Linksverkehr

Wenn man Unterschiede zwischen Großbritannien und Deutschland aufzählen soll, kommt einem der Linksverkehr mit als erstes in den Sinn. Ich wusste bisher ehrlich gesagt nicht sehr viel darüber und war so halbwegs überzeugt, dass die Briten sich das ausgedacht haben, um Kontinentaleuropäer zu ärgern. *g*

Wenn man sich bei der Wikipedia ein wenig darüber beliest, erfährt man jedoch, dass das alles etwas komplizierter ist. Die ersten entsprechenden Regeln entstanden vor Jahrhunderten für Kutschen und Pferdewagen, und natürlich hat sich damals kein weltweiter Konsens gebildet. Als dann die Autos aufkamen, hat man einfach wie bisher weitergemacht, und erst später begann sich das so nach und nach zu vereinheitlichen (weil es an den Grenzen schon unpraktisch ist). Heute sieht es so aus mit dem Linksverkehr (blau):

Weltkarte

Interessant fand ich dabei, dass auch in einigen europäischen Ländern der Rechtsverkehr erst im zwanzigsten Jahrhundert eingeführt wurde, in Schweden z.B. erst 1967. Das war sicher eine interessante Zeit, wo sich sicher auch nicht jeder Schwede gleich ein neues Auto gekauft hat. *g*

Viele Länder, in denen der Linksverkehr gilt („die noch am Linksverkehr festhalten“ hätte ich jetzt fast geschrieben *g*), sind im übrigen Inselstaaten, so etwa Großbritannien, Irland, Malta, Zypern, Australien und Japan. Da gibt es naturgemäß weniger Probleme, da Autos nur mittels Fähren ins Land kommen. Andernorts, in Afrika etwa, muss man sich natürlich etwas einfallen lassen, um den Verkehr zu regeln, z.B. mittels Kreisverkehren oder Ampeln.

Für den Alltag in Wales ist das alles nicht so dramatisch. Man gewöhnt sich recht schnell an den Linksverkehr, als Fußgänger sowieso und offenbar auch beim Auto fahren (da gibt es ganz andere Probleme, etwa die britische Faszination für Kreisverkehre). Ich persönlich kann mittlerweile allerdings nicht mehr sagen, aus welcher Richtung ein Auto kommen könnte, wenn ich vor einer Straße stehe. Da bin ich so verwirrt, dass ich länger überlegen müsste, als es dauert, die Straße zu überqueren. Also muss ich eh in beide Richtungen schauen. 😉

Und ein witziger Effekt, der sich nach einer Weile einstellt: Bei deutschen oder amerikanischen Filmen hat man das unterschwellige Gefühl, die würden alle auf der falschen Straßenseite fahren! 😉

6 Gedanken zu „Linksverkehr

  1. Hi JR!

    Ja, das mit dem Linksverkehr ist so eine Sache. Ich habe gelernt, daß es daher kommt, daß die meisten Leute Rechtshänder sind und ihre Pferdefuhrwerke eben mit der Rechten an den Zügeln führte, was automatisch zu Rechtsverkehr führt. Fragt sich jetzt nur, ob die meisten Inselbewohner dann Linkshänder sind? 😉

    Aber wenn ich an GB denke, fallen mir persönlich als erstes eckige Münzen ein. Das 50-Pence-Stück ist eckig, nach meiner Erinnerung. Und das fand ich so skurril, weil der Rest Europas ja runde Münzen hat (über komische löchrige Münzen in anderen Staaten der Welt wollen wir ja hier nicht reden *g*), daß sich das eher als der Linksverkehr bei mir eingeprägt hat.

    Übrigens: Römische Reiter hatten ihr Schwert auf der rechten Seite, wenn sie Rechtshänder waren: Erstens säbelte man dem Pferd beim Ziehen die Mähne nicht ab, und zweitens ließ es sich – weil es recht tief hing – schneller ziehen. 😉

    Gruß,
    Kaineus.

  2. Also bei der Wikipedia war das so erklärt, dass teilweise Fuhrwerke bzw. Kutschen verbreitet waren, die von einem der Pferde aus geführt wurden. Und wenn der Reiter Rechtshänder war und sein Schwert auf der linken Seite trug, dann hatte er den Gegenverkehr natürlich lieber auf seiner rechten Seite. Das leuchtet soweit schon mal ein. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass das früher nicht halb so sehr wie heute geregelt war, und man einfach fuhr bzw. ritt, wo Platz war. 😉

    Eckige Münzen gibt es tatsächlich, wenn jetzt auch nicht quadratisch. Das fand ich aber nicht so besonders herausragend. Die alten dänischen (???) Münzen mit Loch in der Mitte sind da spannender, denke ich. Aber zum Geld muss ich tatsächlich auch noch mal was schreiben…

  3. Ich war ein halbes Jahr in Nordengland, und mir ist bezüglich des Rechtsverkehrs außerdem folgende Kuriosität aufgefallen:
    auch sich entgegenkommende Fußgänger weichen immer nach links aus.
    Das führte bei mir zu einigen intensiven wenn auch kurzlebigen Bekanntschaften auf der Straße, da ich als Kontinetale natürlich nach rechts ausgewichen bin.
    Ich habe mich aber schnell ans Links-Ausweichen gewöhnt, was ein halbes Jahr später auf deutschen Straßen allerdings wieder zu dem ein oder anderen Zusammenstoß führte…

  4. Das kann ich hier in Cardiff lustigerweise nicht bestätigen: Die Leute laufen, wo sie gerade wollen, und jeder Versuch, sich für eine Seite des Bürgersteigs zu entscheiden, ist zum Scheitern verurteilt. 😉

  5. Das stimmt, und das habe ich auch erst nach mehreren Monaten herausgefunden. Monaten, in denen ich nicht Fahrrad gefahren bin zum Glück. 😉

    Macht es Sinn, dass trotzdem Rechts vor Links gilt? Vielleicht insofern als die Autofahrer das von den allgegenwärtigen Kreisverkehren kennen: In die fährt man ja links herum rein und dabei haben die von Rechts kommenden Autos Vorfahrt.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)