John Connolly: The Book of Lost Things

Cover The Book of Lost ThingsRezension zu „The Book of Lost Things“ von John Connolly, Hodder & Stoughton London, ca. 502 Seiten, Ersterscheinung: 2006 (UK)

Inhalt

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges: David ist 12 Jahre alt und lebt mit seinen Eltern in London, als seine Mutter nach langer Krankheit stirbt. Während David noch trauert, beginnt sein Vater eine Beziehung mit einer anderen Frau, und einige Monate später ziehen David und sein Vater zu Rose in ein altes Haus auf dem Land. David hat Probleme sich mit Rose anzufreunden, was mit der Geburt seines Halbbruders Georgie nicht besser wird. Doch seit dem Tod seiner Mutter hat David auch immer wieder Anfälle, Blackouts, und er hört plötzlich Bücher sprechen. In Davids Zimmer voller Bücher scheint die Grenze zwischen der Realität und der Welt der Geschichten und Märchen zu verwischen, und schließlich folgt David der rufenden Stimme seiner Mutter in eine fremde und gefährliche Welt…

Bewertung

„The Book of Lost Things“ ist ein interessantes und gutes Buch. Auf den ersten Blick könnte man versucht sein, es für ein Kinderbuch zu halten, aber dem ist nicht so. Es ist vielmehr ein Buch über die Kindheit und den Abschied davon. Die Geschichte mutet ein bisschen wie eine Mischung aus der „Unendlichen Geschichte“ und „Pans Labyrinth“ an, aber ob das Ende mehr der einen oder der anderen Vorlage folgt, verrate ich natürlich nicht. Es ist allerdings eine Frage, die man sich beim Lesen sicher mehr als einmal stellt.

Da John Connolly sonst eher Thriller schreibt, ist das Buch nicht nur spannend, sondern streckenweise auch ziemlich gruselig und drastisch in der ein oder anderen Beschreibung. Aber spannend ist es auf jeden Fall, wenn man erst einmal den etwas langsamen Anfang hinter sich hat. Ich jedenfalls habe das Buch in wenigen Tagen verschlungen.

Der Charakter David ist ein Büchernarr, und so geht es in dem Roman auch um Bücher und Geschichten. Auf kreative Weise arbeitet dabei der Autor bekannte Grimmsche Märchen in die Geschichte ein und kombiniert sie mit anderen Geschichten. Man erkennt das Original meist noch wieder, aber diese Versionen der Märchen sind mehr eine Alptraum-Version der bekannten Geschichten. Das gelingt nicht immer überzeugend, einige Geschichten sind ein wenig übertrieben geraten. Alles in allem aber liest sich die Geschichte von David spannend und phantasievoll gestaltet. Witzig fand ich insbesondere, wie sich nach und nach Aspekte anderer Bücher, die David im Regal neben den Märchen stehen hat, in die Geschichte integrieren. Das beschert uns u.a. eine witzige neue Version von „Schneewittchen“.

Was man dem Buch vielleicht vorwerfen kann: Der Autor versucht etwas zu bemüht, etwas Literarisches zu erschaffen, und nimmt dabei seine selbst-erschaffene Welt etwas zu ernst. An der ein oder anderen Stelle hätte da die Handlung doch noch etwas Arbeit vertragen können, während man als Leser auf den 150-seitigen (!) Anhang am Ende des Buches eher verzichten könnte. Nichts gegen Extras für interessierte Leser, aber ein Buch 150 Seiten dicker aussehen zu lassen als es eigentlich ist, indem man u.a. alle im Buch erwähnten Märchen abdruckt, kommt mir merkwürdig vor. Neben den Originalfassungen der Märchen enthält dieser Teil jeweils Erläuterungen zu den Ursprüngen des Märchens und den Bezügen zum Roman. Außerdem gibt es ein kurzes und recht informatives Interview mit dem Autor.

Fazit

Ein interessantes und spannendes Buch, das jedoch ein bisschen hinter seinem Potential zurückbleibt.

Links

Website des Autors zum Buch

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