TV-Serie: Buffy – The Vampire Slayer

Buffy - The Vampire SlayerWirklich vorstellen muss ich „Buffy“ vermutlich nicht, von der Serie dürfte jeder schon mal gehört haben. Bisher habe ich hier nur was zu aktuellen TV-Serien geschrieben, aber ich wollte auch mal über die ein oder andere Serie von früher schreiben, und da wir gerade die letzten Episoden der siebenten Buffy-Staffel schauen (yep, ich hänge übelst hinterher bei vielen Serien), bietet sich das quasi an. Das folgende sind einfach ein paar Gedanken zu dieser tollen Serie, die mir so in den Sinn kommen.

„Buffy“ habe ich so gut wie nie im TV gesehen. Ich weiß nicht mehr genau was, aber irgendwas lief immer parallel dazu. Stargate, Ally McBeal – mehr als ein, zwei Minuten beim Zappen in der Werbepause habe ich von Buffy nicht geschaut normalerweise. Die erste Staffel habe ich mir irgendwann mal auf VHS aus der Stadtbibliothek ausgeliehen und verschlang sie am Stück während einer Erkältung. Später habe ich die Serie nach und nach auf DVD gesehen, und nach einer langen Pause war es nun endlich Zeit für Staffel 7 (James Marsters kam zur diesjährigen FedCon, und ich wollte nicht zu viel über das Ende der Serie erfahren – den Text habe ich vor der FedCon geschrieben).

Wenn ich jetzt so auf die sieben Staffeln zurückblicke, machen die Charaktere vermutlich zu einem Großteil die Qualität der Serie aus. Die Stories waren nicht immer top, die Sets manchmal billig (bis nicht-existent – es musste dann manchmal auch einfach die Studiowand von außen herhalten), aber die Serie blieb doch immer ihren Charakteren treu, entwickelte sie weiter und schickte sie in neue Richtungen. Angefangen hat die Serie mit Buffy und ihren beiden Freunden Willow und Xander sowie ihrem Watcher Giles. Im Laufe der Zeit stießen viele Charaktere dazu, manche verließen die Serie auch wieder. Angel bekam schon bald eine eigene Serie, dafür wurde Spike der neue Resident Vampire. Werwolf Oz und Ex-Rachedämon Anya bereicherten die Serie ebenso wie Willows Freundin Tara oder Giles‘ Wächterkollege Wesley. Wenn man so nachdenkt gab es in sieben Jahren so viele tolle Charaktere, dass es ernsthaft schwierig ist, sie alle aufzuzählen. Bei allem Wandel blieb doch auch immer ein Fokus auf Buffy, Willow und Xander, und man kauft den dreien ihre Freundschaft einfach ab.

AnyaWas mich neben den Charakteren von Anfang an begeisterte, ist der Humor der Serie. Praktisch jede Episode hat die ein oder andere Slapstick-Einlage, und viele strotzen nur so vor Wortwitz. Auch ernste oder gruselige Episoden haben diesen Wortwitz, und nur ganz selten hat Joss Whedon bewusst als Stilmittel darauf verzichtet. Eines meiner Lieblingszitate: Die sehr angeheiterte Willow auf den Vorwurf hin, sie würde ihre Sorgen im Alkohol ertränken: „Ich ertränke sie nicht, ich bade sie nur.“ 😉

Die Details vieler Episoden verblassen mit der Zeit, aber was mir dauerhaft im Gedächtnis bleibt, sind die größeren Storylines. Joss Whedon gelang es mit jeder Staffel aufs Neue, eine spannende Geschichte zu finden, die sich zu erzählen lohnt. Jede Staffel ist auf diese Weise einzigartig, und einige der Geschichten gehören wirklich mit zum besten, was ich an Storytelling im TV kenne. Ein paar meiner persönlichen Highlights und ein kleiner Rückblick auf die Serie:

Staffel 1 ist relativ kurz und auf den Kampf gegen den Meister fixiert. Die meisten Episoden sind eher Standard, aber das Ende verrät schon etwas vom Stil Joss Whedons: Buffy ist prophezeit worden, dass sie im Kampf gegen den Meister sterben wird, was sich am Ende auch als wahr herausstellt. Der Meister ertränkt sie, doch Xander belebt sie wieder und Buffy verwandelt den Meister schließlich zu Staub. Der Meister war im übrigen ein toller Gegner.

