Nach gerade einmal 9 Jahren habe ich letztes Jahr endlich das Finale der Serie „Angel“ gesehen und wollte zu der Serie generell noch ein paar Zeilen aufschreiben. „Angel“ ist ein Spin-Off der Serie „Buffy – The Vampire Slayer“, über die ich vor ein paar Jahren schon etwas geschrieben hatte. Stilistisch sind sich die Serien ziemlich ähnlich, immerhin sind sie beide von Joss Whedon kreiert worden, aber „Angel“ ist von der Atmosphäre der Geschichten her deutlich düsterer. Es fehlt eben das oft auch verspielte Umfeld von Highschool bzw. College.
Die Vorgeschichte
Angel trat zum ersten Mal in ersten Buffy-Episode auf, als geheimnisvoller Vampirfreund Buffys. Gespielt wird er von David Boreanaz, mittlerweile auch bekannt aus „Bones – Der Knochenjäger“. Im Laufe der ersten Staffeln erfuhren wir mehr über Angel: Er ist ein 270 Jahre alter Vampir, der lange Zeit als Angelus bekannt war und mordend durch die ganze Welt zog. 1898 tötete er ein Zigeuner-Mädchen und wurde daraufhin von deren Familie mit einem Fluch belegt: Er bekam seine Seele zurück, die er so lange behalten sollte, bis er einen Augenblick des perfekten Glücks empfinden würde. Seitdem versuchte er als Angel, seine grausigen Taten wiedergutzumachen.
Angel half immer wieder Buffy und verliebte sich schließlich in sie. Ein oder zwei Apokalypsen später sahen die beiden jedoch ein, dass sie nicht zusammen sein konnten (Angelus war immer nur einen Glücksmoment entfernt), und so verließ Angel Sunnydale und zog nach LA. Im Pilotfilm traf er dort auf Cordelia, die Cheerleader-Königin der Sunnydale High. Cordelia versuchte sich in der großen Stadt mit überschaubarem Erfolg als Schauspielerin und unterstützte alsbald Angel in der neugegründeten Firma „Angel Investigations“. Dritter im Bunde war der Dämon Doyle, dem höhere Mächte immer wieder Visionen schickten, quasi die Aufforderung an Angel einzugreifen und Menschen zu helfen.
Die Serie
„Angel“ zu bewerten ist nicht leicht. Die Serie hat viele gute Momente, hat aber irgendwie auch Schwierigkeiten, für sich selbst eine Linie zu finden. Man kann das natürlich positiv sehen: Die Autoren ruhen sich nicht aus, verändern die Serie, die Schauplätze, die Charaktere. Aber unterm Strich finde ich rückblickend, dass das doch ein bisschen nach Hilflosigkeit der Autoren aussieht. Bei „Angel“ bleibt wirklich nichts so, wie es ist: In fünf Staffeln hat man zweimal das Hauptquartier gewechselt, mindestens vier Hauptcharaktere sind gestorben und auch in den Beziehungen der Charaktere untereinander herrscht größeres Chaos. Da verraten sich gute Freunde oder stechen sich ein Messer in die Brust, zehn Folgen später ist dann aber wieder alles in Ordnung. Charaktere werden reingeschrieben, nur um dann wieder rausgeschrieben zu werden. Das geht soweit, dass ich ernsthaft überrascht war, als in der fünften Staffel öfters mal wieder Doyle aus Staffel 1 erwähnt wurde: Ich hatte buchstäblich vergessen, dass es die Episoden mit ihm am Anfang gab!
