Steph Swainston: The Year Of Our War

Cover The Year Of Our WarRezension zu „The Year Of Our War“ von Steph Swainston, Gollancz London, 2005, ca. 369 Seiten, Ersterscheinung: 2004 (UK)

Deutsche Ausgabe: „Komet“, Blanvalet Verlag, 2007, ca. 384 Seiten

Inhalt

Seit 2000 Jahren befinden sich die Bewohner der Fourlands im Krieg. Menschen, geflügelte Awianer und katzenhafte Rhydanne kämpfen gemeinsam gegen eine Insektenspezies, die durch ihre schiere Anzahl unbesiegbar scheint. Das Land, das die Insekten erobert haben, wird von ihnen kahl gefressen und mit Papierbauten überzogen. Unterstützt in ihrem Kampf werden die Könige und Adeligen durch 50 Unsterbliche, die im Dienst des Kaisers San stehen.

Einer dieser Unsterblichen ist Jant Shira, ein Rhydanne-Awianer-Mischling. Seine einzigartige Konstitution ermöglicht ihm als einzigem das Fliegen und macht ihn zum Boten der Unsterblichen. Zusammen mit Lightning und anderen Unsterblichen berät Jant Dunlis Rachiswater, den König von Awia, bei seiner Offensive gegen die Insekten. Doch der ehrgeizige Rachiswater begeht in seinem Bestreben, sich vor den Augen des Kaisers zu qualifizieren, einen Fehler, in dessen Folge sich die Fourlands einer großangelegten Invasion der Insekten gegenübersehen. Und selbst der jahrtausendealte Kaiser weiß nicht, woher die Insekten kommen und wie sie aufzuhalten sind…

Bewertung

Die Bewertung von „The Year Of Our War“ läuft für mich auf zwei Sachen hinaus: Mir gefällt die Welt, die die Autorin hier kreiert, und ich mag die Charaktere. Ich mag auch ihren Schreibstil. Auf der anderen Seite lässt die erzählte Geschichte leider ein wenig zu wünschen übrig. Im allgemeinen mag ich es gar nicht, wenn ein Autor das Ende eines Buches vermasselt, und wenn das Buch an und für sich gut ist, ist das um so ärgerlicher. Dies ist aber der seltene Fall, wo die geschilderte Welt so spannend ist, dass ich der Autorin das irgendwie hingeschluderte Ende tatsächlich verzeihe und mit dem Gedanken spiele, mir die Fortsetzung zuzulegen.

Was ist daran nun so spannend? Auf den ersten Blick ist es nur eine weitere Fantasy-Welt, inclusive der obligatorischen Karte auf Seite 1. Aber Swainston schreibt hier zwar Fantasy, fühlt sich jedoch nicht an verstaubte Klischees gebunden, und so beginnt das Buch schon damit, dass sich der Hauptcharakter eine Zeitung kauft. Weitere Fantasy-untypische Dinge sind Pressekonferenzen, Jeans und T-Shirts, Comics etc. Auch der Schreibstil der Autorin ist eher modern, inclusive der Sprache der Charaktere. Das alles mischt sich mit den Beschreibungen einer Welt auf vielleicht dem technischen und militärischen Stand von Europa um 1600 und ergibt eine interessante Mischung. Insbesondere die verschiedenen Adelshäuser fand ich interessant geschildert.

Was mir an dieser Welt glaube ich auch sehr gefällt: Swainston kreiert eine eher komplexe Welt und sie macht es dem Leser nicht direkt leicht. Das fängt schon damit an, dass die Unsterblichen alle drei Namen haben: Ihren eigenen (z.B. Jant Shira), ihren Kampfnamen (z.B. Comet) und ihre Funktion (z.B. Messenger). Yep, das ist am Anfang vergleichsweise sehr verwirrend. Solchermaßen komplexe Welten gefallen mir nicht immer, aber in diesem Fall bekommt man genau so viel Informationen, dass man nicht verloren geht und seinen Spaß an dieser Welt haben kann.

Und anfangs gibt es tatsächlich eine Menge, was die Autorin rüberbringen muss: Die einzelnen Völker dieser Welt, die Herrschaftsverhältnisse, den Kaiser und die Unsterblichen und schließlich die Insekten, die im übrigen wunderbar gruselig geschildert sind. Gelesen habe ich das Buch hauptsächlich, weil sich das Wort „immortal“ im Klappentext fand. Seit „Highlander“ habe ich da irgendwie einen Faible dafür, und auch diese Variante der Unsterblichkeit ist interessant und faszinierend. Hier ist der Kaiser unsterblich, seit Gott vor zweitausend Jahren die Welt verließ (fragt mich nicht, die Autorin versucht gar nicht, jedes Detail näher zu erklären), und er teilt diese Unsterblichkeit mit 50 Ausgewählten, dem sogenannten Circle. Jeweils die besten ihrer Generation können durch ihre Fähigkeiten oder durch Heirat in den Circle aufsteigen. Es wird sehr schön geschildert, wie zum einen die Sterblichen danach trachten, in diesen Kreis aufzusteigen, und wie zum anderen die Unsterblichen mit ihrer langen Lebensdauer umgehen.

Zu der irgendwie unorthodoxen Schreibweise von Swainston zählt auch der Hauptcharakter Jant Shira, aus dessen Ich-Perspektive die Geschichte erzählt ist. Der Messenger ist einer der jüngeren Unsterblichen und er ist weit davon entfernt, ein strahlender Held zu sein. Genau genommen ist er ein Junkie, abhängig von einer Droge namens „Cat“, und infolge dessen nicht immer ganz bei sich. Doch auch das ist komplizierter, als es auf den ersten Blick aussieht, denn diese Droge erlaubt es Jant, in eine andere Welt einzutauchen. Ja, da hat man sich gerade etwas in den Fourlands zurecht gefunden, da stürzt einen die Autorin in eine weitere Welt. 😉

Zu den Problemen des Buches: Swainston hat wie gesagt einen frischen und interessanten Schreibstil, aber die Strukturierung der Geschichte ist noch verbesserungswürdig. Insbesondere die vereinzelten Flashbacks zu Jants Vorgeschichte wirkten auf mich unmotiviert und irgendwie unpassend. Schlimmer ist jedoch das Ende. So etwa 50 Seiten vor Schluss des Buches fing ich wirklich an, auf ein offenes Ende zu hoffen, auf ein „Fortsetzung folgt“ vielleicht, weil sich nämlich noch absolut gar nicht abzeichnete, wie die vielen losen Fäden verknüpft werden sollten. Und diese Verknüpfung sieht dann leider auch irgendwie hastig und nicht durchdacht aus. Als Lektor hätte ich so etwas zurück geschickt und noch mal überarbeiten lassen.

Fazit

Eine wirklich interessante Fantasy-Welt, mit spannenden Charakteren und generell einem interessanten Setting. Swainston schreibt abwechslungsreich und das Buch ist trotz des Endes, das etwas zu Wünschen übrig lässt, empfehlenswert.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)