Vor einiger Zeit hatten ja Diana und ich beschlossen, uns mal zielgerichtet ein paar echte Klassiker der Science-Fiction anzuschauen, da wir sehr viele davon nur vom Hörensagen kannten. Mittlerweile haben wir damit tatsächlich angefangen und ich will hier jeweils kurz ein paar Eindrücke festhalten.
Da viele der Filme bei Lovefilm leider nicht verfügbar sind und Lovefilm aber die einfachste Variante darstellt, stressfrei an Filme zu kommen, schauen wir die damals formulierte Liste mit 13 Filmen leider nicht in chronologischer Reihenfolge an, was sicher noch mal spannender wäre. Aber auch so fällt es mir schwer, die Filme vorurteilsfrei einfach als Film zu schauen. Irgendwie ist es immer auch ein bisschen wie ein Museumsbesuch. 🙂
Ach ja, da es sich allesamt um Filme handelt, die älter als 20 Jahre sind, werde ich ggf. auch über das Ende schreiben, ohne jeweils einzeln Spoiler zu kennzeichnen. Ich schreibe aber ganz unten ein spoiler-freies Fazit.
The War of the Worlds (1953)
Ich habe das Buch von H.G. Wells nicht gelesen und kenne weder die TV-Serie noch das Tom-Cruise-Remake. Den Film selber habe ich Mitte der 90ger mal im TV gesehen. Wie alle Filme dieser Reihe haben wir ihn jetzt aber im Original geschaut. Alles in allem fand ich ihn erfreulich gut gealtert und anschaubar. Es wird eine durchaus spannende Geschichte erzählt, die sich eher dem größeren Bild als einzelnen Charakteren widmet. Es klingen dann auch schon fast sozialkritische Töne an, als der Film zeigt, wie Plünderer den Transport der Wissenschaftler zerstören, einfach um noch ein bisschen Profit aus der Situation zu ziehen. Stellenweise ist der Film auch tatsächlich spannend, z.B. in der Begegnung mit dem Alien im zerstörten Haus.
Wenn man etwas genauer hinschaut, merkt man natürlich schon, aus welcher Zeit der Film stammt. Immerhin hat die einzige weibliche Hauptfigur Sylvia einen College-Abschluss und wird nicht als Dummchen dargestellt. Aber wenn Gefahr droht, fängt sie natürlich auch zu schreien an und lässt sich retten. Krasser fand ich, dass mir nach einiger Zeit auffiel, dass nicht ein einziger dunkelhäutiger Mensch zu sehen war, weit und breit. Und immerhin ist die Geschichte ja kein Kammerspiel, sondern es werden größere Mengen Soldaten und flüchtende Bürger gezeigt. Irgendwo standen mal zwei einzelne Asiaten mit rum, ansonsten wohnte in Kalifornien damals nur hellhäutige Menschen.
Die Effekte waren für die damalige Zeit wirklich gut und haben 1953 ja auch den Oscar gewonnen. Nur eines fand ich wirklich schlimm: In 60 Jahren hat sich niemand die Mühe gemacht, mal die Fäden rauszunehmen, an denen die Schiffe der Marsianer hängen??? Und man sie nicht etwa nur erahnen, die Fäden sind wirklich dick und gut sichtbar im Bild. Klar ging das damals nicht besser, aber es hat mich schon etwas schockiert.
Was mich ansonsten massiv gestört hat, ist der religiöse Bezug am Ende. Nicht die Menschen haben sich selbst vor den Marsianern gerettet, sondern die kleinsten Lebewesen auf der Erde – welche Gott in seiner unendlichen Weisheit dort platziert hat. WTF??? Das hätte nicht sein müssen und kam so, wenn man der Wikipedia glaubt, auch nicht bei H.G. Wells rüber.
Planet of the Apes (1968)
Als zweites haben wir uns „Planet der Affen“ angesehen. Ich kannte die ersten drei Filme, ebenfalls Mitte der 90ger im deutschen TV gesehen. Die Filme 4 und 5 sowie die kurzlebige TV-Serie habe ich nicht gesehen, dafür aber das Remake von 2001.
