Jasper Fforde: The Eyre Affair

Cover The Eyre AffairRezension zu „The Eyre Affair“ von Jasper Fforde, Hodder and Stoughton London, ca. 373 Seiten, Ersterscheinung: 2001 (UK)

Inhalt

Das Buch spielt im Jahre 1985 in einer merkwürdigen und doch faszinierenden Parallelwelt. Die Hauptperson Thursday Next ist Agentin der „SpecOps“ genannten Spezialeinheiten, welche die Polizei unterstützen. Genauer gesagt ist sie bei SO-27, den LiteraTechs, welche Verbrechen an und rund um Bücher aufklären. Verglichen mit anderen SO-Einheiten ist das kein sehr glamouröser Job. Doch am Anfang des Buches wird Thursday für eine Stelle bei SO-5 angeworben: Sie soll SO-5 bei der Jagd nach Acheron Hades helfen, einem Meisterverbrecher mit unheimlichen Fähigkeiten, den Thursday von früher kennt.

Ohne zu viel verraten zu wollen: Die Jagd nach Acheron Hades geht schrecklich schief, doch in deren Verlauf begegnet sich Thursday selbst sowie einem Charakter aus einem Roman von Charlotte Brontë. Und sie wird in Hades‘ weitere Pläne hineingezogen: Er stiehlt ein Original-Manuskript von Charles Dickens, extrahiert einen Charakter und ermordet ihn. Und wie sich herausstellt vollziehen sich Änderungen an einem Original-Manuskript zeitgleich in allen Ausgaben auf der ganzen Welt! Agent Next muss Hades nun schnappen, bevor er noch größeren Schaden an weiteren unbezahlbaren Werken der Literaturgeschichte anrichten kann…

Bewertung

Die Handlung klingt erst mal eher lustig und vielleicht nicht mal so originell. Aber Jasper Fforde hat eine wirklich sehr glaubwürdige Atmosphäre geschaffen. Das eigentlich Besondere an dem Buch ist meiner Meinung nach auch nicht die Idee, in die Welt eines Buches einzutauchen. Auch wenn dieser Teil durchaus originell ist, denn Next taucht nicht einfach in die Welt des Buches ein, sondern sie taucht z.B. speziell im letzten Absatz auf Seite 131 auf. Da steckt schon viel Witz drin.

Aber noch viel besser finde ich die ganze Welt, die der Autor entworfen hat. Man kann gar nicht so genau sagen, warum diese Welt so anders ist, obwohl es etwas mit dem Wirken einer anderen SO-Einheit, der ChronoGuard, zu tun haben könnte. Jedenfalls befindet sich England in dieser Welt seit 131 Jahren im Krieg mit dem Zarenreich Russland um die Krim, die Sozialistische Volksrepublik Wales ist schon seit Jahrzehnten unabhängig und jedermann hält sich als Haustier einen Dodo, ein Überbleibsel des kürzlichen Reverse-Extinction-Hypes.

Die Menschen in dieser Welt sind alle ein wenig verrückt nach Büchern. So haben 125.000 Menschen ihren Namen in John Milton geändert (was zur Einführung einer Kennziffer für John Miltons führte), am Straßenrand stehen Automaten und lesen für ein paar Pence Ausschnitte aus Shakespeares Werken vor und militante John-Bacon-Anhänger ziehen von Tür zu Tür und versuchen die Leute zu überzeugen, dass es eigentlich Bacon war, der die Shakespeare zugeordneten Stücke geschrieben hat…

Das wirklich Geniale, denke ich, ist die Schilderung des Krimkrieges. Es wäre vermutlich ziemlich leicht gewesen, dieses Buch mehr im Stil der Anhalter-Romane völlig ohne eine ernstgemeinte Zeile zu schreiben. Aber durch den im Hintergrund schwelenden Krieg und die traumatischen Erinnerungen des Hauptcharakters gibt es bei aller Spaßigkeit und Verrücktheit der Handlung auch einen ernsten Unterton, was dem Buch sehr gut tut.

Es ist übrigens nicht nötig, die Werke von Charles Dickens oder Charlotte Brontë, insbesondere das titelgebende Werk „Jane Eyre“, zu kennen, um an diesem Roman seinen Spaß zu haben. Ich bin mir nicht mal sicher, ob es nicht sogar besser ist, „Jane Eyre“ nicht zu kennen, um von einigen Wendungen gegen Ende so richtig überrascht zu sein. Vermutlich ist aber beides ok, man tauscht, wenn man „Jane Eyre“ kennt, die Überraschung am Ende gegen die Verwunderung weiter vorne im Buch ein. 😉

Die Bücher sind auch auf Deutsch erschienen (dtv, glaube ich), aber ich habe Band 1 gleich auf Englisch gelesen. Die Sprache ist nicht zu kompliziert, auch wenn es vermutlich leichter zu lesende Bücher gibt. Mittlerweile gibt es mehrere weitere Romane rund um Thursday Next.

Fazit

Alles in allem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es rangiert für mich vom Humor her auf einem Niveau mit z.B. Terry Pratchett. Unterhaltsam, phantasievoll und nicht zu lang.

Links

Auf seiner Website hat Jasper Fforde einiges an Material zu diesem Roman online gestellt:

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