Manchmal denkt man hier ja, die Briten machen absichtlich alles anders, nur um Besucher zu ärgern. Ich meine, welchen Grund könnte es sonst geben, dass z.B. die Stecker in Großbritannien anders sind, obwohl der gleiche Strom rauskommt? Aber ein Blick in die Wikipedia belehrt mich eines besseren: Entweder ist diese Einstellung weltweit verbreitet oder das hat sich einfach so entwickelt und es hat noch niemand den Elan gehabt, das wenigstens ein wenig zu standardisieren.
Offensichtlich gibt es eine geradezu lächerliche Vielfalt an Steckertypen und passend dazu auch noch verschiedene Netzspannungen. In Deutschland benutzen wir Stecker der Kategorie C und F, während hier in Großbritannien der Steckertyp G vorherrscht. Während bei uns der Schutzkontakt wahlweise fehlt (C) oder außen am Stecker sitzt (F), hat er hier einen eigenen Pin bekommen. Und wow, die Wikipedia hat sogar eine halbwegs logische Erklärung warum die Briten diesen Steckertypen einsetzen. Obwohl die Stecker, die sie davor benutzten, auch drei Pins hatten.
Wenn man sich das so durchliest, scheint der britische Stecker tatsächlich besser als unser älteren Schuko-Stecker zu sein (Typ F). In erster Linie ist der britische Stecker verpolungssicher – man kann ihn nur auf eine Art hineinstecken, während deutsche Stecker so oder so herum passen. Gut, das ist dem Laien mal egal. Die Liste der Nachteile des britischen Steckers liest sich dagegen eher launig und etwas konstruiert bei der Wikipedia. Ich zitiere mal: „Die kantige Form der Kontaktstifte führt zu heftigen Schmerzen beim Darauftreten.“ 😉
Einen echten Vorteil stellen auf jeden Fall die Schalter an den Steckdosen dar. Yep, was man bei uns per besserer Steckerleiste nachrüsten muss, ist hier in jede einzelne Steckdose integriert: ein Schalter zum Ausschalten. Damit wird es egal, ob ein Gerät auch ausgeschaltet Strom saugt, man schaltet einfach an der Steckdose aus und spart auf diese Weise das ein oder andere bisschen Strom. Natürlich muss man dann auch immer daran denken, die Steckdose einzuschalten. Anfangs kann das irritieren (in meiner ersten Woche hier habe ich gleich zweimal Essen auf den E-Herd gesetzt und mich nach zwanzig Minuten gewundert, wieso es immer noch kalt ist), aber man gewöhnt sich recht schnell daran.
Für uns Teilzeit-Auswanderer führt das andere Steckersystem leider zu teils abenteuerlichen Konstruktionen, da unsere Geräte nun so etwa zur Hälfte deutschen und britischen Ursprungs sind. Das heißt, zu allererst einmal haben wir uns mit Adaptern ausgestattet, die es für ein paar Pfund im Boots zu kaufen gibt. Das folgende Bild zeigt eine Monstrosität, die in unserem Schlafzimmer aus der Wand ragt: Die typische herausragende britische Steckdose (gerne auch schon mal beim letzten Zimmeranstrich mit überpinselt) + ein britischer Mehrfachsteckerwürfel (macht aus einer Steckdose zwei) + zwei Adapter auf den deutschen Stecker. 🙂
Ich muss mit dem Stecker-Typ L leben … die sind schrecklich, weil sie ständig abbrechen. Ausserdem passen die meisten Stecker der Elektrogeräte dort nicht rein. In der regel kauft man nämlich in Italien Geräte deutscher Hersteller im Mediamarkt und die geben einen Senf auf die italienischen Stecker… Ich habe eine IKEA-Kiste nur mit Adaptern und Adaptern für Adapter … Die Biegung einer Banane und das Gewicht von vorgepacktem Hackfleisch kann die EU reglementieren – Stecker jedoch nicht … komisch!
Hm, Typ L sieht wirklich etwas fummelig aus bei der Wikipedia. Laut der Liste dort hat Italien drei Stecker, und der deutsche setzt sich wohl so nach und nach durch, aber dass das sehr nervig ist, kann ich mir vorstellen. Über den britischen kann man sich so an sich nicht beschweren, vor allem die Schalter an den Steckdosen werde ich definitiv vermissen.
In diesem Zusammenhang wollte ich auch noch mal einen herrlichen Text verlinken, den Douglas Adams zu dem Thema geschrieben hat. Ist schon einige Jahre alt, hat aber leider nichts an Aktualität verloren. Und ja, auch ich habe zu Hause eine Kiste voller verschiedener Kabel, teilweise mit kleinen Zetteln dran, auf denen das zugehörige Gerät vermerkt ist, und teilweise ohne, so dass es sich wohl nie wieder wird zuordnen lassen. Sehr lesenswert: Dongly Things