Terry Pratchett: MacBest

Cover MacBestRezension zu „MacBest“ von Terry Pratchett, 6. Scheibenwelt-Roman, Originaltitel: „Wyrd Sisters“, Ersterscheinung: 1988 (UK)

Deutsche Ausgaben: „MacBest“, 1992, Wilhelm Heyne Verlag München, 352 Seiten; „MacBest“, 2004, Piper Verlag

Inhalt

Die junge Hexe Magrat Knoblauch hält mit Oma Wetterwachs und Nanny Ogg gerade ihren ersten Hexenzirkel ab, als ihnen in dieser stürmischen Nacht von einem sterbenden Diener der junge Prinz, noch ein Baby, vor die Füße gelegt wird. Im kleinen Königreich Lancre fand ein Umsturz statt… pardon, ich meine: Bedauerlicherweise starb König Verence eines natürlichen Todes, als er die Treppe hinabstürzte und sich seinen eigenen Dolch in die Seite rammte. Und da sein Sohn sowie die Krone spurlos verschwunden bleiben, übernimmt Fürst Felmet die Macht in Lancre.

Die Hexen haben eigentlich nicht vor, sich weiter in die Politik einzumischen, denn bekanntlich schafft das meist viel Ärger. Doch mit den Monaten übertreibt es Lord Felmet mit dem Niederbrennen von Dörfern und zeigt auch ansonsten recht manische Tendenzen. Und während er, unterstützt von seiner Gattin, daran arbeitet, die absolute Wahrheit über den Tod des Königs im Land zu verbreiten, legt er sich auch mit den Hexen an, indem er die Menschen gegen diese aufhetzt. Doch Esme, Nanny und Magrat, unterstützt vom Geist des toten Königs, hegen ihre eigenen Absichten. Ein tollkühner Plan soll Lancre bereit machen für seinen rechtmäßigen König…

Hauptpersonen

  • Esme „Oma“ Wetterwachs und Gytha „Nanny“ Ogg – die beiden Hexen entscheiden über das Schicksal eines Königreiches
  • Magrat Knoblauch – die junge Hexe verstärkt den Hexenzirkel
  • König Verence – fühlt sich als Geist nicht sonderlich wohl
  • Lord und Lady Felmet – greifen nach der Macht in Lancre

In weiteren Rollen

  • Vitoller und Hewl, fahrende Schauspieler
  • Tomjon, Königssohn inkognito
  • der Hofnarr
  • Tod
  • Binky, Tods Pferd
  • Greebo, der Kater von Nanny Ogg
  • der Bibliothekar der Unsichtbaren Universität

Schauplätze

Spitzhornberge, Lancre, Ankh-Morpork, Sto-Ebene

Bewertung

Vordergründig betrachtet ist MacBest die Scheibenwelt-Version von MacBeth, dem bekannten Drama Shakespeares. Tatsächlich ist der Text gespickt mit Zitaten und Anspielungen auf alle möglichen Shakespeare-Stücke, Terry Pratchett nutzt das Szenario aber auch, um allgemeine Klischees solcher Dramen zu verarbeiten sowie für einige durchaus auch tiefgründige Betrachtungen zum Thema Theater & Wirklichkeit. Wie Lord Felmet da versucht, einfach durch die öffentliche Aufführung seiner Version der Geschichte diese wahr werden zu lassen – das hat schon kritische und gegenwartsbezogene Untertöne, denn allzu oft ist doch in unserer Welt das wahr, was in allen Zeitungen steht oder auf allen TV-Kanälen in den Nachrichten gesagt wird, unabhängig davon was wirklich passiert ist.

Nun muss man aber nicht befürchten, dass dieses Buch langweilig wird, wenn man „MacBeth“ nicht auswendig kann. Ich selbst kenne auch nur den Polanski-Film zu diesem Thema, und selbst das ist lange her. Trotzdem fand ich „MacBest“ sehr unterhaltsam – die allgemeinen Klischees sowie die Grundzüge der MacBeth-Story sind einem sicher vertraut, und dann kann man an diesem Roman auch seinen Spaß haben, ohne jede Anspielung als solche zu verstehen.

Ein zweites Standbein dieses Buches sind die drei Charaktere Oma Wetterwachs, Nanny Ogg und Magrat Knoblauch. Oma Wetterwachs kennt man ggf. schon aus „Das Erbe des Zauberers“ für Nanny und Magrat ist dies allerdings der erste Auftritt. Die drei bilden ja die Basis aller folgenden Hexen-Romane, später verstärkt durch Agnes. Allein deshalb ist dieser Roman auch lesenswert, denn hier entwickelt sich schon die typische Dynamik zwischen den so unterschiedlichen Charakteren: Oma Wetterwachs weise aber verdrießlich, Nanny lebenslustig und oft unbedacht und Magrat noch unerfahren, aber voll Tatendrang. Diese Charaktere zeichnet Terry Pratchett hier schon genauso liebevoll wie in späteren Büchern.

