David Gray live

Am Ostersamstag waren Diana und ich bei einem Konzert von David Gray. Als ich vor ein paar Monaten von David Grays „The World To Me“-Tour erfahren habe, konnte ich gar nicht anders als die Tickets zu ordern, vor allem da er auch nach Cardiff kam. Da kann man schlecht Nein sagen 😉 und so waren wir also am Abend des 22. März in der St. David’s Hall in der Innenstadt.

Alles in allem war das Konzert ein echtes Erlebnis, auch wenn der Gesamteindruck durch einige Dinge etwas getrübt wurde. Aber das soll nicht heißen, dass mich das Konzert nicht begeistert hat.

David Gray

David GrayZuerst mal: Wer ist David Gray? In Großbritannien und Irland ist er sehr bekannt, aber in Deutschland dürften ihn eher wenige Leute kennen, was wirklich schade ist. David Gray stammt aus Manchester und brachte 1993 sein erstes Album „A Century Ends“ heraus. Diesem folgten sieben weitere, der große Durchbruch kam aber 1998 mit dem vierten Album „White Ladder“. In Irland ist es immer noch das meistverkaufte Album aller Zeiten. Wenn ihr mehr über David Gray wissen und vielleicht in seine Musik reinhören möchtet, besucht doch mal seine Website: www.davidgray.com.

Was mich an David Gray vor allem begeistert: Er ist wirklich gut in dem was er tut. Im Gegensatz zu so manchem Möchtegern-Popsternchen schreibt er seine Songs selber, er kann wirklich singen und er spielt mindestens Gitarre und Klavier. Das ist für mich einfach die Essenz eines Musikers: Jemand der sich nur mit einer Gitarre und einem Mikro auf die Bühne stellen und gute Musik machen kann. In David Grays Fall kommen dann auch noch viele wirklich gute Texte dazu.

Die Location

Die St. David’s Hall liegt mitten in Cardiff. Sie wurde 1982 fertiggestellt und zu einem Großteil über einem schon existierenden Einkaufszentrum errichtet. Von außen ist sie deshalb auch leicht zu übersehen. Innen erinnert sie stark an das Leipziger Gewandhaus, mit den verschiedenen, nach oben immer kleiner werdenden Ebenen.

Hier liegt auch mein Hauptproblem mit dem Abend: Die Konzerthalle ist speziell für eine gute Akustik gebaut worden, aber dabei hat man vermutlich nicht Lautsprecher von der Größe eines Kleinwagens eingerechnet. Gerade weil eigentlich alle von David Grays Alben bis auf das letzte sehr entspannt instrumentalisiert sind und immer seine Stimme im Vordergrund steht und weil das Konzert nicht in der Cardiff International Arena sondern dieser vergleichsweise kleinen Konzerthalle stattfand, hatte ich ehrlich gesagt mit einem halbwegs ruhigen Abend gerechnet. Die erwähnten Lautsprecher haben aber, kombiniert mit einer auch nicht gerade günstigen Sitzposition zu selbigen, dafür gesorgt, dass man bei dem ein oder anderen Song nur noch die Instrumente gehört hat und manchmal war auch da dann nichts mehr auszumachen vor schierer Lautstärke.

Und dabei habe ich keine Ahnung, ob das so sein sollte oder ob sich David Grays Techniker da mit der Akustik verschätzt hatten. Vielleicht hatten die Leute weiter oben und mehr mittig ja auch einen entspannten Abend. Note to self: Beim Kartenkauf für Konzerte den größtmöglichen Abstand zu den Lautsprechern einkalkulieren.

