Wachwechsel

Urplötzlich wich die Dunkelheit, Licht drang in meine Augen. Die Welt schien Kopf zu stehen und unwiderstehliche Kräfte rissen mich nach unten. Mein Helmdisplay flackerte als Wasser in meinen Anzug drang. Blitzschnell, wie es meine Art war, schloss ich meinen Helm, ehe das Wasser über mir zusammenschlug. „Raumwespe an Space Cruiser! Notfall!“ Das Display zeigte an, dass der Ruf nicht rausging. Mein hypermoderner Raumanzug sorgte jedoch dafür, dass ich nicht unterging und schnell zur Wasseroberfläche zurückkehrte. Das Display flackerte immer noch… „Landratte“, knurrte ein Pirat, der auf einem Achtersteinchen sitzend vorbeitrieb. Rundherum war das Wasser angefüllt mit Bausteinen jeder Art. Nicht weit von mir versank gerade der Strahlenschirm des Space-Cruisers in den Fluten. Plötzlich hörte ich von oben ein dissonantes Geräusch und weitere Teile fielen platschend ins Wasser. Das letzte, was ich sah, ehe ich das Bewusstsein verlor, war ein schnell näher kommendes Pferd…

Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem hellen und trockenen Raum. Neben mir konnte ich Stimmen hören. Ich schlug die Augen auf und erblickte Robin Hood. „Na, auch mal wieder bei uns?“ fragte er in seiner gewohnt saloppen Art. Hinter ihm standen eine unüberschaubare Reihe von Piraten, britischen Soldaten und Rittern und blickten sich verwundert um. „Teppichboden“, meinte ich und blickte auf den weichen Bodenbelag unter mir. „Wir sind wieder in seinem Kinderzimmer!“ Robin schüttelte zweifelnd den Kopf. „Die Ritter glauben das auch, aber ich bin mir nicht sicher. Irgendwas stimmt hier nicht. Sieh mal!“ Er wies auf eine riesige Struktur, die sich nicht weit entfernt in die Höhe erhob. Ein Schloss! „Heiliges Legoland!“ murmelte ich. „Das ist Playmobil! Er ist wieder schwach geworden.“ Das schmerzte, selbst nach so langer Zeit noch. Doch Robin fuhr fort: „Nein, das meine ich nicht. Achte auf die Farbe! Das Schloss ist rosa!“

Bevor ich darauf etwas erwidern konnte, drang ein Ruf an meine Ohren. Wir alle wandten uns um und gingen zum Piratenkapitän hinüber, der an einer Kante stand. Etwas Großes lag auf dem Teppich, und wir stiegen hinauf, um es uns näher anzusehen. Eine Weile starrten wir stumm auf das Bild. Es war sehr lila, außer dort wo es rosa war. „Sind das Einhörner?“ fragte der Löwenritter schließlich. Und der Piratenkapitän fügte hinzu: „Hier steht etwas. Es sieht aus, wie eine Jahreszahl…“ Während wir überlegten, was das bedeuten mochte, bemerkte keiner von uns die Gestalt, die sich uns näherte. Als sie plötzlich ihre Stimme erhob, zuckten einige schreckhaftere Naturen vor Überraschung zusammen. „Hey Leute!“ sagte sie. „Ich bin Stephanie. Willkommen in der Zukunft!“

Lego-Figuren

So oder ähnlich könnte es ausgesehen haben, was im Kopf der Legofiguren vor sich ging, als sie letztens aus dem Keller geholt, gewaschen und dann einer neuen Generation überantwortet wurden. Ich gebe zu, das hat mich sehr nostalgisch gemacht. Meine alten Legokisten haben an die zwanzig Jahre auf dem Dachboden gestanden, und nun stehen sie wieder in einem Kinderzimmer und werden hoffentlich meiner Tochter genauso viel Freude bereiten wie mir damals. In der Legowelt hat sich seitdem viel getan, Lego ist viel vielfältiger geworden als in den Neunzigern. Kaum ein größeres Franchise hat nicht seine eigene Lego-Reihe, und es gibt endlich auch Lego für Mädchen. Und doch bin ich auch überrascht, wie neu die alten Steine wirken. Man sieht ihnen die Jahre wirklich kaum an. Die alten Haudegen aus See- und Raumflotte, die Piraten und Ritter werden sich also nun mit den Mädels aus Heartlake City und den brandneuen Lego-Elfen anfreunden müssen. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt. 🙂

P.S.: Den Playmobil-Elfen bleibt eine ähnliche Begegnung erspart. Meine Vorräte an Indianern und Kavallerie-Soldaten habe ich leider vor vielen Jahren auf dem Flohmarkt abgesetzt.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)