Staffel 2: Spike und Drusilla kommen nach Sunnydale. Ein Spike-Fan war ich nie, aber Drusilla kommt locker in die Top-3 meiner Lieblings-Buffy-Charaktere. Sie ist einfach so herrlich verrückt! Ansonsten war diese Staffel prall gefüllt: Angels dramatische Storyline, Oz stößt zum Cast dazu… Die Backstory von Angel ist auch interessant und hebt ihn schön vom üblichen Vampir ab.

BuffyStaffel 3: Der Storyarc in Staffel 3 gefiel mir mit am besten. Buffy bekommt mit dem Bürgermeister von Sunnydale einen neuen Gegner, und wie man es sich fast denken kann wird die Stadt am Höllenschlund nicht von einem langweiligen Bürokraten regiert. Der Bürgermeister ist toll, ähnlich wie Drusilla gefällt er mir aufgrund der kleinen Verrücktheiten wie etwa sein Reinlichkeitsfimmel. Ansonsten bietet auch diese Staffel viel: Mit Faith taucht eine zweite Slayerin auf und mit Wesley ihr Watcher, Angel kehrt aus der Hölle zurück, die Affäre von Xander und Willow… Am Ende wird passend zum Abschluss von Buffys Highschool-Jahren die Highschool von Sunnydale gesprengt. „Feuer ist böse, Bäume sind gut.“

Neben dem tollen Storyarc gab es hier auch schon viele Highlights: „The Wish“ etwa ist der erster Auftritt von Anya sowie Willows cooler Vampir-Doppelgängerin und „Earshot“ war eine unheimlich spaßige Episode, in der Buffy Gedanken lesen kann (bestes Ende aller Buffy-Episoden!).

Staffel 4: Joss Whedon musste nun viel neu erfinden, und die Serie bekommt einen etwas erwachseneren Touch. Einige Charaktere haben die Serie verlassen (Angel, Cordelia und Wesley haben ihre eigene Serie, Faith liegt im Koma) oder sind dabei zu gehen (Oz) und dafür tauchen viele neue Charaktere auf. Unter anderem stößt Anya zum Team dazu, die mit ihrer direkten Art und der Hasen-Phobie neben Drusilla mit mein Lieblings-Charakter ist. Buffy geht nun aufs College, wo sie auf die Initiative trifft, eine geheime Regierungsoperation zur Dämonenbekämpfung. Beziehungsmäßig tut sich auch was: Buffy verliebt sich in Riley und Willow in Tara.

Die Staffel enthält viele tolle Episoden, z.B. die Stummfilm-Folge „Hush“. Hier stehlen Dämonen allen Bewohnern Sunnydales die Stimme, und es spricht in der Episode tatsächlich für 35 Minuten niemand. Klingt aberwitzig, aber funktioniert und ist eine tolle und gruselige Episode. Die Halloween-Folge „Fear, Itself“ hat neben einem tollen Hasen-Joke einen der besten Schlussgags der Serie („maßstabsgetreu“). Und die letzte Folge „Restless“ ist eine geniale und unterhaltsame Traumepisode (der Käsemann!), die sich um die erste Slayerin dreht.

Staffel 5: Die Initiative ist Geschichte und Joss Whedon zaubert eine neue Storyline aus dem Hut. Wie selbstverständlich wird Buffys Schwester Dawn, die es bisher nicht gab, in die Serie integriert. Erst später finden wir heraus, dass Dawn ein übernatürlicher Schlüssel zum Höllenschlund ist, der in menschlicher Form vor der Göttin Glory versteckt wurde. Das ist vermutlich eine der kreativsten Ergänzungen eines neuen Charakters überhaupt, und wie so oft erstaunt mich vor allem, wie gut das storytechnisch funktioniert.

Herausragend ist die Episode „The Body“, in der Buffys und Dawns Mutter stirbt. Die Episode hebt sich vom Rest der Serie durch den völligen Verzicht auf Wortspiele und Klamauk ab. Selbst Hintergrundmusik fehlt in diesem klaustrophobischen und realistischen Blick auf den Verlust eines Elternteils, der zur Abwechslung keine übernatürlichen Ursachen hat.

