Digital Workflow: Musik hören

WinampMusik am Computer hören hieß für mich lange Zeit: Winamp. Nach 15 Jahren Winamp-Einsatz zeichnet sich aber langsam ab, dass das Ende dieses einst tollen MP3-Programms gekommen ist. Winamp wurde ja vor einiger Zeit von AOL aufgekauft, Ende 2013 eingestellt und dann 2014 an Radionomy verkauft. Seitdem wird wohl weiterhin an dem Programm gearbeitet, aber ohne dass das zu einem Release geführt hätte. Mittlerweile ist die Optik der letzten verfügbaren Version arg in die Jahre gekommen und das Taggen gerippter CDs läuft nicht mehr rund. Durch den Fokus auf die Streaming-Anbieter und Handy-Apps gibt es auch nicht wirklich viele brauchbare Desktop-MP3-Programme, welche Winamps Platz übernehmen könnten.

PlayerPro und Rocket Player

In 80% aller Fälle höre ich Musik allerdings mittlerweile über mein Handy. Der Punkt, an dem ich verstanden hatte, dass ich kein Extra-Gerät zum Musik hören brauche, weil mein Handy das ja kann, war wohl auch der Punkt, an dem ich mich mit meinem Smartphone endlich angefreundet habe. Ab da hat es sich ja auch nützlich gemacht beim Ausblenden des Bürolärms.

Rocket PlayerIch habe einige Player durchprobiert und bin bei PlayerPro gelandet. Der funktioniert tadellos, ist flexibel und sieht auch noch gut aus. An die Cover-Darstellung habe ich mich mittlerweile so gewöhnt, dass mir das bei Winamp schon sehr fehlt. Kaum hatte ich diese Zeilen letztes Jahr jedoch getippt, da stellten sich bei PlayerPro seltsame Probleme ein: Nach ein, zwei Songs hängte sich die App so gründlich auf, dass das Handy gar keine Sounds mehr abspielen konnte, nicht mal den Klingelton bei eingehenden Anrufen. Ich weiß nicht, woran es liegt, an der Uralt-Android-Version (4.4) oder dem Speicherort SD-Karte. Es war jedenfalls keine Besserung in Sicht, also musste ich umsteigen.

Seit letztem Herbst nutze ich nun „Rocket Player“. Die App funktioniert ganz ähnlich, der Fokus liegt ebenfalls auf der Darstellung der Alen-Cover. Die merkwürdigen Probleme von „PlayerPro“ hat der Rocket-Player nicht, also liegt es wohl doch eher an der App. Einige wenige Dinge vermisse ich. So kann ich z.B. nach dem Stoppen der Musik diese nicht vom Sperrbildschirm aus wieder starten, wenn einige Minuten vergangen sind. Man muss dann immer erst entsperren, was etwas nervig ist. Auch das dreimalige Drücken bis ein Album wirklich abgespielt wird, stört manchmal. Aber das sind Peanuts im Vergleich dazu, dass man diese App kostenlos bekommt! Wenn man die Entwicklung unterstützen möchte, kann man für 5.99 Euro einige Premium-Features freischalten, die ich persönlich aber nicht brauche.

MusicBee

Winamp ist wie gesagt in die Jahre gekommen, also habe ich mich auch hier nach einer Alternative umgesehen und sie in „Music Bee“ gefunden. Das Programm kann in erster Linie die Musik ordentlich verwalten und abspielen, so wie Winamp auch, sieht dabei aber wesentlich moderner und besser aus. Man kann relativ lange damit zubringen, die verschiedenen Ansichten an die eigenen Wünsche anzupassen, aber es lohnt sich. Dann hat man am Ende ein Musikprogramm, das man auch gerne nutzen möchte.

Music Bee

An einigen Punkten vertragen sich Music Bee und ich tatsächlich noch nicht so gut, weswegen ich auch zugeben muss, dass ich Winamp noch nicht deinstalliert habe. Einfach wahllos Songs aus Ordnern in eine Playliste einfügen geht mir in Winamp viel schneller von der Hand, während ich in Music Bee echt suchen musste, ob es überhaupt geht. Und beim Rippen einer arg angekratzten CD blieb Music Bee einfach hängen, während Winamp klaglos weitermachte. Aber mein Ziel ist schon, langfristig ohne Winamp auszukommen, so schade es auch sein mag. Es würde sicher auch helfen, wenn ich mehr Zeit an meinem eigenen Computer verbringen würde. Im Moment komme ich zu Hause wirklich selten dazu, mal Musik anzumachen…