Natürlich kann man das wie gesagt auch positiv sehen: Es ist Bewegung in der Serie, und es wurden viele spannende Charaktere eingeführt. Unterwegs sammelt die Serie Wesley Wyndham-Pryce ein, den tolpatschigen Wächter von Faith. Aus einer anderen Dimension rettet Angel Fred, der grüne Dämon Lorne steigt bald in den Haupt-Cast auf. Später stößt Spike dazu und Harmony wird Angels Sekretärin! Nicht so recht warm geworden bin ich mit Gunn und überhaupt nicht ging Angels Sohn Connor. Meine Güte, war ich froh als die Nervensäge wieder verschwand! Auch bei den Gegenspielern kann „Angel“ durchaus punkten: Schon am Anfang der Serie legt er sich mit der mächtigen Anwaltsfirma Wolfram&Hart an, welche die Interessen der Unterwelt in LA vertreten. Das hat uns spannende Charaktere wie Lila oder Lindsey beschert. Außerdem erfahren wir in „Angel“ natürlich mehr über Angels Vergangenheit, was immer wieder Gelegenheit zu Gastauftritten von Spike, Drusilla und Darla gibt. Ich mochte Drusilla in „Buffy“ sehr gerne und fand ihren verfrühten Abgang sehr Schade. Ich glaube, man sah sie dann in „Angel“ aber öfters in Flashbacks als in „Buffy“ zu Lebzeiten. 😉
Von der Atmosphäre her ist „Angel“ meistens düster, nicht zuletzt weil naturgemäß wenige Szenen im prallen Sonnenschein spielen. Trotz der oft düsteren Atmosphäre enthält die Serie auch viel Humor, ähnlich wie „Buffy“ auch. Die Serie ist aber auch am besten, wenn Angels Team als Underdog gegen übermächtige Kräfte antritt. „Wir helfen den Hilflosen“ ist schließlich sein Motto. Dabei kann man auf die etablierte Mythologie des Buffy-Versums setzen, was sich auch an vielen Stellen äußert. So gibt es wie schon erwähnt immer wieder Gastauftritte bekannter Charaktere und die Organisation der Wächter spielt ab und an eine Rolle. Wer nicht auftritt, ist Buffy selbst. Angels Besuche in Sunnydale haben leider zu keinem Gegenbesuch in LA geführt.
Eines meiner Probleme mit der Serie ist auch David Boreanaz‘ Darstellung des Angel. So sehr ich Charaktere wie Wesley, Fred, Lorne oder Spike mag, so wenig begeistert mich Angel selbst, und das liegt nicht an dem Charakter an sich. Boreanaz hat einfach eine etwas hölzerne Art zu spielen, die manchmal durchaus störend wirken kann.
Highlights
Ein paar Lieblingsszenen und Storys, die mir über die Jahre im Gedächtnis geblieben sind:
- Ein bestimmter Zugang zu den höheren Mächten wird von einem Dämon bewacht. Als Angel diesen das erste Mal aufsuchte, war das einfach herrlich umgesetzt: Ein dunkler Gang führt in die Tiefe, Fackeln, ein Pentagramm auf dem Boden, unheimliche Musik – und dann steht der Dämon da, raucht eine Zigarette und meint „Hi, I‘m Skip.“. Angel und Skip plaudern eine Weile, ehe sie beschließen, dass sie jetzt vermutlich kämpfen müssen. Skip tauchte danach noch ein paar Mal auf.
- In der fünften Staffel gibt es eine Episode, „Smile Time“, in der Angel in eine Puppe verwandelt wird. Das ist so crazy, dass dagegen Buffys Musical-Folge schon wieder Mainstream ist.
- Was atmosphärisch gut umgesetzte Szenen betrifft, hat die dritte Staffel einiges zu bieten: Der Rückblick zu Vampirjäger Holtz ist sehr stimmungsvoll, genau wie die letzte Szene mit Darla.
- Vermutlich das Comedy-Highlight schlechthin: Die Episode „Harm’s Way“, welche aus Sicht von Vampir-Blondine Harmony erzählt ist!
Fazit
Unterm Strich bleibt „Angel“ eine Serie mit vielen spannenden Episoden und tollen Charakteren, aber eben auch mit Schwächen. Sie kann auch eher nicht so gut für sich stehen und funktioniert mehr als Erweiterung des Buffy-Universums. Während mir zu Buffy ohne Ende Lieblings-Episoden und -Momente einfallen, musste ich da bei „Angel“ schon echt überlegen.