Die Vorbands

Beth RowleyDas Konzert lief unter dem Motto „David Gray and friends“. Als wir 20 Minuten vor Beginn in den Hauptraum kamen, waren da schon zwei Damen auf der Bühne, deren Namen ich leider nicht mitbekommen habe. Pünktlich um 20 Uhr erschien dann Beth Rowley, welche den eigentlichen Abend einleitete und einige Songs aus ihrem Debütalbum „Little Dreamer“ sang. Musikalisch passte sie erfreulicherweise sehr gut zu David Gray und ihre Musik ist auch hübsch anzuhören. Vor allem ihre Stimme war beeindruckend. Das war also ein durchaus gelungener Auftakt. Witziges Details am Rande: Ihr Drummer spielte u.a. auf einem Koffer! 😉

Die Set-Liste

Im Folgenden die Liste der Songs, die David Gray gesungen hat. Ich habe sie eine Woche später aus dem Gedächtnis aufgeschrieben, und als ich dann im Internet ein Foto der Original Set-List von Davids Klavier fand, lag ich zum Glück nur bei wenigen Songs daneben. 😉

  1. Shine
  2. In The Morning
  3. One Too Many Mornings
  4. As I‘m Leaving
  5. Living Room
  6. Babylon
  7. This Year’s Love
  8. The One I Love
  9. Sail Away
  10. You‘re The World To Me
  11. Everytime
  12. Slow Motion
  13. Nightblindness
  14. Hospital Food
  15. Late Night Radio
  16. My Oh My
  17. Be Mine
  18. The Other Side
  19. The Song of Wandering Aengus
  20. Lately
  21. Please Forgive Me

Die Lieder im einzelnen

David Gray betrat die Bühne kurz vor 21 Uhr, denke ich, offenbar gut gelaunt. „I‘m as close as it gets to the real St. David“, meinte er in Anspielung auf den Namen der Halle. Die ersten paar Songs sang er noch alleine, nur von seiner Gitarre begleitet. Begonnen hat er mit „Shine“, denn: „Let’s start at the beginning.“ Dieses Lied ist von seiner ersten CD, eine zugleich traurige und optimistische Ballade über das Ende einer Beziehung.

Die nächsten beiden Songs stammen von David Grays neuestem Album „A Thousand Miles Behind“. Auf dieser CD sind Cover von Liedern anderer Künstler versammelt, aufgenommen bei Konzerten der letzten Jahre. „In the Morning“ ist von Barry Gibb, „One Too Many Mornings“ von Bob Dylan. Eine Zeile aus letzterem Song gab der CD ihren Namen. „One Too Many Mornings“ war für mich auch ein erstes Highlight des Abends, weil ich den Song noch nicht kannte und weil es einer der ruhigsten des ganzen Abends war.

Danach kamen „As I‘m Leaving“, ein Song vom „The Lost Songs“-Album, und „Living Room“. Etwa an der Stelle holte David Gray dann auch die ersten beiden Mitglieder seiner Band auf die Bühne. Mit „Babylon“ folgte dann ein Publikumsliebling, einer von zwei oder drei Songs, die das ganze Publikum scheinbar auswendig konnte. Das Lied stammt vom Hit-Album „White Ladder“ und ist vielleicht auch in Deutschland dem ein oder anderen bekannt.

Zu „This Year’s Love“ tauschte David Gray die Gitarre gegen das Klavier, was er dann später noch für zwei, drei andere Songs tat. Ich glaube, hier war es auch, dass ein hartnäckiger Zwischenrufer aus dem Publikum ihn dazu brachte, über R2D2 zu scherzen und darüber, er wäre „psychically linked with a lunatic in the audience“. Ich habe diesen kurzen Wortwechsel leider nicht so ganz mitbekommen, aber der Rest des Publikums fand es sehr witzig.

David GrayTja, und dann kam „The One I Love“ und ich war halbwegs baff. Dieses Lied stammt von Davids letztem echten Studio-Album, welches sich von seiner früheren Arbeit durch wesentlich stärkere Betonung der Instrumentalisierung unterscheidet. Und es ist nebenbei eines meiner absoluten Lieblings-Songs. Was ich nicht erwartet hatte war, dass David Gray daraus eine echte Rock-Fassung gemacht hat. Dazu kamen auch zwei weitere Band-Mitglieder auf die Bühne, die Scheinwerfer schalteten auf violett und dann hatte man das Gefühl, zwei kleine Brian Mays würden direkt im Gehörgang Gitarre spielen. 😉

Einerseits ist das ja etwas Schade, weil ich auch bei diesem Lied den Text sehr interessant finde. Andererseits war es schon spannend zu sehen, dass David Gray eben auch das kann: Innerhalb von dreißig Minuten hatte er sich da von einem ruhigen Song mit Akustik-Gitarre zu einer Fünf-Mann-Rockband gewandelt. Und während er ja klassischerweise und aufgrund seiner frühen Werke meistens als Singer-Songwriter gesehen wird, hat er eben auch diese Rolle drauf.

