Joan Wolf: Der Weg nach Avalon

Cover Der Weg nach AvalonRezension zu „Der Weg nach Avalon“ von Joan Wolf, Originaltitel: „Road to Avalon“, Ersterscheinung: 1988 (USA)

Deutsche Ausgaben: „Der Weg nach Avalon“, Wilhelm Goldmann Verlag München, 1994, 445 Seiten; Bechtermünz-Verlag, 1998, 445 Seiten

Inhalt

Im 6. Jahrhundert, Britannien: Arthur ist ein junger Schweinehirte, der in einem Dorf in Cornwall lebt. Eines Tages jedoch kommt ein Fremder in das Dorf: Merlin ist Ratgeber des Königs und hochangesehen in Britannien. Er nimmt Arthur mit auf sein Landgut Avalon und offenbart ihm schließlich das Geheimnis seiner Herkunft: Arthur ist der Sohn von Uther Pendragon, des Hochkönigs von Britannien, und von Igraine, Merlins Tochter. Er wurde in der Fremde großgezogen, da er vor der Hochzeit von Uther und Igraine gezeugt wurde und der Erbe des Königs nicht von zweifelhafter Herkunft sein sollte. Doch Igraine kann keine Kinder mehr bekommen, und so holt Merlin Arthur schließlich zu sich.

In Avalon erzieht er ihn zusammen mit seiner jüngsten Tochter Morgan und bereitet Arthur auf die Thronfolge vor. Der alternde Uther hat zusehends Schwierigkeiten, die rivalisierenden keltischen Könige gegen die Angriffe der Angelsachsen zu vereinen, und ohne einen starken Hochkönig ist das Land verloren. Merlin ist mit seinem Plan zufrieden, doch mit einem hat er nicht gerechnet: Dass sich Arthur und Morgan ineinander verlieben würden…

Bewertung

Dieses Buch erzählt die Artus-Legende neu, aber auf eine, wie ich finde, ungewöhnliche Weise: Es kommen keine Hexen darin vor, keine Zauberer, kein legendäres Schwert. Avalon ist keine mythische Insel, sondern das Landgut Merlins. Wer eine Geschichte á la John Boormans „Excalibur“ erwartet, ist hier falsch: „Der Weg nach Avalon“ ist eine glaubwürdig erzählte historische Geschichte. Gerade dieser Ansatz fasziniert mich daran sehr: Hier werden die einzelnen keltischen Stämme beschrieben, die Rivalitäten zwischen den Königen, die Angriffe der Angelsachsen, das verblassende Erbe der Römer (Uther ist der Sohn des letzten römischen Befehlshabers in Britannien)… Historisch ist aus dieser Zeit nicht viel überliefert, aber was bekannt ist, hat die Autorin stimmig in den Roman eingebaut. Man glaubt ihr einfach, dass sich die Geschichte genauso zugetragen haben könnte.

Die unzähligen Bestandteile der Artus-Legende sind locker in den Roman eingestreut, manche mehr, manche weniger. Zumindest die wichtigeren Personen der Legende finden sich aber alle wieder. Aber die Autorin erzählt nicht einfach Teile der Legende nach, sondern schafft schon ihre eigene Geschichte, basierend auf den historischen Gegebenheiten. Man kann sich einfach gut vorstellen, wie daraus über die Jahrhunderte die heute bekannten Legenden entstanden sind.

Das zweite Standbein des Buches sind die Charaktere: Auch sie sind sehr glaubwürdig getroffen. Es gibt wie gesagt keine Hexen oder Zauberer und damit auch keine schwarz-weiß gezeichneten Bösewichte als Protagonisten. Alle Charaktere sind lebendig geschildert, und alle haben ihre Schwächen und Fehler. Den Mittelpunkt des Buches bildet jedoch die tragische Liebe von Arthur und Morgan. Tragisch wird sie dadurch, dass Arthur als neuer Hochkönig nicht seine Halbtante heiraten kann, weshalb er später die keltische Prinzessin Gwenhwyfar heiratet. Doch die Liebe zwischen Arthur und Morgan ist so leicht nicht zu überwinden…

Das Buch pendelt im folgenden zwischen der persönlichen Geschichte der Charaktere und den politischen und historischen Aspekten. Doch beides fügt sich gut zusammen und gehört auch zusammen. In mancher Hinsicht erinnert „Der Weg nach Avalon“ natürlich an „romance novels“, für die es im historischen Gewand in den letzten Jahren ja eine regelrechte Schwemme gab. Und für die romantischen Aspekte der Geschichte muss man sich natürlich begeistern können, sonst ist man mit einem trockeneren Historienwälzer von Hanns Kneifel möglicherweise besser bedient. 😉 Aber die Elemente halten sich gut die Waage, und das Historische tritt nie in den Hintergrund.

Fazit

Ein spannendes und gut zu lesendes Buch und eine echte Alternative zu verhunzten Versionen der Artus-Legende wie „Der Erste Ritter“. Gleichzeitig auch ein spannender Einblick ins Britannien des 6. Jahrhunderts.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)