Star Trek: Picard 1.05: Stardust City Rag

Review zur „Star Trek: Picard“-Episode 1.05 „Stardust City Rag“

SPOILER: Die Review geht ins Detail und verrät auch das Ende der Episode.

Kommentare zur Episode

Picard und SevenDie Episode beginnt mit einem Flashback ins Jahr 2386. Auf einem Planeten wird ein Sternenflotten-Offizier gefangen gehalten und gefoltert. Es ist Icheb, dem die Borg-Implantate entfernt werden. Seven of Nine greift die Einrichtung an, kann Icheb jedoch nicht retten. Einerseits ist es schön, Icheb wiederzusehen, und noch dazu als Sternenflotten-Offizier. Andererseits: Was soll so ein Wiedersehen, wenn der Charakter im gleichen Atemzug umgebracht wird? Irgendwie dient es schon als Background für Seven und zur besseren Erklärung ihrer Motivation, aber das ist trotzdem grenzwertig. Grenzwertig ist sicher auch die Folterszene an sich, welche der Episode ein FSK-16-Rating einbringt. Da wir gerade TNG mit unserer Tochter zusammen schauen, bin ich für unnötig brutale oder vulgäre Szenen gerade sehr sensibilisiert. Es ist Schade, wenn „Star Trek“ ohne Not nicht mehr eine Serie für jeden ist.

Ach ja, all die Jahre nach Voyager ist es mir nicht mal aufgefallen, aber Icheb wurde mit Casey King neu besetzt. Laut Memory Alpha wurde Manu Intiraymi nicht mal gefragt, ob er seine alte Rolle wiederaufnehmen möchte. Die Umbesetzung lag also nicht an einem Terminkonflikt oder so. Insbesondere da es eine wirklich kurze Szene und Ichebs letzte Szene (vermutlich) ist, finde ich das absolut nicht cool!

Anschließend gibt es noch einen Flashback, diesmal aber nur zwei Wochen zurück. Bruce Maddox ist auf Freecloud in der Bar einer Verbrecherkönigin, der er offenbar Geld schuldet. Er sagt, sein Labor wurde angegriffen und zerstört. Entweder habe ich etwas vergessen oder wir hören das gerade zum ersten Mal. Hinweis: Ich habe mittlerweile Episode 10 gesehen. Zwischendurch kam ich leider nicht dazu, die Reviews zeitnah zu schreiben. Das führt jetzt leider dazu, dass ich noch viel besser als vorher bemerke, wenn Story-Elemente nicht zusammen passen. Dieser Angriff auf Maddoxes‘ Labor wird nach dieser Episode nie wieder erwähnt, und es wird auch nicht klar, wo sich dieses Labor befunden haben soll. Maddox wird jedenfalls überwältigt. Man hat den Originalschauspieler übrigens für die Rolle nicht bekommen. Im großen und ganzen ist das nicht dramatisch, aber ein bisschen Schade ist es schon. Es wird übrigens auch nicht klar, was Maddox in dieser Bar überhaupt wollte. Wenn er „in hiding“ ist, wieso hängt er dann einfach in der Bar einer gefährlichen Frau herum, der er etwas schuldet, das er nicht zurückzahlen kann?

Nach dem Vorspann geht es weiter mit einem Gespräch zwischen Picard und Seven. Leider wird hier auch nicht klar, woher sich die beiden kennen. Vielleicht war Picard ja auf dem Empfang zu Ehren der Rückkehr der USS Voyager. 🙂 Seven erwähnt, dass die Fenris Ranger ihr Geld auf Freecloud verwalten. Generell scheint „Star Trek: Picard“ null Lust zu haben, Roddenberrys Vision einer Welt ohne finanzielle Zwänge aufrecht zu erhalten. Wo man sich auf Deep Space Nine noch ein bisschen durchlaviert, aber immerhin klargestellt hat, dass Sternenflotten-Offiziere kein Geld haben oder brauchen (vgl. „The Card“), wird hier nun ständig Geld erwähnt.

Viel erfahren wir nicht über die Fenris Ranger, aber es klingt spannend und passt irgendwie zum Charakter Seven, finde ich. Im Vergleich zu Picard selbst hat man ihr mit wenigen Sätzen und ohne groß ins Detail zu gehen eine Weiterentwicklung für die vergangenen zwanzig Jahre verpasst.

Der Warp-Effekt von der Brücke der La Sirena aus sieht übrigens ziemlich übertrieben aus. Vielleicht ist das ja immer so auf alten, zivilen Schiffen mit so komischen Warp-Antrieben (hat das Schiff überhaupt Warp-Gondeln?). Weniger wäre hier aber mehr gewesen.

Kaum auf Freecloud angekommen, spürt Raffi Maddox auf. Das geht verdächtig schnell, aber was soll’s. Die Verbrecherkönigign Bjayzl versucht offenbar, Maddox an die Tal Shiar zu verkaufen. Wieso sie damit nach zwei Wochen noch keinen Erfolg hatte, bleibt mal wieder ungeklärt. Es folgt der Versuch der Crew, sich bei Bjayzl einzuschleichen unter dem Vorwand, Seven gegen Maddox tauschen zu wollen. Picard mit Augenklappe, Baskenmütze und französischem Akzent: Das ist auf so vielen Ebenen falsch, dass ich ein bisschen sprachlos bin. Was hat dieses Schauspiel bitte mit Jean-Luc Picard zu tun?

