover der CD zu sehen ist.
Das Album
Das Album enthält 13 Songs mit einer Gesamtspielzeit von 47 Minuten. Ich schreibe jetzt nicht zu jedem einzelnen Song etwas auf. Nur kurz zu meinen Favoriten: „Calm After The Storm“ eröffnet das Album und ist auch der stärkste Track. Einfach schön anzuhören. „Arms Of Salvation“ wird von Waylon gesungen und klingt sehr eingängig nach Country. Ähnlich gut ist später auf dem Album „Time Has No Mercy“.
„Sun Song“ ist ein ruhigeres Lied von Ilse DeLange. Weitere Lieder singen die beiden zusammen, z.B. „Still Loving After You“ oder „Broken But Home“, mal abwechselnd und mal tatsächlich zusammen. Neben den Country-artigen Songs gibt es von Waylon noch das sehr ruhige Lied „Where Do I Go With Me“, das mir auch sehr gut gefällt.
Alles in allem ragt außer „Calm After The Storm“ eigentlich keines der Lieder wirklich heraus. Sie ergeben zusammen aber ein Album, das gleichzeitig abwechslungsreich und aus einem Guss wirkt. Weil es so schön ist, hier noch mal der ESC-Beitrag:
Video: https://youtu.be/hkrF8uC92O4
Fazit
Ein schönes und empfehlenswertes Album. Es wird vermutlich nicht zu meinen Top-5-Lieblingsalben aufsteigen, aber die Musik bleibt hörenswert, sowohl im Hintergrund als auch mit Kopfhörer beim Arbeiten.