Alastair Reynolds: The Prefect

Cover The PrefectRezension zu „The Prefect“ von Alastair Reynolds, Verlag Victor Gollancz London, 2007, 502 Seiten

Deutsche Ausgabe: „Aurora“, Heyne Verlag, 736 Seiten

Inhalt

Das Glitter Band ist eine menschliche Zivilisation im Epsilon-Eridani-System, die aus 10.000 unabhängigen Raum-Habitaten besteht. Als einzige übergeordnete Kraft kümmert sich Panoply um die Netzwerksicherheit in den stark digitalisierten Gesellschaften der Habitate sowie um die Aufrechterhaltung der direkten Demokratie. Panoply ist keine Polizei; als jedoch ein ganzes Habitat mit hunderten Bewohnern vernichtet wird, fällt die Untersuchung dem Präfekten Tom Dreyfus zu. Dreyfus spricht mit den Backups einiger der Bewohner des vernichteten Habitats und merkt schnell, dass er einem größeren Verbrechen auf der Spur ist als lediglich Mord. Eine geheimnisvolle Kraft namens Aurora will den Menschen des Glitter Bands die Kontrolle über ihre Zukunft entreißen, und Aurora schreckt für dieses Ziel vor nichts zurück…

Bewertung

„The Prefect“ ist der fünfte Band in Reynolds Reihe, die mit „Revelation Space“ startete. Reynolds beschreibt darin eine Menschheit des 26. Jahrhunderts, die sich über viele Sternensysteme ausgebreitet und gleichzeitig durch technische und medizinische Modifikationen stark verändert hat. Viele Details dieser Welt werden in den ersten vier Bänden schon vorgestellt worden sein, der Autor nimmt sich deswegen nicht speziell viel Zeit für die Einführung in diese Welt. Am Anfang war ich denn auch tatsächlich etwas verwirrt, was sich aber nach 30, 40 Seiten legte und auch mehr an Elementen hing, die nicht auf den früheren Romanen aufbauten, denke ich. Vorkenntnisse der anderen Bücher sind also denke ich nicht nötig, um dieses Buch zu verstehen.

„The Prefect“ schafft es denn auch bald, einen zu fesseln. Ich bin zwar nicht so sicher, dass der Hauptcharakter Tom Dreyfus als Charakter so richtig plastisch ist. Das tut der Spannung der Geschichte aber keinen Abbruch, zudem sind Nebencharaktere wie Thalia Ng oder Jane Aumonier um so interessanter. Die Geschichte versteht es generell, einen in ihren Bann zu ziehen. Reynolds schafft es, verschiedene Mysterien aufzubauen, deren Zusammenhänge erst nach und nach deutlich werden und erst am Ende ein Gesamtbild ergeben, incl. Puzzlesteinen, die man am Anfang als unbedeutende Background-Story überliest. Das führt dazu, dass es durchaus schwer ist, das Buch aus der Hand zu legen.

Die Welt, die Reynolds beschreibt, erinnert mich im übrigen an Bücher wie Richard Morgans „Altered Carbon“. Digitalisierung des Bewusstseins und die ständige Verfügbarkeit des Netzes spielt eine große Rolle. Es gibt auch einige sehr originelle Elemente, wie z.B. die suit walls, die beim Durchschreiten einen Raumanzug um eine Person formen. Gleichzeitig hat die Welt des Glitter Bands für mich eine gewisse Retro-Atmosphäre. Daten werden auf „data diskettes“ durch die Gegend getragen und als Bewaffnung bringen die Präfekten mit den whiphounds eine Art intelligente Peitsche mit. Es ist gibt zwar auch viele sehr fortschrittliche Elemente in der Geschichte, aber sie sind eher Deko denn wirklich handlungstragend. Im Vergleich dazu geht z.B. Richard Morgan sehr viel weiter was Spielereien mit Bewusstseins-Transfers etc. betrifft. Reynolds Roman ist dagegen schon fast Old School SF. 😉

Ein wichtiger Aspekt der Geschichte beschäftigt sich übrigens mit dem korrekten Einspielen eines Software-Updates auf den Zentralrechnern der 10.000 Habitate. Als Software-Entwickler fand ich diesen Teil der Handlung natürlich sehr interessant. 🙂 Ansonsten wirft der Autor auch Fragen zu Vor- und Nachteilen der Demokratie auf. Die Menschen auf den Habitaten praktizieren ja offenbar eine direkte Demokratie, jeder Bewohner kann zu jeder anstehenden Frage direkt abstimmen. Der Autor geht hier leider nicht sehr ins Detail, wie das konkret funktioniert, wie z.B. die Regierung aussieht, welche diese Entscheidungen umsetzt oder überhaupt erst aufwirft. Im Rahmen der Geschichte scheint es als Akteur nur Panoply zu geben.

Bei Amazon kann man übrigens einen kurzen Ausschnitt der deutschen Übersetzung lesen. Das ergibt natürlich kein vollständiges Bild, aber ich bin geneigt, der Übersetzung eher ablehnend gegenüberzustehen. Verschiedene Begriffe klingen auf Deutsch einfach sehr merkwürdig. Ich würde in jedem Fall zum Original raten.

Fazit

Ein spannender Space-Krimi, den man auch ohne Vorkenntnis der anderen Revelation-Space-Bücher genießen kann.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)