Es folgten „Sail Away“ und dann „You‘re The World To Me“, ein sehr schöner Song und der einzige völlig neue Song auf dem kürzlich erschienenen Greatest-Hits-Album.

Was die Song-Auswahl betrifft hat er fast von jedem seiner Alben etwas gesungen, mit einer Betonung auf den neueren Werken verständlicherweise. Einige meiner Lieblingssongs waren nicht dabei, andererseits umfasst die Liste meiner Lieblingssongs von David Gray auch seine halbe Discographie. 😉

Weiter ging es mit „Everytime“ und „Slow Motion“, letzteres wieder am Klavier. „Nightblindness“ wurde genutzt, um eine längere Improvisation einzubauen. Das Lied vom „White Ladder“-Album ist ja auch so schon nicht gerade kurz, aber es dauerte hier eine gefühlte Viertelstunde und erinnerte mich zwischenzeitlich nicht mehr sehr an den eigentlich sehr ruhigen Song von der CD. 😉

Danach folgten noch fünf weitere Songs bevor das Konzert eigentlich zu Ende war. Aber natürlich gab es eine Zugabe von drei weiteren Liedern. „The Song of Wandering Aengus“ ist aus einem Gedicht des irischen Poeten William Butler Yeats entstanden, veröffentlicht 1899. Von wem die Musik stammt bin ich mir nicht sicher, aber das Lied war auf jeden Fall eines der schönsten des ganzen Abends. Noch einen Tick ruhiger als „One Too Many Mornings“ und sehr lyrisch passte es perfekt zu David Grays Repertoire.

Dann setzte sich David Gray noch einmal ans Klavier für „Lately“ und „Please Forgive Me“. Dieser Song von „White Ladder“ war wieder dem ganzen Publikum bekannt, und David Gray wedelte schon einfach nur noch in Richtung des Publikums, wenn er einen Gesangseinsatz haben wollte. 😉

Fazit

Trotz der etwas störenden Lautstärke fand ich war es ein gelungener Abend und ein Erlebnis, David Gray mal live zu sehen. Nicht dass ich daran gezweifelt hätte, aber sein Können und seine Vielseitigkeit als Musiker hat er an diesem Abend wirklich bewiesen. Und wenn er mal bei euch in der Nähe ist, geht ruhig hin. Es lohnt sich! 🙂

Fotos

Alle Fotos auf dieser Seite sind von Djk, welcher mir die Verwendung freundlicherweise erlaubt hat. Ursprünglich wurden sie im David-Gray-Forum gepostet. Die Bilder wurden am 03. März 2008 in Edinburgh aufgenommen. Vom Konzert in Cardiff habe ich bisher leider keine Fotos gefunden, diese Bilder geben die Atmosphäre in Cardiff aber exzellent wieder.

Auf den Fotos kann man übrigens auch die immer wieder andere Beleuchtung sehen, und die Kreativität der Beleuchtungstechniker ist mir an dem Abend schon positiv aufgefallen. Negativ aufgefallen sind mir die vielen Leute, die immer wieder mit Blitzlicht fotografiert haben. Man könnte sich fragen, warum man dann nicht irgendwo ein paar Bilder im Netz findet. Aber die Antwort lautet vermutlich, dass man mit einem Blitzlicht von der Galerie aus höchstens den Hinterkopf der Leute vor einem anleuchtet… 😉

Update Nov 2009: Bei YouTube findet sich eine Live-Aufnahme von „Wandering Aengus“. Nicht die beste Tonqualität, aber man bekommt einen guten Eindruck dieses sehr schönen Songs.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Bitte beachte die Kommentarregeln: 1) Kein Spam, und bitte höflich bleiben. 2) Ins Namensfeld gehört ein Name. Gerne ein Pseudonym, aber bitte keine Keywords. 3) Keine kommerziellen Links, außer es hat Bezug zum Beitrag. mehr Details...

So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)