Margo Lanagan: Black Juice

Cover 'Black Juice'Rezension zu „Black Juice“ von Margo Lanagan, 230 Seiten, Gollancz London, 2007 (Ersterscheinung 2004, Australien)

Bewertung

Eine richtige Inhaltsangabe gelingt mir hier nicht. Die Autorin entführt den Leser in elf Kurzgeschichten, die allesamt sehr unterschiedlich sind und sich am ehesten noch dem Genre der Fantasy zuordnen lassen. Mit 230 Seiten ist das Buch nicht dick, und manche der Geschichten sind nur 10 bis 12 Seiten lang. Da sie inhaltlich nicht zusammenhängen, kann man die Storys schön für sich lesen. Es ist also als Lektüre für Gelegenheitsleser geeignet.

Die Geschichten mögen phantastisch sein, aber nicht die „Zwergen und Elfen“-Art von Fantasy. Die Charaktere sind fast immer Menschen in auf den ersten Blick normalen menschlichen Gesellschaften, die dann aber doch eine phantastische Komponente haben. Die erste Geschichte „Singing My Sister Down“ spielt etwa in einer Welt, in der Verbrechen damit bestraft werden, dass der Täter in einem Teersee versenkt wird. Andere Geschichten spielen in Welten, die völlig von Clowns oder Hochzeitsriten beherrscht werden, in der es Engel gibt oder Monster, Riten und Sekten und übernatürliche Fähigkeiten.

Inhaltlich haben mich nicht alle Geschichten direkt begeistert. Einige sind genial und fesseln, während ich bei anderen etwas Schwierigkeiten hatte mich in die geschilderte Welt einzufinden. Was aber für jede einzelne der 230 Seiten gilt: Margo Lanagan ist eine wirklich gute Autorin, deren Umgang mit Sprache bewundernswert ist. Jede der Geschichten ist für sich ein Bilderbuch-Beispiel wie eine Kurzgeschichte aufgebaut sein sollte, wie sie funktioniert, wie man eine ganze Welt und eine komplexe Geschichte auf wenigen Seiten unterbringt. Faszinierend ist auch, wie sie allen Charakteren individuelle Stimmen verleiht. Einige sprechen mit Akzent oder Slang, was sich in kreativer Rechtschreibung äußert, während eine andere Geschichte aus der Perspektive einer Herde von Tieren geschildert ist.

„Singing My Sister Down“ ist auf jeden Fall ein Highlight des Buches. „Red Nose Day“ ragt ebenfalls heraus, gerade weil ein so absurdes Szenario so glaubhaft und realistisch rübergebracht wird. „Sweet Pippit“, die Story aus der Sicht einer Elefantenherde, ist ebenfalls lesenswert und unterhaltsam. „Perpetual Light“ ist ein spannender Blick in eine düstere Zukunft. Hier steht weniger die Story im Vordergrund als vielmehr die eingefangene Momentaufnahme einer düsteren Welt. „Yowlinin“ ist spannend geschrieben mit schönen Charakteren. Die restlichen Geschichten sind nicht schlecht, verblassen aber etwas gegen die Highlights des Buches.

Fazit

Eine lesenswerte Kurzgeschichten-Sammlung mit auf ganz verschiedene Weise phantastischen Geschichten. Ich würde das Buch gerne uneingeschränkt empfehlen, weil es wirklich gut geschrieben ist, aber muss doch zugeben, dass mich einige der Geschichten etwas kalt gelassen haben. Wer gerne Anthologien liest, kann hier aber unbesorgt zugreifen.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)