Spotify

Und dann hätten wir noch Spotify. Ich nutze das im Moment nur in der kostenlosen Version, und das auch nicht oft. Wenn Spotify das Premium-Modell damit bewirbt, dass ich meine ganze Musik dann auch unterwegs offline hören kann, muss ich immer lachen. Das tue ich ja schon seit Jahren. Wozu Spotify aber super ist, ist das Reinhören in Musiker und Alben. Quasi was die Reinhören-Funktion bei Amazon sein sollte, aber nicht ist. Auf diese Weise habe ich im letzten Jahr in ältere Werke von Musikern reingehört, von denen ich aktuelle CDs habe, habe mich für neue Alben gespoilert und habe auch ganz neue Musiker entdeckt (z.B. Regina Spector), die ich z.B. mit einzelnen Songs von Soundtrack-Alben kannte. Ich bleibe aber altmodisch und kaufe die CD, wenn mir Musik gefällt, allein schon, damit meine Tochter das dann bei Interesse auch abends zum Einschlafen hören kann. Mit Spotify kommt es nun aber eher nicht mehr vor, dass eine gekaufte CD gar nicht gefällt und nach drei Mal Hören zu eBay wandert.

Technisch bin ich nicht so begeistert: Der Player im Browser geht nicht immer und die App auf dem Handy geht gar nicht. Sie spielt einfach nichts ab, und das schon länger. Entsprechend scheidet Spotify für die Arbeit aus, was auch ein Grund ist, wieso ich es so selten nutze und der Erwerb der Premium-Mitgliedschaft für die nähere Zukunft nicht geplant ist.

Tja, und so sehen meine aktuellen Musikgewohnheiten im Moment aus. Mal sehen, was ich mir so denke, wenn ich das in zehn Jahren mal wieder lese. 🙂

2 Gedanken zu „Digital Workflow: Musik hören

  1. Ich bin ja – durch chronischen Speicherplatzmangel auf dem Smartphone bedingt – fast immer bei der vorinstallierten App geblieben. Zwischendurch hatte ich eine, die auf Hörbuch-Hören spezialisiert war. Die war super; müsste ich mal wieder raussuchen. Was mir bisher bei allen diesen Apps fehlte, ist die Möglichkeit, in der Musikbibliothek – oder zumindest im Shuffle-Modus, den ich am häufigsten verwende – explizit Ordner ausschließen zu können. Es ist recht nervig, andauernd manuell auf den nächsten Titel zu springen, wenn mal ein Hörbuch oder Podcast dazwischen ist. Wenn Rocket Player oder irgendeine App, die du ausprobiert hast, diese Funktion hat, würde ich auch umsteigen.

    Ich hatte mich ja sofort mit dem Smartphone angefreundet, da es für mich der natürliche Übergang vom vorher genutzten Pocket-PC war. Damit konnte ich dasselbe tun (Musik hören, Lesen [ich trauere aber immer noch dem Microsoft Reader nach], Kalender, Notizen) plus die eher unwichtige Kommunikationsfunktion und das für mich extrem wichtig gewordene mobile Internet. Das einzige Problem ist seit jetzt ca. 15 Jahren die Akkukapazität. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich daran je etwas ändert ;-).

  2. Ich glaube das hängt etwas davon ab, wie Du aufrufst was Du abspielen möchtest. Das läuft bei den Playern, die ich kenne, nicht so sehr darüber, etwas auszuschließen, sondern eher darüber, was Du zum Abspielen auswählst. Soll heißen: Du sagst der App nicht „spiele alles ab außer die Hörbücher“, sondern Du sagst ihr „spiele alles im Genre Soundtrack ab“ oder „spiele alles aus dem Ordner Musik ab“. Du kannst bei Rocket Player die Musik auswählen nach Titel, Album (mache ich fast immer), Interpret, über den Ordner, das Genre, eine eigene Wiedergabeliste und natürlich über die Suche. Um schneller an alle Soundtracks zu kommen, habe ich z.B. an allen anderen Alben das eh recht sinnlose Genre im ID3-Tag entfernt.

    Prinzipiell kann ich Dein Problem aber durchaus nachvollziehen: Wenn der Player einen Ordner erst mal kennt, dann bietet er ihn auch an. Ich habe z.B. einen Ordner mit Kinder.CDs, für Notfälle im Urlaub z.B. Wenn ich durch meine Musikbibliothel scrolle will ich aber nicht ständig Bibi Blocksberg überspringen müssen. Da hilft nur, diese Ordner nicht zur Bibliothek hinzuzufügen. Wenn man sie dann doch mal abspielen will, muss man das in den Einstellungen kurz ändern. Das ist nicht ideal, aber ich brauche das zum Glück selten, deswegen gehts. Natürlich könntest Du auch einen separaten Player für die Hörbücher verwenden. Dann würde die Musik-App den Hörbuch-Ordner ignorieren und die Hörbuch-App ignoriert den Musik-Ordner.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)