Ansonsten enthält die Staffel weniger einzelne Highlights als eine durchgehende interessante Geschichte. Das Ende ist Klasse: Dawn hat den Höllenschlund geöffnet und nur sie kann ihn wieder schließen. Aber weil sie nun Buffys Schwester ist, erkennt Buffy, dass in ihren Adern das gleiche Blut fließt, und sie opfert sich für ihre Schwester. Hätte die Serie zu irgendeinem früheren Zeitpunkt enden müssen, wäre Buffys Heldentod hier sicher der richtige Moment gewesen. Es passt einfach, und es betont auch noch einmal, dass Dawn kein billiges Story-Element ist sondern ein vollwertiger Charakter.

Sprung in den Höllenschlund

Staffel 6: Die Staffel beginnt mit einer weiteren tollen Story – Willow erweckt Buffy von den Toten. Sie und ihre Freunde haben automatisch angenommen, dass Buffy nach dem Sprung in den Höllenschlund in einer Höllendimension gelandet ist. Tatsächlich jedoch war sie mit sich im Frieden, an einem Ort, den sie nur als Himmel beschreiben kann. Entsprechend desorientiert ist sie, als sie unvermittelt in ihrem Grab aufwacht und sich mit bloßen Händen zur Oberfläche graben muss. Müsste ich eine einzelne Storyline von Buffy rauspicken, wäre das wohl meine Lieblingsgeschichte. Es ist einfach genial, wie Joss Whedon hier die üblichen Erwartungen und Klischees auf den Kopf stellt. Und es funktioniert!

Die ganze Himmel-und-Hölle-Geschichte kulminiert in der Musical-Episode „Once More With Feeling“, in der der ganze Cast singt. Erfunden hat Joss Whedon dieses Format nicht (das war „Xena“, glaube ich), aber für mich ist das trotzdem die Musical-Folge schlechthin. Sollte man gesehen haben und macht auch als Soundtrack viel her!

Der Rest der Staffel ist relativ düster: Buffys Beziehung mit Spike ist nicht gerade eine Bilderbuch-Romanze, Xander und Anya trennen sich und Willows Zauberei gerät langsam außer Kontrolle. Die Staffel kommt ohne einen Supergegner aus, dafür sorgt das Warren-Andrew-Jonathan-Trio für ein paar witzige Momente (unter anderem machen sie Buffy unsichtbar, in „Gone“). Tara, die ich als Charakter sehr mochte, kommt am Ende ums Leben, was um ein Haar dazu führt, dass Willow die Welt vernichtet. Die Art, wie Xander sie davon abhält, ist wieder sehr schön geschrieben (in „Grave“).

Staffel 7 kehrt etwas zu den Wurzeln der Serie zurück: Buffy ist zurück in der wieder aufgebauten Highschool, wo sie eine Stelle als Counselor annimmt. Und es gibt auch wieder einen Supergegner: Das Böse an sich, the first evil, macht sich daran, die Watcher und alle potentiellen Slayer auszuradieren. Im Laufe der Staffel übernimmt Buffy deswegen die Verantwortung für eine Gruppe ihrer potentiellen Nachfolgerinnen. Ach ja, und Spike kriegt eine Seele.

Die Staffel hat weniger absolute Highlights, aber die meisten Episoden sind auf hohem Niveau unterhaltsam. „Conversations with Dead People“ bleibt im Gedächtnis wegen des surrealen, langen Gesprächs, das Buffy mit einem Vampir führt, den sie aus der Highschool kennt (ich bin sicher, dass der Schauspieler absichtlich Bill Murray nachmacht, und zwar sehr gut). Die schrägste Szene der ganzen Serie bietet wohl „Dirty Girls“ mit dem Kampf von Faith gegen Spock (Andrew hat da etwas falsch verstanden, der Vulkanologe, den Faith getötet hat, hat nicht Vulkanier sondern Vulkane studiert *bg*).

