Filmkritik: I Am Legend

KinoplakatReview zum Film „I Am Legend“, USA, 2007

Regie: Francis Lawrence, Schauspieler: Will Smith (Robert Neville), Alice Braga (Anna), Charlie Tahan (Ethan), Salli Richardson (Zoe), Willow Smith (Marley)

Inhalt

„The last man on earth is not alone.“

2009 ist das Jahr, in dem ein Heilmittel für Krebs perfektioniert wird. Zehntausende Patienten werden mit einem modifizierten Masern-Virus geheilt. Drei Jahre später: Die Welt ist verlassen, die Natur erobert die Städte zurück. In New York lebt der Army-Viruloge Robert Neville als einziger Überlebender der furchtbaren Mutation des Krebs-Heilmittels – jedenfalls am Tag: Denn während Milliarden Menschen starben, löste das Virus bei etwa 10% der Bevölkerung eine Mutation aus, die sie zu Vampir-ähnlichen Zombies machte. Sobald der letzte Sonnenstrahl verschwunden ist, gehört die Stadt den Mutanten. Tagsüber geht Robert Neville mit seinem Hund Sam auf die Jagd, sucht nach anderen Überlebenden und forscht in seinem Labor nach der Ursache der Epidemie. Und versucht, über der Einsamkeit nicht verrückt zu werden…

Bewertung

„I Am Legend“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Richard Matheson (1954). Genau genommen ist es bereits die vierte Verfilmung, aber die anderen drei Filme habe ich nie gesehen. Diesmal spielt Will Smith die Hauptrolle, die Handlung wurde in unsere nahe Zukunft und von Los Angeles nach New York verlagert. Will Smith spielt die Rolle gekonnt und bringt den Charakter wirklich rüber. Da er über weite Strecken des Filmes allein ist, ist das auch gut so, denn er muss diesen Film wirklich fast allein tragen. Unterstützt wird er dabei nur von der Schäferhündin Sam, welche ihre Rolle ebenfalls sehr gut spielt. *g*

Neben den „Gegenwarts-Szenen“ gibt es drei, vier Flashbacks zur Zeit des Ausbruchs der Epidemie. Man sieht chaotische Szenen von der Evakuierung New Yorks und Robert Nevilles letzte Minuten mit seiner Familie. In den Gegenwarts-Szenen konzentriert sich der Film darauf, wie Neville mit der Einsamkeit umgeht. Nach einer Weile schwenkt die Handlung etwas in Richtung der Zombies um. Beides ist, genau wie die Flashbacks, sehr stimmungsvoll umgesetzt, die ganze Atmosphäre der Handlung kommt wirklich rüber. Gerade in den Flashbacks gibt es viele verzweifelte Szenen, und das gruselige ist: Das ist alles relativ realistisch umgesetzt. So in etwa kann man sich das tatsächlich vorstellen, falls jemals so eine schlimme Epidemie ausbrechen sollte.

Flashback-SzeneAuch technisch ist der Film wirklich gut gemacht. So fallen immer wieder gut gemachte, spannende Kameraperspektiven auf. Nur einmal fand ich den Einsatz von wackeligen Handkameras völlig unpassend, da Neville in der entsprechenden Szene allein ist, die Szene aber auch nicht aus seiner Perspektive aufgenommen ist. Ansonsten wirklich sehenswert, zumal auf einer großen Leinwand. Was „I Am Legend“ dabei auch nicht ist, ist eine reine CGI-Schlacht. Ich bin sicher, dass jede Menge CGI eingesetzt wurde, um das verlassene New York herzustellen, aber es springt einen nicht so an. Als deutlich animiert stechen nur die Zombies heraus (teilweise mit Motion-Capture á la Gollum umgesetzt), und das ist eigentlich Schade, weil sie mit einem etwas zurückhaltenderen, klassischen Make-up sicher noch viel gruseliger gewirkt hätten. So fehlt ihnen etwas die Glaubwürdigkeit.

Richtig gut wird es bei der Musik: Genau wie es ein guter Soundtrack tun sollte, fügt sich die Musik von James Newton Howard nahtlos in den Film ein und fällt öfters sogar positiv durch völlige Abwesenheit auf. In letzter Zeit gab es einige Filme, die einen mit einem zweistündigen, bombastischen Non-Stop-Soundtrack beschallt haben, und da war es eine wirklich angenehme Abwechslung, auch mal minutenlang gar keine Musik zu hören. Daraus allein zieht der Film einen guten Teil seiner Spannung!

