„Gotham City is falling to pieces.“
Vor einiger Zeit hatte ich ja schon was zu Lego Indiana Jones geschrieben, dem ersten XBox-Spiel, das ich komplett durchgezockt habe. Nachdem ich mit Indy fertig war und von Mini Ninjas noch nichts wusste, habe ich mir als neues Spiel die Lego-Version von Batman gekauft.
Das Spiel
„Batman“ läuft ein bisschen unter dem Motto „more of the same“. Das meiste, was ich zu Indy geschrieben hatte, gilt auch für Batman: Man läuft mit den Lego-Figuren durch die Lego-Welt, besiegt seine Gegner, sammelt Lego-Steine, Kanister, den Superhelden- bzw. Superschurken-Bonus und XBox-Erfolge. Wahlweise kann man alleine oder zu zweit spielen und das auch mittendrin beliebig wechseln. Ein paar Sachen sind anders benannt, statt den Paketen gibt es pro Level z.B. einen roten „Powerbrick“. Aber prinzipiell ist der Spielaufbau und -ablauf extrem ähnlich. Das ist auch kein Problem: Indy hat viel Spaß gemacht und uns zu zweit gut ein dreiviertel Jahr beschäftigt. „More of the same“ ist da also nicht negativ zu verstehen.
Das Spiel basiert nicht auf einem bestimmten Film oder Comic. Vielmehr hat man die riesige Welt von Gotham City in drei Geschichten komprimiert. Im Rahmen dieser Geschichten treffen wir in jeweils zehn Leveln auf eine Vielzahl bekannter Charaktere. Die Spieldesigner konnten dabei aus dem Vollen schöpfen, und so ist die düstere Welt von Gotham City mit vielen Details ausgeschmückt, die Fans sicher wiedererkennen. Das alles ist zwar im düsteren Stil der Filme gehalten, aber gepaart mit dem üblichen Lego-Humor inclusive der witzigen und wortlosen Zwischensequenzen.
Eine Besonderheit des Spiels: Man beginnt in der Bathöhle und spielt die Story aus Sicht der Helden. Hat man das abgeschlossen, kann man über einen Schalter im weitläufigen Menü zum Arkham Asylum wechseln und dort die gleichen drei Geschichten in jeweils weiteren fünf Leveln noch einmal aus Sicht der Schurken spielen. Das ist witzig gemacht, denn die Schurken-Level enden quasi dort, wo die Helden-Level beginnen. Es wäre auch Schade gewesen, wenn man die bekannten und beliebten Schurken-Charaktere nur im Freuen Spiel hätte spielen können.
Wie bei Star Wars und Indy gibt es hier übrigens auch Fahrzeug-Level, was hier aber am meisten Sinn macht. Zwei Level pro Geschichte kurvt man dabei mit Batmobil, Batwing oder Batboat durch Gotham City oder macht die Stadt in den phantasievollen Gefährten des Jokers, Pinguins etc. unsicher. Dabei geht es weniger um Rätsel oder Aufgaben lösen und mehr darum, einfach auf den Feuern-Button zu halten. Da die Level überschaubar sind, macht das aber durchaus Spaß.
Die Charaktere
Auf Seite der Helden spielt man natürlich mit Batman. Zur Unterstützung stehen Robin, Nightwing, Batgirl und Commissioner Gordon bereit. Als Gegner stehen ihnen Charaktere wie der Joker gegenüber, der Pinguin, Mister Freeze, Poison Ivy, der Riddler etc. Die meisten kennt man aus den Filmen, einige stammen auch nur aus den Comics, aber das macht nichts, denn die drei, viel Zeilen Einleitungstext, die es pro Charakter gibt, fassen es jeweils gut zusammen (Was muss man über die Killermotte schon wissen? Natürlich ist es ein verrückter Wissenschaftler, dem ein Experiment misslang! *g*).
Im Freien Spiel kann es übrigens verwirrend werden, denn man kann dort beliebig aus allen Charakteren wählen. So kann man auch in einem Schurken-Level mit Batman auf Polizisten losgehen oder in einem Helden-Level mit dem Joker und dem Joker den Joker fertig machen. 😉
Ein Kritikpunkt bei Indy war der Mangel an wiedererkennbaren Charakteren. Auch Fans der Filme werden wohl aus dem Gedächtnis kaum mehr als zehn Indy-Charaktere namentlich nennen können, und so herrschte dort eine Schwemme von namenlosen Soldaten, Stammeskriegern etc. vor. Batman hat es da vergleichsweise leicht und die vielen farbenfrohen Charaktere tragen zum Spielspaß bei. Alle Schurken haben bestimmte Fähigkeiten, die man im Spielverlauf braucht (der Pinguin kann mit seinem Schirm fliegen, der Joker hat einen elektrischen Handschuh etc.). Die Heldencharaktere gibt es dafür immer mit fünf verschiedenen Anzügen (Gleiteranzug, Bombenanzug, Tauchanzug, Hitzeanzug etc.). Die generischen Charaktere (Gärtner, Joker-Handlanger etc.) halten sich erfreulich in Grenzen.