Buffy und ihre Freunde

Wie man sieht, begeistert mich das Storytelling von Joss Whedon einfach. So viel wollte ich gar nicht schon wieder dazu schreiben, aber die Geschichten sind wirklich faszinierend, und je mehr ich den Episode Guide überfliege, desto mehr tolle Moment fallen mir ein, die ich schon wieder halb vergessen hatte (Spikes Versuch, Willow zu beißen, als er gerade ganz neu den Chip implantiert hatte; Harmony als Vampir…).

Mittlerweile haben wir die letzten Folgen geschaut. Das Serienende ist drastisch, aber passend. Die Serie wird mir auf jeden Fall fehlen, aber ich bin fast sicher, dass ich sie irgendwann noch mal am Stück schauen werde. Wenn ihr aus irgendwelchen Gründen „Buffy“ tatsächlich noch nicht kennen solltet und diesen Spoiler-gespickten Text tatsächlich bis hierher gelesen habt, solltet ihr die Serie auf jeden Fall mal schauen. Es gibt u.a. eine schöne Komplett-DVD-Box. Und für die Kommentare: Was sind eure Lieblings-Charaktere, -Storylines oder -Episoden von Buffy?

Ein Gedanke zu „TV-Serie: Buffy – The Vampire Slayer

  1. Hi JR!

    Super Rezension! Ich kann da nur zustimmen! Ich habe die Serie drei einhalb Mal am Stück geschaut (und zwar hintereinander) und werde sie bestimmt noch mehrmals schauen. Witzigerweise hast Du genau die Episoden rausgepickt, die auch mir am besten gefallen. 🙂

    Das tollste an der Serie sind nicht unbedingt die Stories (obwohl diese ja genial miteinander verwoben sind: „The First Evil“ taucht ja z.B. schon in der 3. Staffel „Amends“ [„Heimsuchung“] auf), sondern eher wie realitätsgetreu Joss Whedon die Welt beschreibt: Abgesehen natürlich vom Übernatürlichen, so sind die Charaktere einfach menschlich und sehr glaubhaft dargestellt (auch ein großes Lob an die Schauspieler, die mit ihren Rollen gewachsen sind und wirklich gut waren!), so daß man in vielen Situtationen sagen kann: „Ja, genau so ist es.“ Kurz: Man kann sich mit den Figuren und deren Reaktionen auf viele Ereignisse sehr gut identifizieren.

    Lieblingscharakter? Mmmmh, bei „Angel“ würde ich ja definitiv sagen: Wesley, der sich so radikal um 180° auf fast unbemerkte Weise ändert, daß es einfach nur genial ist, was Joss aus dem Charakter gemacht hat.

    Bei Buffy? Giles! Ich hab’s wohl in den Serien mit Bibliothekaren. 😉 Giles hat etwas von einem weltfremden, etwas unbeholfenem, aber liebenswerten Wissenschaftler und steht doch mit beiden Beinen fest auf der Erde und ist ein väterlicher Freund für Buffy, auf den man jederzeit zählen kann.

    BTW: Hast Du evtl. etwas anderes erwartet, JR? 😉

    Lieblingsstaffel? Schwierig. Kann ich ehrlich gesagt nicht sagen. Jede Staffel hat was für sich. Die ersten drei-vier Staffeln gefallen mir wegen der Diversität der Geschichten und der proportional für mich höheren Anzahl guter Stories in Bezug auf die späteren Staffeln, die Staffeln fünf bis sieben, weil es die Probleme in der Welt der Erwachsenen, in die man als Teenager irgendwann reinstolpert, sehr schön widergibt.

    Alles in allem ist die Serie absolut genial! Man kann mit den Charakteren lachen und weinen, man kann sie nachvollziehen, in Denken und Handlung. Ich habe nie eine vom Reallife her realistischere Serie gesehen wie diese (nein, ich glaube nicht an Vampire und Werwölfe und magische Rituale *g* Ich meine das Menschliche in der Serie!). Und die Stories sind nie so gut miteinander verknüpft und die Linien so konsequent durchgezogen worden wie hier.

    Joss Whedon ist einfach ein absoluter Meister seines Fachs. Der beste Storyteller, den ich bisher kenne.

    Danke für die schöne Rezension!
    Kaineus.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)