Ende 2014 war ich nach dem „Venetica“-Debakel (Game-Breaking-Bugs wohin man schaute) relativ desillusioniert, was Spiele für die Xbox 360 betraf. Irgendwann hat es mich dann aber doch gepackt und ich habe mal wieder ein Lego-Spiel gezockt, dieses Mal die Lego-Version von „Der Herr der Ringe“. Ich liebe die Lego-Spiele, die meisten jedenfalls, weil sie unterhaltsam sind, aber man sie casual genug zwischendurch spielen kann, ohne immer gleich eine ganze Nacht opfern zu müssen. „Der Herr der Ringe“ hat dahingehend ebenfalls nicht enttäuscht, und er hielt noch eine Überraschung für mich bereit, die das Spiel für mich persönlich zu etwas Besonderem macht.
Kurz zum Spielablauf: Das Spiel ähnelt ein wenig „Harry Potter“, insofern als es in ein sehr weitläufiges Modell von Mittelerde gegliedert ist, welches auch als Menü fungiert, sowie in die eigentlichen Level, welche die Geschichte der drei Filme nacherzählen. Das hat mich genau wie bei Hogwarts damals am Anfang etwas verwirrt. Wenn man es weiß, ist das aber nett umgesetzt. Die Level selber sind vertraut, wenn man die anderen Lego-Spiele kennt. Man sammelt Steine, Kisten und anderes ein. In der Regel hat man mehrere Charaktere zur Auswahl und kann zwischen diesen umschalten. Das Spielen zu zweit ist möglich, dann kriegt man ggf. einen Split-Screen wenn man sich zu weit voneinander entfernt.
Hat man das Spiel hinreichend weit gespielt, fängt man immer auf der Aussichtsplattform von Minas Tirith an. Hier kann man nun auswählen, ob man ein Level starten, sich per Karte irgendwo in die offene Menüwelt hinwünschen oder einfach zu Fuß gehen möchte. In der offenen Welt von Mittelerde warten Charaktere mit Aufgaben auf einen. Man kann hier andere Charaktere auch käuflich erwerben, wenn man sie gefunden hat. Zudem gibt es in Bree einen Schmied, der einem Gegenstände schmiedet, die oft nützlich sind.
So viel mehr will ich hier eigentlich gar nicht zu den Spielmechanismen aufschreiben, teils weil „Herr der Ringe“ den Legospielen dahingehend nicht viel Neues hinzufügt, und teils auch weil es mittlerweile ein gutes Jahr her ist, dass ich das Spiel beendet habe. Ich kann mich jedenfalls an keine zu nervigen Sachen oder Probleme erinnern, wie sie einige andere Lego-Spiele teilweise hatten. Auch an größere Bugs kann ich mich nicht erinnern. Vermutlich gibt es welche, also prüft das vor dem Spielen für eure jeweilige Plattform. Es hilft auch, sich den ein oder anderen Tip zu schwierig zu bekommenden Erfolgen durchzulesen. Beim Hüpfen von einer Säule zur anderen gibt es z.B. einige nicht direkt naheliegende Techniken, die das plötzlich sehr einfach machen.
Ich hatte anfangs Zweifel, wie die eigentlich recht dunkle Geschichte zum Humor von Lego passt. Aber es passt exzellent! Die Kämpfe gegen die Spinne oder den Tod Boromirs konnten die Macher natürlich nicht aussparen, aber sie haben das alles mit viel Humor aufgepeppt. Boromir etwa wird am Ende von einem Besenstil tödlich getroffen. 😉 Originell sind auch die Aufträge, die man in der offenen Mittelerde-Welt bekommt. Da trifft man etwa einen Ork, der das ganze Kämpfen satt hat und gerne ein Restaurant aufmachen möchte. Dem muss man seine am Schicksalsberg verlorene Kochmütze wiederbeschaffen. Es wurden aber auch viele Anspielungen und Insiderscherze eingebaut: Wenn man hinter dem richtigen Busch schaut kann man z.B. die versteinerten Trolle aus der „Hobbit“-Geschichte sehen, in Bree steht ein kleiner Lego-Peter-Jackson und winkt mit seiner Lego-Möhre, und es gibt einen Erfolg dafür, wenn man zu Fuß nach Mordor geht (frei nach Boromir: „You don’t simply walk into Mordor!“ Doch!).
Alles in allem ist das also eine sehr gelungene Umsetzung der „Herr der Ringe“-Filme ins Lego-Universum. Das Spiel ist vor allem auch von der Länge her genau richtig, nicht zu kurz aber auch nicht zu viel des Guten (wie bei Star Wars). Das Bonuslevel macht Spaß, die Erfolge sind größtenteils gut zu bekommen und witzig umgesetzt. Man kann an diesem Lego-Spiel nichts meckern, wenn man die Lego-Reihe mag.
Was dieses Spiel für mich persönlich außerdem zu einem Highlight macht: Meine vierjährige Tochter lief irgendwann durchs Wohnzimmer, während ich das spielte (man kann ja nicht immer nur nachts zocken), und war auf Anhieb fasziniert. Schon am nächsten Tag begrüßte sie mich mit „Papa, können wir noch mal zocken?“, bevor ich so richtig zur Tür rein war. Wir haben dann den Rest des Spieles zusammen gespielt, soll heißen: Ich habe gespielt und sie hat zugeschaut. Das Spiel ist ab 6 Jahren, aber ich denke, das bezieht sich zu einem Großteil auf die Steuerung, die für eine Vierjährige noch zu schwierig ist. Sie hatte aber großen Spaß, einfach zuzuschauen oder ab und an den Controller zu übernehmen und ein paar Legobüsche zu zerkloppen. Gruselige Level wie den Kampf gegen die Spinne hat sie mir aufgetragen, nachts alleine zu erledigen. Wir haben uns hauptsächlich die vielen Aufgaben in Mittelerde vorgenommen. Durch dieses Spiel hat meine Kleine also nun „Herr der Ringe“ kennengelernt, auf eine witzige und kindgerechte Weise. Das war toll, durch das Spiel etwas mit ihr zu teilen, was ansonsten erst in vielen Jahren anstünde (die Filme sind ja durchaus zu Recht ab 16).