Tip: Kauft generische Charaktere erst ganz am Ende! Im freien Spiel kann man ja zwischen einer Reihe an Charakteren hin- und herschalten, und man zappt sich die Finger wund, wenn dann dann schon die Sinnlos-Charaktere mit dabei hat („I learned that the hard way“, wie Craig Ferguson sagen würde). Man hat ja immer fünf Bat-Anzüge zur Auswahl und fünf Robin-Anzüge, dazu die fünf, sechs nötigen Schurken. Im Gegenzug zu Indy, wo die generischen Charaktere wichtig waren (z.B. wegen Bazooka, der Mütze oder den Thuggee-Statuen) sind sie hier wirklich komplett sinnlos und können nichts, was nicht auch die Schurken können, man kriegt aber trotzdem auch von ihnen ein paar mit.
Bonus
Als Bonus gibt es am Ende zwei Bonus-Level, die aber nur bedingt unterhaltsam sind. Da hatte ich mir mehr erhofft. Versteckte Cameo-Auftritte wie bei Indy habe ich keine gefunden, dafür kriegt man ein paar nette Charaktere mit, z.B. Catwoman im Outfit der 60er-TV-Serie. 😉
Außerdem kann man viel Spaß beim Erspielen der diversen Erfolge haben. Mit Bane Batman den Rücken brechen ist etwa eine Anspielung auf eine größere Storyline der Comics, eher witzig ist dagegen Catwoman neunmal zu töten. Wirklich schwierig ist, soweit ich mich gerade erinnere, nur die Rodeltour im letzten Pinguin-Schurken-Level (die drinnen, bei der man einen Kanister ergattern kann): Nehmt hierfür Robin mit den Magnetschuhen, er ist träge genug um die Eisfläche in steuerbarer Geschwindigkeit hinunter zu rutschen. Ansonsten hier noch ein Link zu einem Walkthrough-Guide, falls es irgendwo mal klemmt.
Kritik
Die Grafik des Spiels bewegt sich etwa auf dem selben Niveau wie Indy oder Star Wars. Etwas besser, und mir sind weniger Bildfehler aufgefallen, aber man steht regelmäßig mit Charakteren in soliden Objekten oder hängt mit ihnen in der Luft fest. Das geht besser, auch bei der gewollt kruden Lego-Optik. Auch lässt sich weiterhin die Kamera nicht nennenswert drehen.
Was mir hier im Gegensatz zu Indy außerdem auffiel: Manchmal klappt etwas einfach nicht. Man erreicht z.B. den nächsten Balkon einfach nicht und denkt dann schon, man hat etwas übersehen und muss eigentlich woanders lang gehen. Fast immer stellte sich jedoch heraus, dass der Weg schon richtig war, und beim zwanzigsten Versuch oder mit einem anderen Charakter klappt es plötzlich doch. Das war hier und da etwas irritierend.
Ein Kritikpunkt fällt mir generell zum Spiel noch ein: Die Musik. Ich liebe den Soundtrack von Danny Elfman zum ersten Batman-Kinofilm. Das war eine der ersten CDs, die ich in meinem Leben gekauft habe (Hm… die zweite, glaube ich, nach dem Star-Wars-Soundtrack), und ich höre die Musik immer noch regelmäßig. Das Problem ist nur: Der Soundtrack ist 54 Minuten lang, und auch wenn er komplett im Spiel enthalten sein mag, ist das auf Dauer einfach unheimlich eintönig. Ich hatte nicht den Eindruck, dass auch nur eine Note extra für das Spiel aufgenommen wurde, und so erklingen also die immer gleichen Soundtrack-Stücke auf Dauerschleife gestellt im Hintergrund. Das hätte man problemlos besser lösen können.
Fazit
Wem die Indy- oder Star-Wars-Lego-Spiele gefielen und/oder wer ein Fan von wahlweise den Batman-Filmen oder -Comics ist, kann hier eigentlich nicht viel falsch machen. Wer es natürlich lieber realistisch und episch statt humorvoll-legosteinig hat, ist mit „Arkham Asylum“ sicher besser bedient.