Mr. Vup und Rios

Quark wird erwähnt. Schön zu hören, dass es ihn noch gibt. Aber auch diese Referenz ist ein bisschen gedankenlos eingebaut: Weder Picard noch Seven kennen Quark!?

Mr. Vup, der Beta Annari, ist recht cool ausgedacht. Wenn man schon einen generischen Henchman braucht, dann wenigstens interessant und beeindruckend wie dieser hier.

Raffi verlässt Picard mitten in der Mission um auf ihren kleinen Solotrip zu gehen. Was das soll, weiß ich auch nicht so richtig. Sie ist ein Hauptcharakter und wird also offensichtlich die Serie nicht in Folge 5 verlassen. Auf Freecloud findet sie ihren Sohn Gabriel, der im Krankenhaus auf seine schwangere, romulanische Frau wartet. Es wird deutlich, dass sich Raffi wohl nach dem Angriff auf den Mars in eine Verschwörungstheorie hinein gesteigert und darüber ihre Mutterrolle aus den Augen verloren hatte. Ihr Sohn will sie jedenfalls nicht sehen. Das gibt uns jetzt für Raffi etwas Background, sowie endlich mal ihren echten Vornamen, „Raffaela“. Andererseits: Wieso besucht sie ihren Sohn ausgerechnet jetzt? Es wirkt im Kontext der Serie ein wenig unpassend.

Bjayzl ist interessiert an Seven. Sie kennen sich offenbar von früher. Wurde in Voyager eigentlich mal erwähnt, wie viele Implantate Seven noch hat? Irgendwie kommt es mir komisch vor, dass sie noch so voller Borgtechnik stecken soll. Die Konfrontation mit Bjayzl wird kompliziert, als klar wird, dass Seven Rache an ihr nehmen will, weil sie damals Icheb und andere ehemalige Borg getötet hat.

Nebenbei bemerkt: Elnor als Charakter ist ziemlich sinnlos und nervt. Das ist vielleicht als „comic relief“ gedacht, passt aber einfach nicht in die Szenen. Er kann doch nicht gleichzeitig so ein guter Kämpfer und so ein Depp sein. Ernsthaft, es gibt einen Unterschied zwischen „Gedanken und Gefühle ungefiltert rauslassen“ und „das Konzept einer Täuschung nicht verstehen“. Und immerhin ist Elnor ja auch unter mehr oder weniger normalen Romulanern und Menschen aufgewachsen.

Rios überredet Seven, Bjayzl erst mal leben zu lassen. Sevens kurze Konversation mit Picard war schön geschrieben. Seine kurze Zeit als Locutus war ja schon einer der prägenden Momente für den Charakter Picard, und trotzdem wurde das nicht oft wieder aufgegriffen. Insofern macht das Treffen dieser beiden wirklich Sinn. Seven beamt sich danach wieder auf den Planeten und tötet Bjayzl. Ein bisschen erinnert das an Worf in „Reunion“ und macht deutlich, wie wichtig ihr Icheb war. Es ist für ihren Charakter auch durchaus passend, denke ich. Unklar ist mir dagegen, wie sie erneut in Bjayzls Bar beamen konnte. Der Transportertunnel wird ja wohl nicht mehr bestanden haben und jemand wie Bjayzl muss sich gegen Transporterüberfälle ja wohl geschützt haben!? Und was war überhaupt Sevens Problem, sie zu finden?

Picard spricht mit dem verletzten Maddox und dieser erzählt, dass er Soji und Dahj losgeschickt hat, um die Wahrheit über den Synth-Bann und die Verschwörung dahinter herauszufinden. Auch er beschuldigt die Romulaner, damit etwas zu tun zu haben. Raffi hatte vorher bereits das „conclave of eight“ erwähnt. Wir kriegen hier also endlich mal mehr Hinweise zu diesem ja irgendwie auch zentralen Bestandteil der Geschichte. Maddox deutet zudem an, dass die Tal Shiar ihn aufgespürt hatten, nachdem sie Dahj getötet haben. Was die Frage offen lässt, wie sie Dahj überhaupt gefunden haben!?

Picard jedenfalls erfährt, dass Soji auf dem Borg-Kubus ist, und Raffi ist auch wieder an Bord. Tja, und dann bringt Dr. Jurati Maddox um. Das kam für mich nicht ganz unerwartet, auch wenn ich ihren Verrat in eine andere Richtung gedacht hatte. Macht den Charakter aber jetzt schon irgendwie kaputt, sollte man meinen.

Fazit

Keine schlechte Episode, aber doch irgendwie zwiespältig. Die Freecloud-Story ist eher unpassend, auf der anderen Seite funktioniert Seven of Nine erstaunlich gut. Wir haben noch die 5-Minuten-Nebengeschichte von Raffi, was immer das nun sollte. Und ein paar neue Hinweis zur Verschwörung rund um den Mars. So gesehen ist in dieser Episode ja wenigstens mal etwas passiert, auch wenn das Tempo relativ langsam war. Soji und Narek haben übrigens keine einzige Szene, die Handlungsebene auf dem Borg-Kubus pausiert einfach mal für eine ganze Folge. Das Fehlen von Narek finde ich dabei ja eher positiv. Die Suche nach Maddox, die ein paar Episoden lang das Geschehen bestimmte, ist nun jedenfalls vorbei. Auf geht’s zum nächsten Etappenziel.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)