Stephen Law: Believing Bullshit

Cover Believing BullshitRezension zu „Believing Bullshit: How Not to Get Sucked into an Intellectual Black Hole“ von Stephen Law, 271 Seiten, Prometheus Books New York, 2011.

Bewertung

Stephen Law ist ein Philosophie-Professor aus London, der mit diesem Buch einen Beitrag zur Debatte zwischen Atheisten und Religiösen leistet. „Believing Bullshit“ ist dabei nicht ein großes atheistisches Manifest wie Dawkins‘ „The God Delusion“. Das will es aber auch gar nicht sein, auch wenn die Ansichten des Autors nebenbei durchaus deutlich werden. Law geht es vielmehr darum, die Argumentationstechniken von religiösen und anderen irrationalen Menschen unter die Lupe zu nehmen.

Die im Titel enthaltenen „Intellectual Black Holes“ beschreiben dabei Glaubenssysteme, die derart aufgebaut sind, dass sie Menschen anziehen und Anhänger finden, auch wenn sie völlig irrational sind. Law betont, dass jeder einem solchen Irrglauben aufsitzen kann, unabhängig von seiner Bildung oder seinen sonstigen Überzeugungen. Seine Beispiele im Buch speisen sich neben Religionen auch aus Verschwörungstheorien, Esoterischem etc. Insbesondere geht es ihm mit diesem Buch nicht um eine Streitschrift gegen Glauben jedweder Art. Es wird wie gesagt deutlich, dass er Atheist ist, aber er hat nicht vor, anderen Leuten ihren Glauben abzusprechen. Was er mit diesem Buch angehen will, sind unredliche Argumentationstechniken, die man im erwähnten Umfeld zu Hauf findet.

Dabei werden diese Argumentationstechniken in acht plastisch benannte Kategorien eingeteilt. Das ist schon deshalb interessant, weil man viele dieser Argumentationslinien tatsächlich wiedererkennt, sie hier aber schön getrennt nebeneinander gestellt werden. Nicht alle der Namen sind tatsächlich so treffend, in meinen Augen jedenfalls, dass sie beim Leser hängenbleiben werden. Aber z.B. „Going Nuclear“ ist etwas, das ich in Zukunft unter diesem Begriff wiedererkennen werde.

Law schreibt in einem angenehm lesbaren, populär-wissenschaftlichen Schreibstil. Die verschiedenen Techniken, die er beschreibt, sind natürlich keine brandneuen Erkenntnisse. Wenn man sich etwas auskennt, weiß man z.B. mit wie viel Skepsis man Argumente betrachten sollte, die sich nur auf Anekdoten stützen. Trotzdem ist diese Zusammenfassung schön zu lesen und gibt einem, wenn man sich denn tatsächlich auf Diskussionen mit Betroffenen eines solchen intellektuellen Black Holes einlassen möchte, den ein oder anderen praktischen Tip. Denn die beschriebenen unredlichen Argumentationstechniken funktionieren in erster Linie nur, wenn man sie nicht erkennt und beim Namen nennt.

Für mich persönlich mit am spannendsten war dieser Gedanke aus dem Buch: Viele der üblichen Gottesbeweise „beweisen“ höchstens die Existenz eines Gottes, aber nicht unbedingt des Gottes, den das Gegenüber gerne beweisen möchte. Man kann sie problemlos umdrehen und damit die Existenz eines bösen Gottes „beweisen“, der das Gute in der Welt nur zulässt, um uns zu prüfen, oder es nur zulassen muss, weil er uns dummerweise einen freien Willen gegeben hat. Neben dem simplen Aufdecken der Unzulänglichkeiten der vorgestellten Argumentationstechniken fand ich diese Strategie als echten Praxistip für Diskussionen sehr interessant.

Fazit

Eine gut und unterhaltsam lesbare Zusammenfassung verschiedener unredlicher Argumentationstechniken. Das Buch ist die Lektüre durchaus wert, man sollte aber kein Monumentalwerk á la Dawkins erwarten.

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