Der Film fängt relativ langsam an und hat uns in den ersten Minuten beide an „2001″ erinnert. Das legt sich zum Glück aber bald und es kommt Fahrt in die Geschichte. Vom Stil wenn auch nicht der Qualität her erinnert der Rest des Filmes stark an die Classic-“Star Trek“-Serie. Dazu passt auch die Art, wie der Film unserer eigenen Gesellschaft den Spiegel vorhält, wenn wir z.B. sehen, wie brutal die Affen die Menschen jagen und als Trophäen ins Camp schleppen, oder wie beiläufig über Hirnexperimente an den Menschen gesprochen wird. Diese Szenen wirken heute kein bisschen weniger als vor 40 Jahren, finde ich. Auch sehr spannend ist die Verquickung von Religion und Wissenschaft bei den Affen, bei der deutlich die Religion die Oberhand hat.
Technisch bietet der Film gar nicht so viel an Effekten – mit Ausnahme der Affenmasken. Nur am Anfang sieht man kurz das Raumschiff. Die Gesellschaft der Affen wurde laut Wikipedia aus Produktionsgründen nicht besonders technisiert dargestellt. Unsere Version des Filmes wurde vermutlich remastered, denn das Bild wirkte relativ klar verglichen mit den Kinotrailern, die ebenfalls auf der DVD waren. Nicht modernisiert werden konnten jedoch die Affenmasken, und die sind wirklich verblüffend gut! Die Masken sind so detailliert und so beweglich, dass man tatsächlich vergisst, dass darunter Schauspieler stecken. Die Masken haben offenbar auch einen ordentlichen Teil des Budgets des Filmes verschlungen, rechtfertigen das aber wie gesagt komplett. Erschaffen wurden die Masken von einem Team um John Chambers, der dafür 1969 einen Ehrenoscar bekam, da es eine eigene Kategorie für Make-up noch nicht gab!
Trivia: John Chambers war auch der Make-up-Artist, der für die originale Star-Trek-Serie die Vulkanier-Ohren geschaffen hat! Michael Westmore, welcher vom Beginn von TNG bis zum Ende von Enterprise für das Star-Trek-Mape-up verantwortlich war, ging bei Chambers in die Lehre. Und nicht zuletzt wirkte Chambers an der Befreiungs-Aktion der amerikanischen Geiseln im Iran mit, welche im Film „Argo“ zu sehen ist.
Zurück zum Planet der Affen: Unabhängig von der historischen Bedeutung des Filmes ist die Geschichte tatsächlich spannend und regt zum Nachdenken an. Man muss damit leben, dass es kein Effekt-Spektakel ist, aber viele der besten SF-Geschichten kommen ganz ohne Effekte aus. „Planet der Affen“ mag Weltraum-Elemente haben, aber es ist kein „Star Wars“. Das darf man also einfach nicht erwarten. Mit am berühmtesten ist natürlich das Ende des Filmes, und wenn man die Geschichte schon kennt, dominiert das ein wenig den Rest des Geschehens. Trotzdem wird das Ende durch die vorhergehende Handlung gut vorbereitet, und das Mysterium der Verbotenen Zone fand ich auch beim erneuten Schauen noch spannend.
Diana kannte das Ende übrigens gar nicht. Ich bin aber sicher, dass sie, ohne es zu wissen, schon ein halbes Dutzend Parodien davon gesehen hat! 😉
Fazit
Bei beiden Filmen kann ich mir gut vorstellen, dass sie 1953 bzw. 1968 auf der großen Leinwand ziemlich beeindruckend waren. Muss man sie auch heute noch gesehen haben? Als echter SF-Fan stellt sich die Frage eigentlich nicht, Klassiker diesen Kalibers sollte man kennen; deswegen schauen wir sie ja nun auch. 😉 Wenn man einfach nur spannende und gute Filme mag, kann man „The War of the Worlds“ sicher zugunsten von Filmen aus späteren Jahrzehnten überspringen. „Planet of the Apes“ kann sich aber auch heute noch sehen lassen, zumal wenn man die Geschichte noch nicht kennt.