Denn: Der Film ist spannend. Oh ja, und wie! Meine Frau und ich zumindest kamen mit einem ziemlichen Adrenalinrausch aus dem Kino. *g* Nevilles Begegnungen mit den Zombies erinnern in der Umsetzung etwas an die „Alien“-Filme: Statt literweise Kunstblut zu versprühen wird hier auf Spannung gesetzt, ohne Musik, nah dran an Neville, nur sein Atem wenn er sich in ein dunkles Gebäude wagen muss, um seinen Hund zu retten…

Von dem, was ich bisher geschrieben habe, könnte man meinen, dass „I Am Legend“ ein absoluter Kinotipp ist. Leider kann ich den Film nicht uneingeschränkt empfehlen. Die Gründe haben mit dem Ende des Filmes zu tun, was ich jetzt mal vorsichtig zu umschreiben versuche. Wer auf SPOILER empfindlich reagiert, sollte hier aber vielleicht nicht weiterlesen.

Robert Neville und SamAlso, wer die Buchvorlage nicht kennt, hat hier einen wirklich spannenden Film mit einem etwas fragwürdigen Ende. Man kann vermutlich ganz gut drüber hinwegsehen, es ruiniert den Film schon deswegen nicht, weil der Rest des Filmes einfach zu gut ist. Man muss ansonsten ein gewisses Maß an Spannung aushalten können oder sich einen Schal zum Augen zuhalten mit ins Kino nehmen, dann ist der Film durchaus empfehlenswert.

Wer das Buch kennt, geht natürlich mit ganz anderen Erwartungen ins Kino. Aus dieser Perspektive fallen zuerst mal vielfältige Änderungen an der Handlung auf. Bis zehn Minuten vor Schluss ist das alles aber gar nicht dramatisch, im Gegenteil. Ich habe das Buch vor einigen Jahren gelesen und mochte die Geschichte und die Prämisse des Buches. Und ich finde, dass die ganze Atmosphäre des Buches wirklich sehr gut umgesetzt wurde. Robert Nevilles Kampf gegen die Einsamkeit, sein am Sonnenuntergang ausgerichteter Tagesablauf, die Begegnungen mit den Zombies… Das alles kam rüber, verändert, aber es kam rüber, und dabei auch noch recht glaubwürdig. Der zusätzliche Sub-Plot um die Suche nach einem Heilmittel und die Flashbacks zu Nevilles Familie (zumindest glaube ich, dass das so im Buch nicht drin war) haben nicht gestört, im Gegenteil. Und gegen die veränderte Geschichte um Anna/Ruth hätte ich auch nichts einzuwenden gehabt.

Aber etwa zehn Minuten vor Schluss des Filmes zerlegt sich die Story komplett in ihre Einzelteile: Denn der Film setzt die Prämisse des Buches nicht um, sondern ersetzt sie durch ein merkwürdiges Wischi-Waschi-Ende, wie es eigentlich nur ein christlicher Fundamentalist ins Drehbuch reingeschmiert haben kann. Ehrlich, da war ich wirklich entsetzt, nachdem der Rest des Filmes die Sache doch wirklich gut getroffen hat. Wir beten ein bisschen, und dann wird schon alles gut? Happy End mit Kirchenglocken? Und dafür opfert man mal gerade eben die grundlegende Idee des Buches? Das kann es ja wohl nicht sein…

Fazit

Ein guter Film, fast sogar ein sehr guter Film. Eine bis kurz vor Schluss gute Verfilmung, die mit dem Schluss jedoch unterm Strich eine katastrophale Verfilmung darstellt. Tja, viel mehr kann man da eigentlich nicht sagen. Ich bin über dieses Ende immer noch etwas fassungslos…

Update: Nachdem ich nun im Netz ein älteres Drehbuch des Filmes von Mark Protosevich gefunden habe, bin ich noch viel verwirrter über die Entstehungsgeschichte des Filmes. Dieses Drehbuch (das ich allerdings nicht komplett gelesen habe) scheint wesentlich näher am Roman zu sein, hat dafür ein noch viel dämlicheres Happy End und ist generell eine ziemlich auf Action getrimmte Fassung der Geschichte. Das wäre kein wirklich guter Film geworden. Da muss man also wohl doch noch dankbar sein für die späteren Änderungen am Drehbuch (als zweiter Autor ist in den Credits Akiva Goldsman gelistet).

Weitere Infos

"I Am Legend" bei IMDB.com und Infos zum Roman "I Am Legend" bei der Wikipedia

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)