Verstärkt werden die drei durch alte Bekannte wie den Tod und sein Pferd Binky oder den Bibliothekar der Unsichtbaren Universität. Mit Nannys Kater Greebo wird auch ein wichtiger ‚Charakter‘ der Hexen-Romane eingeführt. Außerdem erleben wir hier die Premiere des ‚Igel-Songs‘. *g*

Fazit

Dieses Buch stellt wie manch andere den Beginn einer Reihe innerhalb der Scheibenwelt-Romane dar und sollte allein schon deshalb gelesen werden. Darüber hinaus bietet es aber auch eine pointierte Geschichte, die wenn auch nicht übermäßig spannend so doch sehr unterhaltsam ist. Ein solider Scheibenwelt-Roman und für Fans der Reihe Pflichtlektüre.

Zitate

Der Schlossarzt hatte erklärt, Verence wäre durch natürliche Ursachen gestorben. Bentzen war zu ihm gegangen, um ihn auf Folgendes hinzuweisen: Wenn man des Nachts mit einem Dolch im Rücken die Treppe hinunterfiel, so sei das eine Krankheit, die auf unkluges Öffnen des Mundes zurückgehe. Einige andere Angehörige der herzöglichen Leibwache, die nicht die notwendige Vorsicht hatten walten lassen, hatten sich bereits angesteckt. Es war zu einer kleinen Epidemie gekommen.
[S. 29 / 30]

Es gab jede Menge flachen Boden in den Spitzhornbergen. Das Problem bestand nur darin, dass der größte Teil davon vertikal war.
[S. 81]

Selbst Nanny Ogg, die dem Rest der Welt recht aufgeschlossen und fröhlich gegenüberstand, hätte kaum etwas Schmeichelhaftes über Magrats Stimme sagen können.
[S. 121]

„Na, wen haben wir denn da?“ brummte einer von ihnen und grinste anzüglich. „Bist gekommen, um uns Gesellschaft zu leisten, nicht wahr, hübsches Schätzchen?“
„Ich suche das Verlies“, erwiderte Magrat, für die der Ausdruck ’sexuelle Belästigung‘ nur eine sinnlose Folge von Silben war.
[S. 153 / 154]

Greebo hatte sich die Krallen an einer Büste geschärft, die Lancres einzige königliche Vampirin zeigte, Königin Grimnir die Pfählerin (1514-1553, 1553-1557, 1557-1562, 1562-1567 und 1568-1573).
[S. 190]

Oma hatte das Fliegen erst spät gelernt, und nach anfänglichem Misstrauen reagierte sie darauf mit dem gleichen Enthusiasmus, den Schmeißfliegen einem leckeren Fischkopf entgegen bringen. Es gab jedoch ein Problem: Oma Wetterwachs sah in jedem Flug eine gerade Linie von A nach B und konnte sich einfach nicht an die Vorstellung gewöhnen, dass andere fliegende Dinge ebenfalls gewisse Rechte hatten. Dieser Umstand veranlasste den Vogelzug eines ganzen Kontinents dazu, eine Generation zu entwickeln, die auf dem Rücken flog, so dass sie aufmerksam den Himmel beobachten konnte.
[S. 198 / 199]

Auf der Scheibenwelt gibt es dreitausend bekannte Hauptgötter, und Forschungstheologen entdecken in jeder Woche weitere.
[S. 201]

Es fällt sehr schwer, jemandem für längere Zeit mit Vorurteilen zu begegnen, der zwei Meter zwanzig groß ist und sich durch dicke Mauern beißen kann. Aber neunzig Zentimeter kleine Leute waren praktisch dazu bestimmt, diskriminiert zu werden.
[S. 230]

Sie erstarrte wie ein Kaninchen, das gerade ein Wiesel gesehen hat und ganz genau weiß, dass es nie wieder ein anderes Wiesel sehen wird.
[S. 324]

Die Rechte an obigen Zitaten liegen bei Terry Pratchett und den Verlagen. Dies soll keine Copyright-Verletzung darstellen, sondern lediglich zum Lesen des Buches anregen. Alle Seitenangaben beziehen sich auf die Heyne-Ausgabe.

Links

Dieses Buch im Annotated Pratchett File
Übersicht aller Scheibenwelt-Bücher

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)